Beerdigung zu Lebzeiten planen und Probeliegen im Sarg

vom 12.09.2014, 11:33 Uhr

Was ich heute gehört habe, hat mich ein wenig geschockt. Meine Freundin erzählte mir, dass ihre Tante wohl krank wäre und ihre Beerdigung plant. Sie sucht nun ein Beerdigungsinstitut, wo man im Sarg auch Probeliegen kann. Sie will alles schon geplant haben, ehe sie stirbt und sie will auch alles gekauft und bezahlt haben, damit keiner mehr damit genervt wird.

Sie war schon in drei Beerdigungsinstituten wo man aber nicht Probeliegen darf. Warum denkt ihr, wollen die Beerdigungsinstitute das nicht? Gibt es überhaupt ein Beerdigungsinstitut, wo man das machen kann und darf? Würdet ihr im Sarg Probeliegen wollen? Sollte man der Frau den Wunsch erfüllen?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Dass man die Beerdigung vorher bereits finanziell absichert, halte ich für eine sehr gute Idee. Das ist wirklich eine große Erleichterung für die Angehörigen, die ja zu dem Zeitpunkt dann viel mehr mit ihrer Trauer beschäftigt sind. Genaue Anweisungen, was man sich für diesen Tag wünscht, sind auch nicht falsch. So müssen die Angehörigen nicht mehr lange diskutieren und keine schweren Entscheidungen treffen. Es ist immer schwer, wenn man nicht weiß, was sich der Verstorbene gewünscht hat und ob man das richtige tut.

Warum man aber bei dieser ganzen Planung Probeliegen will, kann ich nicht nachvollziehen. Sicherlich will die Frau einen schönen Sarg und sie könnte dann auch ihre Kleidung gut auf den Stoff der Innenauskleidung abstimmen. Aber dazu muss man nicht Probeliegen. Es ist ja ganz egal, ob man bequem in dem Sarg liegt oder ob es gut für den Rücken ist, was beim Probeliegen auf Matratzen wichtige Punkte sind.

Aber auch wenn ich es nicht nachvollziehen kann, würde ich der Frau diesen Wunsch erfüllen. Sie beschäftigt sich gerade intensiv mit ihrem Tod. Das ist doch einfach ihre Art, mit der Situation umzugehen und sie zu akzeptieren. Wenn für sie das Probeliegen dazugehört, sollte ihr das ermöglicht werden. Ich finde es bewundernswert, wie sie mit der Situation umgeht. Da muss man ihr doch nicht im Weg stehen.

Beerdigungsinstitute sind bestimmt erst mal überrascht, wenn die Frage nach dem Probeliegen kommt. Und auch nicht wirklich darauf vorbereitet. Aber das ließe sich doch regeln. Ich würde einfach zwei Mitarbeiter den Sarg auf den Boden stellen lassen. Sie sollte auf keinen Fall hochklettern müssen und das Gestell noch mit ihrem Gewicht belasten. Da hätte ich Bedenken.

Schuhe ausziehen wäre sicherlich auch eine gute Idee. Eventuell sogar eine Decke komplett drunterlegen. Denn keiner will einen "benutzten" Sarg kaufen. Aber wenn die Innenverkleidung keinen Schmutz abbekommen hat, muss man es den weiteren Kunden ja nicht verraten. Danach fragen werden sie sicherlich nicht, ob schon mal jemand drin gelegen hat.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich finde das gut, wenn man, solange man im Alter noch bei Kräften ist, seine Beerdigung selbst nach eigenem Geschmack regelt. Vielleicht hat sie ja einfach Angst vor dem Tod und möchte wissen, dass sie nach dem Tode in einem schönen Sarg liegt und kann das ganze Abschiednehmen so leichter nehmen. So lange sie das alles selbst bezahlt und nicht den teuersten Sarg von den Angehörigen zu kaufen verlangt, ohne Geld zu hinterlassen ist das doch völlig in Ordnung.

Ich verstehe das nicht, warum das Institut oder sogar die Institute die Seniorin nicht zur Probe liegen lassen. Schließlich wollen sie doch was verkaufen, oder? Ich halte es für legitim wenn man zu so einem Anlass verlangt, dass die Dame die Schuhe auszieht, damit die Polsterung sauber bleibt. Und man sollte ja auch berücksichtigen, dass die Dame quasi in Vorkasse geht und dem Bestatter einen zinsfreien Kredit gibt, für eine Leistung die er erst später erbringen muss.

Ich könnte verstehen, wenn das Institut vergrätzt reagiert, wenn da ein paar angetrunkene, schwarz gekleidete Jugendliche mit morbider Freizeitbeschäftigung vorbei kommen und ohne Kaufabsicht aus Jux und Dollerei eine Runde Probe liegen wollen und damit vielleicht trauernde Kunden stören. Aber bei einer Seniorin? Verstehe ich nicht.

Klar könnte man argumentieren, dass es nach dem Tode völlig unerheblich ist, ob der Sarg bequem oder wohnlich ist. Aber darum geht es vermutlich nicht mal. Ich würde einfach zur Konkurrenz gehen, auch wenn die erst im Nachbarort ist und so schlechtem Kundenservice den Rücken kehren.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich finde es sehr gut, dass sie ihren Verwandten diesen Stress abnehmen will. In der Tat ist es sehr schwierig nach einer Beerdigung alles gut zu organisieren und man will sich auch eigentlich nicht damit beschäftigen, wie dann der Sarg oder die Urne aussehen sollen und so weiter. Es macht auch Sinn die Zeremonie vorher schon mal mit jemanden zu besprechen, wenn einem das Ganze wichtig ist.

Das mit dem Probeliegen finde ich dann aber wirklich schwachsinnig. Immerhin hat man nichts davon, wenn das Ganze besonders bequem ist oder man sich darin nicht beengt fühlt, man ist ja tot. Ich kann die Unternehmen da absolut verstehen. Man möchte sich nur mal vorstellen, wenn da jemand kommt und möchte über die Beerdigung einer Person sprechen und plötzlich steigt ein Probelieger aus dem Sarg. Zumal das ja auch eine Frage der Hygiene ist. Beerdigungsinstitute leben von der Pietät und Probeliegen gehört da für mich nicht dazu.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich finde es wichtig, sich zu Lebzeiten, besonders wenn der Tod vielleicht nicht mehr einige Jahrzehnte entfernt ist, um die eigene Beerdigung zu kümmern. Meine Großeltern hatten auch vor ihrem Tod schon alles geplant von der Grabstelle über den Blumenschmuck, Trauermusik bis hin zu den Sargklamotten. Ich kann daran nichts Schlimmes finden, so nimmt man den Hinterbliebenen später eine Menge Arbeit ab.

Das Probeliegen im Sarg finde ich etwas bizarr, aber wenn es der Tante ein gutes Gefühl gibt ist daran ja nichts auszusetzen. Ob das allerdings überhaupt ein Bestatter macht ist fraglich.

Interessanterweise habe ich schon mal in einem Sarg probegelegen, das war allerdings ein spezieller Schlafsarg, den ein Bekannter, ein Gothic, für sich angeschafft hatte. Ich hatte auch kurz damit liebäugelt, allerdings hat mich der hohe Preis abgeschreckt und die Tatsache, dass man zu zweit darin keinen Platz hat.

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» ninjafan » Beiträge: 1455 » Talkpoints: -0,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde die Idee dass sie für den Ernstfall vorsorgen möchte und alles planen und finanzieren möchte gar nicht so schlecht. Nur das mit dem Probeliegen verstehe ich nicht so ganz. Aber wenn ich finde man sollte es der Frau ermöglichen wenn es irgendwie zu machen ist. Warum auch nicht. Ok, warum sie es will das wird wohl ihr Geheimnis sein, aber wenn sie es unbedingt möchte, warum nicht.

Ich denke viele Beerdigungsinstitute machen es nicht aus Respekt vor den Personen die dann wirklich im Sarg liegen. Oder würdet ihr eure Verstorbenen in einen Sarg legen wollen den vorher schon jemand anders Probegelegen hat. Ich weiß nicht, ich stelle mir das seltsam vor.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,90 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich finde es zwar sehr liebenswert, dass man den anderen keine Probleme mit dem eigenen Tod bereiten will. Jedoch gibt es bestimmt Menschen in ihrem Umkreis, die eine solche Beerdigung "gerne" für sie planen würden. Wenn man genug Menschen um sich hat, die einen lieben und schätzen, denke ich nicht, dass diese ein Problem damit haben sollten.

Andererseits finde ich das Planen natürlich in Ordnung, da es ja ihre eigene Entscheidung ist. Selbst Probeliegen würde ich aber nicht wollen, auch die Planung würde mich innerlich viel zu kaputt machen. Wer so etwas aber mit sich selbst vereinbaren kann, hat meinen vollsten Respekt.

» KristinaLi » Beiträge: 5 » Talkpoints: 1,67 »



Ob das Probeliegen im Sarg unbedingt sein muss, das weiß ich nicht. Aber das Planen der Beerdigung finde ich ganz gut, auch wenn es sicher ein komisches Gefühl sein muss. Aber auf jeden Fall ist es toll, dass die Frau mitdenkt und ihren Angehörigen die Organisation und Planung der Beerdigung so weit wie möglich abnehmen möchte. Ob es irgendwo möglich ist, auch im Sarg mal zur Probe zu liegen, das weiß ich nicht.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Meiner Erfahrung nach laufen Beerdigungen meistens nach Schema F ab, wenn der Verstorbene nicht vorher präzise, anders lautende Instruktionen hinterlassen hat. Gerade bei plötzlichen Todesfällen oder langen, zermürbenden Krankheiten haben die Hinterbliebenen oft nicht mehr viel Energie oder Interesse für interessante Schnörkel und kreative Einfälle, was den letzten Weg eines Menschen angeht. Wenn man also Sonderwünsche hat oder generell der Typ ist, der alles ordentlich und geplant angeht, ist es eigentlich keine schlechte Idee, seine Beerdigung schon zu Lebzeiten zu arrangieren und zu bezahlen.

Was das Probeliegen angeht, nehme ich einfach mal an, dass die Dame angesichts ihrer Krankheit und ihrer begrenzten Lebenszeit versucht, sich mit ihrer Sterblichkeit irgendwie zu arrangieren und damit fertig zu werden, dass sie bald nicht mehr da sein wird. Die Bequemlichkeit des Erdmöbels, in dem ihre sterblichen Überreste landen werden, spielt da vielleicht nur eine untergeordnete Rolle.

Dass die Bestattungsinstitute in der Regel kein Probeliegen anbieten, kann ich jedoch auch verstehen. Von der Logik mal abgesehen sind Särge nicht billig und aufwändig in der Herstellung. Wenn man "Ansichtsexemplare" zur Verfügung stellt, werden die durch das Hinein- und Herauskrabbeln schnell abgenutzt und unansehnlich. Und wer kauft schon einen gebrauchten Sarg? Zusätzlich würde ich mir Sorgen machen, dass sich ein potenzieller Kunde beim Ein- oder Aussteigen verletzt, die Dinger sind ja keine Hotelbetten. Außerdem möchte man als Bestattungsunternehmen ja seriös und vertrauenswürdig wirken und keine Freaks anziehen, die Särge cool finden und am liebsten einen im Wohnzimmer stehen hätten.

» Gerbera » Beiträge: 11320 » Talkpoints: 49,94 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich selbst finde es auf jeden Fall wichtig, dass man sich früh genug Gedanken über die eigene Beerdigung macht. Das sollte der Fall sein, wenn man schon sehr alt ist oder wenn man auch eine schlimme Krankheit hat. Und auch, wenn es absolut nicht schön ist, sich über so etwas Gedanken zu machen und auch, wenn man das am liebsten vermeiden würde, ist es wichtig, dass man darüber nachdenkt. Immerhin ist so eine Beerdigung ja immer sehr teuer und vor allem dann, wenn noch ein besonderer Grabstein vorhanden sein soll oder wenn es eine große Trauerfeier geben soll, kommen enorme Kosten auf einen zu. Da ist es einfach wichtig, dass man ein wenig Geld gespart hat und nicht einfach immer alles ausgibt, was man bekommt.

Für eine Beerdigung muss man einfach sparen, da sie sich nicht von alleine bezahlt. Von daher ist es wichtig, dass man immer einen gewissen Betrag auf die Seite legt. Immerhin weiß ich noch genau, dass mein Vater und mein Onkel fast für die gesamte Beerdigung meiner Oma aufkommen mussten, als diese starb. Sie hatte kaum Geld übrig, als sie gestorben war, obwohl sie immer sehr viel Geld zur Verfügung hatte. Das hat sie jedoch immer großzügig ausgegeben und ans Sparen wollte sie auch gar nicht denken. Von daher haben sich mein Vater und mein Onkel aufgeregt, da sie tief in die Tasche greifen mussten, während meine Oma das Geld eigentlich gehabt hätte, wenn sie nicht so verschwenderisch gelebt hätte.

Vor dem Tod verschiedene Särge auszuprobieren, finde ich jedoch völlig übertrieben und auch sehr merkwürdig. Außerdem frage ich mich, was das denn für einen Sinn hat. Immerhin kann es einem doch im Prinzip egal sein, ob ein Sarg nun besonders bequem ist oder nicht, da man das ja ohnehin nicht merkt, wenn man tot ist. Außerdem wird einem wohl kein Sarg bequem vorkommen, zumal diese ja alle nicht gepolstert sind. Von daher würde ich das auch niemals machen und es reicht doch völlig aus, wenn man sich allein von der Optik und vom Preis her für ein bestimmtes Modell entscheidet. Da muss man sich doch nicht extra noch vorher rein legen und ich selbst würde das auch ehrlich gesagt niemals freiwillig machen wollen. Da hätte ich kein gutes Gefühl dabei.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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