Von Extremfällen immer auf allgemeine Regeln schließen

vom 27.09.2014, 16:40 Uhr

Ich erlebe es oft, dass Menschen einen besonderen Fall sehen oder von etwas lesen und das dann verallgemeinern. Man hört etwa, dass Person XY in einer Situation auf eine bestimmte Weise gehandelt hat und nimmt dann an, dass diese Person das immer so macht. Aber eigentlich kann man das aufgrund nur einer Beobachtung oder einer Information ja noch gar nicht sagen.

Warum wird so schnell verallgemeinert? Überschätzen da manche ihre Menschenkenntnis oder neigen wir generell dazu, zu verallgemeinern, auch wenn es nicht angemessen ist?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Verallgemeinerungen helfen uns meiner Meinung nach, im Alltag zu überleben und Entscheidungen zu treffen. Wenn man jede Erfahrung unabhängig vom Kontext und vergleichbaren Erfahrungen bewertet und quasi als Einzelfall einordnet, kommt man schnell in Teufels Küche.

Beispielsweise wohne ich an einer viel befahrenen Straße, wo die Autos die vorgeschriebenen 50 km/h gerne mal überschreiten. Deswegen passe ich beim Überqueren der Straße extra auf, weil mir eben schon öfter aufgefallen ist, dass hier gerne auch mal 70 km/h und mehr an der Tagesordnung sind. Bei dieser Schlussfolgerung handelt es sich aber streng genommen um eine Verallgemeinerung, weil ja nicht jeder Autofahrer mit 70 durch diese Gasse heizt. Trotzdem gehe ich davon aus, dass es meine Lebenserwartung erhöht, wenn ich gesondert darauf achte, keinem Raser vor die Stoßstange zu geraten.

Auch bei zwischenmenschlichen Kontakten halte ich es für ganz normal, Erfahrungen zu verallgemeinern. Wenn mich mein Nachbar fünfmal hintereinander auf der Treppe demonstrativ ignoriert, kann ich natürlich daraus schließen, dass er in fünf Einzelfällen gerade schlechte Laune hatte, weil sein Fußballverein verloren hatte oder davon ausgehen, dass er generell kein Interesse an Small Talk hat und ihn fürderhin ebenfalls ignorieren. Dabei kann man sich natürlich immer wieder in einem Menschen oder in einer Situation täuschen, aber meiner Meinung nach geht es ohne Verallgemeinerungen nicht, wenn man nicht jeden Tag das Rad neu erfinden will.

» Gerbera » Beiträge: 11320 » Talkpoints: 49,94 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ganz einfach - weil das früher mal verdammt wichtig für das Überleben war. Wenn ein wildes Tier XY in einer Situation einen Stammeskollegen angefallen und man dann annimmt, dass alle Tiere der Spezies XY gefährlich sind ist das für die Gesundheit besser als wenn man jeden Einzelfall gesondert überdenkt.

Sollte sich ein Exemplar der Gattung XY dann als nicht angriffslustig heraus stellen hat man nichts verloren, wenn man dem Tier gegenüber sehr vorsichtig war. Auch wenn sich die Menschheit heute sehr weit von der Natur entfernt hat und praktisch nicht mehr Teil der Natur ist - unsere Vorfahren waren einfach eine von vielen Säugetierarten und das Gehirn hat seine Fähigkeiten unter diesen Umständen entwickelt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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