Haltung ungewöhnlicher Tiere: Andere Länder viel liberaler?

vom 29.09.2014, 17:47 Uhr

In Deutschland gibt es relativ wenige exotische oder einfach als Haustier ungewöhnliche Tierarten, die man sich halten kann. Für viele Tiere benötigt man auch extra eine Genehmigung. Für Wildtiere, die in Deutschland auch heimisch sind, bekommt man wohl wirklich nur sehr selten eine.

Ich wüsste jetzt zum Beispiel niemanden, der sich einen Baummarder oder einen Fuchs hält, obwohl diese Tiere ja durchaus beliebt sind. Wenn überhaupt, dann sind es nur vereinzelt Tierpfleger, die so ein Tier bereits als verwaistes Jungtier aufgenommen haben, die nun also einen Marder oder einen Fuchs als "Haustier" haben. Dass beispielweise Füchse gezielt als Haustiere gezüchtet werden, dürfte in Deutschland undenkbar sein. Oder irre ich mich? Ich lasse mich auch gerne korrigieren.

Ob das nicht vielleicht sogar besser ist, dass man sich in Deutschland nicht jedes x-beliebige Tier halten kann beziehungsweise darf, will ich hier gar nicht zur Debatte stellen. Ich sehe auch die Gefahr, dass sich Leute dann, wenn es ganz einfach ginge, uninformiert irgendwelche exotischen Tiere kaufen würden, weil sie sie schön oder faszinierend finden, und die armen Tiere dann unter völlig ungeeigneten Bedingungen in irgendwelchen Wohnungen hier vor sich hin vegetieren müssten. Ein Glück dürfte so etwas dadurch, dass man viele exotische Tierarten in Deutschland einfach nicht bekommen kann, etwas eingeschränkt werden. Es werden ja leider auch schon genug "normale" Haustiere unter nicht gerade optimalen Bedingungen gehalten, werden aus steigendem Desinteresse vernachlässigt oder werden als bloßes Mode-Accessoire oder Statussymbol durch die Gegend getragen, ohne dass man in ihnen noch ein lebendiges Wesen mit Bedürfnissen erkennt. Das ist schon schlimm genug. Da müssen nicht noch exotische Tiere dazukommen.

Was mich aber angesichts dieser eher strikten Regelungen in Deutschland immer wundert, ist die Situation in anderen Ländern. In Russland beispielsweise scheint es, wenn man das notwendige Geld besitzt, möglich zu sein, sich als einfache, nicht extra als Tierpfleger ausgebildete Person, sogar Löwen und Tiger zu halten. Harmlosere Fälle sind Zobel, Steinmarder, Eichhörnchen oder Rehe, oder andere Wildtiere. Irgendwie scheint das dort einfach zu sein, so ein Tier halten zu dürfen.

Aber auch beispielsweise in den USA scheint so etwas eine einfache Sache zu sein. Löwen, Tiger, Wölfe, Hyänen, Eichhörnchen, Gleithörnchen, Menschenaffen, Halbaffen, Füchse aller Arten inklusive Polarfüchsen und Fenneks, Wölfe, und so weiter. Es scheint offenbar auszureichen, dass man das nötige "Kleingeld" hat.

Wieso ist das so? Und sind die Regelungen in vielen Ländern so locker? Woran liegt das, gibt es dort einfach ein geringeres Tierschutzbewusstsein? Oder setzt man die individuelle Freiheit des Menschen, also auch irgendein vermeintliches "Recht", sich seine Haustiere völlig selbst aussuchen zu können, ohne Rücksicht auf Verluste, einfach so hoch an? Gerade, wieso man in den USA wohl so gut wie jedes Tier als Haustier halten darf, würde mich sehr interessieren. Da liegt ein gewisser "Freiheits-Gedanke" ja schon nahe. Aber ist das der wirkliche Grund?

Benutzeravatar

» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich finde es gut, dass in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern nicht alle Tiere gehalten werden dürfen. Sollte dieser Freiheits-Gedanke des Menschen, den du in anderen Ländern vermutest, nicht auch den Tieren zugestanden werden? Tiere sind ebenso Lebewesen, wie Menschen. Auch sie haben das Recht, frei zu sein und nicht für die Unterhaltung des Menschen, für sein Statussymbol oder als nettes Accessoire herhalten zu müssen.

Was wollen solche Menschen mit einem Löwen, Tiger oder Puma machen? Sie können ihn nur in ein kleines Gehege einsperren, wo er von einem Ende zum anderen laufen kann und ansonsten nur trübsinnig wird und psychisch aggressiv reagiert. Das werden andere Tiere, die du genannt hast, ebenso. Das ist für mich unverantwortlich und den Tieren gegenüber anmaßend. Ist es nicht viel schöner, ein Eichhörnchen in der Natur zu beobachten, wie es von Baum zu Baum hüpft oder über den Rasen läuft? Ich sehe sie oft im Garten unter uns und freue mich dann.

Bestimmt ist es in Russland so, dass derjenige, der das nötige Geld hat und sich ein exotisches Tier leisten kann, es als Statussymbol auch haben will. Warum es dort und in anderen Ländern gestattet ist, wird wohl so sein, dass der Tierschutz erst noch aufgebaut werden muss. Aber irgendwann wird es wohl dort auch nicht mehr möglich sein, sich einfach in der Tierwelt zu bedienen nach Lust und Laune.

Dass ein Fuchs als Haustier gezüchtet wird in Deutschland, habe ich auch noch nicht gehört. Allerdings gibt es die Tierpfleger in Zoos, die teils Jungtiere, die von der Mutter abgelehnt werden, selbst hochpäppeln, bis sie ein gewisses Alter erreicht haben. Ich selbst finde auch Zoos nicht gerechtfertigt. Denn so viel Platz haben die Tiere dort auch nicht. Wenn ich daran denke, dass die Menschenaffen in für sie viel zu kleinen Käfigen gehalten werden, wo sie in der freien Natur ein ganzes Gebiet zur Verfügung haben könnten, finde ich das sehr traurig. Genauso geht es den anderen Tieren auch. Mit welchem Recht wird das gemacht? Nur um dem Menschen wilde Tiere vorzuführen?

Die Haustiere wurden zwar als solche gezüchtet. Aber auch sie müssen oft schlimm leiden. Was der Mensch ihnen antut ist schlimm, wenn er sie loswerden will. Das gibt es überall, in jedem Land der Erde und leider auch in Deutschland.

Den Tierschutzbund gibt es noch keine zweihundert Jahre. Aber es sind viel Organisationen mittlerweile, die schon etwas bewirkt haben und auch weiterhin nicht locker lassen. Ich hoffe, dass sie es auch schaffen, in solchen Ländern etwas zu bewirken, von denen hier die Rede ist. Es dauert zwar lange, aber andere Länder werden ihre Bestimmungen auch ändern.

Ich bin davon überzeugt, dass das Globale Netz dafür sorgen wird, dass der Tierschutz auch in anderen Ländern akzeptiert wird und sich irgendwann keiner mehr einfach an tierischen Lebewesen bedienen kann.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Cid hat geschrieben:Ich finde es gut, dass in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern nicht alle Tiere gehalten werden dürfen. Sollte dieser Freiheits-Gedanke des Menschen, den du in anderen Ländern vermutest, nicht auch den Tieren zugestanden werden?

Ich glaube gar nicht, dass ich eine andere Meinung als die Deinige vertrete. Ich habe ja auch gezielt in meinem Posting von einem "vermeintlichen Recht", sich jegliches Tier zu Eigen machen zu können, geschrieben. Die Leute glauben vielleicht, das sei ihr Recht, und ein Zeichen großer Freiheit. Das sehe ich persönlich anders, und natürlich gilt das Recht auf Freiheit nur so lange, solange damit niemandem ein Schaden zugefügt wird. Da schließe ich persönlich Tiere auch mit ein.

Die Frage ist aber schon, wieso diese Tendenz, sich alle möglichen Tiere halten zu dürfen, beispielsweise in den USA sehr extrem ausgeprägt ist. Ich weiß nicht, wie es in Sachen Tierschutz dort aussieht. Sie die USA Deutschland in diesem Falle unterlegen, beziehungsweise rückständig im Vergleich zu den Umständen hierzulande? Ich kann das nicht einschätzen.

Eigentlich gibt es ja auch viele engagierte Tierschützer in den USA. Ob ihre Ideen aber natürlich einen weitreichenden Einfluss auf die Gesamtgesellschaft dort haben, weiß ich nicht. Offenbar nicht, sonst gäbe es dort wohl keine Leute, die sich zur eigenen Belustigung Tiger halten. Wohlgemerkt unter nicht artgerechten Bedingungen.

Benutzeravatar

» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^
cron