Gegner der Abtreibung - automatisch auch Vegetarier?

vom 10.10.2014, 16:47 Uhr

Ich hatte heute ein sehr interessantes Gespräch mit Kommilitonen. Es wurde über eine andere Kommilitonin geredet, die erst dieses Wintersemester an unserem Institut begonnen hat. Davor war sie wohl an der geisteswissenschaftlichen Fakultät und sie ist bekannt dafür, dass sie sich gegen die Abtreibung einsetzt. Eigentlich in unserer heutigen Zeit kein weit verbreitetes Thema mehr, denn die meisten Frauen sind heute für Selbstbestimmung und möchte selbst über sich und ihren Körper entscheiden können. Bei dem Gespräch kam dann auch die Tatsache ins Spiel, dass besagte Studentin auch Vegetarierin sei und daraufhin meinte eine Freundin von mir, dass dies ja sicherlich häufig der Fall wäre, immerhin ließen sich die beiden Themen gut vereinbaren.

Eigentlich finde ich es merkwürdig einen Zusammenhang zwischen Vegetariern und Gegnern der Abtreibung zu suchen, aber wenn man es recht überdenkt, dann ist es eigentlich gar nicht so abwegig. Die einen setzten sich gegen das Quälen und Töten der Tiere ein und die anderen gegen das töten von Ungeborenen. Nun werden sicherlich einige sagen, Mensch und Tier, dass ist doch nicht das gleiche. Natürlich gibt es eine Vielzahl von Menschen die der Ansicht sind, dass Menschen über den Tieren stehen und man daher den Tot eines Menschen nicht mit dem eines Tieres vergleichen kann. Ich selbst teile diese Ansicht übrigens nicht, ich denke das auch Tiere unter dem Tot eines anderen Tieres leiden können, auch wenn sie es nicht so zeigen, wie ein Mensch.

Auch wird es sicherlich Menschen geben, die zwar kein Fleisch essen, aber dennoch für die Selbstbestimmung der Frau sind und sich somit nicht gegen die Abtreibung einsetzen. An sich aber finde ich schon, dass man gewisse Parallelen erkennen kann und das es durchaus möglich sein könnte, dass vielleicht mehr Vegetarier sich gegen Abtreibungen einsetzen, als Menschen die normal essen, einfach weil sie sich schon mit dem Thema befasst haben und dieses irgendwie dann auch auf den Menschen projizieren. Denkt ihr, dass es da einen Zusammenhang geben könnte oder ist dies für euch vollkommen abwegig?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Warum sollten Gegner der Abtreibung auch automatisch Vegetarier sein? Ich sehe da keinen Zusammenhang. Es gibt viele, die gegen Abtreibung sind und die sind nicht auch Vegetarier. Vielleicht meinst du das eher umgekehrt, dass Vegetarier auch automatisch gegen Abtreibung sind. Das ist wieder was anderes. Ich kann mir schon vorstellen, dass Menschen, die gegen das Töten der Tiere sind auch gegen das Töten eines Embryos sind. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen, die gegen das Töten eines Embryos auch alle auf Fleisch verzichten.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich glaube nicht, dass es da einen Zusammenhang gibt, warum auch? Das eine kann man mit dem anderen nicht vergleichen. Meiner Ansicht nach ist sogar das Gegenteil der Fall. Wenn sich jemand dafür entscheidet vegetarisch zu leben, dann ist die Ursache meistens, das Tierleid zu verhindern. Mit einer Anti-Haltung gegen Abtreibung schürt man aber oft das Kindesleid.

Man kann es also von zwei Seiten sehen. Es gibt meines Empfindens nach Frauen, bei denen die Abtreibung die deutlich humanere Lösung fürs Kind ist. Wenn das Kind nun wegen eines Verbots geboren werden müsste, wäre das eher Anti-Vegetarisch gedacht, wenn man es damit vergleichen möchte. Mein Freund ist Vegetarier und absoluter Tierfreund, aber auch totaler Befürworter von Abtreibungen.

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Es gibt sicherlich einige, die da eine Parallele ziehen und ihren Vegetarismus mit ihrer Ablehnung von Abtreibung verbinden. Ob das logisch ist, ist ja wieder etwas anderes. Es ist halt wieder die alte Diskussion, wann Leben anfängt. Ein Schlachttier ist jedenfalls auf alle Fälle am Leben. Daher muss man als Vegetarier nicht unbedingt gegen Abtreibung sein, wenn man ein Fötus bis zur 12. Woche nicht als lebendig ansieht. Andererseits kann man eben menschliches Leben in jeder Form über tierisches Leben stellen. Letztlich hat es nicht viel miteinander zu tun.

Statistisch gesehen gibt es sicherlich sehr viele Menschen, die gegen Abtreibung, aber absolut keine Vegetarier sind. Ich denke da an zwei Kontinente: Afrika und Amerika, sowohl Nord- als auch Südamerika. Dort sind viele Menschen sehr religiös und aus diesem Grund gegen Abtreibungen. Tiere hingegen sehen sie als gottgegebene Nahrung an. Während meines Aufenthalts in Kenia hatte ich etliche Diskussionen dieser Art über meinen Vegetarismus.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich weiß nicht ob es dazu irgendwelche Studien gibt, aber rein gefühlsmäßig würde ich den typischen pro-life Vertreter in die christlich-konservative Ecke stellen und das sind in der Regel die Leute, die überhaupt keine Probleme mit der Ausbeutung und dem Verzehr von Tieren haben.

Ihre Religion vermittelt ihnen ja das Gefühl, dass sie das überlegendste sind, was die Evolution (an die sie natürlich nicht "glauben") hervor gebracht hat, und, dass sie das Recht haben die Umwelt auszubeuten und zu zerstören. In den USA gibt es auch genug von der Sorte, die für die Todesstrafe sind und den Widerspruch überhaupt nicht sehen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Kommt es dabei nicht auch darauf an, warum jemand gegen Abtreibung ist? Ist man nämlich aus religiösen Gründen dagegen, dann ist das vielleicht die offizielle Haltung, weil es die Kirch so predigt, aber persönlich denkt man anders darüber. Ich zum Beispiel bin aus moralischen Gründen dagegen, da ich der Meinung bin, wer sich alt genug findet, um Geschlechtsverkehr zu haben, sollte auch verantwortungsvoll mit der Verhütung umgehen oder die Konsequenzen tragen.

Trotzdem esse ich Fleisch und das sogar gerne und mit Genuss. Ich sehe da keinen Zusammenhang zwischen Abtreibung und die Haltung dazu und was man gern isst oder eben ablehnt. Dass es bei besagter Studentin gerade so ist, dass sie zu beiden Themen eine ablehnende Einstellung hat, ist halt Zufall und mehr nicht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


An und für sich gibt es in meinen Augen keinen direkten Zusammenhang zwischen diesen beiden Themen und ich finde absolut nicht, dass es naheliegend ist, dass ein Abtreibungsgegner auch gleichzeitig Vegetarier ist.

Man kann aus vielen verschiedenen Gründen gegen Abtreibungen sein. Der eine ist sicherlich, dass man der Meinung ist, dass man keine Lebewesen töten soll. Und dann liegt es natürlich nahe, dass eine solche Person mit eben dieser Auffassung vegetarisch lebt. Das ist aber ja nicht der einzige Grund. Es gibt viele weitere Möglichkeiten, die für mich nicht mit Vegetarismus in Verbindung zu bringen sind. Beispielsweise, wenn man nur davon ausgeht, dass kein menschliches Leben getötet werden darf. Oder wenn man der Meinung ist, dass jeder Mensch für sein Leben einstehen und zu seinen Entscheidungen und Fehlern stehen muss.

Interessant wäre hier natürlich eine Studie, in der gezielt diese Frage untersucht wird. Und bei einem positiven Befund sollte auch dieser noch weiter hinterfragt werden und die Gründe für den Vegetarismus und die ablehnende Haltung gegenüber Abtreibungen ergründet werden.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich persönlich bin Vegetarier, allerdings bin ich nicht gegen die Möglichkeit, ungewollte Schwangerschaften zu beenden. Auf mich trifft diese Theorie also nicht zu, auch wenn ich den Gedankengang, der dahintersteckt, schon irgendwie nachvollziehen kann. Ich finde das Ganze aber dennoch zu stark vereinfacht und würde diese beiden Themen nicht vermischen.

Beim Vegetarismus und stärker noch beim Veganismus spielt natürlich auch der Wunsch, Tiere nicht zu ermorden, beziehungsweise auszubeuten und zu quälen, eine Rolle. Hinzu kommt zumindest in meinem Fall einfach der Ekel vor solchen Speisen. Mir schmeckt das ganze Zeug schlichtweg nicht. Aber natürlich möchte ich auch nicht dazu beitragen, dass Tiere leiden müssen. Dies steht natürlich im Vordergrund.

Bei den Tieren, die ausgebeutet werden, handelt es sich um fühlende Wesen, die unter der schlechten Behandlung leiden. Die Ermordung von Tieren ist eine weitere Grausamkeit, die ich nicht durch meine Ernährung unterstützen möchte. Die Tiere leiden ganz klar - und sie tun mir auch sehr Leid.

Bei einer Abtreibung hingegen habe ich jedoch keine Vorbehalte. Einen Embryo während der ersten Wochen zu entfernen, empfinde ich nicht als Mord und auch nicht als Quälerei. Das ist kein wirkliches fühlendes Lebewesen in meinen Augen, sondern eine Option auf ein Lebewesen. Ich stufe hier die Belange der ungewollten Mutter höher ein als die des Embryos und setze mich erst recht nicht gegen Abtreibung ein, in keiner Form. Ich bin der Ansicht dass es Frauen auch weiterhin gestattet sein sollte, eine Abtreibung durchführen zu lassen, obgleich dieser Schritt keine anständige Verhütung ersetzen darf.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Auf mich trifft diese These definitiv nicht zu. Ich bin gegen Abtreibung, weil ich der Meinung bin, dass Menschen, die alt genug für sexuelle Interaktionen sind, auch alt genug sind um Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Leider gibt es ja auch Exemplare, die einfach zu faul sind sich über Verhütung Gedanken zu machen und hinterher aus Bequemlichkeit abtreiben lassen. So etwas finde ich falsch und verwerflich, man sollte sich vorher überlegen was man macht.

Dennoch bin ich überzeugte Fleisch-Esserin. Hin und wieder ein vegetarisches Gericht, dazu sage ich nicht nein. Es gibt ja auch sehr leckere vegetarische Gerichte, die ich sehr appetitlich finde. Aber im großen und ganzen kann und will ich nicht auf Fleisch verzichten.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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