Extra bayrisch lernen, bevor man aufs Oktoberfest geht?

vom 21.09.2014, 07:29 Uhr

Eine Freundin von mir geht demnächst für ein Wochenende aufs Oktoberfest. Dafür bereitet sie sich nun auch schon ein wenig vor, indem sie sich im Internet eine Liste mit bayrischen Ausdrücken ausgedruckt hat, die sie sich immer wieder durchliest, um sie sich zu merken. Immerhin möchte sie ihr Bier dann auch gerne traditionell auf bayrisch bestellen und für sie gehört es auch dazu, einfach ein wenig bayrisch zu können, wenn man schon aufs Oktoberfest geht.

Meine Freundin ist nun auch nicht abgeneigt, auf dem Fest einen Mann kennen zu lernen. Falls sie dann aber auf bayrisch angesprochen wird, möchte sie natürlich auch alles verstehen können und vielleicht sogar dementsprechend antworten und von daher versucht sie, sich ein wenig mit dem Dialekt vertraut zu machen. Das ist aber glücklicherweise nicht ganz so schwer, da wir im Süden wohnen und wir hier generell einen extremen Dialekt haben, der nun auch nicht so anders ist, als der bayrische.

Würdet ihr extra bayrisch lernen, bevor ihr aufs Oktoberfest gehen würdet? Oder findet ihr das völlig übertrieben?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich wohne ja mittlerweile und so ganz arg finde ich den Akzent gar nicht, also man kann es sich schon zusammenreimen am Anfang. Dennoch denke ich aber auch, dass es nur vom Internet schwierig zu lernen ist und das man dann vor Ort auch durchaus nichts verstehen kann, auch wenn man das vorher vermeintlich gepaukt hat. Zum Bier bestellen reicht es aber sicherlich. Den Mann fürs Leben würde ich nun auch nicht auf dem Oktoberfest suchen, da da die Moral eher locker sitzt und bis auf einen One Night Stand sicherlich nichts herum kommt, nur mal so am Rande.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Angesichts der gigantischen Menschenmassen, die von überall her nach München aufs Oktoberfest strömen, ist die Wahrscheinlichkeit, dort einen handfesten bairischen "Krachleder-Buam" abzuschleppen, gar nicht mal so groß. Dass man dort über einen trachtgewandeten Italiener, Chinesen, Neuseeländer oder Briten stolpert, ist eher die Regel als die Ausnahme. Zudem spricht mitnichten jeder Bayer Dialekt oder geht gerne aufs Oktoberfest.

Auch den Bedienungen ist es herzlich egal, ob jemand ein paar bayerische Ausdrücke zusammenstöpselt oder nicht. Meiner Erfahrung nach sind die Damen und Herren meistens zu sehr in Eile, um auch nur zu registrieren, dass jemand versucht, den landesüblichen Dialekt zu produzieren. Die knallen dir dein Bier hin und sind auch schon wieder weg.

Meine persönliche Meinung ist zudem, dass gerade Bayrisch recht schwer zu imitieren ist und die wenigen alt eingesessenen Dialekt-Sprecher sich eher veräppelt vorkommen, wenn jemand bayrische Vokabeln von sich gibt und selber aus dem Rheinland kommt. Gerade an der Aussprache merkt man nämlich sehr schnell, ob der Dialekt echt oder imitiert ist, und viele Leute empfinden es als herablassend, wenn ein Nicht-Bayer mit "Oachkatzlschwoaf" und "Obatzn" versucht, sich an die Urbevölkerung anzupassen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Auf dem Oktoberfest war ich noch nicht, aber in Bayern schon öfter. Dafür habe ich dann auch nicht extra die Sprache gelernt. Sprechen möchte ich sie sowieso nicht können, weil ich sicher auch verstanden werde, wenn ich auf Hochdeutsch dort etwas bestelle. Außerdem würde ich es sowieso nicht richtig auf Bayrisch aussprechen können und darum lasse ich das lieber. Darum finde ich es schon übertrieben, wenn man den Dialekt extra lernt. Mir ist es nur wichtig, dass ich mich verständigen kann und dazu reicht mir mein Hochdeutsch dann auch aus. Verstehen kann ich die Sprache, wenn ich mich ein wenig eingehört habe.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich würde sicherlich nicht extra wegen des Oktoberfestes bayrisch lernen. Im Gegenteil. Ich finde, dass es ziemlich künstlich herüber kommt, wenn jemand kein bayrisch kann, dieses aber versucht zu erzwingen. Das hört sich sicherlich viel schlimmer an wie der eigene Dialekt und schreckt vielleicht auch Männer eher ab, weshalb ich deiner Freundin raten würde, die ausgedruckten Zettel wieder zu entsorgen und lieber ihren eigenen Dialekt zu verwenden, wodurch sie authentischer und bestimmt auch sympathischer auf Männer wirken wird.

Allerdings bezweifel ich auch ein wenig, dass deine Freundin auf dem Oktoberfest jemanden kennenlernen wird, der es ernst mit ihr meint. Dort trifft man vor allem auf Leute, die angeheitert sind und Spaß haben möchten, jedoch nur selten Leute, die man über das Oktoberfest hinaus weiter sehen oder treffen möchte.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich finde das Vorhaben sehr amüsant. Ich selbst bin in Bayern groß geworden. Allerdings in einem Haushalt wo eher Hochdeutsch oder Fränkisch gesprochen wurde. Und obwohl ich von Klein auf das Sprachbad aus der südlichen Bayerischen Umgebung um mich herum hatte und Kinder eigentlich schnell lernen, meide ich es, bayerisch zu sprechen. Selbst bei mir ist die Sprachmelodie nicht wirklich perfekt.

Richtig gutes Bayerisch ist verdammt schwer zu lernen. Alle, die es trotzdem versuchen verraten sich recht schnell dem geübten Hörer. Es ist ja auch nicht nur die Sprachmelodie, sondern es sind sogar Feinheiten in der Vokalfärbung und dem Konsonantenklang. Das fängt alleine schon mit einem überzeugend gerollten R an, was längst nicht jeder lernen kann. Dann gehört zu einem perfekten Bayerisch auch das fließende Beherrschen der bayerischen Grammatik, die vom Normdeutschen teils massiv abweicht.

Ich würde das sein lassen. Die meisten Leute am Oktoberfest kommen von überall her. Wenn man einen echten Bayern kennen lernen will, dann kann man sich mit etwa der selben Chance ins Hofbräuhaus setzen. Da gehen die meisten Bayern auch nur rein, wenn sie auswärtigen Besuch ausführen, die partout solche Orte kennen lernen wollen.

Da hat man schon bessere Chancen, wenn man in kleineren Bayerischen Orten zu so genannten Volksfesten geht. Das sind quasi Oktoberfeste in kleiner Ausgabe und da treffen sich dann auch die Einheimischen. Das Oktoberfest ist auch nicht mehr das, was es mal war. Ich war vor zwei Jahren nach langen Jahren wieder dort und war ziemlich enttäuscht über die Veränderung gegenüber meiner Jugendzeit.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich war schon oft in Bayern, aber Probleme mit dem Dialekt hatte ich nie. Im Gegenteil, sobald ich ein paar Tage dort bin, merke ich, dass mir immer wieder mal Wörter in bayrisch heraus rutschen. Bin ich wieder zu Hause, muss ich die ersten Tage sogar darauf achten, dass ich meine Mitmenschen nicht mit "Grüß Gott" begrüße. Irgendwie lernt man den Dialekt automatisch, wenn man sich in Bayern aufhält.

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich finde es offen gesagt maßlos übertrieben, wenn man extra wegen dem Oktoberfest etwas bayrisch lernen möchte. Denn erfahrungsgemäß hat man da eh nicht viel mit den Einheimischen zu tun, sondern eher mit Touristen und dergleichen, sodass es völlig unnötig ist, noch ein paar Brocken Dialekt zu lernen oder will man vor den Touristen damit angeben um das eigene Ego aufzupolieren?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich fände es schon auch etwas übertrieben, wenn man sich für das Oktoberfest extra bayrische Ausdrücke und ähnliches merkt. Das Oktoberfest ist doch so von Touristen überlaufen, dass dort längst nicht mehr nur bayrisch gesprochen wird. Ich denke, dass es da bald eher Sinn machen würde, wenn man seine Englischkenntnisse auffrischen würde. Ich glaube nicht, dass deine Freundin wirklich dazu kommen wird ihre erlernten Bayrisch Kenntnisse auf dem Oktoberfest anzuwenden.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Dialekte lassen sich sowieso nur schwer erlernen, weil es da nicht nur auf einige Schlüsselbegriffe ankommt. Was das Bairische betrifft, kommt noch dazu, dass sich der Dialekt von Region zu Region unterscheidet. Man spricht im Raum München anders als im östlichen Oberbayern, in Niederbayern oder im Allgäu.

Und die Franken sprechen sowieso einen anderen Dialekt. Die bairischen Dialekte unterscheiden sich im übrigen nicht nur im Vokabular, sondern auch in der Grammatik vom Hochdeutschen. Die Sätze werden zum Teil anders gebildet als im Hochdeutschen, und wenn ich zwischen Dialekt und Hochsprache wechsle, muss ich manche Sätze komplett anders bilden.

Übrigens gilt meines Wissens nach wie vor für den Dialekt noch die alte Schreibweise mit i anstatt y: Bairisch. Das y wird für die Region und die Kultur verwendet, aber nicht für den Dialekt und ist erst von König Ludwig I. im Jahr 1825 eingeführt worden. Ich habe mal gelesen, dass das mit seiner Liebe zu Griechenland und der griechischen Sprache zu tun hatte.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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