Erst in der Verlobung merken, dass man nicht zusammenpasst
Ich habe eine Bekannte, die verlobt ist. Nun hat sie mir neulich in einem Gespräch erklärt, dass sie sich mit ihrer Beziehung nicht mehr so sicher ist. Sie hat nicht gerade positiv von ihrem Verlobten gesprochen und meinte eben auch, dass sie wohl nicht zusammenpassen würden. Noch vor ein paar Monaten hat sie aber einen Antrag von ihm angenommen, ich verstehe das ehrlich gesagt nicht. Habt ihr das auch schon mal erlebt? Ich würde ihr ja dazu raten, dass sie sich das noch mal gut überlegen soll und wenn sie es dann immer noch so sieht muss sie sich trennen. Wie seht ihr das?
Ich kann mir das gut vorstellen. ich hatte zwar einige Beziehungen, die so zwischen ein und zwei Jahren hielten, aber nur zwei längere. Mit dem Mann aus der zweiten langen Beziehung bin ich nun schon mehr als 12 Jahre verheiratet. Das passte einfach und es passt auch heute noch perfekt.
Mit dem anderen Herren war ich sieben Jahre zusammen. Die Beziehung war harmonisch, wir wohnten schnell zusammen, arbeiteten für unser Leben gemeinsam (also ich half selbstverständlich mit in seiner Firma, er unterstütze mich mich in meinen Belangen), alles sah super aus und es fühlte sich auch so an. Das änderte sich mit seinem Antrag. Es war für mich völlig ok mit diesem Mann so "vor mich hinzuleben". Ich wollte keinen anderen, ich war treu, ich hatte sozusagen Scheuklappen auf, was andere Männer betraf. Eigentlich kann es gar nicht besser laufen, jetzt läuft es eigentlich auch nicht anders.
Aber die Vorstellung mich für ein Leben an diesen Menschen zu binden, das löste deutliches Unbehagen bei mir aus. Ich habe mich nicht mir ihm verlobt. Das war keine schöne Szene. Schließlich konnte er nach allem Anschein ein Ja erwarten. Danach kriselte es natürlich und die Sache hielt nicht mehr lange. Ich wollte mich nicht von ihm trennen, aber ich wollte mich auch nicht fester binden als bisher. Das hat er natürlich nicht gut aufgefasst, wie sollte er auch? Er war verletzt und eifersüchtig, obwohl es zur Eifersucht keinen Grund gab. Er bohrte nach, ich blockte ab. Die Beziehung war gescheitert, ohne dass es einen "vernünftigen" und klar zu benennenden Grund dafür gab. Dass es ihm damit nicht gut ging, das war verständlich, aber was mich genau hemmte, das kann ich bis heute nicht sagen.
Es hätte mir ebenso gut passieren können, dass ich im ersten Moment ja gesagt hätte und die Zweifel wären erst später gekommen. Der Antrag war überwältigend, ich hätte ihn einfach nur umarmen und küssen können. Aber nach einigen Sekunden Überwältigung, die mich positiv lähmte, kamen die Zweifel. So bat ich um Bedenkzeit und der Riss in der Beziehung war da. Ich schätze diesen Mann bis heute. ich könnte auch jetzt noch an seiner Seite glücklich sein. Aber ich bedaure nicht dass ich ihn nicht geheiratet habe. Denn das wollte ich aus irgendwelchen Gründen nicht. Dabei war er meine große Liebe und auch noch eine gute Partie.
Trotzdem hielt mich ein unbestimmtes Gefühl von diesem Schritt ab. Es wird schon seinen Sinn gehabt haben, ich bin nicht unglücklich mit meiner damaligen Entscheidung. Ich bin nur traurig, dass ich einen Menschen, der mir viel bedeutet hat, tief verletzt habe und diese Beziehung so ein Ende fand.
Eine Verlobung ist heute nicht mehr das, was sie einst darstellte. Es geht heute während dieser Zeit freizügiger zu, als früher. Viele verloben sich erst gar nicht. Eigentlich stellt eine Verlobung ja das gegenseitige Versprechen dar, sich zu heiraten.
Da hat deine Bekannte ja noch einmal Glück gehabt, dass sie früh genug merkt, dass sie einen Fehler begangen hat und somit die Verlobung noch immer lösen kann ohne Probleme. Es wird wohl ein Schock für ihren Verlobten sein, der bestimmt nicht damit rechnet, dass deine Bekannte ihre Meinung nun ändert, nachdem sie auf seine Frage mit ja geantwortet hat, aber auch das wird er überwinden. Allemal ist es jedoch besser, alles nochmals zu prüfen. Bevor man die Ehe eingeht.
Als Außenstehende würde ich mich da nicht einmischen. Ich denke, dass deine Bekannte das selbst entscheiden sollte, ob sie die bestehenden Bedenken ausräumen kann oder ob sie die Verlobung löst. Es ist eine undankbare Aufgabe, sich da einzumischen. Erlebt habe ich das noch nicht. Aber wenn du ihr irgendeinen Rat gibst und sie sagt zu ihrem Verlobten im Gespräch dann versehentlich, dass X auch gemeint hat usw., dann bekommst du Ärger mit dem Verlobten.
Ich denke, dass deine Bekannte noch früh genug gemerkt hat, dass es sich doch nicht um den Mann ihres Lebens handelt. Heute ist es ja keine Katastrophe mehr, wenn eine Verlobung wieder gelöst werden muss.
Deine Bekannte sollte sich aber nun doch bald überlegen, ob sie an der Verlobung festhalten möchte oder dem Mann eben reinen Wein einschenkt und die Verlobung wieder löst, was dann auch sicher das Ende der Beziehung bedeutet. Ich verstehe auch nicht so recht, wieso sie sich nun so schnell nicht mehr sicher ist. Aber es mag ja sein, dass sie durch die Verlobung die Beziehung mehr hinterfragt hat und dadurch nun doch einige Zweifel hat.
Nicht immer merkt man gleich am Anfang, dass man mit jemandem nicht zusammen passt. Oftmals merkt man das erst nach vielen Jahren und oftmals merkt man das eben auch in der Ehe, weshalb es auch so viele Scheidungen gibt. Nicht immer ist es gleich von Anfang an klar, dass es nicht klappen kann, bevor man mit jemandem eine Beziehung eingeht, sondern oftmals äußert sich das erst viel später und von daher finde ich es wirklich nicht besonders merkwürdig, dass deine Bekannte das erst bemerkt hat, als sie bereits verlobt war. Immerhin gibt es einfach ständig neue Scheidungen und das zeigt eben auch deutlich, dass man das meistens erst viel später merkt, als man das eigentlich wollen würde.
Sicherlich ist es alles andere als schön, wenn deine Bekannte erst in der Verlobung merkt, dass diese Beziehung doch nicht das Richtige für sie ist und es wäre auf jeden Fall einfacher für alle Beteiligten, wenn sie das schon vorher bemerkt hätte. Allerdings sollte man das auch positiv sehen können. So ist es auf jeden Fall besser, wenn deine Bekannte das jetzt gemerkt hat, als wenn sie das erst innerhalb der Ehe merken würde. Eine Scheidung wäre nämlich doch noch um einiges unangenehmer und noch viel schmerzhafter und deshalb ist es besser, das jetzt zu merken, als erst später.
Menschen verändern sich ständig und mit jeder einzelnen Entscheidung, die man trifft, ändert und schwankt ja auch der Charakter. Von daher kann es jederzeit passieren, dass man sich auseinander entwickelt und damit muss man leider immer rechnen. Von daher kann es durchaus sein, dass deine Bekannte zum Anfang der Beziehung noch sehr glücklich war und dass sie jetzt erst bemerkt hat, dass es doch nicht passt. Da kann ich sie gut verstehen und ich denke, dass es sehr vielen anderen Menschen ebenfalls so geht.
Ich finde daran nichts schlimmes. Das Leben stagniert ja nicht, man entwickelt sich nonstop weiter und es kann durchaus passieren, dass man vielleicht am Anfang zusammen gepasst hat, aber im Laufe der Zeit hat man sich in verschiedene Richtungen entwickelt und auch andere Wünsche und Bedürfnisse bekommen, sodass man eben nicht mehr kompatibel miteinander ist. Das ist ganz normal und ich verstehe nicht, wo dein Problem liegt, Ramones. Nur, weil du und dein Mann euch über die Jahre trotzdem in dieselbe Richtung entwickelt habt, muss das ja nicht bei jedem so laufen.
Wie viel anders sah ihre Beziehung denn vor der Verlobung aus? Hatten sie bereits zusammengelebt? Wie lange denn? Je nach dem kann sie die Beziehung jetzt in einem anderen Licht sehen. Manche Leute merken das ja gar erst nach der Eheschließung. Nicht immer denkt man im Detail über die Zukunft nach, wenn man einen Antrag bekommt. Man weiß, dass man verliebt ist und sich eine Leben ohne den anderen nicht vorstellen kann, Romantik tut das Übrige.
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