Als Ausländer genervt, weil man nicht verstanden wird?

vom 11.09.2014, 08:03 Uhr

Vor einigen Tagen habe ich bei meiner Arbeit eine Italienerin bedient, die mir einen Zettel unter die Nase hielt, auf dem stand, was sie haben wollte. Damit konnte ich nur leider nicht viel anfangen und alles, was ich ihr zeigte, war falsch. Leider können auch meine Kollegen kein italienisch, so dass mir niemand bei dem Gespräch helfen konnte. Ich musste also schauen, wie ich herausfinde, was die Frau von mir möchte. Mit Englisch, der einzigen Fremdsprache, die ich beherrsche, habe ich es auch probiert, aber es machte keinen Unterschied, ob ich nun Englisch oder Deutsch sprach. Die Frau konnte mich einfach nicht verstehen, weil sie wohl nur italienisch sprach.

Ich habe es wirklich versucht, geduldig zu sein und habe immer wieder die Dinge gebracht, bei denen ich davon ausging, dass sie die meinte. Meine Geduld wurde aber nach und nach immer mehr auf die Probe gestellt. Jedes Mal, wenn ich etwas brachte, was nicht dem entsprach, was die Frau haben wollte, dann verdrehte sie die Augen und fing an zu stöhnen, weil es ja scheinbar falsch war. Irgendwann hat sie mich dann fast schon angeschrien, was natürlich auch nichts daran geändert hat, dass ich sie einfach nicht verstehen konnte, weil wir keine gemeinsame Sprache sprachen.

Irgendwann hat sie dann etwas gekauft, mir aber schon zu verstehen gegeben, dass es nicht ganz das war, was sie haben wollte. Zumindest habe ich es so verstanden. Ich muss zugeben, dass ich nach dem Gespräch schon recht geschlaucht war. Meine Kollegen haben mich ausgelacht, waren aber sicher insgeheim froh, dass die Aufgabe an mir hängen geblieben ist, diese Kundin zu bedienen.

Ich habe mir danach überlegt, dass ich in einer solchen Situation ganz anders reagiert hätte. Sicher ist es nervig, wenn man nicht verstanden wird, das verstehe ich ja. Aber es bringt doch dann nichts, die Augen zu verdrehen und zu stöhnen, weil man im Ausland nicht verstanden wird. Man kann doch nicht erwarten, dass in jedem Geschäft jemand italienisch spricht und die Sprache überall verstanden wird.

Wie hättet ihr in der Situation als Kunden reagiert, wenn ihr im Ausland wäret und in einem Geschäft etwas kaufen möchtet, aber nicht verstanden werdet, weil ihr die Landessprache nicht beherrscht? Würdet ihr dann auch anfangen, die Augen zu verdrehen und lauter zu werden oder würdet ihr die Energie doch eher dafür nutzen wollen, vielleicht mal anders zu erklären, was ihr kaufen möchtet? Könnt ihr es verstehen, dass ich nach diesem Gespräch so geschlaucht war?

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Wenn ich ins Ausland fahre und dort auch einkaufen muss, lerne ich mindestens so viel von der dortigen Fremdsprache, dass ich mich zumindest auf einer gewissen Basis verständigen kann. Deshalb kann ich diese Kundin nicht im geringsten verstehen. Wäre ihre Muttersprache Englisch, könnte ich diese Selbstverständlichkeit, mit der sie davon ausging verstanden zu werden, akzeptieren. Aber Italienisch sprechen nun wirklich nicht so viele Leute.

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» ninjafan » Beiträge: 1455 » Talkpoints: -0,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Naja, man kann ja nicht einfach davon ausgehen, dass sie sich in Deutschland längere Zeit aufhält oder auch nur ihren Urlaub hier verbringt. Vielleicht war sie auf der Durchreise nach Schweden, um dort Urlaub zu machen und hat im Vorfeld einige schwedische Vokabeln gelernt. Dass sie schon auf der Autofahrt die Sprachen der Durchfahrtsländer können muss. Das plant doch wirklich keiner ein.

Habt ihr beiden es denn nur verbal versucht? Ich denke, mit einem Blatt Papier und einem Stift kommt man in jedem Land recht weit. Auch mit Zeigen und Gesten. Gerade, was das medizinische angeht. Man kann dich einfach auf die Körperstellen zeigen oder die Organe aufmalen, für die man etwas braucht. Also mich würde jetzt schon mal interessieren, was die Dame hatte, bzw. mit welchem Medikament sie sich zufrieden gegeben hat.

Verstehen kann ich beide Seiten. Dass du währenddessen fast verzweifelt wärst und danach total geschlaucht warst, kann ich voll nachvollziehen. Aber auch ein wenig ihr Verhalten. Klar hilft es überhaupt nicht weiter, wenn sie schreit und stöhnt. Aber in ihrem Kopf war die Sache eben klar und sie war wahrscheinlich der Meinung, dass sie ihr Anliegen gut rübergebracht hat.

Es ist halt wirklich schwierig, sich da von sich selbst abzukoppeln und sich zu überlegen, wie man wohl gerade auf sich selbst wirken würde, wenn man so rumfuchtelt und flucht, aber beispielsweise auf Kantonesisch. Da hat sie eben nicht genug reflektiert. Naja, in solchen Situationen steckt man nicht alle Tage und muss eben auch erst dazulernen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Also so einen krassen Fall habe ich persönlich noch nicht erlebt und ich kann verstehen, dass du da total geschlaucht warst. Man will ja auch, dass der Kunde so zufrieden wie möglich ist, was umso schwieriger ist, wenn man keine gemeinsame Sprachbasis hat. Das mit dem Aufmalen und Skizzieren, was Bienenkönigin angesprochen hat, stelle ich mir auch nicht gerade unproblematisch vor.

Es gibt ja Menschen, die können besser zeichnen als andere. Da gehört in meinen Augen auch eine kleine Portion Glück dazu, dass man dann endgültig weiß, was der Kundin fehlt. Natürlich kann man beispielsweise ein Körperteil aufzeichnen, beispielsweise den Kopf. Ich weiß jetzt nicht, wie viele Medikamente es für den Kopf gibt, aber für mich als Laien wäre es ein leichtes auf Kopfschmerztabletten zu kommen. Bei anderen Sachen ist das sicherlich viel viel schwieriger.

Ich habe eher den umgekehrten Fall erlebt und auch davon gehört. Ich kenne das eher so, dass man angesprochen wird, als wäre man irgendwie behämmert, sobald die Leute wissen, dass man im Ausland geboren wurde. So ist das vor einiger Zeit meiner Cousine passiert. Sie ist in Osteuropa geboren worden und hat dort auch die ersten Lebensjahre verbracht. Sie kam mit etwa 5 Jahren nach Deutschland wie wir alle zusammen und kann mittlerweile perfekt und akzentfrei Deutsch. Vor einigen Jahren hat sie geheiratet und brauchte dafür bestimmte Papiere für das Standesamt.

Also fuhr sie hin um ihre Geburtsurkunde vorzulegen. Als der Beamte das gesehen hat, fing er plötzlich an, sie wild gestikulierend zu fragen, ob sie überhaupt Deutsch könne und ob sie ihn verstehe. Als ob er sie für eine Ausländerin halte, die nicht ein Wort Deutsch versteht. Dabei hatte sie davor noch normal mit ihm auf Deutsch gesprochen. Ich kann verstehen, dass sie sich nachher total darüber aufgeregt hat.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Erst einmal denke ich, dass ihr Verhalten Dir viel weniger ausmachen sollte. Ich kenne nun nicht viele Italiener, habe es aber dennoch schon beobachtet, wie laut und gestikulierend sie sein können, was da anscheinend gar nicht so großartig als schlimm angesehen wird. Das ist vielleicht auch einfach nur das Temperament, was man ihnen so nach sagt.

Ich selber hätte eher versucht wie eine Pantomime darzustellen, was ich haben will. Also beim Shampoo oder Rasierer wäre das ja leicht gewesen. In welcher Branche arbeitest Du denn? ich wäre auch zurückhaltender, wenn ich es wäre, der die Sprache nicht beherrscht. Aber es gibt ja eh viele Unterschiede in den Ländern und dem Verhalten, und wie etwas gedeutet wird, was woanders wiederum etwas ganz anderes bedeuten kann. Da würde ich mich wohl vorher schon etwas informieren, was ich da zu beachten habe, allerdings kann man ja dennoch Fehler machen.

Dass Du ziemlich erschöpft warst, kann ich mir vorstellen, es ist dann ja wohl auch nicht so leicht, weiter zu helfen. Habt ihr denn das Wort nicht einfach mal eben irgendwo durch eine Suchmaschine suchen lassen können? Sie hätte das Produkt ja auch malen können? Ich meine, mit Hand und Fuß lässt sich ja schon eine Menge regeln, wenn man denn auch die Geduld dazu hat und die Zeit dafür mitbringt.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Übrigens muss ich da gerade an eine Situation denken, in der ich wohl der dumme Ausländer war. Ich war Gast in einem kleinen Hotel in Marokko. Als das Toilettenpapier leer war, fragte ich einen Angestellten auf Englisch danach. Gut, Englisch verstand er wohl kein einziges Wort. Mein Französisch gab das leider nicht her und mein Arabisch erst recht nicht.

Also ging ich hinauf in mein Zimmer und holte die leere Klopapierrolle, also die Papprolle. Das ist ja wohl eindeutig, oder?! Er machte auch gleich ein verständnisvolles Gesicht und ging freudig voran in die Küche. Und dort gab er mir ein Glas! Keine Ahnung, was das sollte. Da hab ich dann auch aufgegeben und bin ich fluchend davon gegangen.

Spät abends hat er dann an unsere Zimmertür geklopft und uns eine Rolle Klopapier übergeben. Ich nehme an, er hat sich mit jemanden kurzgeschlossen, der ein bisschen intelligenter war oder es hat halt einfach ein paar Stunden gedauert, bis der Groschen gefallen war.

Wahrscheinlich hat er mich in dem Moment auch für doof und nervig gehalten und sich gedacht, wie sehr diese Touristen ohne Sprachkenntnisse doch nerven. Meine Mutter lag währenddessen übrigens gemütlich im Bett und meinte, ich solle eindeutige Bewegungen machen als würde ich auf dem Klo sitzen und mir den Hintern abputzen. Dann wüsste er schon, was ich meine. :-D

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ob ich genervt bin, wenn ich im Ausland nicht verstanden werde, hängt ganz davon ab, ob ich die Landessprache ein wenig beherrsche oder ob ich tatsächlich kein einziges Wort kann. Im letzteren Fall kann man sein Gegenüber im Grunde nicht für eventuelle Missverständnisse verantwortlich machen. Kommunikation ohne Sprache ist eben nicht so einfach. Wirklich nervig ist aber, wenn man die Sprache eigentlich einigermaßen kann und trotzdem nicht verstanden wird. Wir waren mal auf Klassenfahrt in Frankreich und die Franzosen haben uns nie verstanden, wenn wir nach irgendwas gefragt haben. Wir dachten irgendwann nur noch, die wollen uns verarschen, denn wir hatten ja französisch in der Schule.

Im absoluten Notfall würde ich vielleicht zu meinem Smartphone greifen und beispielsweise den Google-Übersetzer bemühen. Die Übersetzungen sind zwar nicht immer so gut, können aber durchaus mal weiterhelfen. Also würde ich vielleicht einfach das Smartphone übersetzen lassen, dass die Dame aufschreiben soll, ihr Zettel und Papier aushändigen und das, was sie aufschreibt, wieder grob ins Deutsche zu übersetzen versuchen. Ist zwar etwas aufwendig, aber wenn man so zu einer Lösung kommt, hat es sich wenigstens gelohnt.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich finde das Verhalten der Italienerin einfach unmöglich. Wenn ich in ein anderes Land fahre dann muss ich ein wenig vorsorgen wenn ich dort etwas einkaufen möchte oder in einem Restaurant etwas bestellen möchte. Wenn ich schon nicht die Sprache des Landes kann und dann auch noch nicht Englisch, dann habe ich zumindest ein Wörterbuch mit wo ich die wichtigsten Dinge übersetzen kann. Oder so einen kleinen Sprachcomputer. Die kosten wirklich kaum noch etwas. Schlimmstenfalls kann man sich mit jedem internetfähigen Handy über Google alles übersetzen lassen. Von dem her finde ich das schon schlimm.

Selber hättest du gar nicht anders reagieren können. Ich bewundere deine Geduld, ich hätte nicht so lange durchgehalten. Wenn sie nicht sagen kann was sie möchte dann soll sie es bleiben lassen.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,90 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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