Nährstoffgehalt und Vitamine bei Biogemüse besser?

Ich stehe manchmal im Geschäft und kämpfe mit mir Biogemüse oder Bioobst zu kaufen. Kämpfen deswegen, weil es sehr viel teurer ist als "normales" Gemüse und auch nicht so besonders schön aussieht. Oft sind die Äpfel verschrumpelt, die Tomaten sind fleckig, die Gurken schon gelb und auch sonst kann ich vom optischen dem Biogemüse nichts abgewinnen. Jedenfalls sieht es nie besser aus als das "normale" Gemüse oder Obst.

Nun meinte aber meine Tante, die nur Bio kauft, dass der Nährstoffgehalt und auch die Vitamine in Biogemüse viel höher und besser wären. Ich kann mir das nicht vorstellen, weil ich nicht wüsste, wie denn mehr Nährstoff und mehr Vitamine in biologisch angebautem Gemüse und Obst hineinkommen sollte. Wie sieht es mit dem Nährstoffgehalt bei Gemüse und Obst aus, wenn es biologisch angebaut wurde?

Im großen und ganzen sind der Nähstoff- und der Vitamingehalt bei bio und konventionell ausgeglichen. Das meiste Biogemüse wird auch nicht anders angebaut als konventionelles, der Unterschied liegt in Dünger und Schädlingsbekämpfung. Sonnengereifte Tomaten, die wirklich erst reif geerntet werden, haben beispielsweise mehr Lycopin als Treibhaustomaten. Aber das liegt allein an der Sonne und nicht an bio oder konventionell.

Wenn sich bio durch den höheren Preis schlechter verkauft, dann sinken die Vitamingehalte durch die längere Lagerzeit gegenüber frischer verkauftem konventionellem Gemüse sogar ab.

Doch trotzt dieser in diesem Bereich nur geringen Unterschiede ist es durchaus sinnvoll bio zu kaufen. Wenn man die Produkte sorgfältig auswählt, dann helfen die eingesparten Mengen an Kunstdünger und Pestiziden, bzw. Fungiziden durchaus der Umwelt und tun auch der Gesundheit gut.Nur ist bio eben nicht prinzipiell besser. Bio-Kartoffeln aus Ägypten sind beispielsweise Katastrophe. Abgesehen vom langen Transportweg werden sie pro kg mit 200 und bis 400 Liter Wasser aus jahrhundertealten, unterirdischen Reservoire gewässert. In einem Wüstenland ist es natürlich total sinnvoll, die letzten reinen Wasserquellen für in Europa vermarktete Bio-Kartoffeln zu nutzen, während die Bevölkerung schmutziges Nilwasser bekommt. Aber viele Bio-Projekte sind eben auch sinnvoll und nachhaltig gut.

Das Klischee vom verschrumpelten Biogemüse ist nun wirklich überholt, in den Supermärkten sieht das auch nicht anders aus als konventionell angebautes Gemüse, es unterscheidet sich nur durch die entsprechenden Kennzeichnungen und den Preis. Auch Biobauern wissen, dass der typische Kunde nichts kauft, was unappetitlich aussieht.

Obst und Gemüse hat dann viele Vitamine, wenn es keine langen Transportwege hinter sich hat, keine lange Lagerung und auf dem Feld reifen konnte. Es ist deshalb sinnvoller auf die regionale Herkunft zu achten und wenn immer möglich direkt beim Erzeuger zu kaufen. Die Äpfel, die ich hier um die Ecke direkt von den Bäumen weg kaufen kann, haben kein Biolabel, aber sie sind sicher vitaminreicher und umweltfreundlicher als importierte Bioäpfel aus Afrika.