Unterwegs mit Bierflasche in der Hand - chic oder prollig?
Hier in der Stadt, Berlin, also eine ziemliche Großstadt, sieht man unterwegs immer wieder Leute mit Bierflaschen in der Hand herumlaufen. Manchmal trinken sie einen Schluck daraus beim Laufen, und so flanieren sie dann eben durch die Gegend.
Besonders in als "alternativ" geltenden Vierteln sieht man das häufig. Teilweise auch in der U-Bahn, und das sind nicht etwa obdachlose Bettler oder Bauarbeiter oder andere Handwerker auf dem Heimweg, sondern Menschen auch verschiedensten Schichten, mit vermutlich verschiedensten Berufen. Es sind auch nicht nur junge Leute, die gerade unterwegs zu einer Party sind. Mittlerweile sind es weitaus mehr Leute, unterschiedlichste Leute, und ich habe auch das Gefühl, dass es immer mehr werden.
Ich persönlich trinke übrigens ungern unterwegs, insbesondere Alkohol. Dass ich unterwegs mal Wasser trinke, weil ich Durst habe, kommt natürlich vor. Aber wenn ich mal ein Bier trinken möchte, dann möchte ich mich dafür lieber hinsetzen, das finde ich einfach bequemer und gemütlicher. Da suche ich also lieber einen Biergarten. Auch ein Bier bei einem Picknick zu trinken, wäre noch denkbar. Aber irgendwo in der Bahn oder beim Laufen durch die Stadt? Für mich wäre das nichts. Mal abgesehen davon, dass ich sowieso nicht so oft Bier, oder Alkohol im Allgemeinen, trinke.
Zumal ich dann auch noch sagen muss, dass ich es auch nicht wirklich toll finde, wenn ich in der Bahn sitze, und um mich herum hocken Leute mit Bierflaschen in der Hand. Oftmals ergibt das auch eine Geruchskulisse, die ich als nicht gerade angenehm empfinde. Ich selbst würde in der Bahn daher nie Alkohol trinken, ganz einfach, weil ich geruchlich niemanden belästigen wollte. Mal ganz abgesehen davon, dass es eigentlich auch offiziell verboten ist, in den Berliner U-Bahnen Alkohol zu trinken. Dennoch sieht man es immer wieder. Zu späteren Tageszeiten ist es oftmals auch nicht nur Bier, sondern auch hochprozentigerer Alkohol. Und kaputte Flaschen und diverse Scherben zerbrochener Bierflaschen sieht man dann abends auch immer häufiger auf den Bahnsteigen.
Erstaunt habe ich jetzt in der Online-Ausgabe des Tagesspiegels gelesen, dass man dieses Biertrinken unterwegs heute wohl "Weg-Bier" nennt, und dass das offenbar jetzt sogar als modern und chic gilt. Das sei angeblich eine Art Trend. Über diese Aussage wundere ich mich fast noch mehr, als darüber, dass eine von mir bisher eigentlich als eher seriös wahrgenommene Zeitung überhaupt über so eine Thematik berichtet.
Aber stimmt das denn wirklich? Gibt es tatsächlich einen Trend dieser Art, und sagt man dazu wirklich "Weg-Bier"? Das habe ich nämlich noch nie bisher gehört. Wie findet Ihr Leute, die mit der offenen Bierflasche in der Hand herumlaufen, zu jeder Tageszeit, also auch schon morgens? Ein toller Trend, oder eher eine prollige Verhaltensweise, auf die man eher nicht stolz sein sollte? Was spricht für, was gegen das "Weg-Bier"?
Wenn ich in der Stadt Leute mit Bierflaschen in der Hand sehe, finde ich das nicht chic, sondern einfach assi. Alkohol in der Öffentlichkeit zu trinken ist einfach abstoßend für viele, auch wenn manche Menschen dadurch vielleicht einfach nur einen Trend bedienen wollen. Von solchen Leuten möchte ich auch weder angesehen noch angesprochen werden.
Was soll mich daran stören, wenn jemand ein Bier in der Öffentlichkeit trinkt? Wer bin ich denn, um darüber zu urteilen und festzusetzen, was sich gehört oder was eben gar nicht geht? Jeder kann doch tun und lassen, was ihm oder ihr gerade in den Sinn kommt. Solange die Freiheit der Mitmenschen nicht eingeschränkt wird, geht es niemanden auch nur im Geringsten etwas an. Gegen Unbehagen hilft Selbstreflektion und die Fähigkeit, Menschen zu akzeptieren, wie sie sind und nicht mit dem Zeigerfinger auf sie zu zeigen und vorschreiben, wie sie doch bitte zu sein haben.
Diese Leute sind auch kein schlechtes Vorbild, falls diese Meinung noch aufkommen sollte. Grundsätzlich gibt es keine schlechten Vorbilder. Es fängt alles in der Erziehung an. Wenn ihr solche Menschen nicht sehen wollt, fangt bei euren Kindern an und konditioniert sie zu dem Prototypen Wunschmensch, der euch so verschwebt.
Ich finde es einfach immer wieder erschreckend, wie intolerant unsere Gesellschaft mitlerweile ist. Überall hört und liest man von immer liberaleren Ideen, welche sich immer mehr durchsetzen. Beschäftige ich mich dann mit der Gesellschaft, erkenne ich immer nur Gegenteiliges. Man möge sich nicht vorstellen was passiert, wenn wir mal von einer wirklich heftigen Wirtschaftskrise heimgesucht werden.
Für mich persönlich kommt das auch gar nicht in Frage. Ich trinke auch wenig Alkohol und wenn, dann nur in netter Gesellschaft und in Ruhe. Daher muss ich beim Anblick eines Menschen mit einer Bierflasche immer gleich daran denken, dass es wohl nicht seine einzige an dem Tag ist und ob er wohl Alkoholiker ist.
Aber es kommt schon sehr auf die Situation an. Ganz oft sind es doch wirklich Feiernde, die ein Bier auf dem Weg zur Party trinken. Oder es ist jemand auf der Heimreise, der sein Feierabend-Bier trinkt. Ich mag den Geruch auch nicht und daher stört mich das auch etwas in der S-Bahn oder im Zug. Aber das ist alles noch in Ordnung. Für viele ist Bier einfach ein ganz normales Getränk wie für mich Orangensaft. Das ist traurig, aber es geht mich nichts an. Und es stimmt schon, was GiantOpal sagt. Es schränkt mich nicht ein, also hab ich kein Recht, das zu kritisieren.
Was mich dann allerdings stört, ist das Folgeverhalten. Zum einen werden sie lauter. Das geht noch bis zu einem gewissen Grad und vor allem, wenn es eine Gruppe ist. Ein Betrunkener allein, der schwankt und grölt, ist wirklich unangenehm. Und was mich total stört, ist die Art und Weise, wie viele dieses Bier dann wieder loswerden. Verwundern tut es mich gar nicht. Ich müsste wahrscheinlich auch innerhalb von fünf Minuten aufs Klo.
Aber Männer sind da oft schon ohne Alkohol total unbedacht und pinkeln eben einfach in der Öffentlichkeit. Betrunken wird das nicht besser. Ich mag da total prüde sein, aber ich will das einfach nicht sehen und da wird meine Freiheit dann schon eingeschränkt, wenn ich zu diesem Anblick gezwungen werde.
Also Bierflasche in der Hand ist okay. Wenn auch alles andere als "chic". Aber die restlichen Manieren sollten nicht darunter leiden. Aber die dürfen auch nicht leiden, wenn man kein Bier trinkt.
Warum sowas allerdings zu einem Trend wird, verstehe ich auch nicht so ganz. Auf Partys sind Getränke immer teuer, daher wird oft und gerne schon vorher getrunken. Aber das ist doch echt nichts Neues. Und daher hat das wahrscheinlich schon lange tausend Namen. "Weg-Bier" in Ahnlehnung an Wegzehrung ist vielleicht die gängigste Bezeichnung, aber es gibt sicherlich etliche.
Ich finde es nun nicht so schlimm, wenn man draußen ein Bier trinkt und ich mache das auch ganz gerne. Gerade am See befinden sich bei uns eigentlich immer junge Menschen, die am Ufer sitzen, reden und ein Bier trinken. Das ist immer sehr gemütlich und das mache ich auch gerne. Für mich gehört es auch irgendwie zum Sommer dazu, am Abend mit Freunden am See zu sitzen und ein Bier zu trinken. Das mache ich bei gutem Wetter sehr oft und das macht auch wesentlich mehr Spaß, als den Abend zu Hause vor dem Fernseher zu verbringen.
Obwohl ich es absolut nicht schlimm finde, draußen ein Bier zu trinken, würde ich das nicht unbedingt im Laufen machen wollen. Wenn ich Alkohol trinke, dann möchte ich mich dafür auch hinsetzen und es mir gemütlich machen. Für mich wäre es gar nichts, einfach weiter zu laufen. Immerhin trinke ich ja nur deshalb Alkohol, um es mir mit Freunden gemütlich machen zu können oder mit ihnen einen schönen Abend verbringen zu können und da passt es für mich nicht, einfach weiter zu laufen.
Ehrlich gesagt wirkt es auf mich auch immer ein wenig asozial, wenn man mitten am Tag im Laufen oder gar im Zug ein Bier trinkt. Ich sehe sehr oft Bauarbeiter, die dann am Nachmittag nach der Arbeit mit völlig verdreckten Klamotten und einem Bier in der Hand im Zug sitzen und irgendwie verbinde ich das auch immer damit. Außerdem stinkt Bier ja auch immer ein wenig und ich finde es einfach nicht so schön, wenn man das mitten am Tag im Zug machen muss.
Irgendwie faszinierend, dass sich schon ein User arg über ein angeblich gefordertes Verbot echauffiert, obwohl hier niemand ein Verbot gefordert hat. Lediglich sehe ich hier sonst Äußerungen, dass man das Biertrinken in der Bahn unschön findet, dass einen die Scherben, das Urinieren von Betrunken oder auch der Geruch von Bier stört. Das sind Aussagen, die wohl von dem Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt sind. Das sollte eine liberale Gesellschaft akzeptieren. Auch, wenn viele Leute leider dazu tendieren, auf Freiheiten nur zu bestehen, wenn sie ihnen selbst dienen. Nutzen andere Leute Freiheiten, um sich negativ gegenüber Dinge, die man selbst mag, zu äußern, dann wird gern gemeckert und "Intoleranz!" geschrien.
Ja, wenn Leute betrunken herum torkeln und ihren Müll überall fallen lassen, vielleicht sogar Mitfahrende belästigen, oder in Hauseingänge urinieren, finde ich das auch nicht schön. Bei Belästigungen kann man das wohl auch eklig nennen. Ich habe auch schon Betrunkene gesehen, die sogar auf den Friedhof zum Pinkeln gegangen sind. Und die benutzten ein Gebüsch, nicht die offiziellen Toiletten. Wobei das immerhin ein Gebüsch ist. Dass einige in Hauseingänge pinkeln, erwähnte ich ja schon. Und das kann man wohl alles deutlich als Belästigung anderer Menschen bezeichnen, wie auch das Vollmüllen der Bahnsteige mit Scherben und leeren Bierflaschen. Da passt die Binsenweisheit, so abgedroschen sie ist: Die eigene Freiheit sollte da aufhören, wo ein anderer Mensch geschädigt oder belästigt wird.
Der Fairness halber muss ich aber schon sagen, dass nicht jeder, der unterwegs ein Bier trinkt, gleich betrunken ist. Natürlich geht es auch ohne Gepöbel, zerschlagene Flaschen am Boden, und Kotze oder Urin auf der Straße. Gegen die Leute habe ich auch absolut nichts. Wer andere Menschen in Ruhe lässt, kann für mich tun und lassen, was er will. Aber ob das nun ein "Trend" sein soll? Das finde ich seltsam. Welchen Sinn und Zweck hat es, das zur Mode zu erklären?
Zuletzt noch: Ja, für die, die "vernünftig" trinken, ist es vielleicht blöd, wenn es ihnen auf der Straße oder in der Bahn verboten würde oder in einigen Städten auch ist, Alkohol zu trinken. Aber ich kann es auch verstehen, wieso beispielsweise die Verkehrsbetriebe solche Verbote einführen. Weil es eben leider zu viele Leute gibt, die sich daneben benehmen, und die dann Schaden mit ihrem Verhalten verursachen. Unter den Deppen müssen dann natürlich auch die, die Bier trinkend keinen Ärger machen, leiden, ja. Das mag blöd sein, aber ich verstehe die Begründung und habe daher auch kein Problem damit. Mal abgesehen davon, dass die Bahn auf ihren Bahnhöfen sowieso Hausrecht hat und damit verbieten kann, was sie will. Wer etwas dagegen hat, dem steht ja auch frei, diese Orte zu meiden.
Übrigens: Wenn jeder Mensch sich von sich aus sozial und rücksichtsvoll benehmen würde, dann müsste und würde es solche Verbote wohl gar nicht geben. Wenn es für jeden selbstverständlich wäre, Mitmenschen nicht zu belästigen, dann ginge es sicher ohne. Aber es klappt offenbar leider nicht, und darunter müssen dann eben alle leiden.
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