Dem Partner zuliebe das klassische Frauenbild erfüllen?

vom 01.10.2014, 18:14 Uhr

Ich habe in meinem Bekanntenkreis ein Paar, welches es so in dieser Form vermutlich noch sehr viele gibt, auch wenn dies den meisten gar nicht bewusst ist. Es handelt sich dabei konkret um die Eltern meiner besten Freundin aus Abiturzeiten, wir haben aber auch jetzt noch engen Kontakt. Die Eltern verstehen sich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr so gut, die Mutter sagt manchmal sogar, dass sie bereits vor der Hochzeit Zweifel an der Beziehung hatte. Die Familie kommt aus Polen und da war es in bestimmten Kreisen zu diesen Zeiten eben doch noch so, dass man sehr früh geheiratet hat und direkt Kinder bekommen hat. Tatsächlich kannten sich die Eltern meiner Freundin erst ein Jahr lang, bevor sie geheiratet hatten.

In der Familie des Vaters ging es noch sehr patriarchalisch zu, die Mutter war zu Hause und hatte auf die zehn Kinder aufzupassen und zu kochen, während der Vater arbeitete und am Abend das Essen auf dem Tisch stand. Man könnte meinen, dass der Sohn sich das so abgeschaut hatte und nun auch das gleiche von seiner Frau erwartete. Obwohl auch einige seiner Cousinen inzwischen studieren und arbeiten, wollte er von seiner Frau nicht, dass diese eine Ausbildung beendet. Hier in Deutschland hat sie sich dann aber letztendlich durchgesetzt und geht nun in einer Firma arbeiten. Letztendlich schaut es aber dadurch nun natürlich auch so aus, dass die beiden morgens aufbrechen und abends heim kommen, es steht also kein warmes Essen auf dem Tisch.

In den ersten Jahren war die Mutter meiner Freundin noch zu Hause gewesen und hatte sich um die Kinder und den Haushalt gekümmert, nun allerdings möchte sie selbstständiger sein und arbeitet auch ganztags. Deswegen hat es sie in den letzten Jahren auch sehr aufgeregt, dass sie immer noch die gleichen Aufgaben übernehmen musste, wie bisher. Die beiden kommen quasi gemeinsam von der Arbeit nach Hause und die Frau übernimmt dann weiterhin noch das Kochen, Einkaufen und den kompletten Haushalt. Eine Zeit lang hat sie dann versucht den Mann zu weiteren Aufgaben zu motivieren, aber das hat so gut wie gar nicht funktioniert. Wenn sie ihn gefragt hat, ob er ihr auch im Haushalt hilft, dann gab es nur wieder Streit, weil der Mann betonte, wie müde er doch nach der Arbeit sei. Kochen könne er natürlich nicht. Und wenn man ihn einkaufen schickte benötige man schon allein für die Beschreibung der Lebensmittel die man brauchte so lange, dass man es alleine geschafft hätte, ganz abgesehen von den regelmäßigen Anrufen aus dem Supermarkt die dann noch kamen, weil der Mann die Produkte nicht fand.

Schnell hatte sie dann auch die Schnauze voll und hat aufgehört zu kochen und einzukaufen. Wenn sie einkaufen ging, dann kaufte sie in der Regel nur noch Produkte, die sie selbst gerne aß (Knäckebrot, Frischkäse, Müsli, Joghurt usw.), während Produkte die der Mann aß nicht mehr im Haus waren (Wurst, Brot, Kartoffeln und generell Zutaten für eine Mahlzeit). Ich kann das absolut nachvollziehen, denn wenn beide Partner Geld ins Haus bringen, sind auch beide für die anderen Aufgaben zuständig. Der Mann wurde dann sauer und war eine Zeit lang beleidigt, sprach dann weder mit der Tochter noch mit seiner Frau. Schließlich hat er sich wieder einbekommen. Anstatt aber auf den Wunsch seiner Frau einzugehen und ebenfalls einkaufen zu gehen, kaufte er sich einfach die Dinge, die er aß und nichts weiter. Nach der Arbeit gab es dann Dosensuppen und wenn es mal was ganz besonderes sein sollte, Rührei. Seine mangelnden kulinarischen Kochkünste hatte er aber auch recht schnell satt und schwärmte von einem Arbeitskollegen, dessen Frau angeblich immer noch für diesen koche.

Daneben hat die Frau auch aufgehört alle anderen Dinge nicht mehr zu machen, die sie für den Mann machte, wie etwa auch Wäsche waschen. Der Mann schaute nicht schlecht, als ihm auffiel, dass er keine Unterhosen mehr hatte und er brauchte eine Weile die Bedienungsanleitung der Waschmaschine zu studieren, um seine Wäsche selbst zu waschen. Letztendlich hielt dieser Zustand fast ein halbes Jahr an, der Mann ernährte sich von Fertigprodukten und ließ seine Sachen verkommen (ungebügelte und nicht gewaschene Kleidung, er hatte ein eigenes Badezimmer, was er nicht reinigte). Die Frau wollte auch keinen Frieden mehr herstellen, weil sie wütend darüber war, dass der Mann sich zu fein war, selbst etwas zu machen. Schließlich dann aber bekam sie von ihrem Mann einen Strauß Blumen und die beiden vertrugen sich wieder.

Nach einem Gespräch mit meiner Freundin erfuhr ich, dass die Mutter über eine Scheidung nachdenkt. Als wir den Fall in unserem Freundeskreis besprochen haben, kam meine Freundin ebenfalls zu dem Schluss, dass ihre Eltern geschieden glücklicher wären, vielleicht nicht ihr Vater, aber sicherlich die Mutter. Eine andere Freundin sagte aber, dass man sich mit einem solchen Mann abfinden müsse, wenn man einen solchen heirate. Schon vor der Heirat sollte man sich genau anschauen, worauf man sich einlässt und wenn man sich mit einem derartigen Patriarchen einlässt, dann muss man damit leben und sich abfinden, dass man ihn als Frau immer bemuttern und betüteln muss, weil er nie selbst auf die Idee kommen wird, Dinge wie Kochen und Haushalt zu übernehmen, sondern sich sein Leben lang dagegen sperren wird. Auch bei ihren eigenen Eltern soll das so gewesen sein und da habe die Mutter sich wohl damit abgefunden und nimmt ihren Mann so hin.

Mit meiner Freundin waren wir uns allerdings darüber einig, dass das so nicht geht. Letztendlich ist es egal aus was für einer Familie ein Mann kommt, wenn man ihn als Patriarchen heiratet, vielleicht ohne sich dessen bewusst zu sein, dann würde es mich niemals glücklich machen einfach die Hände zu falten und zu sagen, tja, das ist nun mal leider so, mein Mann ist sich für alles zu fein und um unserer Beziehung willen nehme ich das jetzt alles hin und mache es selbst, wenn ich nicht will, dass die Beziehung scheitert. Klar kann man das machen, darauf wartet der Mann vermutlich, aber als Mensch mit gesundem Menschenverstand sollte einem das zu denken geben. Ich würde niemals einen Partner haben wollen, der mir geistig derart unterlegen ist und wenn man in einer Beziehung lebt wo ich sagen kann, ich kann Kompromisse eingehen und Dinge ändern und mein Partner nicht, weil es ihm anerzogen ist oder aus welchem Grund auch immer, dann ist da für mich Schluss.

Für mich steht fest, dass ich so ein Spiel nicht mitmachen würde. Entweder es beteiligen sich beide oder die Beziehung hat ein Ende. Ich würde meinen Partner so nicht hinnehmen und mir denken, der Arme kann sich eben nicht ändern und ich nehme ihn nun eben wie er ist. Ändern kann sich jeder, der Wille fehlt nur. Und gerade im Falle der Eltern meiner Freundin finde ich es auch extrem herab würdigend, wenn der Mann meint, er müsse sich nicht ändern und sich dafür einfach zu stolz ist. Wärt ihr an einer solchen Stelle und würdet von eurem Partner erwarten, dass er sich ändert, was würdet ihr tun? Könnt ihr es nachvollziehen, dass es Menschen gibt, die vermeintlich einsehen, dass ihr Partner zu keiner Änderung in der Lage ist und das dann so hinnehmen und weiterhin für ihn Mami spielen? Könnt ihr euch das für euch selbst vorstellen?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Für mich käme es nicht in Frage, ich habe zwar in meinem Leben öfter mal das klassische Frauenbild zumindest teilweise erfüllt, aber dann bestand sozusagen Arbeitsteilung. Er arbeitete deutlich länger, ich arbeitete viel weniger außerhalb und übernahm daher viel mehr im Haushalt.

Aber es gibt viele Menschen, die trennen sich nicht von einem Partner mit sehr festgelegtem Rollenbild. Das kann viele Grüne haben, einige wären Kinder, Angst vor dem Alleinleben, sich gebraucht fühlen (Partner ist von der Versorgung sozusagen abhängig, denken sie), Angst vor finanziellen Einbußen ohne Partner, Resignation, weil die Kinder eh bei ihr "hängen" bleiben und sie die Arbeit nach Feierabend eh hat, dafür aber Scheidungskinder und weniger Einkommen und mehr Verantwortung ... Das lässt sich ewig weiterführen.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Warum sollte man sich damit abfinden? Mein Ex-Mann hatte auch begonnen sich wie ein kleiner Pascha zu benehmen. Wollte nur bedient werden und nichts machen. Das habe ich ihm ganz schnell ausgetrieben. Beim Einkauf war es so, dass er Freitags von der Montage früher nach Hause kam, als ich von meinem Job. Da gab es mit den Kindern das gemeinsame Kaffee trinken und dann hatte ich aber keine Zeit zum Einkaufen.

Also musste mein Mann los mit dem Einkaufszettel. Allerdings kannte er sich da schon aus, weil er sich ja auch Wochentags selbst versorgen musste. Damit habe ich aber auch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, da er sich immer nur nach ewigen Diskussionen an den Lebensmittelkosten beteiligen wollte. Da er einkaufen ging, musste er auch bezahlen.

Auch andere Dinge, wo ich wusste, dass sie ihn stören, habe ich dann einfach nicht erledigt. Die wurden dann halt so lange vergessen, bis er sich selbst darum gekümmert hat. Dass ich das bewusst gemacht habe, hat er damals gar nicht bemerkt. Aber ich erreicht, dass er sich am Haushalt und den Kosten beteiligt und ich war die nervigen Diskussionen los.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich denke auch, dass die Frau gar nicht überrascht sein sollte. Das war vor der Hochzeit so und auch noch viele Jahre danach als sie als Mutter nicht arbeitete. Das kann sich auch nicht über Nacht ändern, wenn sie dann wieder arbeiten geht. Der Mann ist so aufgewachsen und es hat nie jemand etwas dagegen gesagt. So was sitzt tief. Und wenn dann nicht mal Liebe da ist, die der Grund für Änderungen sein kann, fällt es natürlich umso schwerer.

Aber ich finde auch nicht, dass sie sich damit abfinden muss. Sie kann ruhig ihr Glück in die eigenen Hände nehmen, ihr Leben so gestalten wie sie es sich wünscht. Jeder darf sich doch scheiden lassen, wenn er unglücklich ist. Man hat nur das eine Leben und sollte es nicht aus den falschen Gründen wegwerfen und auf eine Weise verbringen, die einen zutiefst unglücklich macht.

Was ich aber falsch finde, ist, dem Mann die Schuld zu geben. Sie hat genau gewusst, was für einen Mann sie da heiratet. Sie hat es bei der Eheschließung akzeptiert und kann es ihm nun nicht Jahre später vorwerfen. Sie hat ihn geheiratet, weil es von ihr erwartet wurde und weil die Zeiten damals eben so waren. Jetzt ist es anders und sie kann daraus die Konsequenzen ziehen. Aber daran ist nicht er schuld. Er ist ebenso ein Opfer wie sie. Sie als Hausfrau in ihrer Ehe, er dann als geschiedener Mann einer sich emanzipierenden Frau.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich würde so eine Beziehung niemals mitmachen. Mir ist es unheimlich wichtig, dass ich nicht auf meinen Partner angewiesen bin und mein eigenes Geld verdiene, um kein Geld von meinem Partner in Anspruch nehmen zu müssen. Genauso ist es mir aber wichtig, dass man sich die Aufgaben im Haushalt teilt. Anderenfalls hätte ich ganz einfach das Gefühl, ausgenutzt zu werden, wenn ich genauso wie mein Partner arbeiten würde, aber nebenbei ständig noch den ganzen Haushalt machen müsste. Das würde ich auch niemals mitmachen und wenn mein Partner das nicht einsehen würde, dann würde ich mich trennen.

Man wird doch nicht glücklich, wenn man sich als Frau in irgendwelche Rollen drängen lässt, nur weil das vielleicht vor hundert Jahren so üblich war. Wir leben doch in einer ganz anderen Zeit und es ändert sich eben auch alles und man entwickelt sich weiter. Wenn ein Mann jedoch absolut altmodisch denkt und sich nicht weiter entwickeln möchte in seinem Denken, dann muss er sich wohl eine Frau suchen, die ebenfalls so altmodisch in ihrem Denken eingestellt ist und die Spaß daran hat, den ganzen Tag in der Küche zu stehen oder die das ebenfalls als ihre Pflicht ansieht.

So ein Verhalten wie in deinem Beispiel, muss man sich einfach nicht bieten lassen, wie ich finde. Wenn alles reden nicht hilft und wenn es auch nicht hilft, sich durchzusetzen, dann sollte man sich einfach trennen. Glücklich wird ja niemand, wenn man alles beim Alten lässt. Der Mann wird dennoch weiter meckern und als Frau wird man auch nicht zufrieden. Wenn man so einen Sturkopf als Mann hat, dann würde ich mich einfach trennen, weil ich weder der Koch, noch die Putzfrau für jemanden sein möchte und vor allem dann nicht, wenn ich eben auch noch Vollzeit arbeiten gehe.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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