Wie schnell eignet man sich einen neuen Dialekt an?

vom 09.10.2014, 19:06 Uhr

Da mein Studiengang deutschlandweit nur einmal in dualer Form angeboten wird, finden sich bei uns immer Leute aus ganz Deutschland zusammen. Dabei kommt man natürlich schnell auch mal auf das Thema Dialekte zu sprechen. Ich habe zum Beispiel jemand aus Berlin in meinem Kurs, welcher wir erst einmal ein paar schwäbische Begriffe, die in unserer Gegend jeder kennen sollte, beibringen mussten.

Mittlerweile lebt sie schon über ein Jahr hier und uns ist vor kurzem aufgefallen, dass sie sich mittlerweile sogar ein wenig unseren Dialekt angewöhnt hat. Sie sagt natürlich immer noch typisch „Berlinerisches“, aber manchmal sagt sie beispielsweise auch „hasch“ anstatt „hast“, wie man es bei uns in der Gegend eben sagt. Mir fällt das hin und wieder auf und dann bin ich immer ganz überrascht, dass sie sich unseren Dialekt so schnell angeeignet hat. Ich bin eigentlich bisher davon ausgegangen, dass man sich einen neuen Dialekt nicht so schnell angewöhnen kann, vor allem wenn man zwanzig Jahre lang in derselben Umgebung gelebt hat und dann nur für ein Jahr mal woanders lebt.

Ist euch auch schon mal aufgefallen, dass jemand sich schnell einen neuen Dialekt angeeignet hat oder ist es euch selbst vielleicht schon einmal passiert? Wie schnell habt ihr typische Wörter des neuen Dialekts benutzt? Passiert das ganz automatisch oder macht man das bewusst?

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich studiere in Sachsen-Anhalt und da treffe ich auch viele Leute aus anderen Teilen Deutschlands. Ein Freund von mir kommt aus Frankfurt am Main und spricht Hochdeutsch. Er hat mich von Beginn an immer ein wenig mit meinem sächsischen Dialekt aufgezogen, aber mittlerweile benutzt er ihn selbst manchmal unbewusst. Er sagt beispielsweise anstatt "nicht" die kürzere Version "ni", wie wir Sachsen das eben machen. Aber das ist wirklich das Einzige, was er übernommen hat.

Meine Tante wohnt schon seit vielen vielen Jahren in Bayern, ist aber in Sachsen geboren. Den sächsischen Dialekt hört man gar nicht mehr, aber auch keinen übermäßig bayrischen. Ihr Mann hingegen redet sehr bayrisch, worüber wir uns in der Familie manchmal ein wenig lustig machen, da er eigentlich auch aus einem anderen Bundesland ist und es so wirkt, als wolle er nun ein waschechter Bayer sein. :D

» Schnuffline » Beiträge: 1019 » Talkpoints: 33,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich probiere mit Leuten, die im Dialekt reden auch mit ihnen so zu reden und imitiere sie ein bisschen. Wenn ich die Wörter höre, fallen sie mir auch ein, aber aus dem Stegreif spreche ich meist nicht einen echten Dialekt, sondern Kauderwelsch.

Bei deutschen Mitbürgern in Wien würde ich sagen, dass die meisten nie einen österreichischen Dialekt erreichen und man für immer und ewig hören kann, dass sie aus Deutschland zu uns kamen.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Meine Cousine hat einige Jahre in Österreich gelebt und gearbeitet und als sie dann nach einiger Zeit uns besuchen gekommen ist, habe ich sie kaum wiedererkannt. Sie sprach sehr anders als gewohnt und das war schon eine ziemliche Umstellung. Ihr Mann ist waschechter Österreicher und spricht natürlich einen Tick anders als sie, weil er das eben von klein auf so gewohnt ist. Aber ihre Aussprache ähnelt seiner dennoch.

Mittlerweile lebt meine Cousine einige Jahre in Deutschland mit ihrem Mann zusammen, sodass sich ihr österreichischer Dialekt ein wenig wieder eingedeutscht hat. Die österreichischen Spuren sind aber immer noch zu hören, auch wenn nicht mehr so stark wie früher.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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