Als Vegetarier Mitleid mit Tieren - gerechtfertigt?

vom 07.10.2014, 23:34 Uhr

Ich habe heute in einem anderen Thread von einer Person gelesen, die sich etwas über die Forschungsergebnisse von Medizinern aufgeregt hat, da bei dessen Versuchen auch Tiere im Spiel waren. Besagte Person war auch Vegetarierin und gab an, dass sie in dieser Hinsicht Mitleid mit den Tieren hat. Ich selbst bin keine Vegetarierin und ich muss auch sagen, dass ich teilweise nicht nachvollziehen kann, was in Menschen vorgeht, wenn sie meinen, sie müssten Mitleid mit Tieren haben. Mir selbst kommt das etwas weltfremd vor, denn ich bin der Meinung das eigentlich jeder von uns daran beteiligt ist, dass Tiere leiden und dabei rede ich eigentlich nicht von Laborratten.

Laborraten oder Kaninchen haben natürlich ein trauriges Schicksal, dennoch wird sich niemand darüber aufregen, der durch ein Medikament geheilt werden konnte, dass er aufgrund der Forschung an solchen Tieren entstehen konnte. Und das trifft auf die meisten Medikamente zu. Selbst Medikamente die man auf anderer Basis erforscht hat, werden spätestens in der Endphase meist an Tieren getestet, damit endgültig gesagt werden kann, dass sie wirklich unbedenklich sind. Menschen regen sich auf, wenn sie erfahren, dass Tiere für die Forschung genutzt werden, vergessen aber selbst, dass die meisten ihrer eigenen Leiden nur so gestillt werden konnten. Dass es ein Medikament gibt, was bei Krebs oder anderen Krankheiten hilft, wenn man selbst oder geliebte Menschen das haben, kommt uns natürlich entgegen und da wird kein Gedanke mehr an Tierversuche verschwendet.

Tatsache ist aber, dass wir eigentlich für viel mehr verantwortlich sind, als für den Tod einiger Laborratten. Bei Laborratten hält sich die Tragik vielleicht noch deswegen etwas in Grenzen, weil es verboten ist, Tiere absichtlich leiden zu lassen, sie also einen schnellen Tod bekommen und es genug von ihnen gibt. Aussterben werden sie sicherlich nicht. Von den vielen anderen Tierarten für deren Ausrottung der Mensch verantwortlich ist, kann man das leider nicht sagen. Man hilft diesen Tieren auch nicht damit, dass man ein Schwein oder eine Kuh weniger isst, denn davon gibt es genug. Von anderen Tieren aber gibt es heute nur noch sehr wenige Exemplare und ihre Lebensräume sind gefährdet. Dadurch dass wir so leben, wie wir es tun, müssen Milliarden von Tieren dran glauben und sterben aus. Selbst im ach so wilden Afrika gibt es keine ''echte'' Wildnis mehr, auch da ist doch inzwischen fast alles umzäunt, was man noch als wilder Lebensraum betrachten möchte.

Natürlich gibt es vereinzelt Programme und Organisationen, die beispielsweise versucht haben in Deutschland wieder Wölfe und Elche oder andere Tierarten anzusiedeln. Aber die Menschen schaffen es in der Regel sehr gut, das zu vereiteln, denn Tiere gehören irgendwie nicht mehr für uns dazu, sofern sie nicht als flauschige Kugel in unserem Kinderzimmer wohnen. Menschen haben Angst vor Tieren. Immer wieder müssen die Listen der ausgestorbenen Tierarten durch den Menschen aktualisiert werden und jedes Mal haben wir das uns und unserem Lebensstandard zu verdanken. Daher erscheint es mir etwas heuchlerisch sich über ein paar Laborratten aufzuregen. Schon für die Tatsache das man sein eigenes Grundstück hat oder in einer Großstadt lebt hat man anderen Tieren das Leben indirekt streitig gemacht, da ist eine Laborratte nur ein kleines Korn im Sandkasten, ein weiteres Lebewesen das für den Luxus des Menschen sterben musste, der sich über den Erdball ausbreitet wie ein gefräßiges Virus, was seinen Wirt langsam aber stetig zerstört.

Ich verurteile Vegetarier deswegen in keiner Weise, jeder soll machen und essen, was er will, aber ich finde es eben befremdlich auf ein in Massenzüchtung gehaltenes Schwein zu verzichten, während man mit der Banane die man gerade gegessen hat indirekt vielleicht für das Aussterben irgendeiner Affenart verantwortlich war. Und diese Affenart hatte sicherlich keinen so schmerzlosen und schnellen tot, wie das Schwein. Aber davon bekommen wir eben weniger mit, das Sterben des letzten Riesenfingertiers wird eben nicht so dramatisch im Fernsehen gezeigt, wie das Schwein, was zum Kotelett verarbeitet wird. Könnt ihr nachvollziehen, was ich meine? Würdet ihr eure Haltung als Vegetarier weiterhin so begründen?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Schon für die Tatsache das man sein eigenes Grundstück hat oder in einer Großstadt lebt hat man anderen Tieren das Leben indirekt streitig gemacht, da ist eine Laborratte nur ein kleines Korn im Sandkasten, ein weiteres Lebewesen das für den Luxus des Menschen sterben musste, der sich über den Erdball ausbreitet wie ein gefräßiges Virus, was seinen Wirt langsam aber stetig zerstört.

Ich finde, dass man Verbrauchern oder Menschen generell nicht die Schuld für das Aussterben von Tieren geben kann. Auch der Vergleich mit einem Virus erscheint mit unangemessen. Es kann ja kein Konsument etwas dafür, wenn seine Medikamente im Tierversuch getestet wurden und es kann auch niemand hier in unserem Land etwas dafür, wenn im Regenwald irgendwer Flächen abholzt. Das machen wir ja nicht selbst, das sind irgendwelche Konzerne oder - in Bezug auf die Tierversuche - Pharmafirmen, auf die wir keinen Einfluss nehmen können.

Wenn ich nun einmal bestimmte Medikamente benötige, dann habe ich nicht die Wahl zwischen Mitteln, die im Tierversuch getestet wurden und Alternativen. Ich erfahre es auch nicht, wie da etwas getestet wurde, aber ich brauche ja die Medikamente und ich finde nicht, dass mich oder andere Konsumenten da eine Schuld trifft. Schuld bedeutet, dass jemand eine Wahl hat, die haben wir aber nicht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich erfahre es auch nicht, wie da etwas getestet wurde, aber ich brauche ja die Medikamente und ich finde nicht, dass mich oder andere Konsumenten da eine Schuld trifft. Schuld bedeutet, dass jemand eine Wahl hat, die haben wir aber nicht.

Man hat immer die Wahl! Es ist mittlerweile durchaus möglich in Erfahrung zu bringen, ob ein Medikament an Tieren getestet wurde. Es ist ohne Probleme möglich, in der Erfahrung zu bringen, welche Firmen Tierversuche machen. Zumindest kann man es eingrenzen. Firmen, die keine Tierversuche machen, werben sogar damit. Das Argument man muss das Medikament ja nehmen und man hatte keine Wahl und man wusste nicht, wie das Medikament getestet wurde, sind nur Selbstbetrug. Fakt ist, wenn man eine Erkrankung hat, die nur durch Medikamente, die in Tierversuchen getestet wurden, geheilt werden kann, dann hat man die Wahl die Medikamente zu nehmen oder sie eben nicht zu nehmen.

Ganz generell sehe ich vegetarische und vegane Ernährung skeptisch. Wenn mir jemand erklärt, man lebe vegan oder vegetarisch, weil einem die armen Tiere so sehr Leid tun, dann denke ich mir nur, das kann man ja umgehen. Man kann umgehen, dass die Tiere, die man isst, leiden müssen.

Viele der typischen Berichte, wie sehr Tiere leiden müssen, die auf unseren Tellern landen, halte ich für übertrieben. Bewusst so gefilmt, dass die ganze Sache möglichst negativ wirkt.

Allerdings denke ich auch, die meisten Menschen, die sich für eine möglichst tierfreie Ernährung entscheiden, denen geht es eher um das Thema Massentierhaltung. Etwas, was ich nicht vermeiden lässt, wenn man möglichst viele Menschen günstig satt bekommen möchte. Allerdings denke ich auch, dass viele Erzeuger da eben mehr an Profit orientiert sind. Ich bin der Meinung, dass auch eine artgerechte Haltung in Massen möglich sein könnte und das nicht unbedingt viel teuer sein muss. Beziehungsweise sich das wahrscheinlich anders herum rechnen würde. Der Kaufanreiz würde steigen, es wird mehr verkauft und so weiter.

Wer allerdings Medizin oder Chemie studiert, dem müsste bewusst sein, dass man in seinem Berufsleben, in der Regel eben im Studium, mit Tierversuchen zu tun hat. Das sollte man sich vorher überlegen. Klar kann man das ganze Studium in einer Verweigerungshaltung verbringen, was aber wohl eher nicht zweckdienlich ist.

Auch wenn man eine Tätigkeit im medizinischen Bereich anstrebt, wie eben unter anderem als Pflegepersonal, dann sollte einem ebenfalls klar sein, dass man im Berufsleben immer wieder mit Medikamenten in Kontakt kommt, die in Tierversuchen getestet wurden. Ich vermute stark, dass auch diverse Lotionen und ähnliches tierische Bestandteile enthalten und man diese ebenfalls nutzen muss. Man kann ja schlecht sagen, Patient es tut mir ja so leid, aber ich kann sie nicht versorgen, weil die Creme, die sie nun mal am besten vertragen, tierische Bestandteile enthält.

Allerdings frage ich mich manches Mal schon, ob die Tierversuche heute wirklich noch nötig sind und nicht anders simuliert werden könnten? Was aber nichts daran ändert, dass es bereits tausende Medikamente gibt, die zur Zeit auf dem Markt sind, die in Tierversuchen getestet wurden.

» XL » Beiträge: 680 » Talkpoints: -0,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge



@Zitronengras: Natürlich sind wir Endverbraucher mit dafür verantwortlich, wenn Regenwald abgeholzt wird. Nur unser Verzicht auf Produkte von den danach entstandenen Plantagen für Palmöl und dergleichen, kann das eindämmen und vielleicht auf lange Sicht auch verhindern. Wobei es nicht nur um Plantagen geht, sondern auch um tropische Hölzer. Nur wenige Firmen schauen da auf Nachhaltigkeit und fällen aus einem riesigen Gebiet nur wenige Bäume, um auch danach wieder aufzuforsten.

Allerdings stehe ich Tierversuchen weniger skeptisch gegenüber. Da es noch immer genug Krankheiten gibt, die entsprechende Medikamente benötigen, sehe ich es einfach als Notwendigkeit an. Und ich möchte selbst kein Versuchsobjekt für ein Mittel sein, wo man so gar nicht weiß, wie es wirken wird. Man kann eben nicht alles nur irgendwie simulieren.

Aber auch Massentierhaltung muss nicht immer nur negativ gesehen werden. Dazu gibt es auch mittlerweile genug Vorschriften, die ein Landwirt einhalten muss. Und diese Tiere werden auch sehr schnell getötet. Das Problem bei dieser Art der Tierhaltung liegt eher an der Ernährung der Tiere, wo sie teilweise mit Medikamenten versorgt werden, die nicht nötig sind. Das halte ich für die größere Quälerei an Tier und am Mensch.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Generell finde ich es richtig, wenn man mit anderen Lebewesen Mitleid hat, die leiden. Ich kann das gut verstehen, wenn Vegetarier keine Tiere essen, weil sie Mitleid haben. Denn trotz artgerechter Haltung muss so ein Tier nun mal geschlachtet werden, bevor man es essen kann und das bedeutet für ein Lebewesen den Tod. Das ist eben nicht vermeidlich, wenn man Fleisch isst. Ich selbst bin zwar kein Vegetarier, aber ich esse Fleisch auch eher selten.

Ich finde es auch richtig, dass Tierversuche nur da durchgeführt werden, wo sie zwingend notwendig sind. Für Kosmetika finde ich sie total überflüssig. Da kann man doch genauso gut freiwillige Probanden per Inserat im Internet suchen und hat dann bessere Daten. Weil wenn ein Kaninchen eine Creme verträgt muss ich das noch lange nicht tun. Bei Forschungsprojekten rund um die Medizin bin ich schon anderer Meinung. Sicher sind da viele Experimente absolut lebensrettend. Aber und das ist ein ganz großes Aber: Es ist mir wichtig, dass solche Versuche wirklich so ethisch wie möglich durchgeführt werden. Genau daran hapert es sicher immer noch. Die Überwachung und Qualitätskontrolle solcher Versuche könnte meiner Meinung nach besser sein. Damit die Wirtschaftlichkeit als Kriterium nicht total übermächtig ist.

Natürlich hat man als Verbraucher die Wahl. Wer zwingt mich denn, Kosmetika von Konzernen zu kaufen, die Tierversuche machen? Da kann man doch sinnvoll Verbrauchermacht einsetzen. Ich kann mich sogar per Patientenverfügung gegen diverse Medikamente wehren, wenn ich sie nicht möchte. Ob letzteres sinnvoll ist, stelle ich aber in Frage.

Ich sehe es aber auch so, das Tierschutz nicht unser wichtigstes Problem ist. Auch wenn es gut ist, wenn man sich überhaupt engagiert. So lange es aber noch Länder gibt, wo Menschen verhungern und unter Terrorregimes leiden geht für mich der Menschenschutz über den Tierschutz. Da sehe ich eher Nachholbedarf beim organisierten Menschenschutz als daran, den Tierschutz zu belächeln.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich bin auch keine Vegetarierin, sondern esse Fleisch und das auch sehr gerne. Ich kann aber Vegetarier durchaus verstehen, wenn sie kein Fleisch aus Massentierhaltung essen wollen. Es geht dabei ja nicht darum, die gesamte Tierwelt durch seinen Verzicht retten zu wollen.

Man muss irgendwo anfangen und es ist ja ein Anfang, wenn man auf eine Sache verzichtet, die man schlecht findet. Klar macht eine einzelne Person nicht viel aus, aber mittlerweile gibt es schon so viele Vegetarier, dass das auch die Industrie bemerkt hat.

Wo ist es bitte heuchlerisch, wenn ein Vegetarier dann eine Banane isst? Man kann sich ja nicht bei allem, was man isst, trinkt oder irgendwie benutzt informieren, ob das in irgendeiner Form zu einem Tier-Sterben beiträgt.
Wenn ein Vegetarier aber Kosmetika benutzt oder Produkte, bei denen bekannt ist, dass Tiere dafür unnötig leiden (z.B. Tierversuche für bekannte Kosmetika-Linien) dann finde ich das doch sehr paradox.

» dornrose » Beiträge: 16 » Talkpoints: 2,49 »


Natürlich hat man als Verbraucher die Wahl. Wer zwingt mich denn, Kosmetika von Konzernen zu kaufen, die Tierversuche machen? Da kann man doch sinnvoll Verbrauchermacht einsetzen. Ich kann mich sogar per Patientenverfügung gegen diverse Medikamente wehren, wenn ich sie nicht möchte. Ob letzteres sinnvoll ist, stelle ich aber in Frage.

Ich denke eben, dass man dies bei den meisten Dingen gar nicht weiß und es ist auch nicht realistisch umsetzbar, sich bei jedem Medikament oder jedem Lebensmittel vorher zu informieren, wie das hergestellt wurde. Dann kommt man ja gar nicht mehr dazu, etwas zu kaufen. Woher soll ich wissen, wie das Tier, aus dem ein Würstchen wurde, gelebt hat? Sicherlich könnte man das irgendwo nachschauen oder gleich nur noch im Reformhaus kaufen, aber habe ich die Zeit dazu? Wenn es in meiner Nachbarschaft eben keine Super-Öko-Reform-Läden gibt, habe ich die Zeit, da immer Umwege zu fahren? Oder vielleicht wäre es mir dann auch zu teuer, dann das Doppelte zu bezahlen. Habe ich die Zeit, ewig nachzuforschen, wie etwas produziert wurde?

Woher weiß ich denn, ob irgendein Kosmetikum mit Tierversuchen hergestellt wurde? Das steht nicht auf der Verpackung, das müsste man umständlich recherchieren, falls das überhaupt herausfindbar ist. Ich denke, dass kaum einer in der Lage sein wird, solche Dinge nachzuforschen und dass daher der Verbraucher auch nicht die Verantwortung dafür trägt.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Da ich diejenige bin, die die Diskussion ausgelöst hat, möchte ich natürlich auch ein paar Worte dazu sagen. Zunächst: Ich bin Vegetarierin und habe schon fast damit gerechnet, dass auf den Beitrag hin Kommentare dazu kommen, dass ich mich über Tierversuche beschwere, aber „nur“ Vegetarierin bin. Mir ist nämlich durchaus bewusst, dass das als Mensch, der sich um Tiere sorgt, keine ideale Lebensweise ist, denn ich esse beispielsweise auch immer noch Milchprodukte, auch wenn ich es versuche auf das minimalste, was für mich als Mensch, der in einem Haushalt mit Fleischessern, eben möglich ist.

Crispin hat geschrieben:Daher erscheint es mir etwas heuchlerisch sich über ein paar Laborratten aufzuregen.

Ich rege mich doch auch nicht ausschließlich über Laborratten auf. Ich weiß, dass es viele Missstände gibt, angefangen bei der Fleischindustrie über Pelzfarmen bis hin zu der Tatsache, dass Tiere von Autos überfahren werden. Das finde ich als Tierliebhaber alles schlimm, wobei es natürlich Dinge gibt, die mir mehr ans Herz gehen als andere. Zu Laborratten habe ich zum Beispiel einen etwas größeren Bezug, weil ich selbst Farbmäuse als Haustiere habe. Gleiches gilt für das legale (qualvolle) Töten von Streunerhunden in Rumänien, das berührt mich als Hundebesitzer besonders. Aber genau hier sehe ich auch das Problem unserer Gesellschaft allgemein, nämlich die Differenzierung zwischen Nutztier und Haustier. Ich nehme mich selbst da nicht raus, weil ich wie gesagt für einige Tiere mehr fühle als für andere, aber letztendlich sind es für mich dann doch alles Lebewesen mit einem Recht auf Leben. Eine Kuh hat beispielsweise genauso wie wir Beine zum Laufen, Augen zum Sehen, Ohren zum Hören, eine Lunge zum Atmen und wer ist bitte auf die Idee gekommen, dass es nicht genauso ein Gehirn hat wie wir uns nachdenken kann? Zudem ist schon lange wissenschaftlich bewiesen, dass Schweine intelligenter sind wie Hunde, warum behandeln wir also die einen so und die anderen so?

XL hat geschrieben:Viele der typischen Berichte, wie sehr Tiere leiden müssen, die auf unseren Tellern landen, halte ich für übertrieben. Bewusst so gefilmt, dass die ganze Sache möglichst negativ wirkt.

Die Aussage schockiert mich etwas. Wie kommst du darauf? Ich sehe es nämlich eher andersrum. Vieles wird viel schöner dargestellt, als es eigentlich ist, vor allem natürlich in der Werbung, aber auch manche Sendungen, die sich mit der vegetarischen oder veganen Ernährung beschäftigen, erscheinen mir nicht ganz objektiv. Die wirklich schlimmen Szenen von Schlachthöfen und Co., die nur durch geheime Investigationen gedreht werden konnten, sieht man im Fernsehen nämlich sehr selten, weil die Schlachthöfe natürlich kein Kamerateam die schrecklichen Zustände hinter den Mauern filmen lassen.

Crispin hat geschrieben:Könnt ihr nachvollziehen, was ich meine? Würdet ihr eure Haltung als Vegetarier weiterhin so begründen?

Ich verstehe, worauf du hinaus willst und ich hatte wie oben erwähnt bereits ähnliche Gedanken, weil ich denke, dass ich noch mehr Tieren helfen könnte, wenn ich mich vegan und nicht nur vegetarisch ernähren wurde. Aber mir ist auch bewusst, dass ich die Welt nicht retten kann. Aber ich kann doch wenigstens einen kleinen Teil dazu beitragen, indem ich kein Fleisch mehr esse. Wenn jeder denkt, er könnte nichts ändern, dann wird sich auch nichts ändern, aber wenn jeder in der Woche einmal auf Fleisch verzichten würde, dann würde die Fleischindustrie das schnell bemerken und weniger produzieren. Und dann ist wenigstens einem dieser vielen leidenden Tieren auf der ganzen Welt geholfen.

Zitronengras hat geschrieben: Ich denke eben, dass man dies bei den meisten Dingen gar nicht weiß und es ist auch nicht realistisch umsetzbar, sich bei jedem Medikament oder jedem Lebensmittel vorher zu informieren, wie das hergestellt wurde.

Den Gedankengang kann ich auch nachvollziehen und das bemerke ich selbst beim Einkaufen auch, seitdem ich mehr auf die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln achte. Zum einen stehen da natürlich Wörter drauf, die ich nicht verstehe und bei denen ich erst einmal googlen muss, was es überhaupt ist. Zum anderen wird das, was an der Herstellung beteiligt ist (zum Beispiel tierische Gelatine in Säften oder Weinen), gar nicht aufgeführt und bleibt dem Verbraucher, wenn er sich eben nicht selbst informiert, verborgen. Daher bin ich um alle Lebensmittel dankbar, die das vegane oder vegetarische Label auf der Verpackung haben, sodass man sich schnell orientieren kann, ob das Produkt frei von tierischen Inhaltsstoffen ist oder nicht. Ich hoffe, das wird sich noch weiter verbreiten, denn so macht das Einkaufen als Vegetarier beziehungsweise Veganer dann auch sehr viel mehr Spaß.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Woher soll ich wissen, wie das Tier, aus dem ein Würstchen wurde, gelebt hat?

Manchmal erstaunt mich deine Naivität. Vielleicht mag es auch nur Faulheit sein? Denn es ist kein wirklicher Aufwand, in Erfahrung zu bringen, ob es in der Gegend einen Metzger gibt, der eine eigen Schlachtung hat und eventuell die Schlachttiere auch selber aufzieht. Aber du hattest in einem anderen Beitrag schon erwähnt, dass es bei dir nur möglichst billig sein muss und dir es ansonsten egal ist, woher dein Essen stammt.

Wenn es in meiner Nachbarschaft eben keine Super-Öko-Reform-Läden gibt, habe ich die Zeit, da immer Umwege zu fahren?

Um ein Würstchen oder Fleisch zu bekommen, welches halbwegs artgerecht gehalten wurde, braucht es keinen Super-Öko-Reform-Fachgeschäft. Ich persönlich würde Fleisch und Wurst nie in einem Reformhaus kaufen. Wobei auch Alnatura Fleisch und Fleischwaren im Sortiment hat. Ein paar Häuser weiter bekomme ich bei Netto den selben Schinken, vom selben Hersteller, wesentlich günstiger.

Es geht auch nicht wirklich darum, sich super tierfreundlich zu ernähren, sondern einfach mal darüber nachzudenken, dass Fleisch nicht einfach so auf den Bäumen wächst. Oder das man nicht täglich die billigten Würstchen in großen Mengen essen muss. Je mehr Verbraucher Abstand nehmen von der Massentierhaltung, um so eher ist eine Wende möglich.

Davon mal abgesehen hat man von Fleisch aus artgerechter Aufzucht generell auch mehr, als von dem abgepackten Kram aus dem Discounter. Mach dir mal die Mühe und kaufe ein Pfund gemischtes Hackfleisch im Discounter (kleinere Abpackungen gibt es leider nicht), ein Pfund gemischtes Hackfleisch beim Metzger und ein Pfund Hackfleisch von einem Bio-Metzger. Würze alle drei gleich und mach Frikadellen drauf. Brate die in drei verschiedenen Pfannen. Achte mal darauf, in welcher Pfanne du am meisten Fett brauchst und in welcher du kein Fett nachfüllen musst, weil so viel schon aus den Frikadellen raus brät.

Ich vermute stark, dass meiste Fett und die kleinsten Frikadellen hast du beim Discounter-Hackfleisch. Geschmacklich werden die vom Bio-Metzger-Hackfleisch am besten sein. Preislich wahrscheinlich auch am teuersten. Aber wenn du dein Hackfleisch nun beim Metzger kaufst, hast du mehr auf dem Teller, als bei dem abgepackten Hackfleisch aus dem Discounter und hast quasi einen kleinen Schritt gegen Massentierhaltung gemacht.

Habe ich die Zeit, ewig nachzuforschen, wie etwas produziert wurde?

Woher weiß ich denn, ob irgendein Kosmetikum mit Tierversuchen hergestellt wurde? Das steht nicht auf der Verpackung, das müsste man umständlich recherchieren, falls das überhaupt herausfindbar ist.

Zumindest was Kosmetik angeht, geht das mit einem Internetanschluss recht fix. Wenn man das denn will. Und ich könnte wetten, wenn man hier die Suche brauchbar füttert, würde man da auch schon reichlich Ergebnisse finden. Aber die Frage ist eben, will man das? Keine Zeit ist nur eine Ausrede.

Und Lush stellt zum Beispiel ohne Tierversuche her und damit werben die auch. Außerdem kann auf vielen Seiten namhafte Hersteller finden, von denen bekannt ist, dass die grundsätzlich mit Tierversuchen arbeiten. Das heraus zu finden würde wahrscheinlich schon dreißig Minuten kosten.

Die Aussage schockiert mich etwas. Wie kommst du darauf? Ich sehe es nämlich eher andersrum. Vieles wird viel schöner dargestellt, als es eigentlich ist, vor allem natürlich in der Werbung, aber auch manche Sendungen, die sich mit der vegetarischen oder veganen Ernährung beschäftigen, erscheinen mir nicht ganz objektiv. Die wirklich schlimmen Szenen von Schlachthöfen und Co., die nur durch geheime Investigationen gedreht werden konnten, sieht man im Fernsehen nämlich sehr selten, weil die Schlachthöfe natürlich kein Kamerateam die schrecklichen Zustände hinter den Mauern filmen lassen.

Ich habe an sich Werbung ausgeschlossen. Werbung präsentiert immer das Beste oder wird eben gestellt über Dummies und ähnliches.

Ich sehe mir Sendung zum Thema Essen oder Tieraufzucht eher sehr selten an. Spezielle Sendungen zur vegetarischen oder veganen Ernährung noch seltener. Kochsendungen schaue ich zwar gelegentlich, aber da ist das Thema Tierzucht ja eher kein Thema. Und ich gebe zu, ich empfinde viele Menschen, die vegetarische oder vegane Ernährung predigen ein wenig abgedreht.

Lange bevor es Internet gab und es nur eine handvoll Sender im Fernsehen gab, das müsste so Anfang der 90er Jahre gewesen sein, machte ein Film zu Tiertransporten die Runde. Der war scheinbar in jedem Sender, zu unterschiedlichen Zeiten zu sehen. Immer und immer wieder und immer der selbe Film. Was wurde sich damals über die Tiertransporte aufgeregt, während aber ein Schlachthof nach dem anderen geschlossen wurde, weil der Verbraucher es wünschte. Je weniger Schlachthöfe es gibt, um so weiter müssen die Schlachttiere eben transportiert werden. Da wurde dann ein Fall von tausenden Fällen raus gezogen, der aber immer als weiterer Fall angepriesen wurde. Seit dem sehe ich solche Berichte immer ein wenig kritisch.

Und zur Werbung? Lange vor deiner Zeit gab es so was wie den Kälbermastskandal. Im Endeffekt ging es darum, dass verschiedene Firmen ihre Kälber spritzten, um mehr Rendite zu haben. Damals warb auch einer der damals großen Babygläschenhersteller damit, dass das Kalbfleisch nur aus Betrieb X kommt und das absolut unbedenklich ist. Wie sich später raus stellte, steckte auch dieser Betrieb X ganz groß im Skandal mit drin.

Papier ist generell geduldig. Keine Ahnung ob sich in den letzten drei Jahren was geändert hat, aber vor drei Jahren waren Bio-Siegel nicht gesetzlich geprüft. Das Ding kann quasi jeder auf seine Ware kleben. Wie sieht es mit der Kennzeichnung von vegan oder vegetarisch aus?

» XL » Beiträge: 680 » Talkpoints: -0,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Zumindest was Kosmetik angeht, geht das mit einem Internetanschluss recht fix. Wenn man das denn will. Und ich könnte wetten, wenn man hier die Suche brauchbar füttert, würde man da auch schon reichlich Ergebnisse finden. Aber die Frage ist eben, will man das? Keine Zeit ist nur eine Ausrede.

Und wie stellst du dir das praktisch vor? Soll man dann sein Laptop mit zum Einkaufen nehmen, um vorm Kosmetik-Regal die ganzen einzelnen Marken zu googeln? Das ist doch irrwitzig. Nein, keine Zeit ist keine Ausrede, es gibt wichtigere Dinge als stundenlang vorm Kosmetik-Regale die Marken zu recherchieren.

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