Was aß man vor dem Import der Kartoffel?
Ich hätte mal wieder eine geschichtliche Frage zum Thema Nahrungsmittel und Ernährung.
Und zwar ist ja, denke ich, mittlerweile weit bekannt, dass Kartoffelpflanzen ursprünglich keine in Deutschland heimische Pflanzenart sind. Ursprünglich wuchsen sie in Amerika, wo spanische Seefahrer sie entdeckten und mit nach Europa brachten. Hier wuchsen sie gut und verbreiteten sich immer mehr. Man kann, so meine ich, schon sagen, dass Kartoffeln insbesondere in Deutschland über Jahrhunderte zu einem Hauptnahrungsmittel geworden waren. Im damaligen Preußen war insbesondere Friedrich der Große die treibende Kraft dahinter. Daher legen heute noch Menschen Kartoffeln auf sein Grab in der Schlossparkanlage Sanssouci bei Potsdam.
Aber was aß man im Gebiet des heutigen Deutschlands eigentlich, bevor es hier Kartoffeln gab? Gab es da hauptsächlich Getreide, also beispielsweise Brot, zu essen? Und ansonsten einfach "loses" Obst, Gemüse, Fleisch und Käse? Und Eintöpfe? Was war damals das typische Hauptnahrungsmittel, wie es später lange Zeit die Kartoffel war?
Ich meine, dass man damals, also vor Zeiten der Kartoffel auf Getreide zurückgegriffen hat. Da gab es Hirse und solche Getreidesorten, die man dann verarbeitet hat. Ich habe zwar damals nicht gelebt, sodass ich mich in eigene Erfahrungen ausdrücken könnte, aber in Büchern, die in der Historie spielen, sind diverse Getreidesorten wohl immer mal als Nahrungsmittel und auch als Hauptnahrungsmittel beschrieben.
Wie man so etwas zubereitet hat, weiß ich aber nicht. Ich denke aber, dass damals die Ernährung eher aus Fleisch und eben Gemüse bestand, was man zur Verfügung hatte.
Woher kommt eigentlich die Vorstellung, man habe "früher" schwerpunktmäßig Fleisch gegessen? Die Zucht und Haltung von Haustieren war aufwändig, und die Tiere selbst erheblich krankheitsanfälliger und mickriger als unsere heutigen Hochleistungsrinder und -schweine. Zudem gab es kaum Möglichkeiten, Fleisch in nennenswerter Menge zu konservieren, ohne dass es verdirbt oder verschimmelt. Eben mal so auf die Jagd zu gehen war teilweise für das Volk sowieso verboten, aber in jedem Fall energieaufwändig und nicht immer von Erfolg gekrönt. Da war es für die damalige Bevölkerung schon sinnvoller, ihre begrenzte Zeit und Kraft in den Anbau von Getreide zu stecken, welches lange haltbar und leicht zu lagern war.
Vor der Entdeckung der Neuen Welt haben die Menschen das gegessen, was in unseren Breiten von Natur aus wächst, also vor allem Getreide in Form von Brot oder Brei. Missernten und steigende Getreidepreise stellten im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit absolute Katastrophen dar, die durchaus zu Seuchen und Hungersnöten führen konnten. Ohne Gerste und Co. als Hauptnahrungsmittel war die einfache Bevölkerung in unseren Breiten folglich ganz schön aufgeschmissen.
Davon abgesehen gab es wahrscheinlich je nach Geldbeutel Kraut, Hülsenfrüchte, Rüben, Zwiebeln, mal ein paar Eier, Milch (Ziegen sind handlich und genügsam), Gemüse und wahrscheinlich alle möglichen Kräuter und Wurzeln, die wild wachsen und die wir heute gar nicht mehr kennen.
Ich habe doch gar nichts von Fleisch als Hauptnahrungsmittel geschrieben, lediglich, dass das auch ein Bestandteil von vielen der Ernährung der damaligen Menschen gewesen sein könnte? Stattdessen habe ich ja als Hauptbestandteil eher auf Getreide getippt. Dass Fleisch ein seltenes, teures Gut war, bevor die unsägliche Massentierhaltung aufkam, ist mir schon klar.
Wobei Du vermutlich Unrecht mit der Aussage hast, dass man Fleisch nicht habe konservieren können. Die einfachste Konservierungmethode, das Einlegen in Fässer mit Salz, dürfte ziemlich verbreitet und nicht zu schwierig gewesen sein. Ebenso ist das Räuchern von Wurst beispielsweise schon sehr lange bekannt. Das ist ebenfalls eine Methode, die die Haltbarkeit von Fleisch, wenn man es denn mal hatte, steigern konnte.
Übrigens waren darüber hinaus die damaligen Getreidesorten auch noch nicht so ertragreich, wie heute. Und Ungeziefer konnten schnell die Ernte vernichten, die Lagerung war also auch nicht so einfach. Ebenso stellten Unwetter ein Risiko dar. Hungersnöte aufgrund völlig kaputter Ernten waren leider nichts Seltenes. Von daher weiß ich nicht, ob der Anbau und die Verarbeitung auf Getreide so viel einfacher oder ertragreicher war, als die Tierhaltung. Aber das war ja eigentlich auch nicht das Thema.
Da ich erst vor kurzem eine Chronik gelesen habe, etwa im 13. Jahrhundert beginnt, kann ich sagen, dass es damals wirklich Weizen, Gerste, Hirse und Hülsenfrüchte waren, die man im großen Stil angebaut hat. Dazu noch Rüben. Wobei man aber Weizen und Gerste oftmals zu großen Teilen an die Obrigkeiten, wie die nächsten Städte und auch an die Kirche abgeben musste.
Waren es denn noch zwei oder drei Jahre mit schlechten Ernten durch das Wetter oder gar Krieg, dann war man froh, wenn man die Abgaben überhaupt leisten konnte. Aber Haustiere wurden damals auch schon gehalten. Da gab es in den Dörfern direkt Hirten, die die Tiere morgens einsammelten, auf die Weide brachten und am Abend wieder zu den Besitzern brachten.
Natürlich wurde damals Nutztiere gehalten, wie Punktedieb schreibt. Das war ein elementarer Bestandteil der Ernährung, denn die Tiere ernährten sich von Resten und auf den Flächen, auf denen nichts angebaut werden konnte. Gutes Getreide bekamen die nicht, die Dreifelderwirtschaft als absolute Errungenschaft ernährte noch nicht einmal die Menschen gut. Die alten Rassen bringen zwar weniger Ertrag, aber sie sind viel robuster und weniger Krankheitanfällig und Futterempfindlich als moderne Hochleistungsrassen. Die Menschen waren auf dieses Fleisch dringend angewiesen. Und haltbar machen konnte man das auch damals schon. Räuchern, Lufttrocknen und Pökeln konservierte das Fleisch über den Winter. Geschlachtet wurde im Herbst, ohne das Fleisch wäre der Winter nicht zu überleben gewesen. Trockenes Getreide, das wenige Lagerfähige und Sauertöpfe reichten nicht wirklich aus.
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