Warum kaufen so viele Leute Bio noch im Supermarkt?

vom 18.10.2014, 12:19 Uhr

In diesem Thread Bietet eure Universität auch regionale Produkte an? habe ich bereits geschrieben, dass meine Universität den Studenten eine Möglichkeit bietet, für wenig Geld regionales Obst und Gemüse zu erwerben. Es handelt sich dabei ausschließlich um Bio Produkte. Als ich mir das Angebot angesehen habe, war ich etwas erstaunt über die Preise und habe mich gefragt, wie es denn sein kann, dass dann noch so viele Menschen im Supermarkt Bio Produkte kaufen.

Wenn man in der Stadt wohnt, kein Auto hat und alleine ist, dann ist es klar, dass man lieber im Supermarkt einkauft, möchte man Bio essen. Da sage ich auch gar nichts gegen. Auch da gibt es andere Möglichkeiten, denn der Lieferdienst, der mit meiner Universität kooperiert, bietet das gleiche auch für Privatpersonen an, die sich dann die Ware in Kisten nach Hause bringen lassen können. Es scheint aber für sehr wenige Menschen eine Alternative zu sein. Hier im Raum nutzen schon viele Leute dieses Angebot, aber in anderen Städten habe ich bisher noch nicht davon gehört.

Die Preise für das Obst und Gemüse sind sehr niedrig. Deutlich niedriger, als im Supermarkt. Bio Ware im Supermarkt kostet meist schon sehr viel und oftmals sieht es nicht mehr so frisch aus, weil nicht viele Leute die Sachen kaufen. Die Preise für das Obst und Gemüse, was ich jede Woche bekomme, liegen nicht nur unter den Bio Preisen im Supermarkt, sondern auch unter den normalen Angeboten. Das finde ich dann schon beachtlich, wobei es eigentlich kein Wunder ist, denn der Bauer verliert viel, an den Supermarkt.

Es beginnt schon damit, dass die Konzerne nicht alles aufkaufen, was der Bauer produziert, denn ist eine Tomate zu klein oder zu groß, fällt sie aus dem Rahmen, eine schiefe Gurke geht auch gar nicht und wehe das Radieschen ist mutiert. Dieses Problem hat der Bauer nicht, wenn er die Sachen direkt verkauft, denn ein normaler Verbraucher achtet ja in der Regel nicht darauf, ob die Gurke gerade oder krumm ist. Daneben fallen die oft großen Transportkosten weg, die über lange Strecken anfallen und der Anteil für den Supermarkt auch. Der Bauer verkauft die Sachen direkt an die Leute in der Umgebung, hat sehr wenig Transportkosten (pro Kiste zahlt man 3 Euro Transportkosten) und mehr Profit.

Außerdem wird in der Regel so gut wie alles verkauft. Wenn man eine Regio-Kiste bestellt, dann bekommt man durchaus Abwechslung, aber man bekommt dann auch noch so lange Kürbisse oder Ingwer, wie welcher da ist, der kommt nicht auf die Tonne, nur weil Halloween zu Ende ist. Als Verbraucher profitiert man auch, da die Preise günstiger sind und die Sachen frischer. Bio aus dem Supermarkt ist ja oft nicht mehr so frisch. Deswegen verstehe ich nicht, warum viele Menschen weiterhin die Sachen aus dem Supermarkt kaufen, anstatt sich nach Alternativen umzuschauen. Die Leute die etwas abseits der Stadt wohnen und Bauernhöfe in der Nähe hätten, könnte ruhig mal dort hinfahren.

Ist es die Bequemlichkeit oder woran liegt es? Ich selbst kann es nicht nachvollziehen. Ich bin auch nicht bereit über ein Euro im Supermarkt für Bio-Möhren auszugeben, wenn ich sie auf dem Bauernhof für den halben Preis bekomme. Sind die Leute da einfach ein bisschen zu faul, um sich zu informieren? Woran liegt es, dass viele Menschen weiterhin mehr Geld für Gemüse und Obst ausgeben, welches mit Pestiziden verseucht ist, anstatt sich für weniger Geld Bio-Ware aus der Umgebung zu kaufen?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es wird schlicht daran liegen, dass es in vielen Städten solche Angebote nicht gibt oder nicht bekannt sind. Da muss der Anbieter schon massiv Werbung machen, um so bekannt zu werden, dass er so präsent wie ein Supermarkt ist.

Mit einer Lieferung nach Hause hätte ich ein Problem, sofern der Anbieter nicht in der Lage ist, nach abends zu liefern. Tagsüber bin ich nicht zu Hause. Und auch Abends bin ich öfters unterwegs. Der Liefertermin müsste sich also sehr flexibel wählen lassen. Ich bezweifle, dass ein solcher Anbieter das logistisch auf die Reihe kriegt. Schließlich ist es frische Ware, die man nicht einfach mal im Paketshop stehen lassen kann.

Ich kenne solche "Regio-Boxen" nur so, dass man nur sehr begrenzt das Angebot wählen kann. Üblicherweise bekommt man eben die Produkte, die gerade verfügbar sind. Das ist ja logisch, weil regionale Produkte saisonal sehr abhängig sind. Für mich bedeutet das aber, dass ich meine Koch- und Essgewohnheiten an die gelieferten Produkte anpassen muss. Außerdem würde ich wahrscheinlich eine Menge weg werfen, weil ich nicht alles davon verbrauchen würde.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


@Weasel: Eine Dame bei mir im Haus nutzt dieses Angebot und sie arbeitet tagsüber auch. Ihr wird die Box einfach vor die Haustür gestellt oder der Lieferant klingelt und stellt sie dann in den Hausflur. Ich denke, dass ist bei den meisten Leuten so. Ich habe da auch nichts gegen.

Es ist vermutlich auch der Sinn der Regio-Box, dass die Leute ihre Ernährungsgewohnheiten umstellen. Wer mal einen Ingwer, Fenchel oder Kürbis bekommt, der muss dann eben auch damit kochen. Man kann es jetzt wegschmeißen, so wie du sagst, man kann sich aber auch darauf einlassen und es probieren. Wenn man Dinge gar nicht mag oder allergisch ist, dann reicht man übrigens vor der Bestellung eine Liste mit diesen Nahrungsmitteln ein. Ich denke aber schon, dass es eben auch ein wichtiger Grund ist, warum sowas angeboten wird, Menschen sollen wieder kochen und essen lernen und zwar nicht nur das, was sie kennen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das Zeug im Gang stehen lassen funktioniert aber oft nicht, weil der Lieferant zum Beispiel gar nicht ins Haus kommt oder weil keine Abstellfläche vorhanden ist oder weil der Vermieter nicht möchte, dass Lieferungen irgendwo abgeladen werden. Ich persönlich hätte auch etwas dagegen, wenn meine Lebensmittel den ganzen Tag unbeaufsichtigt herum stehen, allein schon wegen der zahlreichen Haustiere hier.

Und es ist eben nicht jedermanns Sache, seine Essensgewohnheiten an die verfügbaren Waren anpassen. Natürlich war das vor 100 Jahren nach Gang und Gäbe, aber zu den heutigen Lebensgewohnheiten passt das eben nicht mehr. Sicher gibt es eine Zielgruppe, die das gerne tut, aber die ist eben sehr klein.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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