Kind will in Filmen schauspielern - Ausreden oder nicht?

vom 01.10.2014, 08:32 Uhr

Eines meiner Kinder interessiert sich sehr dafür, wie Filme gemacht werden. Wenn wir mal eine DVD ansehen, dann ist es Pflicht, dass wir wegen diesem Kind unbedingt das Making of und die Bonusmaterialien ansehen müssen. Es findet es unheimlich spannen, wenn andere Kinder berichten, wie sie gecastet wurden, wie der Dreh abläuft und so weiter. Dazu kommt, dass wir in einer Gegend wohnen, wo man öfter mal Filmsets sieht. Auch der Besuch im Filmpark Babelsberg hat sein übriges dazu getan, das Interesse zu bestärken. Zudem hat mein Kind durch Freizeitaktivitäten und Kurse in der Schule schon ein wenig Bühnenerfahrung und genießt es, so im Rampenlicht zu stehen.

Ich selbst kenne das noch aus eigenen Kindertagen. Ich habe es auch geliebt, Theater auf der Schulbühne zu spielen, zu Schultheaterwettbewerben zu fahren und dort mit der Gruppe Preise abzuräumen und ich habe damals auch den Traum gehabt, mal Schauspieler zu werden. Heute wenn ich sehe, wie wenig man in Deutschland als Schauspieler verdient, verstehe ich, warum meine Eltern mir damals das ausgeredet haben.

Heute stehe ich an der selben Stelle noch mal, nur eben mit Verantwortung. Ja, man sollte Kinder seinen eigenen Weg gehen lassen. Aber ich sehe mich auch in der Pflicht, meine Kinder vor Schwierigkeiten zu beschützen. Wenn Kinder zu früh im Film bekannt werden, muss das ja auch nicht gut sein. Man denke da nur an Inger Nilsson und Radost Bokel. Die Liste der Beispiele ließe sich aber weiter fort setzen. Nicht selten bekommen Kinderstars später keinen Fuß mehr in die Tür. Das wäre ein Grund, das abzulehnen.

Aber wie ist es denn überhaupt so an einem Filmset für Kinder? Hat da jemand von euch eigenen Erfahrungen oder Erfahrungen mit seinen Kindern gemacht? Immerhin hat ja zum Beispiel sogar Peter Lustig gesagt, er möchte nicht mit Kindern drehen, weil das für die Kinder Quälerei ist. Das würde für mich gar nicht in Frage kommen, meinem Kind so etwas zuzumuten, nur um einen Traum hinterher zu hängen.

Hier soll es nicht darum gehen, wie man ein Kind überhaupt bei einem Film als Darsteller unterbringt. Mich interessiert vielmehr, ob das überhaupt ratsam und sinnvoll ist? Würdet ihr euer Kind noch mal als Komparse oder Schauspieler anmelden? Habt ihr es als Kind selbst bereut oder genossen bei Filmen mit zu spielen? Oder wie habt ihr euch als Eltern eine Meinung gebildet, die euren Kindern gegenüber fair ist? Schließlich muss man so eine Entscheidung ja auch später verantworten können, wenn das Kind erwachsen ist und nach den Gründen fragt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich denke, dass es Sinn macht das Kind mit selbigen Wunsch einfach erst mal zum Dreh zu schicken und wenn es nur eine kleine Rolle ist bekommt man dann mit ob es etwas für einen ist oder nicht. Ein Klassenkamerad von mir hat mal eine sehr kleine Rolle im Fernsehen gehabt, hat mehrere Wochen gefehlt und am Ende hatte er genau einen Satz zu sagen, wofür er dann einen kleinen Obolus bekommen hat was für einen Jugendlichen aber schon eine schöne Summe ist. Ich würde es erst mal versuchen, wenn mein Kind diesen Wunsch äußert, man kann dann ja immer noch abbrechen, wenn es keinen Spaß macht oder zu schlimm vom Pensum wird.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich würde mich da mal wieder nicht zu sehr stressen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dein Kind die nächste Inger Nilsson oder Radost Bokel wird, oder mit 30 als C-Promi im Dschungelcamp rausfliegt, halte ich für recht gering. Es gibt viele begabte Kinder und noch mehr ehrgeizige bis durchgeknallte Eltern, die mit mehr Eifer und Durchsetzungsvermögen an der "Karriere" ihrer Sprösslinge basteln als du es offensichtlich vorhast.

Eine Rolle als Komparse oder Mini-Schauspieler ergattert sich zudem nicht von alleine, da auf eine doch recht kleine Nachfrage ein Riesen-Angebot trifft. Ich vermute, dass auch in diesem Business viel über Kontakte läuft, sprich, Kind A kriegt die Rolle, weil die Eltern den Produzenten kennen oder Mama mit der Hauptdarstellerin in der Schule war, obwohl Kind B eigentlich viel besser geeignet wäre. Ich würde also schon mal meine Verbindungen zur Film- und Theaterbranche ausbauen.

Statt dessen würde ich eher auf die Schauspielerei als Hobby setzen und mich auf dieser Ebene nach Möglichkeiten umschauen, wie dein Kind seine Fähigkeiten ausleben kann. So kann es Erfahrungen sammeln und später immer noch sein Hobby zum Beruf machen. Außerdem fällt so ein großer Teil des Drucks und der Erwartungen weg.

Beispielsweise haben viele Stadttheater Kinder- und Jugendabteilungen, die durchaus professionell zur Sache gehen. Dort arbeiten Profis., die einen Blick dafür haben, worauf es beim Schauspielern ankommt, und es werden bestimmt auch Talente entdeckt. Selbst bei meiner popligen Schülertheatergruppe vor etlichen Jahren sind drei professionelle Schauspieler daraus hervor gegangen. Ich zähle nicht dazu.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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