Warum hat der Körpermaßindex Auswirkungen auf Gehalt?

vom 11.10.2014, 15:53 Uhr

Arbeitet eine Frau, die etwas molliger ist, weniger gut als eine normalgewichtige oder dünnere Frau? Eine Jobstudie besagt nun, dass dickere Frauen schlechter bezahlt werden. Bei Frauen, die in der Modewelt arbeiten und Modelmaße haben, kann ich mir das sehr gut vorstellen. Denn sie müssen etwas darstellen, damit die Kleidung gut zur Geltung kommt und den geladenen Gästen gefällt.

Aber wie sieht es im Büro oder im Einzelhandel aus. Diese Damen arbeiten genauso viel und fleißig wie die dünneren Kolleginnen. Da ist es doch gerechtfertigt, sie beide gleich zu bezahlen, wenn sie die gleiche Arbeit erledigen. Warum erhalten Frauen mit normalen oder Modelmaßen mehr Entgelt für die gleiche Arbeit? Was bewegt den Chef, diesen Frauen mehr Lohn zu zahlen? (Journal of Applied Psychology)

Bei den Männern ist es etwas anders. Dünne oder sehr dünne Männer haben es sehr schwer eine gut bezahlte Arbeit zu finden. Beide, dünne Männer und dicke Frauen bekommen nur sehr selten einen verantwortungsvollen Job in der Chefetage. Warum werden hier gut genährte Männer und dünne Frauen bevorzugt? Warum traut man ihnen mehr zu? Geht es bei den Herren um Muskelmasse und vermeintliche Stärke, die ausschlaggebend sind für einen guten Verdienst?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Der gesunde Menschenverstand wird einem vermutlich sagen, dass es keinen Unterschied macht, ob jemand dick oder dünn ist, zumindest nicht, was die Intelligenz angeht. Aber unser gesunder Menschenverstand kommt eben nicht immer zum Einsatz und gerade, wenn es um Bewerbungsgespräche geht, spielt die Sympathie ja auch eine sehr große Rolle. Ich habe mal eine Doku geguckt, die unser Leben in der Zukunft zeigen sollte und da waren viele amüsante Sachen bei, aber eine Sache wird möglicherweise durchaus Realität werden. Übergewichtige Menschen müssen mitunter irgendwann größere Beiträge zur Krankenkasse zahlen, als normalgewichtige Menschen. Man nimmt natürlich an, dass diese Menschen schneller und stärker von bestimmten Krankheiten betroffen sein werden.

Möglicherweise ist dieses Denken unbewusst auch im Alltag dominant. Wenn man jemanden übergewichtigen sieht, denken einige Menschen möglicherweise, dass bestimmte Eigenschaften mit dieser Person assoziiert werden. Dazu könnten Eigenschaften gehören wie mangelnde Disziplin oder Faulheit. Ohne es pauschalisieren zu können nimmt man ja mitunter schon an, dass jemand der übergewichtig ist, nicht die Disziplin und Motivation hat, mit Sport zu beginnen und Ernährungsgewohnheiten zu ändern. Jemand der dünn und sportlich ist, sieht schon sehr leistungsfähig aus. Eine dicke Person wird am Schreibtisch vermutlich die gleiche Arbeit leisten, schaut aber im Vergleich eben nicht so leistungsfähig aus. Mit übergewichtigen Menschen werden oft negative Eigenschaften assoziiert und ich denke, dass sich das mitunter dann schon auf die Stelle auswirken kann, so dass man solche Leute dann geringer bezahlt. Im öffentlichen Dienst trifft dies ja aber nicht zu und in der freien Wirtschaft hat man mit solchen, aber auch mit vielen anderen Problemen zu kämpfen.

Menschenverstand kann nun mal nicht das ausschalten, was evolutionsbedingt in uns verwurzelt ist. Wir finden Menschen attraktiv, die fit und gesund sind, dazu gehört auch sportliches Aussehen. Zu dünne Personen werden in der Regel auch nicht als attraktiv empfunden, sie wirken unbewusst auf uns kränklich. Männer wirken attraktiver auf Frauen, wenn sie größer sind und Muskeln haben. Trifft Attraktivität dann auch noch auf Intelligenz, kann ich mir schon gut vorstellen, dass einige Menschen dann bereit sind mehr zu zahlen, als jemanden der die gleiche Qualifikation hat, den sie aber nicht so attraktiv finden.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Eine dicke Person wird zum Teil mit doof und behäbig assoziiert, obwohl sie genauso gut ist, und das finde ich schon schlimm. Natürlich wird das keiner mitbekommen, warum die Bewerbung einer fülligeren Frau aussortiert wird und man eine schlankere Person einstellt. Aber die Absage lässt schon spüren, warum man sie bekommen hat. Es wird wohl so sein, dass man annimmt, Dicke leisten weniger.

Die Gehaltseinstufungen werden nach Äußerlichkeiten und nicht nach Leistung vorgenommen. Das ist allgemein menschlich. Das ist so wie beim Beschützerinstinkt. Dicke helfen sich alleine, zartere Personen brauchen eher Schutz. Dicke Personen mit der besten Qualifikation werden nur dann für einen Job genommen, wenn keine andere, schlankere Person zur Auswahl steht. Dünne Männer wirken einfach nicht so attraktiv und leistungsfähig und so traut man ihnen weniger zu und denkt vielleicht an Krankheiten. Es wundert mich wirklich, dass etwas fülligere, nicht übermäßig dicke Männer da Vorteile haben, im Gegensatz zu Frauen.

Glaubst du, Crispin, dass eine Frau eher einen muskelbepackten Mann einstellen würde, als ein männlicher Personalchef? Sicherlich legen Frauen mehr Wert auf Sympathie, das wird schon stimmen. Aber was bringt es, wenn dieser Muskelmann einer Sportart nachgeht, die ihm zum Beispiel Sehnen und Bänderrisse beschert und der Arbeitgeber als Folge eine Krankenmeldung bekommt?

Es sollten wirklich nur Können und Sympathie den Ausschlag geben. Aber das ist nun mal nicht so. Leider ist es so, dass eine schlanke Figur auf körperliche und geistige Fitness hinweist, obwohl die geistige Fitness oft fehlt. Aber das sieht man nicht und merkt es erst später.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



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