Eigenen Lebensstil bei einer Bekanntschaft verschweigen
Ich gebe zu, dass ich einen Lebensstil habe, der vielleicht für andere etwas ungewöhnlich klingen mag. Das fängt dabei an, dass ich, wenn ich daheim esse, um mir den Aufwasch zu sparen, Wegwerfbesteck nehme, das geht weiter über die regelmäßige Heimfahrt zu meinen Eltern und bis hin zu meiner absoluten Ablehnung Energiesparlampen gegenüber und einem gewissen, permanent vorhandenem kreativen Chaos in meine Wohnung. Ich könnte noch einiges mehr aufzählen, was für mich normal ist, weil ich das schon ewig so mache, was aber für andere vielleicht komisch klingen mag.
Natürlich gibt man sich, wenn man jemanden kennenlernt, Mühe, nicht zu sehr aus dem Rahmen zu fallen oder zumindest nicht so exzentrisch zu wirken, um jemanden nicht zu verschrecken. Besser ist es, denke ich, jemanden sanft und Schritt für Schritt an die eigenen Macken heranzuführen, um niemanden in die Flucht zu treiben. Denn stellt euch mal vor, wenn man in eine Kontaktanzeige schreiben würde, dass man keine Lust zum Aufwaschen hat, unordentlich ist und genug Glühlampen für de nächsten 30 Jahre gehortet hat. Wer antwortet denn da?
Aber andererseits gibt es diese Dinge ja, weil die zu mit gehören und Teil meines Lebens sind. D.h. wenn ich mal jemanden kennenlernen sollte, dann wird er damit leben müssen, dass ich eben dieses oder jenes anders mache als der Durchschnitt. Oder sollte man dann jemandem besser verschweigen, was man da für einen Lebensstil pflegt? Kommt das nicht ohnehin irgendwann heraus?
Sollte man zumindest am Anfang nicht so auffallen oder jemanden relativ früh mit den eigenen Besonderheiten konfrontieren? Ist das Risiko, jemanden zu verschrecken, größer, wenn man das gleich am Anfang sagt?
Wenn einer Person etwas an dir liegt wirst du sie so auch nicht loswerden. Wir haben doch alle unsere Eigenheiten. Zwar würde ich es nicht im ersten Satz erwähnen, aber nach und nach kann man das schon erwähnen. Ganz verschweigen finde ich blöd, weil es eh herauskommt und der andere dann nur sinnlos Zeit verschwendet hat, wenn er mit den Eigenheiten nicht leben kann.
Eigenheiten schön und gut, da sie wohl jeder Mensch hat. Aber man kann auch nicht einfach sagen, der Andere muss einfach damit klar kommen. Beziehung bedeutet auch, dass man Kompromisse eingeht, so dass sich beide Partner wohl fühlen. Ich gebe zu, dass ich auch gerne das kreative Chaos lebe und mein Mann ist sehr auf Ordnung bedacht. Der Kompromiss besteht darin, dass ich mein Chaos in meinem Arbeitszimmer weiterhin auslebe, aber die anderen Räume, weil wir sie gemeinsam nutzen, eben ordentlich gehalten werden.
Wenn du also absolut nicht bereit bist ein paar kleinere Änderungen in dein Leben zu bringen, dann wird wohl selbst die größte Liebe daran zerbrechen. Denn man kann nicht auf Dauer erwarten, dass der Partner wirklich alles so hinnimmt, wie man es selbst gerne will.
Ich denke, man sollte sich von Anfang an so geben, wie man auch ist und nichts verschweigen. Natürlich muss man nicht gleich alle seine Eigenheiten auftischen, aber sie versuchen zu verstecken würde ich auch nicht. Denn sonst verliebt sich der Partner in eine Person, die du nur tust zu sein, nicht in dich. Dann ist das Aus der Beziehung schon vorprogrammiert, denke ich. Und auch wenn einiges erst einmal gewöhnungsbedürftig klingt, wenn er dich wirklich kennenlernen möchte, dann will der Partner ja auch alle Eigenheiten kennenlernen. So ist es zumindest bei mir.
Außerdem hat der Partner sicherlich auch Eigenheiten, die er gerne verschwiegen würde. Wenn du sie kennenlernst, stören sie dich aber vielleicht gar nicht. Bei mir und meinem Partner war es so. Ihm war es peinlich, dass er so viel am PC spielt, mich stört das aber nicht, da ich so viel Zeit habe, an meinen Büchern zu schreiben, was mir wiederum sehr wichtig ist.
Ich glaube, wenn zwei Menschen zusammen sein wollen, was sie ja wollen, wenn sie (frisch) verliebt sind, dann kann sie erst einmal nicht so viel abschrecken. Auch können da Lügen über seine Eigenschaften mehr kaputt machen als die Wahrheit.
Jeder Mensch hat irgendwelche bizarren Macken und so wird es auch deinen potentiellen Partnern gehen. Wichtig ist allein, dass ihr für euch erkennt, ob ihr mit den Macken des jeweils anderen leben könnt ohne ihn ändern zu wollen. Natürlich muss man offen sein und darüber sprechen, die richtige Situation ergibt sich meistens im Gespräch.
Meinen Vorrednern muss ich wirklich Recht geben. Wir alle haben irgendwelche Macken, die sich früher oder später nicht verheimlichen lassen und man sollte das auch gar nicht. Gerade, wenn man jemanden mag, kann der Lebensstil doch eine recht interessante Gesprächsführung werden und man findet vielleicht darunter Gemeinsamkeiten. Allein schon dabei beginnend, dass Du regelmäßig Deine Eltern besuchst, wobei ich nicht weiß, wie regelmäßig das ist. Es ist doch schön, wenn Du so ein familiärer Mensch bist.
Du wirst nicht die einzige Person sein, die Energiesparlampen ablehnt und Chaos wird man meiner Ansicht nach in jeder dritten bis vierten Wohnung finden, in jeder zweiten wird es vielleicht ein chaotisches Zimmer geben, in das man keinen Besucher hineinlässt. Allerdings werden sicherlich die meisten Menschen verwundert reagieren, wenn es heißt, man verwendet lieber Wegwerfbesteck und kein vernünftiges Besteck.
Je besser man eine Person kennenlernt, desto schwieriger wird es sein, den eigenen Lebensstil zu verschweigen. Man sollte zwar auch nicht unbedingt mit der Tür ins Haus fallen und sich auch nicht umkrempeln, aber Unehrlichkeit bei Nachfragen geht für mich praktisch auch nicht. Die Reaktionen sind unterschiedlich, aber ich gehe davon aus, dass Du nicht grundsätzlich abgelehnt wirst. Etwas Verwunderung wirst Du Dir wohl schon gefallen lassen, aber solang Du hinter Deinem Stil stehst, ist alles okay.
Jeder Mensch hat bestimmte Macken, Vorlieben, Eigenheiten und so weiter, da bist du nun wirklich nichts Besonderes. Jemand, der scheinbar überhaupt keine Macken hat und sich bemüht möglichst durchschnittlich zu wirken wäre mir wohl ziemlich suspekt, weil diese Person einfach nicht authentisch wirkt.
Für eine Partnerschaft ist es doch höchstens problematisch, wenn jemand absolut nicht kompromissbereit ist. Wenn zum Beispiel ein Partner nicht damit klar kommen würde, dass ich gerne einen ordentlich gedeckten Tisch habe, gutes Essen mag und mir dafür Zeit nehme und mir nicht mein Essen mit Wegwerfbesteck schnell in den Mund stopfen möchte. Oder wenn ich mein kreatives Chaos über mein Zimmer hinaus ausdehnen würde, so, dass es meinem Partner im die Quere kommen würde.
Es kommt doch darauf an, welche Ziele du hast. Wenn es nur oberflächliche Bekanntschaften bleiben sollen und du kein Interesse an näherem Kontakt und Kennenlernen hast, wird es sich sehr gut vermeiden lassen wird. Wenn man aber mehr Kontakt wünscht und eine Freundschaft aufbauen möchte, muss man automatisch seine Macken offenbaren. Wobei diese Macken doch jeder hat und niemand sich davon freisprechen kann.
Einer Bekanntschaft, ob alt oder neu, würde ich vermutlich auch nicht viel Einblick in meinen Lebensstil geben, solange sich daraus nicht mehr entwickeln soll. Das würde die andere Person vermutlich auch eher selten machen. Ob man da Einblick gibt, hängt davon ab, ob man mehr als Bekanntschaft zu erwarten hat. Könnte sich eine potentielle Partnerschaft entwickeln, dann kommt man ja früher oder später direkt mit dem Lebensstil des anderen in Berührung. Ich halte es auch eher für sinnlos, solche Details sofort preiszugeben. Jeder hat so seine Besonderheiten, aber manche würden wohl etwas überwältigend auf jemanden wirken, den man noch gar nicht kennt bzw. erst kennenlernen will.
Dass du gerne im kreativen Chaos lebst, könnte für eine andere Person sicher als Problem betrachtet werden, falls diese es ordentlich mag, spätestens bei einer gemeinsamen Wohnung wäre das wohl ein Punkt, über den man sich nicht so leicht einigen kann. Aber wie du schon sagst, man beurteilt eine Person, die man mag und mit der man mehr Zeit verbringen möchte, ja nicht allein wegen solcher Dinge. Die andere Person betreibt vielleicht selbst Eigenheiten, die auf dich zu Beginn abschreckend wirken würden, mit denen du aber mit der Zeit kein großes Problem mehr hast.
Wenn ich so über meine eigenen Exzentrizitäten nachdenke, kommt es wohl eher darauf an, ob man einer wie auch immer gearteten Bekanntschaft gleich ein Ziel oder einen Zweck zuordnet oder ob man den Dingen einfach ihren Lauf lässt. Wenn man so früh wie möglich klarstellen möchte: "Mit dir möchte ich mich anfreunden!" oder gleich "Du wärst für eine romantische Beziehung geeignet", muss man natürlich strategisch geschickter vorgehen, als wenn man einfach nur zwanglos mit einem Mitmenschen in Kontakt tritt.
Ich selber bin nicht so der strategisch-taktische Typ, weswegen ich hier nur schlecht einen Rat geben kann. Bei mir entwickelt sich das eher organisch, sodass ich noch nie in der Situation war, jemandem auf den Kopf zu sagen oder schreiben zu müssen, dass ich alle Charaktere aus dem Musical "Cats" in Fimo geknetet habe, dass ich immer noch den Stoffdackel Theodor aus meiner Kindheit besitze und am Wochenende in der Regel nur unter Zwang das Haus verlasse.
Es ist eher so, dass den Leuten mit der Zeit schon dämmert, wo bei mir der Hammer hängt, und wenn mich jemand deswegen eher sympathisch findet, freut mich das, aber wenn jemand bei 28 farbenfrohen Kätzchen auf der Kommode Richtung Tür schielt, ist das auch in Ordnung. Schließlich schuldet mir niemand seine Freundschaft oder gar Zuneigung. Wenn es nicht klickt, dann eben nicht.
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