Frauen vorwerfen, dass sie auch Karriere machen wollen?

vom 08.10.2014, 22:12 Uhr

Ich habe mich heute mit einem Bekannten von meinem Freund unterhalten. Mein Freund möchte später gerne Kinder haben, er weiß aber auch, dass ich eigentlich keine haben will. Der Bekannte ist eigentlich in der Hinsicht ganz ähnlich. Er ist 32, wie mein Freund, und hat noch nicht die richtige Frau gefunden, mit der er Kinder haben kann, aber wenn er sie gefunden hat, dann ist das eben sein Traum. Bei meinem Freund ist das ebenso, aber leider vergisst er mitunter eben auch schon mal, dass ich erst 21 bin und erst mein Studium hinter mir haben möchte, bevor ich auch nur über das Thema Adoption nachdenke.

Bei beiden ist es eigentlich eher so, dass sie davon ausgehen, dass Frauen Kinder wollen. Frauen können Kinder bekommen, also wollen sie es auch, so nach diesem Motto. Schockschwernote, wenn dann herauskommt, die Frau will gar nicht. Mein Freund meinte nach dieser Verkündigung tatsächlich, dass er noch keine Frau getroffen hätte, die keine Kinder will. Ich kenne so einige. Auch meinte er, dass er der Ansicht sei, es sei genetisch in uns verwurzelt, dass wir eigentlich auch nur dann im Leben glücklich werden können, wenn wir eigene Kinder haben. Das sehe ich anders. Kinderlose Paare sind für ihn automatisch unglücklich, bereuen die Entscheidung im Alter oder trauern ihr Leben lang darüber, dass sie nicht zeugungsfähig sind.

Ich musste beide erstmal ein bisschen wachrütteln und mit einem Blick auf Deutschlands abgründige Geburtenrate und das eigene Umfeld fiel beiden dann doch auf, dass Frauen heute vom Leben auch anderes wollen, als sich zu vermehren und Windeln zu wechseln. Seitdem gibt es für meinen Freund zwei Arten von Frauen: diejenigen die ''normal'' sind und Kinder bekommen und diejenigen die egoistisch sind und nur Karriere machen wollen. Er selbst fängt nächstes Jahr sehr gut zu verdienen an und für ihn was das Anlass genug davon auszugehen, dass wir in wenigen Jahren Kinder haben werden. Dass ich erst fertig studieren und promovieren werde, hatte er gar nicht in Betracht gezogen. Kann man ja ein Jahr dran hängen für das Kind. Vielleicht auch zwei oder drei. Zu stressig? Egal, Hauptsache man hat ein Kind.

Inzwischen ist für ihn auch klar, dass ein Kind kein Wunsch von mir ist und ich eventuell nach dem Studium in Erwägung ziehen werde, ein Kind zu adoptieren, aber kein eigenes möchte. Ich selbst finde, dass Kinder einen ganz enorm einschränken und ob ich für den Rest meines Lebens Windeln wechseln will, wenn ich müde nach Hause komme und nur noch Urlaub an irgendwelchen kinderfreundlichen Sandstränden machen will, weiß ich nicht. Für meinen Freund und meinen Bekannten scheint das alles schwer nachvollziehbar, als gäbe es Frauen quasi nur, um sich zu vermehren und als dürfte keine Frau andere Wünsche haben, als eben diesen. Die ganzen egoistischen Frauen sind eben auch daran Schuld, dass die Geburtenrate bei uns so schlecht ist und es mit den Renten bald in den Keller geht.

Ich habe schon mehrere Männer getroffen, die der Überzeugung sind, dass Frauen grundsätzlich Kinder wollen (und man sie das nicht vorher fragen muss) und dass Frauen die keine Kinder wollen ''schlecht'' sind. Das sind dann direkt Extreme die ihr Leben der Karriere widmen, Emanzen, Kampflesben, bei denen man sich erstmal einen Termin machen muss, wenn man mit ihnen was unternehmen möchte. Ich selbst konnte nie nachvollziehen, warum man davon ausgehen sollte, dass Frauen Kinder haben wollen. Ebenso verstehe ich nicht, wieso Frauen einen schlechten Charakter haben sollten oder direkt karrieregeil sein müssen, wenn sie keine Kinder haben wollen.

Ich habe mir schon häufiger Gedanken darüber gemacht, warum einige Männer so denken und inzwischen denke ich einfach, dass es so ist, weil sie nicht damit klar kommen, dass die Frau gänzlich unabhängig ist, dass sie den Mann nicht braucht und vielleicht gar nicht will. Frauen stehen auf eigenen Füßen und verdienen mitunter auch mehr als der Mann. Für einige Männer ist das zu viel, deswegen ist es ein Schutzmechanismus, wenn man Frauen die nicht zu Hause bleiben und Windeln wechseln wollen, direkt in die Schublade Kampflesbe schiebt. Wie denkt ihr zu diesem Thema? Habt ihr euch so was auch schon anhören müssen?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, dass du viele Dinge auf das Thema Emanzipation oder Unabhängigkeit von Frauen projizierst. Für dich ist es eine Frage der Unabhängigkeit, wenn Frauen keine Kinder wollen bzw. du unterstellst dem Mann, dass er nicht damit umgehen können, wenn eine Frau gänzlich unabhängig wäre. Es gibt sicherlich Männer, die mit unabhängigen Frauen ein Problem haben, das streite ich nicht ab, aber die würden sich dann vermutlich nicht eine Partnerin wie dich suchen, weil du die Kraft oder den Unabhängigkeitsgedanken, den du in vielen Posts zeigst, vermutlich auch in deinem Verhalten äußerst, sodass man bei dir schon merkt, dass du kein Heimchen bist.

Ich denke nicht, dass der Großteil der Männer ein Problem mit Frauen hat, die keine Kinder wollen. Aber viele Männer wünschen sich selbst Kinder und gehen dann davon aus, dass die Frau auch so denkt. Für viele gehört es zu einer langfristig bestehenden Beziehung dazu, dass man Kinder bekommt. Das verstehe ich zwar auch nicht, aber viele scheinen da so einen evolutionären Vermehrungstrieb zu haben. Und diesen Wunsch projizieren die Männer auf die Frau. Sie denken, dass doch bestimmt auch die Frau Kinder will, wenn sie selbst welche möchten. Sagt diese dazu aber nein, fühlen sie sich gekränkt, denn ihr Zukunfts-Traum-Modell fällt zusammen.

Das ist anders herum vielleicht ach nicht anders. Wenn Frauen Kinder wollen, dann gehen sie oft automatisch davon aus, dass der Mann auch welche möchte und ich möchte keine und bin lange Zeit davon ausgegangen, dass Männer mehrheitlich keine Kinder möchten. Man denkt eben immer, die anderen wären auch so wie man selbst. Aber es ist leider nicht so und daher sollte man vorher abklären, wie der andere über Kinder denkt, bevor man eine längerfristig angedachte Beziehung eingeht. Das habe ich auch lernen müssen, nachdem ich mehrfach an Männer geraten bin, die Kinder wollten. Manchmal habe ich versucht, denen klarzumachen, wie toll das Leben ohne Kinder ist und dass Kinder doch nur Stress verursachen, aber gegen deren Fortpflanzungstrieb kam ich nicht an. Daher wurde aus diesen Beziehungen auch nichts.

Ich habe es mit dann angewöhnt, das ganz am Anfang klar zu kommunizieren, dass ich keine Kinder mag und niemals welche möchte. Auch bei meiner aktuellen Bekanntschaft habe ich das gleich geklärt und wenn er mir nicht geschrieben hätte, dass er auch keine Kinder möchte, hätte ich das gar nicht fortgesetzt. Nun bist du allerdings an jemanden geraten, der da anders denkt und Kinder will. In früheren Posts hast du noch geschrieben, dass du es dir eventuell vorstellen könntest, welche zu bekommen, davon scheinst du jetzt schon wieder weg zu sein und denkst maximal an Adoption. Das ist zwar irgendwie ein Kompromiss, aber das stellt doch keinen von euch zufrieden. Dein Freund will sicherlich seine eigenen Gene weitergeben und du willst doch eigentlich gar kein Kind, auch kein adoptiertes.

Wenn die Verliebtheit irgendwann nachlässt, dann wirst du bestimmt auch die Beziehung noch mehr hinterfragen und vielleicht irgendwann wirklich klar sehen, dass du nur ohne Kinder glücklich bist. Denn wer sich wirklich im Leben selbstverwirklichen möchte, der hat gar keine zeit für Kinder. Das sehe ich an mir, ich habe mehrere Jobs, bin selbstständig, habe auch ab und an neue Ideen, die ich umsetze, da ich kein Platz für ein Kind in meinem Leben. Und du bist doch auch noch jung und sicherlich kannst du dir einen anderen Mann angeln, der auch deinem Schema entspricht und keine Kinder will. Das wäre doch die bessere Lösung. Verliebtheit hält doch ohnehin nicht ewig an.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Sicherlich ist es für viele Menschen normal, irgendwann einmal Kinder zu wollen. Aber weder alle Frauen, noch alle Männer wollen per se Kinder. Ich habe bisher Männer kennengelernt, die Kinder wollten, welche die keine wünschten und welche, die sich an die Frau anpassen. Kaum einer war dabei, der davon ausgegangen ist, dass Frau in jedem Fall Kinder möchte.

Worüber ich aber immer wieder stolpere: Warum in Gottes Namen ziehst du eine Adoption vielleicht in Betracht, wenn du keine Kinder möchtest? Schwangerschaft und Geburt sind der kleinste Akt beim Kinder bekommen und haben. Ein adoptiertes Kind hat ebenso ein Recht auf die Liebe und die Aufmerksamkeit seiner Eltern wie ein eigenes. Ein Adoptivkind schränkt das Leben ebenso ein und bereichert es genauso wie ein eigenes. Es bindet, es fordert Zeit, es kostet Geld.

Bei einem Hund klappt es, wenn man zusammenlebt schon nicht, zu sagen, dass ist deiner, also kümmere du dich allein darum. Selbst bei einem Haustier muss der andere Partner vieles mittragen, bei einem Kind ist das erst Recht so. Was soll in diesem Fall eine Adoption? Man (frau) muss keine Kinder bekommen. Aber Kind light als Kompromiss geht auch nicht.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



@cooper75: Ich habe mich noch nicht gänzlich dazu entschieden, dass wir später ein Kind adoptieren werden, aber es ist quasi ein Kompromiss. Ich selbst möchte keine eigenen Kinder bekommen, weil ich die Schwangerschaft etwas ''ekelig'' finde, wenn ich das so ausdrücken darf. Das soll jetzt nicht böse gemeint sein. Andere fallen ohnmächtig um, wenn sie Blut sehen und mir könnte das gleiche passieren, wenn ich einen Schwangerschaftsbauch sehe. Ich finde das nicht so appetitlich. Und daneben habe ich bei viele meiner Verwandten beobachten können, wie sie sich körperlich nach der Schwangerschaft verändert haben. Es gibt Menschen die haben Glück, aber in unserer Familie gehört da keiner zu. Schrumpelbäuche und Ganzkörpercellulite gehört da zur Tagesordnung. Und das ist es mir nicht Wert.

Ich denke das es genug Kinder gibt, die keine Eltern haben und gerne welche hätte. Daher ist es ein guter Kompromiss eines zu adoptieren, weil ich einfach nicht so aussehen will, wie viele Mütter nach der Schwangerschaft nun mal aussehen. Ich weiß alle sind der Ansicht es hätte sich ''gelohnt'' und so weiter, aber mir ist es eben wichtig, dass ich nicht so aussehe, weil es mich belasten würde. Und wenn mein Freund unbedingt Kinder will, wäre in ferner Zukunft eine Adoption denkbar. Natürlich würde ich das Kind dann nicht weniger lieben, als ein eigenes. Aber im Gegensatz zu einem eigenen wäre ich dann wenigstens noch mit mir selbst zufrieden.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



@Crispin: Ja, es gibt Kinder, die sich Eltern wünschen. Aber nicht um sagen zu können, dass sie Eltern haben, sondern dass sie geliebt werden. Und ich bin ehrlich der Meinung, dass du keinen anderen Menschen wirklich lieben kannst. Für dich zählt nur dein Leben und deine Karriere. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass du deinen Freund nicht wirklich liebst. Und ich kann mir vorstellen, dass er dich sehr schnell verlässt, wenn er eine Frau treffen sollte, die sich zumindest neben der Karriere auch ein oder zwei Kinder vorstellen kann.

Da er ja so gut verdienen wird, kann er der Frau und Mutter seiner Kinder alles bieten, damit sie auch Karriere machen kann. Wobei ein oder zwei Kinder auch nicht bedeuten, dass man sein Leben lang Windeln wechseln wird. Oder trägst du heute noch Windeln mit deinen 21 Jahren und Mama kommt mehrmals täglich und wechselt sie dir?

Und da du die Geburtenrate ansprichst, so hast du wohl den eigentlichen Grund für diesen Rückgang nicht verstanden. Das hat nur wenig damit zu tun, dass Frau keine Kinder bekommen wollen. Sondern mit der gesellschaftlichen Entwicklung. Schau dir mal die Zahlen bis 1989/90 in der ehemaligen DDR an. Da wurden wesentlich mehr Kinder geboren. Aber den Frauen war auch klar, dass sie nach der Babypause auch wieder einen Job haben.

Das ist dann weggefallen und somit hat man sich überlegt, ob man noch ein zweites Kind will und vielleicht auf Sozialhilfe angewiesen ist oder ob man lieber seinen Job behält. Diese Entwicklung war in den Altbundesländern schon wesentlich früher. Nämlich zu einer Zeit, wo es sich Familien nicht mehr leisten konnten nur mit einem Haupteinkommen zu leben.

Sicher mag der Anteil der Frauen auch gestiegen sein, die sich gegen ein Kind entscheiden. Aber das gab es schon vor Jahrzehnten und auch schon in der ehemaligen DDR. Und mit 21 Jahren wollte ich auch noch kein Kind haben. Nur so wie du das Thema angehst, klingt es wie ein Tagesordnungspunkt auf einer Hauptversammlung, den man zum Termin X einfach abhaken kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Dein Beitrag könnte ehrlich gesagt genauso gut von mir kommen. Ich stehe zu dem Thema genauso wie du. Als ich noch ein paar Jahre jünger war wie jetzt, konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, eines Tages mal Kinder zu haben. Ich habe bei Babys oder Kleinkinder auch nie das Bedürfnis, ihnen näher zu kommen oder sie auf den Arm zu nehmen, wie es viele andere Frauen haben. Ich sage auch viel eher bei einem Welpen, der an mir vorbei läuft, „Och wie süß“ als bei einem Baby. Dazu kam, dass bei uns in der Siedlung ich immer die jüngste war und ich nie viel mit jüngeren Kindern zu tun hatte. Auch in meiner Familie gehöre ich zu den jüngsten und habe einfach nie einen Bezug zu Kindern bekommen.

Bei meinem Freund ist das ganz anders. Er hat eine so große Familie, dass es eigentlich zu jedem Zeitpunkt seines Lebens mindestens ein Baby oder Kleinkind in der Familie gab. Beispielsweise haben seine Cousinen alle in den letzten zwei bis drei Jahren Kinder bekommen und als wir dieses Jahr im Urlaub diese besucht haben, drehte sich eben alles um die Kinder. Und auch da habe ich mal wieder bemerkt, dass die Rolle als Mutter überhaupt nicht zu mir passt. Mein Freund hingegen wird Kindern gegenüber ganz anders, was mir fast schon Angst einjagt. Ihn könnte ich mir als Vater schon gut vorstellen.

Aber nur, weil ich jetzt noch nicht so viel mit Kindern am Hut habe und es mir nicht vorstellen kann, mal welche zu haben, würde ich nicht sagen, dass sich an der Einstellung nichts mehr ändern wird. Ich merke schon, dass ich den Gedanken, einmal Kinder zu haben, nicht mehr so abstoßend finde wie vor einigen Jahren, ein wenig verändert habe ich mich also schon. Ich bin zwar noch lange nicht so weit, dass ich sagen würde, dass ich auf jeden Fall einmal Kinder haben will, aber ausschließen würde ich es nicht, immerhin bin ich erst zwanzig Jahre alt.

Aber selbst wenn sich meine Einstellung dazu nicht ändert, finde ich das nicht schlimm und ich finde es auch absolut in Ordnung, wenn andere Frauen für sich entscheiden, dass sie keine Kinder haben wollen. Ich denke, wir leben heutzutage in einer Welt, in der jeder selbst entscheiden sollte, was für einen Lebensstil er führt und ich finde es ganz schlimm, wenn ich mir anhören muss, dass ich als Frau in die Küche gehöre und es sich nicht gehört, dass der Mann mal etwas kocht. Genauso ist es auch mit dem Kinder bekommen, wer heutzutage noch sagt, dass Frauen primär dazu da sind, Kinder zu bekommen, der ist meiner Meinung nach noch nicht im einundzwanzigsten Jahrhundert angekommen.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Wie erklärst du dir dann die Tatsache, dass es recht viele Frauen gibt, die auch der Meinung sind, dass man sich als Frau doch Kinder wünschen muss und, dass ein Kind praktisch die Krönung einer Beziehung ist? Opfer einer männlich dominierten Gesellschaft, die gar nicht wissen, was wie sie wirklich wollen?

Ich will auch keine Kinder haben, aber ich war noch nie in einer Beziehung, in der ich mir über solche Sachen wie Leihmutterschaft oder Adoption Gedanken machen musste. Ich habe durchaus schon Männer getroffen, die sich die Zukunft mit 1,5 Kindern, Hausfrau, Reihenhaus und Sommerurlaub in Spanien vorgestellt haben, aber da das nicht meine Vorstellungen für meine Zukunft sind hat sich aus diesen Bekanntschaften eben nichts ergeben.

Ich verstehe deshalb nicht so recht, warum du an dieser Beziehung fest hältst, wo ihr doch so unterschiedliche Lebensentwürfe zu haben scheint. Und ich denke, du bist auch in einem Alter, in dem 11 Jahre Altersunterschied schon eine ganze Menge sind. Da sind Konflikte fast vorprogrammiert, weil er sich einfach in einem ganz anderen Lebensabschnitt befindet als du gerade, nicht nur was das Thema Familiengründung betrifft.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass eine Beziehung, in welcher einer der beiden Kinder möchte und der andere nicht, für die Zukunft nur schwer Bestand haben kann. Kinder haben zu wollen ist ein Lebensziel und die Lebensziele sollten bei beiden Partnern schon übereinstimmen. Es bringt aber auch nichts, wenn einer der beiden sich dem Wunsch des anderen fügt und deswegen Kinder in die Welt setzt, die er eigentlich gar nicht wollte oder dass er umgekehrt auf sie verzichtet, nur weil der andere sie nicht will. Da wird immer einer unglücklich sein.

Wenn ich mich persönlich ansehe, hatte ich in meiner Kindheit auch nie viel Kontakt zu Kleinkindern oder Babys, weil ich auch eine der Jüngeren bin. Auch bei mir gibt es in der Verwandtschaft meines Partners viel mehr kleine Kinder. Aus diesem Grund habe ich mir auch lange nicht darüber Gedanken gemacht, ob ich überhaupt einmal Kinder möchte. Sicher war bei mir der Grundgedanke da, dass man einmal ein bis zwei Kinder bekommt so in etwa, aber nicht genau wann und wo und mit wem.

Erst als mein Partner mir klar machte, dass er definitiv welche möchte und dass das auch sein Traum ist, eine eigene Familie zu haben, für sie zu sorgen, ein kleines Häuschen mit Garten etc. das typische "Spießerleben" (drücke ich mal so aus), wurde mir bewusst, dass das mit einer Beziehung nur Sinn macht, wenn ich die gleichen Lebensziele habe. Erst dann habe ich mich also mit dem Gedanken beschäftigt, noch mehr, als schließlich meine Schwester ein Baby bekam.

So bekam ich dann direkt von ihr mit wie es mit einem Kleinkind ist, dass es anstrengend aber auch schön sein kann. Dass man sein Leben zwar völlig auf dieses kleine Wesen ausrichtet, dafür aber eine Menge zurückbekommt, und zwar viiiiiel Liebe und eine Familie. Schließlich ist man für sein Kind einfach alles, die Mutter oder (im Falle des Mannes) der Vater. Es gibt keine wichtigeren Personen im Leben eines Kindes als die eigenen Eltern.

Es mag ja sein, dass man dann seine Karriere eine Zeit lang an den Nagel hängen muss und persönlich viel zurücksteckt. Es mag auch sein, dass sich dann auf einmal alles nur noch um das Kind dreht und selbst die Beziehung erst mal Pause macht. Es mag vielleicht sogar sein, dass man, wenn man einige Zeit später wieder in den Beruf zurückkehrt, nicht mehr die gleichen Karrierechancen hat wie vor der Geburt des Kindes.

Aber wenn man keine Kinder möchte, wird man auch nie eine eigene Familie haben. Klar, man hat ja noch seine Eltern, aber jeder altert mal und irgendwann werden auch sie nicht mehr da sein. Dann ist man allein. Man hat vielleicht ja noch seinen Partner. Aber mir persönlich macht es Gedanken: Was ist, wenn ich einmal alt bin und krank? Wenn ich im Krankenhaus liege? Kommt mich dann jemand besuchen?

Meine Eltern sind ja dann nicht mehr. Kinder gäbe es ja keine. Ich werde nie die Freude haben, meine Enkelkinder zu sehen, weil es keine gibt. Als älterer Mensch kann es nämlich sehr einsam werden.

Wenn man alt ist, ist auch die Karrierezeit vorbei. Man geht in Rente. Vielleicht hatte man dann beruflichen Erfolg und kann sich eine Menge leisten. Aber was bringt einem das viele Geld, wenn keiner da ist, mit dem man es teilen kann? Andererseits kann ich dich mit deinen einundzwanzig Jahren natürlich gut verstehen. In diesem Alter wollte ich auch noch keine Kinder. In diesem Alter hatte ich auch noch die Vorstellung: Ich gehe arbeiten, schaff mich hoch und gehe erst mal gemütlich von meinem Geld in Urlaub, gönne mir dies und jenes. Ich wollte auch erst mal in meine erste eigene Wohnung und selbständig werden und nicht mehr von meinen Eltern abhängig sein.

Auf der anderen Seite kann ich auch deinen Freund verstehen. Er ist zweiunddreißig, sagst du. Er hat damit schon ein paar Jahre mehr hinter sich als du und kommt nun in das Alter, in dem viele Männer mit Kindern anfangen. Wenn ich nur die ganzen Paare in meinem Geburtsvorbereitungskurs ansehe, waren die werdenden Väter alle in etwa diesem Alter.

An deiner Stelle würde ich mir mit Kindern noch etwas Zeit lassen, aber wie gesagt, dein Freund ist eben schon ein Stückchen weiter als du in der Biologie. Ich bin sicher, dass er warten wird, aber wenn er unbedingt Kinder möchte, wird es ihn bestimmt unglücklich machen, wenn er dir zuliebe darauf ganz verzichten muss. Und eine Adoption ist da überhaupt keine Option. Auch diese Kinder wollen Zeit, Liebe und Geborgenheit.

Und nicht jede Schwangere bleibt nach der Schwangerschaft so dick wie während der Schwangerschaft. Man kann die Pfunde auch abtrainieren. Und davon mal abgesehen, ich habe schon einige Männer sagen hören, dass sie schwangere Frauen mit ihren Kurven bzw. Frauen nach einer Schwangerschaft sogar attraktiver finden.

Ein Mann, der seine Frau deswegen abstoßend findet, weil sie seine Kinder geboren hat, ist meines Erachtens auch kein richtiger Mann. Für einen solchen Mann lohnt es sich meiner Meinung nach auch nicht bei ihm zu bleiben. Eine Schwangerschaft bedeutet außerdem nicht, dass man nur auseinander geht und schwerfällig wird. Es ist einfach nur ein wunderschönes Gefühl, wenn man das erste Mal sein Kind in seinem Bauch spürt, wie es tritt und strampelt, man bei jedem Ultraschall ein Bild seines Kindes in Händen halten kann und einfach nur unendlich stolz darauf ist, dass dieses kleine süße Wesen dein eigen Fleisch und Blut ist.

Ich glaube, jede Mutter, die ihr Kind gewollt hat, kann mich da verstehen. Und solche Gefühle bekommt man eben erst, wenn es soweit ist. Bevor ich schwanger war, konnte ich es mir, wie schon gesagt, so wie du auch nicht vorstellen.

Und genau deswegen solltest du lieber abwarten bis du ein bisschen älter bist. Solltest du dann immer noch eine tiefe Abneigung dagegen haben, solltest du damit auf keinen Fall anfangen, nur weil dein Freund das möchte. Das würde definitiv schief gehen und wäre unfair gegenüber dem Kind.

» YariXxX » Beiträge: 635 » Talkpoints: 21,58 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Ja, es gibt Kinder, die sich Eltern wünschen. Aber nicht um sagen zu können, dass sie Eltern haben, sondern dass sie geliebt werden.

Und die meisten dieser Kindern sind außerdem nicht die perfekten, weißen Babys, die den meisten adoptionswilligen wahrscheinlich erst mal vorschweben. Die Realität sieht wohl eher so aus, dass die meisten Kinder schon etwas älter sind, aus schwierigen Verhältnissen kommen und dementsprechende Probleme haben. Oder die Kinder haben ausländische Wurzeln und die Adoptionseltern sind dann direkt als solche zu erkennen. Das ist nun nicht schlimm, aber damit muss man ja auch erst mal klar kommen und das dann auch dem Kind vermitteln.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich muss sagen, dass ich es immer wieder amüsant und zugleich erschreckend finde, wie du über Mütter schreibst. Nur weil man sich für ein Kind entscheidet, ist man doch nicht vom Partner abhängig oder weniger wert. Du solltest dich mal wirklich besser mit diesem Thema auseinander setzen. Ein Baby auszutragen und zu versorgen ist nicht mal so in 5 Minuten erledigt.

Ich kann gut nachvollziehen, wenn sich Familien entscheiden, dass sich ein Elternteil um die Erziehung kümmert während der andere in Vollzeit arbeitet. Es ist teilweise härter als ein Job. Jedes Elternteil wird mir sicher zustimmen. Man kann von einem Baby kein Urlaub nehmen und auch Krankheiten interessieren dieses recht wenig. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal länger als bis 8 schlafen durfte. :?

Ich selbst habe das Glück, dass mein Partner selbstständig arbeitet und ich somit Halbtags arbeiten kann. Mehr würde ich ehrlich momentan auch gar nicht wollen. Er entwickelt sich so rasend schnell, dass ich immer Angst habe etwas zu verpassen.

Außerdem möchte ich meinen Vorrednern zustimmen. Du und dein Partner scheinen schon sehr unterschiedliche Vorstellungen vom Leben zu haben. Ich finde es nicht fair ihn ein eigenes Kind, welches er sich ja sehr zu wünschen scheint, zu enthalten. Lebewesen haben halt den Instinkt sich fortzupflanzen und ihre Gene weiterzugeben. Dies ist zugegebenermaßen bei jedem unterschiedlich stark ausgebildet. Ich denke nicht, dass ihr für einander bestimmt seid. Er wird dich wohl recht schnell abschießen, sollte er eine Frau finden, welche seinen Vorstellungen eher entspricht.

» xZombieKitten » Beiträge: 538 » Talkpoints: 13,88 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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