Tiere in Film und Fernsehen eher Spaß oder Tierquälerei?
Als Kind habe ich gerne Tierfilme gesehen oder Filme, wo Tiere eben der Held waren. Allerdings sehe ich das im Erwachsenenalter doch etwas skeptischer und ich weiß manchmal nicht, ob ich da lachen oder weinen soll, wenn ich solche Filme sehe.
Denkt ihr, dass eine tierische Rolle den Tieren immer Spaß macht oder denkt ihr, dass es auch Tierquälerei ist? Bei der Rolle "Charly", wo der Schimpanse von einer Tierarztfamlie als Familienmitglied gehalten wurde, wurde ja auch viel geschrieben, dass der kleine Affe durch viele Tiere schon ersetzt wurde, weil er auch geschlagen wurde und nicht "hören" wollte. Ob da was Wahres dran war, weiß ich nicht, aber die Gerüchte gingen herum.
Was haltet ihr von Tieren in Film und Fernsehen? Denkt ihr, dass es wirklich gut für die Tiere ist oder sollte man auf solche Filme verzichten?
Ich habe erst gestern auf spiegel online einen Artikel über Tiere bei Film und Fernsehen gelesen. In der Rubrik "einestages" wurde die Organisation vorgestellt, die in den USA versucht, die Verwendung von Tieren bei Filmproduktionen zu überwachen. Wenn sie keine Beanstandungen hat, kann im Abspann der Zusatz "No Animals were harmed" (Keine Tiere wurden verletzt) eingeblendet werden, den wir sicherlich alle kennen.
Die Geschichten von Filmsets, die zur Gründung dieser Organisation geführt haben oder die sie schon beanstandet haben, sind teilweise wirklich haarsträubend und grausam. Es geht ja nicht nur um die Tiere in Tierfilmen und -serien wie "Unser Charly" oder die Lassie-Filme. Bei vielen Filmen gehören Tiere zum Set. Ob es sich dabei nun um ein Tier in einer kurzen Szene oder um hunderte Pferde in einem Western handelt. Sie müssen im Film nicht im Vordergrund oder wirklich Teil der Handlung sein.
Wie gesagt, die Geschichten waren teilweise echt schlimm. Am brutalsten fand ich, dass in einem Film ein Pferd mit verbundenen Augen über eine Klippe gejagt wurde. Das ist ganz eindeutig Tierquälerei und absolut unnötig. In der Diskussion auf spiegel online unter dem Artikel haben aber einige gesagt, dass sie die Aufregung um drei Kakerlaken, die Nicolas Cage in einem Film lebendig verspeist, nicht verstehen können. Ebenso um einen lebendig verspeisten Tintenfisch im Film "Oldboy". In Asien würde das ständig gemacht werden.
Die Sache hier ist aber, dass die Tiere eben nicht zur Ernährung genutzt werden, sondern zur Herstellung eines Films. Filme dienen der Unterhaltung, dem Vergnügen, im besten Fall sind sie Kunst. Ob man Tiere zur Ernährung oder zum Vergnügen tötet, ist einfach ein himmelweiter Unterschied. Wobei ich natürlich auch einen Unterschied zwischen dem Pferd, das über die Klippe gejagt wurde, und ein paar Kakerlaken mache. Sogar zu einem Pferd, das beim normalen Reiten einen Unfall hatte und eingeschläfert werden musste.
Also es gibt Abstufungen und nicht jede Verwendung von Tieren für Filmproduktionen sind grausam und unnötig. Aber gerade diese Kinderfilme mit Welpen-Abenteuern oder Feuerwehrhunden oder ähnlichem, bei denen die Tiere wirklich im Vordergrund stehen, sehe ich auch sehr kritisch. Klar habe ich die als Kind auch gern gesehen. Aber je mehr man das Tier oder sogar mehrere in den Vordergrund stellt, desto wahrscheinlicher ist es, dass viele Tiere zu Schaden kommen.
Und sei es nur der Stress, dem sie ausgesetzt werden. Die Schimpansen, die Charly gespielt haben, wurden ja sicherlich nicht geschlagen, weil sie vor lauter Freude am Spiel alles richtig gemacht haben. Die standen bestimmt teilweise stundenlang vor der Kamera. Vom Training davor ganz zu schweigen. Das ist wirklich Arbeit. Und ich kann mir kaum vorstellen, dass die Produktionsfirma auf die Bedürfnisse der Tiere einzugehen bereit ist, wenn es sie richtig Geld kostet. Also da werden keine Drehtage abgesagt oder ähnliches.
Schlussendlich kann man Tiere nicht komplett aus Filmproduktionen heraushalten. Dann gäbe es ja bald nur noch Filme, die im Weltall spielen, überspitzt gesagt. Aber man sollte schon so gut wie möglich für sie sorgen. Und auch eine Kontrollinstanz wie die eingangs erwähnte Organisation ist sinnvoll und notwendig. Selbstkontrolle reicht da sicherlich nicht. Und Kinderfilme mag ich eh lieber in Zeichentrick. Nemo hat sicherlich weniger gelitten als Flipper.
Ich denke, dass es bei Tieren in Filmen auch solche und solche Agenturen gibt. Samstag schaue ich öfter mal die Sendung Hund, Katze, Maus und da wird auch öfter von einer Tiertrainerin berichtet, die eine eigene Agentur für Filmtiere hat. Sie selbst hat zwei Schweine, ein Totenkopfäffchen, eine Katze und zwei Nasenbären. Sie bildet diese Tiere selbst aus und Hilft auch anderen Tierhaltern wenn diese Probleme mit ihren Tieren haben. Es wurde auch schon gezeigt, wie sie mit einem ihrer Schützlinge bei Dreharbeiten war. Da ist sie auch sehr darauf bedacht, dass es nicht zu viel für die Tiere wird und diese überfordert werden. So bald sie meint, dass es genug ist, unterbricht sie auch.
Ich finde, dass man da auch nur mit Tieren arbeiten kann, die eben Spaß daran haben und auch etwas Stress aushalten können. Das sieht eine gute Tiertrainerin ja normalerweise schon. Mit Gewalt geht meiner Meinung nach gar nichts. Leider weiß man ja meistens bei solchen Filmen nicht, ob bei den Drehaufnahmen Rücksicht auf die Tiere genommen wurde oder nicht.
Für mich kommt es vor allem auf die Tierarten an, die für Film und Fernsehen eingesetzt werden. Natürlich setze ich voraus, dass die Tiere von qualifizierten und verantwortungsbewussten Trainern betreut und nicht gequält, geschlagen oder übermäßig gestresst werden, sondern dass man ihnen eben Kunststücke beibringt, die sie dann brav gegen ein Leckerchen vorführen. Gerade bei Hunden, aber auch Schweinen und anderen klassischen Haustieren kann ich mir durchaus vorstellen, dass hier eine gute Zusammenarbeit zwischen Mensch und Tier möglich ist.
Bei Wildtieren bin ich da schon sehr viel skeptischer. Einen Pudel artgerecht zu halten und zu versorgen ist doch sehr viel einfacher, als einem Schimpansen oder Seeotter ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen. Besonders verwerflich finde ich die Tatsache, dass für Serien wie "Unser Charly" anscheinend dutzendweise Schimpansenkinder rekrutiert wurden, um völlig unnatürliches Verhalten zu zeigen.
Es ist mir generell persönlich zuwider, wenn Tiere vermenschlicht werden und den Zuschauern ein völlig falsches Bild von einer Tierart vermittelt wird. Allein die Tatsache, dass "Charly" 15 Jahre lang nicht gealtert ist und Menschenkleidung getragen hat, finde ich schon reichlich pervers. Ein erwachsener Schimpansenmann kann schließlich bis zu 70 kg wiegen und einem Menschen sämtliche Knochen im Leib brechen, aber zur Unterhaltung sind die niedlichen Babys natürlich viel besser geeignet.
Wenn also Tiere nur um des Knuddelfaktors willen in Film und Fernsehen eingesetzt werden, kann mir das schnell auf die Nerven gehen. Übel finde ich auch "sprechende" Tiere in Realfilmen, bei denen mittels Computer menschliche Lippenbewegungen ergänzt wurden. Aber hin und wieder ein Hund fürs Ambiente oder ein paar Pferde für Ritterfilme und Western stellen für mich kein Problem dar.
Heutzutage sind ja auch die Zuschauer viel eher bereit und in der Lage, beispielsweise im Internet auf die Barrikaden zu gehen, wenn sich ein Tierschutzskandal abzeichnet als noch vor ein paar Jahren. Auch deswegen gehe ich mittlerweile davon aus, dass keine Filmproduktion diesen Imageverlust riskieren möchte und lieber darauf achtet, dass die Tierfreunde nichts zu beanstanden haben.
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