Autofahrtraining in der Berufsschule - sinnvoll?

vom 18.09.2014, 08:41 Uhr

Ein Freund, der ein ganzes Stück jünger als ich ist, und der sich derzeit noch in seiner Berufsausbildung befindet, erzählte mir neulich von einer Sache, die er ärgerlich und ich eher seltsam fanden. Er berichtete nämlich davon, dass es an seiner Berufsschule jedes Jahr einen Autofahr-Sicherheits-Tag gibt.

An diesem Tag fällt sämtlicher Unterricht aus. Stattdessen können Schüler, die einen Führerschein haben, dann auf dem Schulhof freiwillig einen Parcours fahren und sicher Vorträge über sicheres Fahren Anhören. Wer keinen Führerschein hat, steht halt herum. Anwesenheitspflicht besteht natürlich auch für diese Schüler. Als Höhepunkt des Tages wird ein Auto von einem Kran fallen gelassen, angeblich, um zu zeigen, wie stark ein Auto bei einem Crash beschädigt wird. Als wenn man sich das so nicht denken könnte. Der ganze Spaß geht wohl 6 bis 7 Stunden. Mein Freund regte sich besonders deswegen darüber auf, weil diese Veranstaltung kurz vor einer wichtigen Prüfung stattfand. Wichtige Übungsstunden gingen also zugunsten dieser Auto-Veranstaltung verloren.

Mal ganz abgesehen davon kann man sich natürlich auch noch fragen, inwiefern so ein Fahrtrainings- und Vortrags-Tag an einer Berufsschule Sinn macht. Dort sind viele Leute erst um die 16 oder 17 Jahre alt, bei genügend Schülern ist an einen Führerschein noch lange nicht zu denken, insbesondere aus finanziellen Gründen. Außerdem findet diese Veranstaltung jährlich statt, das heißt, bis man seine Ausbildung abgeschlossen hat, hat man das identische Programm dreimal durchlaufen. Übrigens ist es ein Ausbildungsberuf, in dem man keinen Führerschein benötigt.

Ich verstehe ja, dass die meisten Leute heute ihren Führerschein machen, und dass viele ihn schon früh machen können. Natürlich ist ein Fahrtraining immer gut. Aber muss es in der Schulzeit sein, an der Berufsschule, und so, dass dadurch ein ganzer Unterrichtstag ausfällt? Was meint Ihr? Was spricht für, was gegen so einen verpflichtenden Fahrsicherheitstag an einer Berufsschule?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Dafür spricht einfach, dass man viele Jugendliche direkt erreicht. Freiwillig macht doch kaum jemand (Alter egal) ein Sicherheitstraining. Und gerade junge Autofahrer verunglücken oft schwer. Warum also nicht, wertvolle Unterrichtszeit gehst ständig für wesentlich weniger wichtige Dinge drauf. Die Fahrradprüfung wird auch während der Schulzeit abgehalten, eben weil man dann ganze Klassen erreicht.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Die Anwesenheit bei diesem Trainingstag ist verpflichtend. Wohl aber nicht, den Parcours auch zu fahren. Tatsächlich sind wohl einige, die gerade Lust hatten, gefahren, aber der Großteil stand halt bloß herum. Wie auch alle Azubis, die sowieso noch keinen Führerschein hatten. Und bei den Vorträgen ist es dasselbe: Es wird zwar ein Vortrag gehalten, aber wer hört zu? Wer "null Bock" hat, und deswegen nicht freiwillig privat zu so einem Training geht, wird dort auch nicht weiter aufgepasst haben.

Mich würde ja auch interessieren, wie viel Prozent der Azubis in einer Großstadt einen Führerschein haben. Als ich in dem Alter war, und so lange ist das bei mir auch nicht her, hatten viele keinen Führerschein und fuhren halt S-Bahn, U-Bahn, Tram oder Bus. Das Verkehrsnetz hier ist sehr engmaschig, da hat bei vielen gar kein Zwang bestanden, möglichst schnell einen Führerschein zu machen. Und da stellt sich mir halt die Frage: Wenn nicht einmal die Hälfte der Azubis einen Führerschein hat, ist es dann fair, die ohne Führerschein zugunsten der paar Autofahrer 7 Stunden lang herumhocken zu lassen und dafür auch noch wichtige und erwünschte Prüfungs-Vorbereitungs-Stunden ausfallen zu lassen? Da scheint es ja wirklich einigen Unmut gegeben zu haben, aber die Schule hält weiter an dem Konzept fest.

Und ja, Unterrichtszeit geht auch an blöderen Dingen verloren. Schlimm genug. Da sollte man es eigentlich vermeiden, dass noch mehr verschwendet wird. ;)

Was die Fahrradprüfung betrifft, das ist auch so ein Thema. Auch da kann man sich fragen, ob das so intensiv eigentlich nötig ist, oder ob es nicht reichen würde, den Kindern die Verkehrsregeln und Verkehrszeichen zu erläutern. Andererseits ist es aber so, dass relativ viele Kinder Rad fahren, sogar fast alle, wenn nicht ausnahmslos alle. Das ist beim Auto-Führerschein bei 16- und 17-Jährigen etwas anders.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich muss auch sagen, dass ich so etwas ziemlich merkwürdig finde. Sicher ist es verständlich, dass man das Thema des sicheren Fahrens auch in der Berufsschule anspricht, damit die Jugendlichen an mehreren Stellen erfahren, wie viel besser es ist, wenn man sein Auto richtig gut beherrscht, wenn man damit unterwegs ist. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein solcher Tag, an dem man einen Vortrag über sicheres Fahren hört, viel bringen wird, wenn die meisten Zuhörer noch nicht einmal einen Führerschein haben. Dann werden viele der Schüler auch nicht hinhören und so dann sowieso nicht viel an diesem Tag lernen.

Dass der Tag dann auch noch einmal im Jahr stattfindet, verstehe ich erst recht nicht. Sicher ist es bei der Sicherheit wichtig, Dinge auch mal zu wiederholen, damit sie eben wirklich sitzen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Auszubildender, der in den ganzen drei Lehrjahren keinen Führerschein gemacht hat, viel von diesen Tagen mitnimmt, an denen er nur herumstand und sich etwas über die Sicherheit im Straßenverkehr anhören durfte.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Bei uns gab es so etwas in der Art auch schon und ich finde es durchaus sehr sinnvoll. Allerdings sollte man das gut timen. Beispielsweise kurz vor den Ferien, wenn eh keiner mehr etwas macht bietet sich so ein Sicherheitstraining an. Bei uns war es so, dass wir auch gezeigt bekommen haben wie Alkohol auf den Körper wirkt, es wurde ein Sehtest gemacht und es gab diesen Crashsimulator. Ich empfinde es durchaus als sehr sinnvoll, wenn man Jugendliche aufklärt. Immerhin gibt es gerade bei jungen Fahrern immer noch viele Unfälle.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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