Wie flirtet man mit einem sozialphobischen Mann?
Jemand, den ich kennengelernt habe, hat mir geschrieben, dass er oft sehr schüchtern reagiert und gerade Frauen gegenüber relativ unbeholfen ist. Da habe ich geantwortet, ob er sozialphobisch wäre und er hat dann den Begriff gegoogelt, sich die Symptome der Sozialphobie angeschaut und meinte, dass das genau auf ihn zutrifft. Er habe Schwierigkeiten, vor anderen zu essen, vor anderen zu sprechen, vor Gruppen zu reden, Fremde anzusprechen, werde schnell rot, denke immer, er sage etwas Falsches etc. Also es passt schon sehr deutlich zur Sozialphobie.
Ich finde denjenigen sehr süß und mir gefällt auch, dass er scheinbar sehr inaktiv ist, also in seiner Freizeit eben nicht weggehen will, sondern lieber daheim bleibt, weil es bei mir auch so ist und ich immer Probleme habe, wenn andere unbedingt Spannung und Abwechslung in ihrem Leben brauchen. Zudem sieht er sehr süß aus. Ich könnte mir da schon etwas vorstellen, aber ich weiß nicht so recht, wie ich mit der Sozialphobie umgehen soll. Ich habe da immer Bedenken, dass ich zu offensiv bin und ihn dann verschrecke.
Wie flirtet man m mit einem Mann, der eine Sozialphobie hat? Was muss man da beachten, was sollte man vermeiden? Worüber sollte man nicht sprechen?
Diese Schüchternheit erinnert mich teilweise an Stiefsohn meines Onkels. Wir hatten mal eine Familienfeier zu der dieser junge Mann auch eingeladen war. Er ist etwa ein halbes Jahr älter als ich und extrem schüchtern. Er hat kaum ein Wort gesagt und hat sich nicht einmal getraut zu essen. Normal fand ich das ehrlich gesagt nicht, vor allen Dingen, weil ich Schüchternheit in dieser extremen Form zu diesem Zeitpunkt noch nie vorher gesehen hatte. Seine Mutter hatte mir sogar vor dem Essen in weiser Voraussicht einen beladenen Teller für ihn mitgegeben (die Jugend saß an einem anderen Tisch), weil sie wusste, dass er vor lauter Schüchternheit sich nicht einmal trauen würde, sich etwas zu essen zu holen. Besagter Teller stand dann direkt vor dem Sozialphobiker und das wirklich stundenlang.
Ich habe ihn damals ignoriert und in seinem Beisein dann eben mit einigen Anwesenden gesprochen. Manchmal wurde das Thema auch auf ihn gelenkt und ich habe ihn etwas gefragt. Das ging dann soweit, dass er sich irgendwann getraut hat, zu essen, auch wenn das mehrere Stunden gedauert hat und das Essen dann inzwischen schon kalt war.
Bei einem angeheirateten Verwandten geht das vielleicht noch, besonders wenn man kaum etwas miteinander zu tun hat außer an Familienfeiern, zu denen er auch eher selten auftaucht. Bei einem Mann, mit dem sich eventuell eine Beziehung entwickeln könnte stelle ich mir dieselbe Handlungsweise allerdings schon problematisch vor. Man will ja schließlich auch etwas über ihn erfahren und ihn kennenlernen ohne ihn zu überfahren. Bei einem Date sind ja in der Regel auch nur zwei Personen anwesend (es sei denn es handelt sich um ein Doppel-Date) und man kann schlecht mit einer dritten anwesenden Person sprechen bis der Sozialphobiker sich etwas wohler in seiner Haut fühlt und sich an die Situation gewöhnt hat. Ich hatte so einen Fall als potentiellen Partner überhaupt nicht und weiß ehrlich gesagt nicht, was ich da raten soll.
In so einem extremen Ausmaß habe ich eine soziale Phobie noch nicht erlebt, ich kenne aber durchaus einige Leute, Freunde wie Bekannte, die an einer Form von Sozialphobie leiden. Vielleicht habe ich also schon ein paar kleine Tipps bereit. Oder zumindest wären die Punkte einen Gedanken wert.
Und zwar wäre erst einmal die Frage, wie genau diese Sozialphobie des Mannes sich auswirkt. Kann er generell nicht reden, wenn andere, fremde Leute anwesend sind? Spielt es eine Rolle, ob er die Person vorher schon irgendwie charakterlich kennt, oder nicht?
Denn wenn beispielsweise die Anwesenheit anderer Menschen ihn allgemein hemmt, dann wäre es vielleicht sinnvoll, für ein Treffen einen Ort zu wählen, wo man nicht so gestört ist. Klar, die Skrupel, sich mit einem nahezu Fremden an einem ganz verlassenen Ort zu treffen, kenne ich. Das muss auch nicht sein. Wie wäre es denn mit einem netten Café oder Restaurant, wo die Sitzecken bisschen durch Pflanzen abgeschirmt sind, und wo man sich daher relativ alleine vorkommt, weil man andere Gäste nicht so sehen kann?
Und was die Sache mit dem "sich schon kennen" betrifft: Ich habe einen Freund, der arge Probleme hat, mit Unbekannten oder Leuten, die er nicht einschätzen kann, zu sprechen. Sobald ihm jemand aber irgendwie vertraut vorkommt, ist das Problem verschwunden. Ich hatte mich mit ihm im Vorfeld schriftlich, also per E-Mail, ausgetauscht, und zwar über Wochen. Dadurch hat er mich dann beim Treffen nicht als fremd wahrgenommen, und konnte mit mir ganz normal und ungehemmt sprechen.
Beachten muss man nämlich wirklich, dass Sozialphobiker in den meisten Fällen vor vertrauten Personen und in vertrauter Umgebung keine extremen Ängste mehr haben. Das heißt, kennt man sich erst einmal etwas, dann kann man gut miteinander über die verschiedensten Dinge sprechen, und es ist keine Blockade mehr im Weg. Nur, diese anfängliche Vertrautheit muss man halt erst einmal erreichen. Bei einigen bietet sich das Schreiben wirklich an. Vielleicht wäre das etwas für Euch? Ihr scheint Euch ja schon zu schreiben. Ist er dabei denn ängstlich? Wenn nicht, wäre das doch ein guter Anfang.
Ich weiß nicht ob ich damit richtig liege, aber ich würde mich selbst auch als sozialphobisch bezeichnen. Mir fällt es unheimlich schwer, auf neue Leute zuzugehen, in Gruppen bekomme ich oft den Mund nicht auf und Referate oder Vorträge vor anderen sind das Schlimmste für mich. Auch telefonieren hasse ich. Wenn ich jedoch eine einzelne Person treffe, die mir zwar fremd ist, die ich aber sympathisch finde, dann geht es.
Ich empfinde es dann nicht als verschreckend, wenn die andere Person etwas offensiver im Gespräch ist, sondern mag es dann gerne, wenn die andere Person etwas mehr spricht und ich nicht das Gefühl habe, unbedingt etwas sagen zu müssen, damit es nicht zu einer unangenehmen Gesprächspause kommt. Ich kann mir vorstellen, dass der Mann das auch so sieht. Er sucht ja eben nach einer Partnerin und da wird er wahrscheinlich nicht den Anspruch an sie haben, dass sie im Gespräch auch total still ist und kaum etwas von selbst aus sagen möchte.
Wahrscheinlich findet es der Mann toll, wenn du dann etwas mutiger bist als er, wenn er es sich schon nicht traut, den ersten Schritt zu machen. Ich würde mir daher nicht so viele Gedanken an deiner Stelle machen. Zeig ihm einfach, dass du es akzeptierst und respektierst, dass er schüchtern ist und es nicht so schlimm findest, wenn er einfach etwas Zeit braucht, um aufzutauen und sich dir gegenüber zu öffnen. Wenn du das machst und ihm zeigst, dass er gut so ist wie er ist und selbst vielleicht trotzdem etwas offener bist, ist das doch super.
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