Kleinkriminelle separat inhaftieren?

Was die Behandlung von sogenannten "Kleinkriminellen" betrifft, gibt es verschiedene Theorien darüber, was am sinnvollsten wäre. Einige Menschen plädieren zu einer verhältnismäßig strengen, harten Strafe, und erhoffen sich dadurch eine Abschreckung, insbesondere bei jugendlichen Ersttätern. Andere Menschen hingegen sind eher der Meinung, dass man Kleinkriminelle nicht so hart angehen solle, dass man vor allen Dingen sozial erzieherisch auf diese Leute einwirken solle, statt sie wirklich im eigentlichen Sinne zu bestrafen.

Zur Klarstellung: Mit "Kleinkriminelle" sind Leute, die verhältnismäßig wenig schwerwiegende Straftaten begehen, beispielsweise kleinere Ladendiebstähle, Beleidigungen oder Hausfriedensbruch, gemeint. Teilweise werden aber wohl auch Leute, die wegen Körperverletzung verurteilt wurden, so bezeichnet, wobei ich denke, dass das auf den Einzelfall ankommt. Abgrenzen muss man diese Menschen allerdings auf jeden Fall von Straftätern, die schwerwiegendere Delikte durchgeführt haben, wie beispielsweise Mord oder Totschlag.

Bekannt ist ja, und damit kommen wir zu meiner Frage, dass viele Inhaftierte im Gefängnis erst untereinander Kontakte knüpfen. So kann es durchaus vorkommen, dass Inhaftierte danach weiter in den kriminellen Sumpf absinken, als noch vor der ersten Haftstrafe. Ich kann mir vorstellen, dass es daher vielleicht besonders kontraproduktiv wäre, "Kleinkriminelle" mit Leuten, die schwerere Straftaten begangen haben, zusammen zu inhaftieren. Könnten die Letzteren nicht einen negativen Einfluss ausüben? Könnte es sein, dass aus einem "einfachen" Taschendieb die gemeinsame Haftzeit mit einem Totschläger einen viel schlechteren beziehungsweise für die Gesellschaft schädlicheren oder gefährlicheren Menschen macht?

Sollten also Leute je nach Delikt an unterschiedlichen Orten inhaftiert werden? Werden überhaupt "schwere" und "leichte" Verurteilte zusammen untergebracht? Sollte es eigene Haftanstalten nur für "Kleinkriminelle" geben? Was spricht dafür, was dagegen? Oder welche Ansätze wären hier noch denkbar, um zu verhindern, dass Leute nach ihrer Haft negativ beeinflusster herauskommen, als sie hineingegangen sind?

In der Zeit als ich für einen Strafrechtler gearbeitet habe, ist mir aufgefallen, dass je nach Justizvollzugsanstalt unterschiedlich schwere Delikte untergebracht sind. In einer JVA sind nur Mörder und Totschläger inhaftiert und in einer anderen die nicht ganz so schweren Jungs. Der Kontakt, den du meinst zielt auf Bandenkriminalität ab und ist durchaus realistisch, habe ich selbst sogar schon erlebt. Es ist nur einfach ein logistisches Problem, alle Gefangenen voneinander zu trennen. Dass ein Einbrecher zum Mörder wird, nur weil er sich mit einem solchen die Zelle teilt, halte ich aber für unrealistisch.

Dass man Bandenmitglieder voneinander so gut wie möglich trennen, sie also möglichst in unterschiedliche JVAs aufteilen sollte, kann ich mir gut vorstellen. Aber bilden sich dann nicht auch unter Inhaftierten, die sich erst im Gefängnis kennenlernen, nach und nach Banden?

Und kann es dann nicht sein, dass ein "harmloser" Mensch, der erstmals ins Gefängnis kommt, da erst in eine Bande aufgenommen wird und in Folge dann eben erneut straffällig wird oder schwerere Delikte begeht, als vorher? Dass ein Einbrecher gleich zum Mörder wird, bloß, weil er von solchen umgeben wäre, glaube ich ja auch nicht. Das wäre vielleicht bisschen zu extrem. Aber dass ein jugendlicher Einfachtäter so in eine Bande reinrutscht, wäre das denn nicht denkbar?