Kinder geschlechtsneutral erziehen - Welche Folgen?

vom 06.10.2014, 10:09 Uhr

Ich habe gelesen, dass es Eltern gibt, die ihre Kinder geschlechtsneutral erziehen. Sie vermitteln ihren Kindern nicht bewusst, welchem Geschlecht sie zugehören und legen sie nicht vorzeitig auf tradierte Geschlechterrollen fest. Wenn das Kind mit einem Spielzeug spielen will, ist das völlig egal, welches es ist, Hauptsache, es ist kindgerechtes Spielzeug.

Wenn es mit anderen Kindern spielen will, dann wird seitens der Eltern keine Vorauswahl getroffen, mit wem. Die Kleidung wird so gewählt, dass sie keine Geschlechterklischees bedient und selbst die Namen werden, so das laut Landesgesetzgebung möglich ist so gewählt, dass keine Rückschlüsse möglich sind.

Wie meint ihr, dass sich so eine Erziehung auswirkt? Wonach orientiert sich so ein Kind? Kennt ihr Kinder, die so erzogen wurden und wie geht es denen heute? Kann man das überhaupt so durchziehen? Ist nicht spätestens damit Schluss, wenn man sein Kind in eine Betreuungseinrichtung oder Schule gibt? Wie geht man damit um wenn das Kind beginnt zu pubertieren?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich weiß leider nicht viel über diese Erziehungsmethode. Aber schon wenn das Kind in den Kindergarten kommt, wird es mit sozialen Rollen konfrontiert. Es will dann sicherlich automatisch zu einer Gruppe gehören wollen. Trotzdem finde ich die Idee gut, dass man sein Kind nicht irgendwo hinein zwingen will.

» dornrose » Beiträge: 16 » Talkpoints: 2,49 »


Es gibt nun mal Unterschiede bei den Geschlechtern. Ich würde ein Kind nicht neutral erziehen und ihm nicht erklären, was da den Unterschied macht. Mein Kind kann ja trotzdem alles machen, aber eben auch mit jedem Spielzeug spielen. Dennoch würde ich einem Kind schon erklären was ein Mädchen und was ein Junge ist und warum. Deswegen kann das Kind trotzdem alles machen. Man kann das ja auch gar nicht umgehen, denn in der Gesellschaft kann man ein Kind nicht neutral erziehen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich muss mich hier kurz noch mal einklinken und einen Hinweis äußern: Es gibt zwei Arten von Geschlecht. Einmal das biologische Geschlecht, das meist daran zu erkennen ist, ob ein Mensch männliche oder weibliche Genitalien trägt. Die andere Seite ist das soziale Geschlecht. Also die Geschlechterrolle, die man auslebt.

Von geschlechtsneutraler Erziehung soll es natürlich nicht Sinn und Zweck sein, am biologischen Geschlecht etwas zu ändern. Jedes Kind behält die Körperteile mit denen es geboren wurde. Aber der Besitz eines männlichen oder weiblichen Körpers sagt ja noch lange nichts darüber aus, dass man per Naturgesetz auch dazu verdonnert ist, sich alternativlos verhalten zu müssen.

Und darum geht es eben: Den Kindern alle Verhaltensmöglichkeiten offen zu halten und sie sich so weit wie möglich vorbehaltlos selbst zu entdecken, wie sie sich im Berufsleben oder bei Hobbys und Interessen entwickeln wollen. Ich hoffe, das ist klarer geworden.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



trüffelsucher hat geschrieben:Ich muss mich hier kurz noch mal einklinken und einen Hinweis äußern: Es gibt zwei Arten von Geschlecht. Einmal das biologische Geschlecht, das meist daran zu erkennen ist, ob ein Mensch männliche oder weibliche Genitalien trägt. Die andere Seite ist das soziale Geschlecht. Also die Geschlechterrolle, die man auslebt.

Von geschlechtsneutraler Erziehung soll es natürlich nicht Sinn und Zweck sein, am biologischen Geschlecht etwas zu ändern. Jedes Kind behält die Körperteile mit denen es geboren wurde.

Das ist sehr schön erklärt. Ich befürchte nur, dass da viele Eltern eben zu weit gehen. Bekannte von Freunden haben ein Kind bekommen und niemandem gesagt, welches Geschlecht es hat. Es ist weder Junge noch Mädchen, sondern ein "Kind". Und so soll es auch aufwachsen.

Ich habe keine Ahnung, wie man das lange durchziehen will. Und es verleugnet eben auch das biologische Geschlecht. Würde man das Kind wirklich bis zur Pubertät im Ungewissen lassen können, welchem Geschlecht es angehört oder überhaupt die Existenz von verschiedenen Geschlechtern verschweigen, würde es spätestens dann in der Pubertät zu einer Identitätsstörung kommen.

Also meiner Meinung nach sollte das viel mehr nebenbei stattfinden. Wir hatten schon einige Beiträge hier im Forum über Jungen, die einen Schulranzen mit Feen haben wollten oder ähnliches. Eine Freundin von mir hat schon ihrem zweijährigen Sohn erklärt, dass er keine Schminke braucht, weil er kein Mädchen ist. Er hatte sich halt dafür interessiert, weil Mama sich jeden Morgen schminkt. Bei solchen Dingen würde ich halt ganz gelassen reagieren und sie meinem Kind ohne Diskussion erlauben.

Aber ich finde, das ist im Grundsatz auch nichts Neues. Schon immer gab es Eltern, die besser und welche, die schlechter akzeptieren konnten, dass ihr Sohn Kindergärtner werden will oder die Tochter Automechanikerin. Da leben die beiden ja auch ihr soziales Geschlecht auf eine unerwartete Weise aus. Es passt nach herkömmlichen Maßstäben nicht zum biologischen Geschlecht.

Mittlerweile sind wir eben an einem Punkt angekommen, wo den Kindern sogar geschlechtsneutrale Namen gegeben werden. Da muss man langsam aufpassen, dass man nicht zu weit geht und sich in diesem Modell verliert. Wenn dann der Sohn trotzdem partout nicht mit Barbie spielen will, ist man zum Schluß sogar enttäuscht. Also ich würde das etwas relaxter angehen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich finde die geschlechtsneutrale Erziehung im Großen und Ganzen toll. Mich hat das schon als Kind aufgeregt, dass man entweder in die Jungs- oder Mädchenschublade gedrängt wurde. Mein Vater hat mir damals besonders zugesetzt indem er mir ständig Puppen geschenkt hat, an denen ich nicht das geringste Interesse hatte. Viel lieber habe ich mit Spielzeugautos Rennen gefahren und das hat er schlussendlich auch eingesehen.

Heute ist es noch viel schlimmer geworden, es gibt ja sogar spezielle Ü-Eier für Mädchen. Da hört für mich auch der Spaß auf. Viele Eltern erziehen ihr Kind wirklich allein durch das Spielzeug. Ich habe vor ein paar Tagen den Katalog von myToys durchgesehen und war auch sehr irritiert, dass die Spielsachen so strikt zwischen den Geschlechtern getrennt sind. Bei den Mädchen waren es größtenteils Kinderküchen, Spielzeughaushaltsgeräte, Kinderschminksets und ähnliche Spielzeuge. Jungs dürfen sich dagegen über einen Heimwerkerkasten oder eine Autorennbahn freuen.

Das führt letztendlich zu einem totalen Rückschritt der heutigen Gesellschaft. Mädchen werden dazu erzogen, hübsch zu sein, den Haushalt zu führen und Kinder zu versorgen. Jungs werden dahingehend erzogen, dass sie ihre Gefühle nicht mehr so stark zeigen und den Harten markieren.

Ich finde eine solche geschlechterbezogene Erziehung furchtbar und würde meinem Kind immer erlauben, mit allem zu spielen. Auch die Kleidung würde ich ganz neutral heraussuchen. Es muss doch nicht gleich von Geburt an die typische blau/rosa-Schiene sein. Natürlich übertreiben es manche Eltern auch, indem sie ihrem Kind irritierende Namen geben oder komplett geschlechtslos erziehen. Das ist mindestens genauso schädlich wie die geschlechterbezogene Erziehung.

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» ninjafan » Beiträge: 1455 » Talkpoints: -0,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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