Kann man extreme Stressanfälligkeit wegtrainieren?
Ich bin leider von Natur aus schon ein sehr stressanfälliger und nervöser Mensch. Ich werde immer sehr schnell nervös, wenn eine unerwartete oder ungewohnte Situation eintritt und bin auch immer sehr schnell aufgeregt. Das äußert sich bei mir nicht nur durch schwitzende Hände, beschleunigten Puls und Zittern, sondern oftmals bekomme ich sogar ganz plötzlich Bauchkrämpfe, Übelkeit und sogar Durchfall.
Bei mir äußern sich jedoch nicht nur akute Stresssituationen so extrem, sondern auch langfristiger Stress. So bin ich in den letzten Wochen doch sehr gestresst, weil ich mein Praktikum habe, am Wochenende immer arbeiten muss, dazu noch meine Hausarbeiten schreiben muss und nebenbei auch noch auf Wohnungssuche bin.
Tatsächlich ist es bei mir so, dass ich seit Beginn meines Praktikums jeden Tag starke Magenschmerzen habe. Ich bin außerdem sehr leicht reizbar, mir ist übel und ich habe Einschlafprobleme. Dabei macht mir das Praktikum richtig viel Spaß, wobei mir aber wohl einfach alles ein wenig zu viel ist. Trotzdem geht es ja nicht anders und ich muss diese Stressphase, die leider noch mindestens drei Wochen andauern wird, irgendwie überstehen. Allerdings würde ich es mir wünschen, dass ich einfach ein wenig gelassener sein könnte, positiver sein könnte und natürlich auch keine Bauchschmerzen mehr hätte.
Mein Arzt hatte mir damals immer pflanzliche Medikamente oder Tees verschrieben, die ich zur Beruhigung in Stressphasen täglich nehmen sollte. Allerdings möchte ich so etwas einfach nicht mehr nehmen, weil mich so etwas immer extrem müde macht und ich dann dauerhaft schlapp und kraftlos bin. Das ist natürlich nicht so toll, wenn man viel zu tun hat.
Kann man extreme Stressanfälligkeit irgendwie wegtrainieren? Helfen vielleicht Yoga oder andere Entspannungstechniken oder irgendwelche Übungen, um sich zu entspannen?
Klar helfen hier Dinge, Kleinigkeiten zum Beispiel, die dich entspannen. Wenn du gerade in einer stressigen Situation bist und du "Abstand" brauchst, solltest du einmal vor die Tür gehen, kurz (für ca. 5 Minuten) abschalten und einfach nur dich auf deine Atmung konzentrieren. Langsames und tiefes Atmen entspannt dich dann und du bist bereit, dich dieser stressigen Situation erneut zu stellen.
Du kannst auch abends mal eine Pause machen, nimm ein entspannendes Bad, stelle Teelichter dazu auf und lege dir eine entspannende und ruhige Musik in den CD-Player ein und schalte für 20 Minuten ab.
Auch kannst du mit einem kurzen Spaziergang, zum Beispiel an einem freien Tag in der Woche oder zum Nachmittag, dich aus deinem stressigen Leben nehmen. Es gibt viele "Kleinigkeiten", die man mit in den Alltag integrieren kann und die einem helfen, den Stress abzubauen oder ihm mit neuer Kraft entgegen zu treten.
Abends im Bett nach einem besonders stressigen Tag helfe ich mir mit etwas autogenem Training, was mir einmal eine Psychologin beigebracht hat. Das holt mich auch aus der stressigen Zeit, in der wir gerade leben.
Die Frage ist doch eher, was den Stress verursacht. Kommt das bei dir durch falsches Zeitmanagement oder überhöhte Erwartungen an dich selbst? Was erwartest du, wenn du mit solchen unerwarteten Situationen konfrontiert wirst? Was befürchtest du? Für mich klingt das ein wenig so, als würdest du dich selbst massiv unter Druck setzen und als wärst du zu perfektionistisch und dann überfordert, wenn du dann "überrascht" wirst. Daher finde ich, dass Maßnahmen gegen den Stress wie Pausen oder Beruhigung nichts bringen werden, wenn du deine Einstellung nicht änderst.
Du solltest dich wirklich mal ganz gezielt mit dir auseinandersetzen und dir selber erklären, was dir den Stress macht. Ich kann nur vermuten, dass du vielleicht wenig Selbstbewusstsein hast und du dir etwas zuviel zumutest. An deiner Stelle würde ich es mal mit Sport versuchen, wenn du nicht schlafen kannst. Ich hatte das auch eine Zeit lang, bin abends rennen gegangen oder habe zu Hause nochmal Sport gemacht und schon konnte ich nach einer warmen Dusche besser schlafen.
Ansonsten sollte dir klar sein, dass kein Mensch, egal wie er es auch darstellt, perfekt zur Welt gekommen ist. Oft sind die Erwartungshaltungen an jemanden hoch, der neu in die Firma kommt. Man bekommt Dinge nur ein Mal erklärt und muss sie verstanden haben. Wenn einen das überfordert, dann sollte man ruhig nochmal nachfragen.
Was bei mir auch gut geholfen hat ist Musik. Nimm dir doch einfach deine Lieblingsmusik mit und höre die, wenn du eine schlechte Phase hast, das baut dich vielleicht auf. Ansonsten kannst du auch eine Liste schreiben was du von dir erwartest, was du schon gut umsetzen konntest und was nicht und woran du arbeiten möchtest.
Hilfsmittel sind gut und schön, aber keine ideale und wirklich wirkungsvolle Methode. Wichtig ist, dass du heraus findest, was dir dann so einen Stress macht. Achte doch mal darauf, in welchen Situationen es dazu kommst, dass du extrem gestresst und nervös wirst. Dann kannst du dich fragen, was du ändern kannst, dass es erträglich wird.
Wenn du das alleine nicht schaffst, ist es auch keine Schande, wenn du dir einen Psychologen zur Hilfe holst. Ich denke nur, dass es wichtig ist, dass du was daran änderst und daran arbeitest, bevor es immer schlimmer wird und die vielleicht in Ängste verfällst und dann Vermeidungsverhalten entwickelst. Da ist es sicherlich sinnvoll jetzt etwas daran zu machen und zu versuchen etwas zu verbessern.
Yoga kann schon sehr gut zur Entspannung sein, auch progressive Muskelrelaxation und ähnliches. Da musst du dann einfach schauen, was speziell für dich in Frage kommt und dir auch hilft. Manchen hilft es schon, wenn sie dann einfach Musik hören können.
Dass man richtige Anfälle langfristig mit pflanzlichen Sachen behandeln kann, glaube ich nicht. Selbst wenn das oder die Medikamente helfen, dann muss man doch daran denken, dass man diese dann immer einnehmen muss und man so auch von pflanzlichen Sachen abhängig werden kann. Abhängigkeit ist Abhängigkeit, auch, wenn es nur von pflanzlichen Sachen ist. Man ist dann immer darauf angewiesen und kann nicht ohne mal spontan in den Urlaub fahren.
Ich denke eher, dass es mehr bringen würde, wenn man sich dafür bestimmte Strategien antrainiert und diese dann anwendet, zum Beispiel bestimmte Atemtechniken oder ähnliches. Diese kann man dann in allen Situationen anwenden und sich dann auch, wenn man in so eine Situation kommt, auch immer runter fahren, ohne, dass man von Pillen abhängig ist. Es ist immer und überall anwendbar und wenn man es richtig erlernt hat, dann funktioniert es immer.
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