Tiere mit Behinderung - haben sie ein lebenswertes Leben?

vom 09.10.2014, 13:45 Uhr

Heute kam auf Punkt 12 ein Bericht von einem Delfin, der die Schwanzflosse durch einen Unfall verloren hat. Man hat ihm eine Prothese gemacht und so kann der Delfin in einem Schwimmbecken herumschwimmen. Die Freiheit hat er verloren, denn ohne Schwanzflosse kann er nicht schwimmen und mit Prothese kann er in freier Wildbahn nicht überleben.

Auch sieht man manchmal gelähmte Hunde mit einem Rollwagen. Sie machen einen glücklichen Eindruck, weil sie herumflitzen. Aber sind sie wirklich glücklich? Woran macht man das fest, dass diese Tiere wirklich glücklich sind? Nur weil sie fressen und sich freuen, wenn man kommt? Bei dreibeinigen Hunden lässt man sie oft so laufen und die Wirbelsäule leidet mit der Zeit. auch Prothesen bei Hunden sind nichts Neues und neulich habe ich auch im Fernsehen ein Pferd mit einer Vorderbeinprothese gesehen. Reiten konnte man es verständlicher Weise nicht mehr. Aber auf der Weide lief es herum. Es stand aber mehr oder weniger im Stall herum.

Hat ein Tier mit derartiger Behinderung ein lebenswertes Leben? Wo sollte man aufhören und das Tier erlösen und wo sollte man diese Mittel auf jeden Fall einsetzen? Denkt ihr, dass man das als Halter gut merken kann oder findet ihr, dass ein Tier ein Tier bleiben soll und man es dann erlösen sollte?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Das ist eine sehr gute Frage, über die ich mir vor kurzem selbst Gedanken machen musste. Meine Farbmaus hatte Milben und hat sich unendlich viel gekratzt, sodass letztendlich das komplette Fell in ihrem Nacken und auch teilweise vom Rücken gefehlt hat. Sie tat mir wirklich leid und da kein Medikament geholfen hat, habe ich mir dann natürlich auch Gedanken darum gemacht, ob ich sie einschläfern lassen soll oder nicht. Problem ist für mich immer bei den Farbmäusen, dass sie bis kurz vor ihrem Tod eigentlich ziemlich fit wirken und dabei ist es egal, ob sie nun wegen einer Krankheit oder wegen Altersschwäche sterben.

Sie fressen, trinken und tollen zuvor ganz normal herum und auch obwohl sich die Maus die ganze Zeit über gekratzt hat, hat sie auf mich so gewirkt, als hätte sie noch einen Lebenswillen. Sie saß also nicht in der Ecke und sah traurig aus, wie es vermutlich bei einem Mensch wäre, wenn er sich kontinuierlich kratzen müsste. Letztendlich habe ich aber auch mal gehört, dass Mäuse ihre Schmerzen so gut es zu verbergen versuchen, weil sie Beutetiere sind. Als Mensch ist es also ganz schwierig einzuschätzen, ob das Tier noch gerne weiterleben würde oder ob die Lebensqualität so extrem eingeschränkt ist, dass man es doch lieber einschläfern lassen sollte.

Bei Hunden tue ich mir da irgendwie leichter, wenn es meinem Hund nicht gut geht, dann merkt man ihm das an, weil er dann schlapp in der Ecke liegt oder ähnliches. Ich denke also, dass es auch ein wenig auf die Tierart ankommt, inwieweit man einschätzen kann, ob das Leben des Tieres noch lebenswert ist oder nicht, weil sie sich in ähnlichen Situationen unterschiedlich verhalten.

Das Beispiel von dem Delfin kenne ich übrigens auch, darüber wurde ja sogar ein Film gedreht und der zweite kommt bald in die Kinos oder ist es schon, ich bin mir da nicht ganz sicher. In dem Fall finde ich es ganz schwierig einzuschätzen, weil ich denke, dass ein Leben in Gefangenschaft für ein Tier wie einen Delfin oder Wal, der viele Kilometer am Tag in freier Wildbahn zurücklegt, nicht lebenswert ist, mal ganz unabhängig davon, ob sie verletzt sind oder nicht. Andererseits fände ich es auch schlecht, wenn man das Tier nun einfach einschläfern lassen würde, denn dem Delfin geht es offensichtlich ganz gut, mal abgesehen davon, dass er eben in einem kleinen Becken lebt.

Bei den Hunden mit Rollwagen finde ich es viel einfacher, weil bei denen sieht man meistens, dass sie einen großen Spaß am Leben haben und sich nicht davon abhalten lassen, nur weil sie eine körperliche Behinderung haben.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Tiere leben im Hier und Jetzt. Und sie kompensieren auch ohne menschliche Hilfe so manche Einschränkung souverän. Wenn ein Hund keine Schmerzen hat und auch ohne Rollwagen gut zurecht kommt, dann benötigt er sicher keine Erlösung. Hat er Schmerzen, kann er sich nicht in die Situation einfinden oder kämpft er permanent gegen degenerative Prozesse an, dann muss man dagegen viel genauer hinschauen.

Natürlich fördern Fehlhaltungen durch amputierte Gliedmaßen oder Lähmungen den Verschleiß an anderen Stellen. Aber Verschleiß tritt auch ohne solche besonderen Situationen bei vielen Tieren und auch Menschen auf. Um das Problem kümmert man sich, wenn es da ist.

Wichtig ist immer, warum ein Tier mit einer Krankheit oder Behinderung weiter gehalten wird. Kann sich der Mensch nicht trennen und redet sich alles schön, dann ist das eine schlechte Basis, um realistisch einzuschätzen, ob es dem Tier gut tut.

Im Prinzip kommt es immer auf den Einzelfall an. Ein Rollwagen ist nicht die ideale Lösung für jeden Hund, für manchen aber schon. Der Verlust eines Beines kann wenig Probleme bedeuten oder das Einschläfern sinnvoll machen. Aber ein aktives Tier, dass gut frisst und sich gerne im Rahmen seiner Möglichkeiten bewegt und normal verhält, dem geht es nicht sonderlich schlecht. Der Halter ist einfach verpflichtet, ganz genau hinzuschauen und nicht aus Angst vor dem Verlust eine Entscheidung vor sich herzuschieben.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ein Leben ist doch nicht nur dann lebenswert, wenn die Tiere richtig glücklich sind. Bei Menschen auch nicht. Wie viele Menschen würden sich schon als absolut glücklich bezeichnen? Es gibt Abstufungen, sowohl in der Natur als auch in Gefangenschaft. Sowohl aufgrund von Behinderungen als auch durch andere Beeinträchtigungen. Die Frage ist also, ob die erwähnten Tiere ausreichend glücklich sind.

Und das lässt sich wirklich nur individuell entscheiden. Man kann einen Delfin ja beispielsweise in einem riesigen Becken halten, ohne stressige Besucher. Das ist nicht so gut wie in Freiheit, aber es ist schon sehr viel besser als das Leben der armen Tiere, die Kunststücke vor Hundertschaften von Besuchern vorführen müssen.

Ich hatte eine Katze, die bei ihren Vorbesitzern einen Autounfall hatte. Ihr rechtes Hinterbein ist zerquetscht worden und musste amputiert werden. Klar hat im Laufe der Jahre ihre Wirbelsäule gelitten und im Alter wurde sie richtig krumm. Aber der Unfall geschah als sie noch keine zwei Jahre alt war. Danach hatte sie also noch 16 Jahre. Sie konnte weiterhin auf Bäume klettern und hat ständig Mäuse gefangen. Also hätte man vielleicht darüber nachdenken können, ob man sie im Alter von 15 Jahren oder so einschläfern lässt als das Alter noch ein i-Tüpfelchen drauf gesetzt hat. Aber direkt nach dem Unfall wäre bestimmt zu früh gewesen. Sie hatte schon ein lebenswertes Leben.

Also pauschal lässt sich die Frage nicht beantworten. Sie hängt von der Tierart, von der Art der Behinderung, vom Alter und vielen anderen Dingen ab. Und vor allem weiß man nie, wie gut das Tier damit umzugehen lernt, wenn man ihm nicht die Chance dazu gibt. Man sollte also nicht so schnell aufgeben und einfach jede Behinderung als Grund zum Einschläfern sehen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Der Delphin in dem Beitrag machte ja schon einen lebensfrohen Eindruck und sah nicht unglücklich aus. Ich denke, dass man das als Besitzer wohl am ehesten einschätzen kann, ob ein Tier mit einer Behinderung noch weiter leben kann oder besser erlöst wird, da es sonst unglücklich wäre. In manchen Fällen ist auch sicherlich ein Versuch erforderlich.

Ein Hund von uns ist mal angefahren worden und war dann gelähmt. Die Hinterbeine waren ohne Gefühl und er hätte auch nicht mehr gemerkt, wann er seine Geschäfte verrichten muss. Damals waren diese Rollwägen noch nicht so bekannt und meine Eltern haben ihn dann erlösen lassen. Ich glaube auch, dass er ein Hund war, der in so einem Wagen nicht glücklich geworden wäre. Ich habe auch schon ein Pferd gesehen, dass ein Hinterbein aus Holz hatte. Es handelte sich um einen teuren und erfolgreichen Zuchthengst. Man fand es zu schade ihn einschläfern zu lassen bzw. der Verlust wäre wohl auch recht teuer gewesen. Aber für ein Pferd stelle ich mir das sehr schlimm vor. Es kann ja nie wieder so schnell über die Wiesen rennen. Der Zuchthengst kam nur auf eine kleine Weide und wurde ansonsten am Strick geführt.

Es ist sicher schwer zu entscheiden, was für das eigene Tier dann am besten ist. Aber man sollte wirklich das Tier und seine Bedürfnisse in den Vordergrund stellen und nicht daran denken, dass man es vielleicht nicht los lassen möchte.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich bin der Meinung, dass man hier sicherlich von Fall zu Fall entscheiden muss ob das ein lebenswerten Leben für ein Tier ist oder nicht. Es gibt durchaus Hunde, die keinerlei Probleme mit einem Rollwagen haben und wenn sie noch relativ jung sind, können sie sich in den allermeisten Fällen auch sehr gut damit abfinden. Allerdings wenn ein Hund jetzt zum Beispiel schon zehn oder zwölf Jahre alt ist und durch einen Unfall oder was auch immer plötzlich gelähmt ist, würde ich es dem Tier nicht mehr antun, sich an so einen Rollwagen zu gewöhnen, denn dieser Hund kennt dann sein ganzes Leben lang nur rennen und toben auf vier Beinen und wird es sicherlich nicht verstehen oder nur sehr schwer erlernen.

Hunde mit nur drei Beinen haben allerdings in den aller meisten Fällen überhaupt kein Problem mit ihrer Behinderung, sicherlich müssen sie erst lernen das Gleichgewicht zu halten, aber das ist meistens innerhalb von wenigen Tagen kein Thema mehr. Diese Hunde führen dann ein relativ normales Leben und haben keinerlei Beeinträchtigung, natürlich solange bis der Hund eine Fehlbelastung hat, aber dann sollte man auch schauen, wie lange es vertretbar ist und das Tier keine Schmerzen hat. Sonst sollte man es wirklich erlösen.

Ob man nun natürlich einem Delfin damit einen Gefallen tut, dass er nun zwar leben kann mit der Prothese aber dafür in Gefangenschaft ist, ist sicherlich fragwürdig. Ich denke ein Delfin ist ein wildes Tier und sollte nicht in Gefangenschaft leben, egal welche Behinderung es hat, dieser Delfin ist vorher im Meer geschwommen und weiß wie das Leben für ihn eigentlich sein sollte. Das ist meines Erachtens nach keine artgerechte Haltung, wenn er in einem Wasserbecken schwimmen muss.

» Kornblume2806 » Beiträge: 3 » Talkpoints: 1,36 »


Bei Tieren wird es nicht anders sein, als bei Menschen. Menschen mit schlimmen Behinderungen sind dazu verdammt, weiterzuleben. Auch wenn sie um Erlösung betteln, wird ihr Wunsch nicht erfüllt. Tiere können nicht sagen, wie es ihnen geht. Aber dieser Delfin hat wohl bei den ersten beiden Prothesen gezeigt, dass er sie nicht wollte und sie zerschmettert. Vielleicht waren sie auch sehr unbequem. Erst die dritte Prothese hat er akzeptiert.

Delfine wollen nicht einsam und alleine sein ohne ihre Artgenossen. Dieses traurige Herumschwimmen in einem doch kleinen Becken, wenn man an das Meer denkt, muss für ihn enorm schlimm sein, auch wenn er fröhlich aussieht. Das haben diese liebenswerten Tiere so an sich, dass sie immer so aussehen, als ob sie lächeln. Wenn er schon eine Prothese bekam, warum dann nicht auch einen Spielgefährten, um ihm das Leben wieder lebenswert zu machen? So hat er nicht nur seine Schwanzflosse verloren, sondern seine Familie/Spielgefährten und seine Freiheit.

Bei Hunden, die ein Bein verloren haben durch einen Unfall habe ich auch das Gefühl, dass sie froh sind, doch noch Laufen zu können. Und solange sie noch Freude am Leben haben, sollte man ihnen das gönnen. Ob Hunde mit einem Rollwägelchen glücklich sind, wage ich nicht zu beurteilen, weil ich so was nur aus dem Fernsehen kenne.

Allerdings meine ich, wenn man bei einem Tier merkt, dass es große Schmerzen hat und kein Tierarzt ihm helfen kann, dann ist das Leben für das Tier nur noch eine Quälerei, genauso wie für einen Menschen, den man nicht erlösen darf.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Wenn man sein Tier kennt, kann man eigentlich ganz gut abschätzen, ob es glücklich ist oder nicht. Wenn das Tier sich beispielsweise nur noch unter großem Kraftaufwand zum Futternapf schleppen kann und ständig vor Schmerz Laute von sich gibt, dann zweifele ich an einem glücklichen Leben. Meine Katze hat einen Tumor, der ihr die Nerven am Hinterbein abdrückt. Machen kann man da nichts mehr und sie humpelt auch. Trotzdem merke ich ihr die Lebensfreude an und muss genau darauf achten, ab wann sie sich nur noch quält, denn das möchte ich nicht.

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» ninjafan » Beiträge: 1455 » Talkpoints: -0,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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