Heimweh nach Kanada - Fühle mich in Deutschland unwohl

vom 16.10.2014, 18:43 Uhr

Ich bin gestern von fast einem halben Jahr Kanada zurückgekommen und heute war ich (auch noch bei Regen...) zum ersten Mal wieder in meiner Stadt und echt entsetzt, wie unglaublich hässlich und trist alles ist. Kein Vergleich zu Vancouver, das zwischen Meer und Bergen liegt. :(

Und die "freundlichen" Leute in Deutschland ... hier bedankt sich ja keiner und alle schauen so schlecht gelaunt, beschweren sich über alles und nie wird man von jemand nett angeredet. Außerdem kommt mir hier alles so furchtbar stressig und eng vor. In Kanada fährt man und es kommt auch einfach mal eine Weile nichts. Die Highways sind so viel leerer und die Landschaft drumherum ist einfach wunderschön. Hier nicht wirklich.

Ich bin die ganze Zeit so unruhig, so als ob ich gerade meinen Flug nach Vancouver verpasse. Ich denke ständig daran, wie viel Uhr es gerade in British Columbia ist und an das, was ich nicht (mehr) habe. Es ist sehr bedrückend hier und das schlimme ist ja, das Kanada nicht Europa ist, weit weg und schwer auszuwandern. Ich wollte Jura studieren, aber jetzt will ich ganz sicher nach Kanada auswandern und da fällt Jura weg. Ich stehe jetzt also relativ perspektivlos da. "Dann geh doch" hilft da leider nicht, weil die eben so strenge Einwanderungsrichtlinien haben. Wenn ich könnte, würde ich es sofort tun. Ich bin auch so unglaublich neidisch auf die.

War von euch jemand schon mal eine Zeit lang im Ausland (work and travel, Auslandsjahr, Au Pair oder was auch immer)? Wie seid ihr mit der Rückkehr und Deutschland und habt ihr Tipps, um sich wieder besser und nicht wie ein Ausländer zu fühlen und nicht ständig ans Ausland zu denken? Ich finde es hier gerade nämlich leider nicht so toll und will einfach nur zurück.

» VancouverBC » Beiträge: 1 » Talkpoints: 1,08 »



Diese Gefühle kenne ich sehr gut. Ich war drei Monate in Kenia, was ja auch so ein kleines bisschen anders ist Deutschland. Das hat auch bei mir einen ziemlichen Eindruck hinterlassen. Andere User hier werden das schon gemerkt haben, weil ich es immer mal wieder erwähne, obwohl es nur lächerliche drei Monate waren. Aber es verändert einen, wenn man sich am anderen Ende der Welt zuhause gefühlt hat.

Und ich kam auch im nassen und trüben Monat Oktober zurück. Das ist schon ein ganz schöner Schock. Aber du bist doch erst seit gestern zurück. Der Schock wird sich legen. Du wirst dich wieder ein wenig daran gewöhnen und dich bald nicht mehr so fremd fühlen. Aber wahrscheinlich wirst du Deutschland nie wieder so sehen wie vorher, als es alles war, was du kanntest.

Wenn also wirklich der Wunsch bestehen bleibt, nach Kanada auszuwandern oder ähnliches, kannst du das doch in Ruhe angehen. Morgen wird das sicher nicht passieren. Das würde auch bei einem Land komplett ohne Einwanderungsbestimmungen nicht gehen. Gewöhne dich wieder ein bisschen ein und überlege dir in Ruhe, was du tun willst.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich war nach meiner Matura / meinem Abitur für ein Jahr als Au-Pair in Frankreich. Gut, der Unterschied ist in diesem Fall nicht so groß wie zwischen Kanada und Deutschland, aber dennoch gegeben. Selbst jetzt, nach fast 20 Jahren (!) denke ich noch mit voller Freude und Sehnsucht an dieses Jahr. So ein Auslandsjahr kann es schon in sich haben. Ich habe es jedenfalls ebenfalls mehr als nur genossen und mir ging es nach der Rückkehr ähnlich.

Ich habe mir ebenfalls ernsthaft überlegt, nach Frankreich auszuwandern. Es wäre im Vergleich zu deiner Situation auch nicht so umständlich gewesen. Dennoch muss man glaube ich aufpassen, was Träumerei ist und was Realität ist. Ich will damit nicht sagen, dass das eine oder andere Land nun besser oder schlechter ist. Es wird Auswanderer (wohin auch immer) geben, die mit ihrer Entscheidung sehr glücklich sind und es wird Auswanderer geben, die wieder zurück kommen, weil dann doch auf einmal alles ganz anders ist als gedacht.

Ich habe mich dann jedenfalls bald einmal dazu entschieden, in Österreich, in meiner Heimat, zu bleiben. Ich muss dazu aber auch sagen, dass ich mich hier auch immer sehr wohl gefühlt habe und ich hier nie ein bedrückendes Gefühl oder dergleichen hatte. Aber trotzdem habe ich eben ein Jahr in Süd-Frankreich, ebenfalls eingebettet zwischen Meer und Bergen gelebt und das war wirklich toll und großartig und vor allem verlockend um immer dort zu bleiben. Wenn ich ehrlich bin, bin ich froh, dass ein Auswandern durchaus realisierbar gewesen wäre. Wenn das nicht so gewesen wäre, kann ich mir gut vorstellen, dass es mir durchaus so gegangen wäre, dass ich einem Auswandern mehr "nachgetrauert" hätte. So ein wenig nach dem Motto: Ach wäre es nur leichter möglich, dann wäre doch alles besser und so weiter.

Wenn man dann aber doch konkret die Möglichkeit dazu hat (und die hatte ich wie gesagt), dann klingt das auf den ersten Blick sehr verlockend. Allerdings für mich eher nur für den ersten Blick. Der Preis war mir dann wie gesagt zu hoch und ich blieb dann in Österreich. Und diese Entscheidung habe ich seitdem auch niemals bereut! Das Auslandsjahr hat mein Leben sehr bereichert, auch jetzt, viele Jahre danach profitiere ich weiterhin noch davon. Ich möchte dieses Jahr auf keinen Fall missen, aber dennoch würde ich inzwischen nicht mehr auswandern wollen.

Vielleicht kann man das ein wenig mit einem schönen Urlaub vergleichen (obwohl das Auslandsjahr für mich nicht wirklich wie Urlaub war). Man findet es im Urlaub schön und oft fallen einem die ersten Tage zu Hause wieder schwer. Doch bald gewöhnt man sich natürlich wieder daran. Und nach so einem Jahr ist das wohl oft ähnlich, nur dauert es eben vielleicht noch etwas länger, bis man sich wieder an die Heimat gewöhnt hat. Ich würde an deiner Stelle einfach mal ein wenig abwarten und das berühmte Gras ein wenig wachsen lassen. Kanada läuft dir nicht davon!

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Vancouver mag so liegen, wie Du es sagst, aber so schön ist es auch wieder nicht. Die East Hastings mit ihren Drogensüchtigen brauche ich nicht mehr und das große Chinatown war mir auch in "Hongcouver" unheimlich. Dort gibt es so viel Armut und ich fand nur den Stanley Park und Teile North Vancouver als lebenswert. Gastown ist ja auch nicht eben ein Wohnbezirk und so viel Armut habe ich dann nur mehr in Calgary in Kanada erlebt.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Wenn ich mir speziell die Aufnahmen von Vancouver ansehe, weiß ich wirklich nicht, warum du nach diesem Ort eine solche Sehnsucht hast, da gebe ich celles recht. British Columbia ist insgesamt sicherlich sehr schön, danach kann man sich ganz bestimmt sehnen, aber es gibt schönere Städte als Vancouver.

Ich weiß ja nicht, wie alt du bist und ob du eine Ausbildung hast und zusätzlich noch Jura studieren wolltest. Wenn jemand Jura studieren möchte, wird er diesen Wunsch nicht aufgeben durch einen Aufenthalt in Vancouver. Wenn du gute Englischkenntnisse hast und dein Studium beendest, kannst du bestimmt auch in Kanada einem Job nachgehen. Allerdings musst du schon die dir fehlenden Jahre deines Studiums noch an der Uni verbringen und je mehr du dich hineinkniest ins Studium, desto schneller erfüllt sich dein Wunsch.

Normalerweise sucht Kanada ja jede Menge Facharbeiter. Sie wählen gezielt die Berufe aus, die sie brauchen. Dort geht es nicht so tolerant in der Einwanderungspolitik zu, wie in Deutschland. In Kanada wird gezielt gesucht, was sie brauchen. Das finde ich auch richtig.

Um deine Sehnsucht vorläufig nach Wasser und Meer zu stillen, kannst du in Deutschland auch in den Süden ziehen und dort dein Studium vollenden. Dort gibt es zwar nicht das Meer, aber Berge und große Seen, natürlich auch Universitäten.

Wisch deine Tränen ab und setze dich auf deine Hinterbeine. Tue etwas für dich, damit du bald in dein Traumland auswandern kannst. Perfektioniere auch deine Englischkenntnisse. Französisch wird auch anerkannt. Du kommst auch ohne deinen Studienabschluss nach Kanada, wenn du viel Geld hast und dort etwas aufbauen kannst, wie ein Geschäft oder dergleichen.

Wenn das mein Traum wäre, würde ich noch heute eine Menge dafür tun und mich nicht nur danach sehnen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich verstehe gerade nicht so richtig, warum dir ein Jura Studium nichts bringt? Warum ist das so? Klar, wir haben andere Gesetze hier in Deutschland oder Europa, als in Kanada. Das ist mit auch klar. Aber kann man denn in Kanada niemanden brauchen, der vielleicht in einer Firma für Import und Export arbeitet und sich deutschem oder europäischen Recht auskennt? Sicher wird das kein Massenmarkt sein.

Könnte man nicht als Rechtsanwaltsfachangestellter oder etwas vergleichbares in Kanada arbeiten? Oder sich hier eine Uni suchen, die als Schwerpunkt internationales Recht oder so etwas anbietet? Aber vielleicht sehe ich das ja zu rosig, da ich nicht aus dem Berufsbereich komme.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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