Warum gibt es unterschiedliche Regelungen in Studiengängen?

vom 10.10.2014, 22:34 Uhr

Ich mache ein duales Studium an einer Hochschule, in der mehrere Studiengänge angeboten werden. Diese Studiengänge werden noch einmal in die Fakultät Wirtschaft und Technik unterteilt, wobei der hauptsächliche Unterschied die Zeiten der Theorie- und Praxisphasen sind. Im dualen Studium ist man ja immer drei Monate pro Semester im Betrieb und damit nicht alle Studenten gleichzeitig an der Hochschule sind, wechseln sich Wirtschaft und Technik meist ab.

Das ist aber nicht der einzige Unterschied, der zwischen den Studiengängen besteht. In der Praxisphase, als in der Zeit, in der man im Unternehmen ist, muss man in allen Studiengängen eine sogenannte Projektarbeit schreiben. Wie diese Projektarbeit auszusehen hat, wird von allen Studiengängen unterschiedlich geregelt. Bei meinem Freund, der zur Fakultät Technik gehört, war das ganze zum Beispiel kaum formell, es gab nur eine grobe Seitenanzahl, die eingehalten werden musste, ansonsten konnte er frei entscheiden, wie er die Arbeit aufbaut. Bei mir hingegen gab es erst einmal einen Onlinekurs dazu, wie man eine wissenschaftliche Arbeit schreibt und nach diesen Kriterien musste ich dann auch meine Projektarbeit schreiben. Ich hatte feste Vorgaben in Bezug auf Formatierung, Inhalt und Umfang. Mein Thema musste auch vorher abgesegnet werden von meinem Studiengangsleiter, während mein Freund sich einfach so etwas ausgesucht hat. Von einem anderen Studiengang der Fakultät Wirtschaft weiß ich, dass es dort auch so gehandhabt wurde wie bei meinem Freund, also die unterschiedlichen Fakultäten geben zwar einige Kriterien vor, aber allein daran liegt es nicht. Meistens hat jeder Studiengang auch noch spezifische Anforderungen.

Ein anderes Beispiel, das mir dazu einfällt, sind Anwesenheitslisten. Bei uns herrscht Anwesenheitspflicht, immerhin werden wir von unseren Unternehmen auch dafür bezahlt, dass wir studieren. Daher geht bei uns in jeder Vorlesung eine Liste herum, in der man unterschreiben muss. Manchmal gehen am Tag sogar zwei Liste herum, also am Vormittag und am Nachmittag, auch wenn wir da den gleichen Dozenten haben. In anderen Studiengängen gibt es nur vereinzelt Anwesenheitslisten oder auch gar keine.

Insgesamt wundert mich das doch ein wenig, immerhin gehören wir alle zur selben Hochschule. Warum gibt es dann also in jedem Studiengang noch so extreme Unterschiede? Habt ihr das an eurer Hochschule beziehungsweise Universität auch erlebt, dass jeder Studiengang seine eigenen Regelungen hat oder habt ihr im Austausch mit Studenten aus anderen Studiengängen keine Unterschiede bemerkt? Warum gibt es keine allgemeinen Regelungen für Dinge wie Überprüfung der Anwesenheitspflicht oder Projektarbeiten?

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Die Erklärung ist eigentlich ganz einfach. Überall sind Menschen beteiligt und verschiedene Menschen haben eben verschiedene Ansichten und Meinungen zu verschiedenen Themen. Und diese Ansichten findet man dann auch in den Studienordnungen wieder. Auf der anderen Seite kann sich die Studienordnung auch von der Handhabung in der Praxis unterscheiden, weil zum Beispiel die Dozenten ihre Zeit lieber in die Lehre stecken, anstatt eine Anwesenheitsheitspflicht bei erwachsenen Menschen zu kontrollieren.

Außerdem ist es ja einfach so, dass durch die unterschiedliche Thematik einfach auch unterschiedliche Anforderungen entstehen. So werden sich die wenigsten Technikdozenten werden für die Form einer Studienarbeit interessieren, sondern sind in erster Linie am Inhalt interessiert. Sie Seitenzahl bei einer technischen Studienarbeit variiert sowieso extrem stark, da ja meist viele Bilder drin sind. Da kann man einfach schlecht punktgenau eine bestimmte Seitenzahl abliefern, wie es bei einer eher text-lastigen Arbeit vielleicht noch funktioniert. Wichtiger als der formale Aufbau ist allerdings die inhaltliche Strukturierung und darauf wird in der Regel natürlich sehr viel Wert gelegt.

Das Thema Anwesenheitspflicht ist an einer Hochschule sowieso unsinnig. Auch wenn man von seinem Betrieb dafür bezahlt wird ist man letztendlich als erwachsener Mensch selbst für den Studienerfolg verantwortlich. Ab einem gewissen Alter sollte man begriffen haben, dass man nicht für die Schule lernt und das gilt ganz besonders, wenn man den Praxisbezug durch das duale Studium hat. Das mag sich aber vielleicht auch in den letzten Jahren etwas geändert haben, weil die Studenten ja durch Wegfall der Bundeswehr und fast flächendeckende Einführung von G8 im Schnitt jünger geworden sind. Aber selbst dann bräuchte man die Anwesenheitspflicht nur in den ersten ein, zwei Semestern.

Ich habe auch die Beobachtung gemacht, dass bei wirtschaftlichen Studiengängen mehr Wert auf Formalitäten gelegt wird. Gerade am Beispiel Studienarbeiten ist mir das auch aufgefallen. Wobei das ja auch teilweise von Dozent zu Dozent unterschiedlich ist.

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