Wie jemanden aufbauen dessen Partner verstorben ist?

Mein Onkel ist vor wenigen Wochen verstorben. Nun leidet meine Tante natürlich sehr darunter, gestern war dann die Beerdigung und verständlicherweise ist sie dort dann auch mehrmals zusammen gebrochen. Die Beiden haben ihr ganzes Leben zusammen verbracht, sich sehr früh kennengelernt und sich immer verstanden.

Nun ist es so, dass ich es schon verstehen kann, aber irgendwie würde ich ihr gerne helfen. Sie ist so eine liebe Person und da würde ich sie gerne irgendwie auf andere Gedanken bringen, sie denkt den ganzen Tag an ihn und hängt sehr durch. Früher haben sie eben viel unternommen und nun wird sie das alleine wohl nicht mehr machen wollen. Jetzt nach der Beerdigung ist natürlich alles noch ganz frisch, aber ich will für sie da sein und ihr beistehen. Was kann ich da machen?

Das ist natürlich schwierig. Ich hatte das vor ca. 1 Jahr mit meiner Nachbarin auch. Ihr Mann ist damals verstorben und sie war auch sehr verzweifelt und traurig. Immer wenn ich sie getroffen habe, brach sie in Tränen aus und sagte, dass sie nicht wüsste wie sie weiterleben sollte. Ich habe ihr dann zugehört und ihr versucht gut zu zusprechen. Außerdem habe ich ihr Hilfe angeboten, was das Einkaufen etc. angeht.

Mittlerweile hat sie ein älteres Paar aus der Nachbarschaft mit dem sie häufiger mal weg fährt und es scheint ihr auch besser zu gehen. Wir sprechen meist kurz, wenn wir uns zufällig am Zaun treffen. Vielleicht kannst du deiner Tante eben auch Hilfe bei der Hausarbeit und ähnlichem anbieten und einfach da sein, wenn sie mal reden möchte.

Ganz wichtig ist natürlich das Zuhören. Vielen Menschen wird es dann nach einer Weile zu blöd und sie meinen zu wissen, wann die Trauerzeit beendet zu sein hat und wollen dann auch nichts mehr hören. Das ist natürlich ganz falsch. Vor allem, wenn man wirklich sein ganzes Leben mit einem Menschen verbracht hat.

Dennoch sollte man die Person auch nicht durch zu verständnisvolles Zuhören darin bestärken, sich zurückzuziehen und aufzugeben. Es ist eine Gratwanderung. Irgendwann muss man die Person wieder ins Leben holen, etwas mit ihr unternehmen, sie auf andere Gedanken bringen und ihr zeigen, dass das Leben auch noch ganz schön sein kann.

Ich denke, es kommt auf die Art und Weise an, wie man das anstellt. Zu sagen, sie soll vergessen, ist sicherlich falsch. Aber langsam beginnen, nicht nur im Wohnzimmer zu trauern, sondern auch mal bei einem Spaziergang, kann schon viel bringen. Und mit der Zeit wird es dann einfacher, seinen Schmerz in die Handtasche zu packen und aus dem Haus zu gehen. Nur, dass man ihn daheim in die unterste Schublade packt und vergisst, ist unrealistisch. Das ist jetzt ein Teil von ihr. Man muss ihr nur helfen, dass dieser Teil nicht zur Fessel ans Haus wird.

Wenn sich ein Ehepaar schon so lange kannte und fast das ganze Leben miteinander verbracht hat, ist der Schmerz über das Ableben des Partners sehr groß. Jede Kleinigkeit erinnert an ihn. Der Schmerz wird noch lange anhalten. Vieles Reden hilft nicht. Man muss einfach da sein und zuhören und ab und zu etwas Sinnvolles, wie es sich ergibt, einwenden.

Einige Zeit nach der Beerdigung würde ich es mit Wald- oder Wiesen-Spaziergängen versuchen. Da kann sie immer noch von deinem Onkel erzählen, aber auch auf andere Gedanken kommen. Sie unter Leute zu bringen, die eventuell viel fragen und alles neu aufwühlen, hat keinen Sinn. Deine Tante muss erst die erste Trauer etwas überwinden. Ich denke, einfach für sie da sein, ob persönlich oder am Telefon, wird momentan das Beste sein.