Delfine in Gefangenschaft aber nicht in sterilen Becken?

In diesem Beitrag wurde ein Delfin erwähnt, der eine Schwanzflossenprothese bekam. Dadurch kann er zwar weiterleben, muss dies aber in Gefangenschaft tun. Die Frage war, ob dieses Leben dann trotz der Behinderung noch lebenswert ist. Letztlich kommt es dabei eben sehr auf die Umstände an und bei einem Delfin eben sehr auf die Haltungsform.

Andere User kannten den Delfin auch schon aus Reportagen und sogar einem Kinofilm, wenn ich das richtig verstanden habe, und haben schon einige Misstände aufgezählt, unter denen dieser Delfin zu leiden hat.

Ich kenne diesen Delfin nicht. Daher kam mir der Gedanke, dass es ihm mit der Prothese in Gefangenschaft ja nicht unbedingt schlecht gehen muss, wenn sein Becken sehr groß ist und er nicht unter Touristen leiden muss wie etliche Artgenossen in diesen Meerestierzentren mit Vorführungen. Leider ist es wohl so, dass er in genau so einer Einrichtung lebt.

Aber warum ist das eigentlich so, dass es für Delfine nur solche Einrichtungen zu geben scheint? Oder gibt es auch Einrichtungen, die ihren Tieren ein artgerechteres Leben ermöglichen. In normalen Zoos mit anderen Tierarten wird das doch auch versucht. Wer würde sich heutzutage auch Schimpansen und Elefanten in sterilen Betonräumen ansehen? Nein, da sind Pflanzen und Versteckmöglichkeiten und ähnliches. Ebenso in den Aquarienabteilungen. Da leben etliche Fische und andere Meerestiere in Gefangenschaft. Aber eben zwischen Pflanzen, Steinen, Höhlen und und und.

Gibt es auch Delfine, die so gehalten werden? Oder sind die immer zum Clowndasein in sterilen Betonbecken verdammt, sobald sie in Menschenhand geraten? Stehen die Tiere da auch dermaßen unter Streß? Es gibt ja Berichte von Delfinen, die Selbstmord begangen haben und natürlich von Krankheiten, Aggression und ähnlichem.

Mir geht es hierbei nicht darum, dass es dann ja in Ordnung ist, Delfine zu halten, wenn man ihnen ein paar Pflanzen ins Becken gibt. Ich bin nur mal wieder enttäuscht über meine Naivität, dass ich dachte, dass dieser Delfin mit seiner Prothese dennoch ein einigermaßen schönes Leben haben könnte. Jetzt frage ich mich, ob ich wirklich hoffnungslos naiv bin oder ob es doch wenige Beispiele gibt, wo Delfine einigermaßen artgerecht in Gefangenschaft leben.

Der Delfin mit der Schwanzprothese heißt Winter, seine Geschichte kannst du auf Wikipedia nachlesen. Der Delfin wurde versehentlich von einem Fischer im Netz gefangen, wobei er sich schwer verletzt hat und dann eben in einem Aquarium in Japan untergebracht wurde. Der Kinofilm heißt „Mein Freund, der Delfin“ und erhielt eigentlich durchweg positive Kritiken, weshalb vor drei Tagen auch der zweite Teil bereits in die deutschen Kinos gestartet ist. In diesem Fall ist es natürlich schwierig zu sagen, ob man dem Delfin etwas Gutes damit getan hat, ihn in Gefangenschaft zu pflegen, denn immerhin hätte er in der freien Wildbahn nicht überlebt. Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Leben in einem kleinen Becken für einen Delfin lebenswert sein kann.

Was in ihren Köpfen vorgeht, weiß man natürlich nicht, aber Delfine sehen aufgrund der Form ihrer Schnauze ja meistens so aus, als ob sie lächeln würden, von daher sollte man vorsichtig sein, ob es ihnen wirklich gut geht. Dass Delfine Selbstmord begehen können, hattest du ja auch schon erwähnt – das war bei dem Delfin, der damals Flipper verkörpert hat, der Fall. Delfine müssen nämlich bewusst ein- und ausatmen, weshalb auch wenn sie schlafen immer eine Gehirnhälfte wach ist, ansonsten würden sie sterben. Und der Delfin, der Flipper gespielt hat, hat damals in den Armen seines Trainers Richard O’Barry, der sich heute für die Freiheit von den Delfinen einsetzt, einfach aufgehört zu atmen. Auf YouTube gibt zudem von einem Delfin, der über den Beckenrand springt.

Zu deiner eigentlichen Frage: Ja, es gibt Delfine, die in sogenannten Sea Pens leben. Sie leben also in der Bucht und ihr Lebensraum wird durch Netze abgetrennt. Wenn du dir im Internet mal Bilder dazu anschaust, dann wirst du aber sehen, dass sie deswegen nicht mehr Platz haben und sie müssen trotzdem Tricks ausführen, um Zuschauer anzulocken. Ähnlich verhält es sich ja auch mit Delphinen, die als Therapietiere eingesetzt werden. Die sind auch meistens im Meer, aber eben in einem abgesperrten Bereich, wo sie ihre Leistung zu erbringen haben.

Letztendlich ist es aber ganz egal, wo ein Delfin lebt, meistens geht der Gefangenschaft eine grausame Geschichte hervor. Wenn du dich für die Thematik interessierst, kann ich dir den Film „The Cove“ beziehungsweise auf Deutsch „Die Bucht“ empfehlen. Darin geht es um eine Delphinjagd in Taiji, Japan, die von September bis März stattfindet. Die Fischer dort töten die Delphine, weil sie ihnen ja ihren Fisch wegessen. Sie treiben sie in die Bucht, töten sie und suchen sich die besten Exemplare heraus, um sie dann an Aquarien weiterzuverkaufen. Gerade im Moment werden beispielsweise zwei Grindwale in der Bucht festgehalten. Sie fressen nicht mehr, weshalb sie zwangsernährt werden. Sie haben kaum Platz zum Schwimmen und Tauchen, weshalb ihre Rücken mit Sonnencreme eingeschmiert werden, sodass sie keinen Sonnenbrand bekommen. Ihre Familie wurde auf der Jagd vor über zwei Wochen (seitdem sind sie gefangen) komplett ausgerottet. Also wann auch immer man sich Delfine in Gefangenschaft ansieht und wenn sie auch noch so glücklich wirken – man sollte sich immer gut überlegen, woher sie kommen und was ihnen schon alles widerfahren ist.