Ein Mann ist dann ein Mann, wenn er viel Alkohol verträgt

Gerade bei jungen Menschen ist es oftmals so, dass die Männer gut dastehen wollen, indem sie viel trinken. Sie halten sich dann für besonders männlich. Für mich ist das eigentlich alles andere als männlich, wobei sie ja schon mehr vertragen können allein vom Gewicht her. Wird ein Mann aber männlicher weil er mehr verträgt?

Für mich ist ein Mann nicht männlicher, wenn er mehr Alkohol trinken kann, sondern höchstens von der Natur begünstigter. Ich würde ohnehin keinen Partner wollen, der regelmäßig Alkohol trinkt, also macht so ein Verhalten überhaupt keinen Eindruck auf mich, stößt mich sogar eher ab. Glücklicherweise habe ich den idealen Mann für mich in dieser Hinsicht gefunden.

Meine skandinavischen Freunde sind dementsprechend alle keine waren Männer - denn sie vertragen wirklich sehr wenig. Mein Partner wird schon nach zwei Bieren ziemlich lustig, ebenso seine Freunde. Die sind auch sehr schnell voll, vor allem wenn sie ihr Bier in der Sauna trinken. Nee, solche Sprüche finde ich absolut blödsinnig, die habe ich aber auch schon leider zu oft gehört.

Solche Kommentare zeugen für mich von absoluter geistiger Unreife und mangelnder Bildung. Es gibt durchaus ganze Völker, die kaum bis gar nicht Alkohol vertragen. Sowohl Frauen als auch Männer. Das ist unter anderem einer der Gründe, warum die Eroberer des Nordamerikanischen Kontinents so relativ leicht die Eingeborenen besiegen konnten. Bei vielen Stämmen waren da einige Alkohol abbauende Enzyme so wenig vorhanden, dass sie auch geringe Mengen betrunken und vergleichsweise schnell abhängig machen. Und sind echte nordamerikanische männliche Wesen denn nicht gerade das, was man als klassisch männliche Männer sieht? Alleine dieser Widerspruch sollte das doch schon recht deutlich zeigen.

Es ist als eher ein Zufall der Natur, wer viel Alkohol verträgt und wer nicht.

Zudem finde ich als Frau bei Männern (und auch bei Frauen) Kampftrinken total unattraktiv. Ich finde das total abstoßend, wenn jemand ziemlich berauscht ist und sich vielleicht nicht mehr unter Kontrolle hat. Dadurch dann möglicherweise gewalttätig wird.

Männlich sind für mich Männer, die Verantwortung übernehmen. Die ihre Partnerin und die Familie fürsorglich behandeln und dazu stehen gute Väter zu sein. Männlich ist für mich, wenn ein Mann seine eigene Meinung vertreten kann und nicht in der Herde mit rennt und aus Gruppenzwang etwas tut, wovon er selbst nicht überzeugt ist nur um jemanden etwas zu beweisen, das so nicht bewiesen werden kann.

Das finde ich nicht. Dann dürfte ein Mann auch nur ein Mann sein, wenn er Muskeln hat und ein Macho ist. Gefühle dürften Männer auch nicht zeigen. Ich denke, dass die Jugendlichen sich einfach beweisen wollen. Da man in diesem Alter noch nicht viel erreicht hat, muss man irgendwie aus der Menge stechen. Wenn ein Junge viel verträgt, gilt er leider oft als cool und stark. Das liegt meiner Meinung aber nur daran, dass die jungen Leute nur noch nicht wissen was "stark" oder "männlich" ist. Bei den Buben finde ich es persönlich einfach nur lächerlich.

Ein Mann ist für mich dann ein Mann, wenn er Rückgrat hat, weiß was er will und auch danach handelt. Ein Kind hängt grundsätzlich am Rockzipfel der Mutter und lässt sich von ihr umsorgen und sie entscheidet, wann es ins Bett zu gehen hat und was auf dem Esstisch stehen wird. Ein erwachsener Mann entscheidet in meinen Augen selbst und hat keine Angst vor negativen Konsequenzen. Ich finde es total kindisch, die Reife eines Mannes von dem Alkoholpegel abhängig zu machen.

Wer als Mann wenig Alkohol trinkt oder keinen, der gilt als unmännlich. Denn ein Mythos besagt, dass nur der ein richtiger Mann ist, der viel Alkohol verträgt. Das hängt damit zusammen, dass in alten Zeiten der harte Alkohol den Männern vorbehalten war. Frauen tranken höchstens mal ein Likörchen. Das hat sich heute geändert, wo auch Frauen Schnaps und härtere Sachen trinken.

Vor allem junge Männer bis Mitte zwanzig beziehen sich bei ihren Exzessen auf diese Weisheit, die keine ist. Warum sollte gerade der Alkohol, der die Sinne benebelt, aus männlichen Wesen richtige Männer machen? Wenn sie dann zu viel getrunken haben, sind es keine Männer mehr, sondern nur widerliche, benebelte Kreaturen, die nichts mit einer Vorstellung von „Mann“ mehr an sich haben. So etwas sollte man meiden.

Alkoholkonsum hat also rein gar nichts mit Männlichkeit zu tun und wird nur vorgeschoben. Männer, die viel Alkohol trinken, können eine Toleranz entwickeln und dementsprechend auch mehr vertragen. Aber deshalb sind sie keine richtigeren Männer.

Männer neigen dazu, oft zu viel zu trinken und wollen dann ihre Stärke beweisen und ihre Macht demonstrieren. Dadurch kommt es zu Auseinandersetzungen und auch zu Unfällen. Bei jungen Männern ist es auch oft der Gruppenzwang. Sie bekommen ein Machtgefühl und verlieren Hemmungen.

Nicht ganz unschuldig ist die Werbung für Alkohol. Alkohol, insbesondere auch Bier sieht man nur in Verbindung mit Männern. Das stärkt das Gefühl, das ein Mann Alkohol trinken muss und ihn verträgt, um ein richtiger Mann zu sein.

Man kann auch Mann genug sein, wenn man keinen Alkohol trinkt oder ihn nur in Maßen genießt. Ich persönlich habe nie die Überzeugung vertreten, dass ein Mann, egal welchen Alters, nur dann wirklich männlich genug ist, wenn er Alkohol trinkt und das sogar in vielen Mengen. Im Gegenteil, ich finde es eher furchtbar, wenn viel Alkohol getrunken wird und man noch stolz darauf ist.

Sicher mag es Kreise geben, in denen Alkohol nun einmal ein sehr wichtiges Thema ist, aber ich muss sagen, dass man damit nicht an Sympathie gewinnt, sondern diese sogar eher verliert! Ich finde es abartig, wenn man Alkohol in sich maßlos hineinschüttet, egal, aus welchem Grund. Bei Alkoholismus ist es eine Erkrankung, aber dann wird eben Hilfe benötigt und einen Entzug angestrebt, wenn man davon wegkommen will. Was an Alkoholmissbrauch besonders männlich sein will, erklärt sich bei mir einfach nicht.

Ich finde es ehrlich gesagt nicht männlich, sondern extrem kindisch, wenn ein Mann viel Alkohol trinken muss, um beweisen zu können, wie viel er doch verträgt. Ich kenne so etwas auch eigentlich nur aus meiner Jugend und da war es normal, dass man als Teenager eben auch seine Grenzen ausprobiert hat. Viele Jungs haben dann auch etwas mehr getrunken, weil es zu der Zeit einfach sehr angesagt war, viel zu vertragen. Wer viel vertragen hat, wurde als "erwachsen" angesehen und wer nicht so viel vertragen hatte, der wurde ausgelacht oder eben als süß bezeichnet. Das wollte jedoch niemand und von daher wurde eben versucht, so viel wie möglich zu trinken und auch zu vertragen. Nur so hatte man dann eben auch Ansehen von den anderen.

So etwas kenne ich aber eben auch nur aus meiner Jugend und ich kenne wirklich keinen erwachsenen Mann, der meint, möglichst viel Alkohol trinken zu müssen, um sich zu beweisen. Das ist doch wirklich kindisch und ich kenne auch generell niemanden, der nun unbedingt meint, sich betrinken zu müssen. Nachdem man das in der Jugend ausprobiert hat, sollte das doch irgendwann auch keinen Reiz mehr ausüben. Von daher kenne ich nun auch generell keinen Mann, der meint, nun möglichst viel trinken zu müssen oder sich gar zu betrinken. Das macht nun wirklich keinen Sinn und ich denke, dass die Person dann auch weitestgehend auf Unverständnis stoßen würde.

Ich finde es auch sehr abstoßend, wenn ein Mann ein Bier nach dem anderen trinkt und meint, sich völlig betrinken zu müssen. Das ist wirklich eklig und ich finde das einfach sinnlos. Für mich ist so ein Mann dann auch nicht männlich, sondern armselig. Von daher ziehe ich es auf jeden Fall vor, wenn ein Mann eher weniger trinkt. Dabei finde ich es auch wesentlich männlicher, wenn ein Mann eben auch klar und offen sagen kann, dass er nur eine bestimmte Menge trinken möchte.