Was macht den Reiz von abstrakter Kunst aus?

vom 28.09.2014, 21:29 Uhr

Ich würde von mir selbst durchaus behaupten, dass ich mich mit Kunst und mit Kunstgeschichte auskenne. Ich besuche sehr gerne Museen und Galerien. Am liebsten mag ich die Malerei der Romantik und des Jugendstils, wobei ich auch anderen Stilen durchaus etwas abgewinnen kann. Also auch bei einem Barock-Gemälde oder bei einem frühmittelalterlichem Werk, um nur mal zwei weitere Beispiele zu nennen, kann ich einen gewissen Reiz erkennen und mein Interesse ist geweckt.

Was auf mich persönlich nun aber einfach gar keinen Reiz ausübt und auch noch nie ausgeübt hat, ist abstrakte moderne Kunst. Damit meine ich beispielsweise Gemälde, die nur aus Klecksen und Strichen bestehen, die Quadrate von Piet Mondrian oder die einzelnen Farbflächen von Mark Rothko.

Sicher mögen auch bei diesen Werken Hintergedanken vorhanden sein. Und manche sehen auch noch relativ interessant aus, wenn man sie sich eine Weile näher angesehen hat. Aber wie einige Leute überaus fasziniert und sonstwie begeistert auf einzelne, einfach nur einfarbig angemalte Leinwände oder quer über eine Leinwand getropfte Kleckse reagieren können, das erschließt sich mir persönlich ehrlich gesagt einfach nicht.

Ja, sicherlich. Geschmäcker sind verschieden. Mich würde aber, als jemand, der das selbst gar nicht nachvollziehen kann, schon interessieren: Was macht genau den Reiz von abstrakter moderner Kunst aus? Was ist daran faszinierend, schön oder bemerkenswert? Vielleicht kann mir das mal ein Fan von beispielsweise Rothko erklären? Ich würde es nämlich gerne verstehen, was für die Liebhaber solcher Kunstwerke eigentlich genau das Faszinierende oder Reizvolle daran ist. Und wen sollte man da eher fragen als die Leute, die das selbst so sehen?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich bin auch kein Fan abstrakter Kunst. Zumindest nicht bei den meisten Kunstwerken. Mondrian ist bei mir eine der wenigen Ausnahmen. Ich mag zwar andere, gegenständliche Kunstwerke weit lieber, aber bei seinen Bildern, da ist das irgendwie dieses aufgeräumte, klare, in sich ruhende, was mich anspricht. Und der totale Bruch mit der Tradition. Damals zumindest. Wenn das heute jemand macht, ist das nichts besonderes mehr. Aber von ihm ist das einfach innovativ und genial. Die starken Kontraste finde ich irgendwie männlich. Klingt komisch, ich weiß. Und in einem Loft würde das sicher auch gut an der Wand aussehen. Bei mir zu Hause würde so ein Bild nicht reinpassen. Aber ein Original passte sowieso nicht in mein Budget.

Ansonsten habe ich manchmal den Verdacht, dass die Leute bei den Kleckselbildern ganz dankbar sind, dass man da genau so alles wie nichts hinein interpretieren kann. Da merkt man den Unterschied von Kunstverstand und
Unverstand nicht so schnell. Beweise einer von der Interpretation mal, dass das nicht stimmt. Völlig ungefährliches Terrain. Wohingegen, wenn man ein Bild mit Götterdarstellungen interpretieren soll und Hermes mit Poseidon verwechselt, dann kann man sich gnadenlos als ungebildet blamieren, wenn man sich in den richtigen Kreisen bewegt.

Was sich mir auch nicht so recht erschließen will, das ist der Kult um Beuys. Sicherlich mögen Installationen mit Fett und Filz irgendwie unique sein und durch den Verstoß gegen Regeln Kunst sein. Aber: Es spricht mich emotional nicht an. Vermutlich bin ich dafür einfach zu spät geboren. Ich hatte immer den Verdacht, dass man auch ein Kriegstrauma haben muss, um da mit zu gehen und sich emotional abgeholt zu fühlen.

Ich mag es auch lieber, wenn irgend etwas gegenständlich dargestellt ist. Das darf durchaus auch moderner sein, wie zum Beispiel Warhol. Das ist dann zwar vielleicht nur eine Dose oder Marilyn im gedruckten Stil und falschen Farben. Aber das zieht mich viel mehr in das Bild.

Für mich wird das mit der total abstrakten Kunst auch ein ziemliches Rätsel bleiben, das vielleicht auch viel mit Zeitgeist zu tun hat. Und vielleicht auch ein wenig mit Dingen wie Mode und Herdentrieb. Wenn ein wichtiger Experte das als hohe Kunst betitelt, dann muss man sich eben erst mal trauen, dem zu widersprechen. Aber vielleicht sehe ich das auch schon wieder zu zynisch.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Die Bilder von Rothko verstehe ich auch nicht ganz, aber ich mag eigentlich abstrakte Kunst sehr gerne. Mit dieser Meinung stand ich schon in meiner Klasse alleine da. :D Ich mag es, wenn die Bilder wie ein einziges Durcheinander aussehen und Farben und Striche ganz durcheinander sind, als hätte man einem kleinem Kind eine Leinwand gegeben und gesagt: "Mach mal."

Ich kann mich in solchen Gemälden hineinfühlen und spüre, wenn ich mich in dem Bild "verliere" dann so etwas wie Chaos, Trauer, Geborgenheit, je nachdem, was für ein Bild das ist. Ich denke, dass solche Bilder dem Künstler mehr geben als dem Betrachter, da der Künstler seine Gefühle durch Farben und Striche zum Ausdruck bringt. Damit können dann viele Betrachter nicht viel anfangen, weil es eben nur Striche, mal fest, mal sanft, auf einer Leinwand sind. So etwas kann jeder malen.

Trotzdem faszinieren mich solche Bilder und ich mag mich hineinfühlen. ich denke, das ist auch der Grund, warum manche Menschen sich solche Bilder kaufen. Sie fühlen die Stimmung des Bildes und werden so von dem Bild berührt, wie manche Musikliebhaber von einer Oper, was viele andere Menschen auch nicht verstehen. Ich hoffe, ich konnte das jetzt verständlich erklären. :oops: Es gibt bestimmt auch noch weitere Gründe für abstrakte Kunst, die auch ich nicht verstehe, wie beispielsweise die Kunst von Rothko, die mir einfach absolut nichts sagt und die ich eher langweilig finde. :D

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» Fluffeltuch » Beiträge: 797 » Talkpoints: 3,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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