Die Anrede Mutti als kalt empfinden

vom 15.09.2014, 12:57 Uhr

Ich war am Sonntag mit meiner Großnichte, ihrem Ehemann und ihren gemeinsamen Kinder auf einen Tagesausflug in einen Zoo. Die Kinder meiner Großnichte sprechen ihre Mutter mit Mama an. So kenne ich es eigentlich auch aus unserer Familie. Alle Kinder reden in meiner Familie ihre Mutter mit Mama an und auch ich habe meine Mutter immer liebevoll Mama genannt.

Nun bleibt es in einem Zoo nun mal nicht aus, dass man auch auf andere Familien trifft. So spielten dann die Kinder meiner Großnichte mit drei Geschwistern, die etwa im selben Alter waren. Wenn die Kinder etwas von ihrer Mutter wollten, sprachen sie ihre Mutter mit Mutti an. Ansonsten wirkte der Umgang generell sehr liebevoll und freundlich.

Der Mann meiner Großnichte meinte später, er fand es ein wenig befremdlich, dass die Kinder ihre Mutter mit Mutti angesprochen haben. Er empfand die Anrede Mutti als kalt. Er meinte, in seiner Familie wäre das wohl früher so gewesen, dass man die Mutter des Ehepartners mit Mutti angesprochen hat. Heute würden sich alle mit Vornamen anreden, was er persönlich angenehmer empfindet.

Empfindet ihr es als kalt, wenn man seine Mutter mit Mutti anspricht? Oder macht eventuell auch einfach nur der Ton die Musik und es kommt darauf an, in welchem Ton die Mutter angesprochen wird? Oder ist es eventuell einfach ein regionales Ding, dass man in anderen Regionen eben die Mütter mit Mutti anspricht?

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich würde sagen, es ist sowohl ein regionales Ding als auch ein zeitliches. Ich kenne "Mutti" und "Vati" noch von meinen Großeltern, die sich gegenseitig so genannt haben. Die Tatsache allein fand ich schon immer komisch. Der Ehepartner ist ja kein Elternteil und wenn die Kinder schon seit 40 Jahren aus dem Haus sind, könnte man irgendwann mal wieder damit aufhören.

Außerdem kennt man es aus dem Osten Deutschlands. Wenn das Wort also im Westen benutzt wird, heißt es also oft scherzhaft nicht einfach "Mutti", sondern schön mit sächsischen Dialekt "de Müddi". Und die Aussprache allein macht das Wort schon zu einem Scherz und zu etwas, was doch kein Kind ernsthaft zu seiner Mutter sagen kann. Andere Kinder sind aber eben ganz anders aufgewachsen und empfinden es anders.

Ich würde die Bezeichnung "Mutti" nicht als kalt beschreiben, aber schön finde ich sie auch nicht. Ich führe ja eine West-Ost-Ehe, wenn man das in dem Zusammenhang mal so nennen darf, und mein Mann nennt seine Mutter so. Da wir beide uns in Bezug auf unseren Hund nicht "Herrchen" und "Frauchen" nennen, weil ich das ganz schrecklich finde, sind wir eben "Papa" und "Mama" für den Hund. Meinem Mann rutscht es aber öfter mal raus, dass er mich dann als "Mutti" bezeichnet und da läuft es mir jedes Mal kalt den Rücken runter. Ich bin keine Mutti!

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich glaube die Entscheidung wie man seine Mutter anspricht hat natürlich schon mal regionale Aspekte, aber manchmal auch rein praktische oder persönliche ud weniger emotionale. Meine Arbeitskollegin unterscheidet so halt ihre eigene und ihre Schwiegermutter. Freunde von mir sind große Amerikafans, da gibt es halt Mom und Dad. Meine Oma war und ist für ihre Kinder nur die Mo und bei meiner Mutter gehe ich eher in den Ruhrpottslang und sage Modda (oder auch Vadda andersherum). Ab einem gewissen Alter finde ich Mama und Papa etwas blöd und die andere Variante schreit sich besser, die sind nämlich beide schwerhörig. :lol:

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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