Mitleid mit Personen, deren Beziehung einseitig ist
In meinem Bekanntenkreis erlebe ich immer wieder Beziehung, die doch sehr einseitig sind. Die Personen entwickeln sich in verschiedene Richtungen und während der eine noch liebt, ist der andere gedanklich schon getrennt. Von außen erkennt man so etwas ja schneller und so habe ich dann immer Mitleid mit der Person, die noch etwas in die Beziehung investiert. Geht euch das auch so und wie kann man damit gut umgehen?
Ich habe das noch nicht erlebt. Aber ich stelle es mir schon schwierig vor, wenn man mit beiden Partnern befreundet ist. Einmischen würde ich mich da wohl trotzdem nicht. Natürlich ein offenes Ohr haben, wenn einer sich mal aussprechen möchte. Aber ansonsten ist es eben immer noch die Angelegenheit des Paares.
Eine einseitige Entwicklung muss ja nicht unbedingt bedeuten, dass der eine sich trennen will und der andere nicht, sondern auch, dass die Vorstellungen total anders sind und immer nur einer Kompromisse macht, während der andere eine Art "Bestimmerrolle" hat. Das fällt mir in den Beziehungen oft auf, wo nur einer das Geld nach hause bringt. Das kann die Frau sein, aber auch der Mann und ich finde es dann schon traurig, dass derjenige, der finanziell von dem anderen abhängig ist dann immer nur mit Kompromissen leben muss. Aber demjenigen fällt es einfach selber gar nicht auf.
Selbst, wenn man die Leute darauf anspricht, streiten sie es ab, weil sie sich die Welt einfach schön reden und deswegen nutzt das Ansprechen auch oft nichts und derjenige muss selber wissen, ob er damit immer leben will.
In meinem Bekanntenkreis hatte ich vor Jahren auch mal ein Pärchen, welches sich einseitig entwickelte. Sie war zu hause, hat den Haushalt gemacht und er hat das Geld nach hause gebracht. Das Haus indem die beiden wohnten war nur seins, weil er das von den Eltern geerbt hat und es wurde nur das gemacht, was er auch wirklich wollte. Die Frau tat mir da schon leid, weil sie wirklich nur mit Kompromissen lebte. Sie durfte zwar auch alles machen und auch sein Geld mit ausgeben, aber es war halt doch so, dass sie immer wieder zurückstecken musste, was persönliche Wünsche anging und so könnte ich nicht ein Leben verbringen.
Diese Entwicklung hat aber nicht nur etwas mit dem Einkommen zu tun. Es gibt auch Paare, wo eben nur eine Seite daran Interesse hat sich neues Wissen anzueignen. Sei es durch gezielte Recherche, berufliche Belange oder einfach nur, weil man gern entsprechende Sendungen im Fernsehen ansieht. Hat der andere Partner daran kein Interesse, kann die Liebe bei beiden Seiten noch so groß sein. Man wird sich auf lange Sicht nichts mehr zu sagen haben.
Mein Mann und ich sind zum Beispiel bei der Schlafenszeit recht unterschiedlich. Es kann also durchaus vorkommen, dass mein Mann eine Sendung nicht bis zum Schluss anschaut, weil er einfach müde ist. Aber er ist sehr interessiert am Ergebnis und hört mir dann zu, wenn ich es ihm berichte. Damit ist einfach eine gemeinsame Grundlage vorhanden, die nur unterschiedlich gelebt wird.
Fehlt diese, weil man kein größeres Interesse an dem zeigt, was für den Partner wichtig ist, dann lebt man nur noch nebeneinander her. Und dann kommt irgendwann der Punkt, wo man entscheiden muss, ob man es akzeptiert und mitmacht, sein Leben wirklich neu ausrichtet oder sich einfach alles schön redet, wie Diamante schon schrieb und so weiter macht, wie bisher.
Woran macht man denn fest, ob der andere gedanklich schon getrennt ist? Mein Mann und ich haben völlig andere Berufe, extrem unterschiedliche Hobbys und eigentlich auch ganz andere Vorstellungen von einem erfüllten Leben. Trotzdem lieben wir uns auch nach vielen, vielen Jahren immer noch und haben eine starke gemeinsame Basis. Von dieser Basis aus macht allerdings jeder so ziemlich sein Ding. Viele meiner Bekannten kennen meinen Mann nur ganz flüchtig, umgekehrt ist es nicht anders. Und wenn bei uns der eine den anderen mal mitschleppen muss, dann kann es sein, das der jeweils begleitende Partner in vermeintlich unbeobachteten Momenten doch eher abwesend wirkt.
Ich habe nun nicht unbedingt Mitleid mit Personen, die eine einseitige Beziehung haben. Immerhin kann man das als Außenstehender doch auch überhaupt nicht wissen, ob eine Beziehung nun einseitig ist oder nicht. Nur weil man einen Eindruck hat, dann muss das ja noch lange nicht heißen, dass man mit seiner Vermutung auch Recht hat. Man weiß ja immerhin nur, wie das Paar nach außen wirkt, wobei man jedoch nicht weiß, wie sich das Paar verhält, wenn es alleine ist. Vielleicht sind dann auch beide an einem guten Umgang miteinander interessiert und benehmen sich auch beide gleichwertig, so dass das, was man als Außenstehender sieht, ja nur die subjektive Meinung ist. Die meiste Zeit wird das Paar ja auch zu zweit verbringen, weshalb man darüber nichts aussagen kann.
Meiner Meinung nach, ist jeder für das Schicksal seiner Beziehung selbst verantwortlich und ich wüsste nun nicht, weshalb ich da Mitleid haben sollte. Wenn eine Person sich nun die ganze Zeit unterdrücken lässt und selbst nie eigene Meinung haben darf, dann ist sie ja im Prinzip auch selbst schuld an dieser einseitigen Beziehung. Sie wird ja nicht dazu gezwungen, mit dem Partner zusammen zu bleiben, sondern es ist ihre eigene Entscheidung. Von daher ist sie selbst schuld, weil sie jederzeit die Möglichkeit hat, sich zu trennen. Wenn sie sich jedoch weiterhin so behandeln lassen möchte, dann ist sie selbst schuld.
Sobald eine Beziehung einseitig wird, dann sollte man sich trennen, wenn es keine Chance auf Besserung gibt. Manche Paare entwickeln sich eben mit der Zeit auseinander und wenn es denn so ist, dass der eine ständig nur unterwegs ist, während der andere am liebsten zu Hause sitzt, dann passt es eben nicht, wenn man sich deshalb streitet. Genauso wenig passt es aber auch nicht, wenn beide nur jeden Tag auf dem Sofa vor dem Fernseher sitzen und sich rein gar nichts mehr zu sagen haben. Allerdings kann man solchen Situationen ganz oft schon vorbeugen, indem man immer wieder mit dem Partner spricht und ihm sagt, was einen stört und was man ändern möchte.
Hilft jedoch gar nichts mehr, dann sollte man auch nicht mehr Zeit und Gefühle in die Beziehung stecken, da man immer mehr darunter leiden wird. Man sollte es auch irgendwann akzeptieren können, dass es sicherlich einen Menschen gibt, der besser zu einem passt und wo die Beziehung dann nicht einseitig ist.
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