Vor dem Reden nicht nachdenken - Dinge sagen die man bereut?

vom 13.10.2014, 21:59 Uhr

Ich habe eine Bekannte, die mit mir zusammen arbeitet. Sie denkt vor dem Reden einfach nicht so richtig nach und sie merkt erst, dass sie was gesagt hat, was sie eigentlich nicht sagen wollte, wenn sie es ausgesprochen hat. Damit ist sie schon oft auf die Nase gefallen oder wie man auch sagt ins Fettnäpfchen getreten.

Leider kann sie einfach nicht anders und stößt damit manche Leute vor den Kopf. Kann man eigentlich irgendwie lernen erst nachzudenken? Gibt es da eine Therapie für oder muss man sich das selber irgendwie aneignen? Irgendwie tut mir die junge Frau auch leid. Denn manchmal bereut sie sofort nachdem sie Dinge ausgesprochen hat, was sie eigentlich von sich gegeben hat. Kennt ihr das selber oder kennt ihr Menschen, denen es so geht?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich denke, dass es wirklich eine Frage der Übung ist und man sich schon selbst dazu bringen kann, erst nachzudenken und dann etwas zu sagen. Aber manchmal flutscht einem ja doch etwas blödes heraus und man bereut es dann. Wenn es so extrem ist, wie bei deiner Arbeitskollegin, dann wird sie es sicher schwer haben, dies zu ändern. Sie kann sich ja mal erkundigen ob es da nicht Hilfe gibt.

Mir ist es auch schon einmal passiert, dass ich etwas gesagt habe, ohne vorher nachzudenken. Das habe ich bis heute nicht vergessen. Es war damals in der Berufsschule. Ich hatte einen schlechten Tag und die Lehrerin kam an unseren Tisch und wollte wissen, was wir bisher von der Aufgabe geschafft haben. Mir ist dann raus gerutscht, dass ich nicht voran komme, weil ich ja doch alles alleine machen muss.

Das hat mir meine Sitznachbarin sehr übel genommen. Sie hat mich mit großen Augen angesehen und war danach beleidigt. Ich habe mich dafür auch immer wieder entschuldigt, aber sie hat es mir nicht verziehen und sich dann für die weiteren Stunden in diesem Kurs woanders hingesetzt und auch sonst kaum noch mit mir gesprochen. Das habe ich bis heute nicht vergessen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich kenne das eher so, dass man Sachen sagt, die man bereut, wenn man sehr wütend ist und sich abreagiert. Dass man auch dann redet ohne nachzudenken ohne überhaupt wütend oder sonst irgendwie sauer zu sein, ist mir neu. Aber Menschen sind nunmal verschieden.

Ich kenne so ein Verhalten von mir überhaupt nicht. Ich denke erst nach, bevor ich etwas sage und ich sage die Dinge auch so, wie ich sie meine. Mit Heuchelei kann ich überhaupt nichts anfangen. Leider fühlen sich dennoch viele davon vor den Kopf gestoßen, weil ich eben das sage was ich denke und meine und nicht das, was man von mir hören will.

Würde es deiner Freundin vielleicht helfen, wenn sie sich gezielt eine Minute Zeit nimmt mit einer Antwort, egal ob sie schon eine Antwort parat hat oder nicht? Sie kann ja auch erst 30 Sekunden schweigen und dann reagieren und das nach und nach steigern. Möglicherweise bringt das irgendwann Routine und dann eben auch den gewünschten Erfolg. Dafür müsste sie aber sehr viel Selbstdisziplin haben und ich weiß nicht, ob sie genug davon besitzt.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, dass man das ganz gezielt üben muss. Beispielsweise bis 2 zählen bevor man antwortet. Dann kann es vielleicht ein bisschen länger dauern, aber man beleidigt niemanden oder muss dann nichts bereuen. Mit Übung bekommt man das irgendwann bestimmt hin, aber dazu muss man sich ganz gezielt zwingen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Sicher ist es mir auch schon passiert, dass mir etwas rausgerutscht ist, was mir später dann leid tat. Ich denke, so hin und wieder passiert das jedem mal, aber es sollte eben nicht überhand nehmen. Wenn es einem wirklich ständig passiert, dass man Aussagen tätigt, mit denen man andere verletzt und die man dann später doch bereut, dann sollte man doch daran arbeiten, dass es einem nicht mehr so geht und dass man erst nachdenkt, bevor man redet. Ob es eine Therapie dafür gibt, weiß ich nicht, aber es sollte doch möglich sein, daran auch selber zu arbeiten und einfach mal nachzudenken, bevor man etwas sagt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich denke, dass jeder manchmal ins Fettnäpfchen tritt oder etwas Unüberlegtes sagt. Man weiß ja auch nicht immer, ob der Gesprächspartner vielleicht einen wunden Punkt hat, weil ihn ein bestimmtes Thema persönlich eher betrifft, und voilá, schon hat man jemanden unabsichtlich gekränkt. Dieses Risiko geht man eigentlich immer ein, wenn man den Mund aufmacht, und generell finde ich es nicht so schlimm. Lieber mache ich Small Talk und sage auch mal etwas Dummes, als dass ich es so halte wie manche Bekannte, die generell kaum etwas sagen. Dabei riskieren sie zwar nicht, anzuecken, wirken aber schnell langweilig und ungesellig, und das ist auch nicht immer so attraktiv.

Andererseits kenne ich aber auch Leute, die wirklich immer mit dem herausplatzen, was ihnen gerade durch den Kopf geht, und auch keine Probleme haben, beispielsweise Vorgesetzten über den Mund zu fahren und ihre eigenen unausgegorenen Weisheiten heraus zu tröten. Dabei handelt es sich meiner Erfahrung nach gerne um Damen um die 50, obwohl sich das Phänomen sicher nicht auf ein bestimmtes Alter oder Geschlecht eingrenzen lässt. Kennzeichnend ist jedenfalls, dass den Herrschaften jedes Feingefühl oder Unrechtsbewusstsein fehlt, wenn sie taktlose Fragen stellen, oder jemanden belehren, der über das Thema promoviert hat.

Und solange die Leute nicht selber merken, dass sie von einem Fettnäpfchen ins andere stolpern und sich die meisten Leute in ihrer Gegenwart eher fremdschämen oder über den ganzen Nonsens ärgern, der unkontrolliert aus den Kandidaten hervor schäumt, glaube ich auch nicht, dass man dagegen etwas tun kann. Ändern müssen sich Leute von alleine, und solange sie alle anderen für blöd halten, wenn sie eingeschnappt reagieren, haben sie ja keinen Grund, den Fehler bei sich selber zu suchen.

Und in meinem speziellen Fall denke ich mir: Die Frau ist 55 und Oma - wenn sie in ihrem ganzen Leben nicht gelernt hat, was Takt und Anstand sind, werde ich es ihr wohl kaum beibringen können. Mitleid habe ich aber keines, schließlich ist die Alte selber schuld, wenn sie alles und jeden um sich herum mit ihrem unkontrollierten Sprechdurchfall vergrault.

» Gerbera » Beiträge: 11315 » Talkpoints: 48,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Gerbera hat es doch sehr treffend beschrieben. Es gibt wohl niemanden, der noch nicht mit etwas gekommen ist was einen anderen verletzt hat. Dabei macht es aber den Unterschied, ob es einmalig passiert und man daraus lernt, oder ob man sich dauerhaft so verhält. Selbst das zählen bis 2 bringt nicht viel, wenn man sich in dieser kurzen Pause keine Gedanken dazu macht was man sagt und wie man es sagt, sondern dann einfach mit dem herausplatzt was einem gerade in den Sinn kommt.

Man solle aber schon wissen, wann und wo man das bringen kann und wo nicht. Vor allem wenn es nur geistiger Durchfall ist, dann hat das auf der beruflichen Ebene nichts zu suchen wenn man mir das als Vorgesetzter um die Ohren haut und dann muss man auch mit den Konsequenzen dafür rechnen und damit leben können. Aber selbst dort sind welche absolut Resistent und machen es in einer Tour weiter, als wenn diese niemals Takt und Anstand gelernt haben, dass man nicht alles aussprechen muss was einem gerade durch den Kopf fliegt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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