Übertrieben kämpferisch formulierte politische Aussagen

vom 22.09.2014, 15:30 Uhr

Ich bin immer noch, weil ich mal Mitglied einer Partei war, in mehrere Verteiler eingetragen, über die mich regelmäßig Presseerklärungen von irgendwelchen Politikern oder Möchtegern-Politikern erreichen, ebenso wie Interviews mit Studentenvertretern oder wem auch immer. Mir fällt dabei auf, dass diese oft sehr kämpferisch und meiner Ansicht nach auch übertrieben polemisch verfasst sind.

Da sind etwa Aussagen zu lesen, wie dass jemand für Bildungsgerechtigkeit kämpfe oder ähnlich formulierte Schreiben. Und dann stammt das von irgendeinem kleinen Vertreter, der gar nichts zu melden hat. Ich finde das albern, solche Aussagen zu machen und Wörter wie „kämpfen“ zu verwenden, weil es einfach übertrieben wirkt.

Warum werden solche Formulierungen gewählt? Merken die Leute nicht selbst, dass das komisch wirkt oder ist es so üblich, Aussagen so zu formulieren?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Man möchte als Partei eben stark wirken. Wer wählt schon eine Partei, die sich auf die Fahnen schreibt es zu versuchen? Man muss schon eine klare linke fahren und eben auch von einem Kampf reden. Man muss sich ja auch durchsetzen. Das ist natürlich alles kein richtiger Kampf, aber man setzt sich für den Bürger ein und da ist das schon ein passendes Wort. Man möchte symbolisch herüberbringen, dass man sich für die Wähler einsetzt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Sicherlich ist so ein Kampf nicht mit dem Kampf in einem Krieg vergleichbar. Und ich denke das sollte man auch gar nicht. Im politischen Sinne hat Kampf für mich eben eine andere, zusätzliche Bedeutung, nämlich dass sich jemand oder eine Gruppe für etwas mit viel Energie einsetzt und tut was man kann, oder was sie können.

Sicherlich sind solche Formulierungen mittlerweile recht floskelhaft geworden. Aber irgendwie ist das mit Sprache ja oft so, dass solche Formulierungen irgendwann nicht mehr so innovativ sind wie einst und an Frische verlieren. Das muss aber im Umkehrschluss nicht heißen, dass es dennoch sinnlos ist, sich für etwas gerechtes einzusetzen.

Im Grunde ist das halt eine eigene Sprachlandschaft. Und dass sich so eine entwickelt hat viel mit Traditionen zu tun, die einzelne nicht gerne selbst gesteuert über Bord werfen. Wenn man in anderen Sprachlandschaften bewusst anders spricht, fällt man eben schnell negativ auf. Wenn man sich beispielsweise an der Uni nicht an den wissenschaftlich festgelegten Fachwortschatz hält, wird man negativ auffallen. Und wenn man in einer Partei einen gänzlich anderen Tonfall anschlägt, wird man auch negativ auffallen. Entweder wir einem unterstellt, nicht hinter den Überzeugungen des Parteiprogramms zu stehen oder sogar besser in eine andere Partei zu passen. Wer will das schon? Denn in der Politik kann man sich so schnell den Argwohn der Parteifreunde zuziehen.

Und letztlich ist eine auffällige Sprache ja auch ein gewisser Wiedererkennungswert für den Wähler. Wenn alle Parteien plötzlich gleich sprechen würden, dann könnte sich der Wähler noch schwerer orientieren. Und eine eigene Richtung, die man jeder Partie zuschreibt ist sicherlich auch nötig, um Stammwähler an sich zu binden. Sicher reicht da Sprache nicht, aber Sprache ist da neben Taten auch sehr wichtig.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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