Statt gekauftem Spielzeug lieber mit alltäglichen spielen
Unsere Tochter hatte ein „schweres“ Los. Sie war die Erste! Unser erstes Kind, erstes Enkel, erste Nichte und so weiter und so fort. Und somit hatte jeder so eine Freude mit ihr, dass sie mit Spielsachen überhäuft worden ist. Von allen anderen, aber natürlich von uns auch. Sie bekam so ziemlich alles was sich ein Kind nur vorstellen kann. Sicher hat sie sich über alles gefreut, aber man hat dann gemerkt dass sie das Interesse sehr schnell an den Spielsachen verliert. Von dem her haben wir das dann bald wieder eingestellt, aber natürlich sie so sehr verwöhnt dass sie einige Zeit noch immer alles haben wollte was sie sieht. Mittlerweile hat sie das aber abgelegt und das ist gut so.
Sie hat zwar in ihrem Zimmer noch viele Spielsachen, aber sie spielt eher selten damit. Sie beschäftigt sich lieber mit dem, was wir in unserer Kindheit auch hatten. Da gab es ja noch nicht so viel Auswahl. Sicher gab es jede Menge Spielzeug aber eben kein Vergleich zu dem was es jetzt gibt. Jetzt holt sie sich aus der Küche Töpfe und Schüsseln, dazu noch Kochlöffel und spielt damit. Letztens hat sie sich sehr lange mit einer Toilettenpapierrolle beschäftigt. Viel länger als sie mit gekauftem Spielzeug spielt. Alles was sie jetzt so findet ist für sie interessant. Und wir haben jetzt schon länger kein Spielzeug mehr gekauft sondern eher Hilfsmittel wie Klebeband und ähnliches. Und sie liebt es. Jetzt hat sie wirklich etwas zum Spielen das ihr Spaß macht.
Wie ist das bei euren Kindern? Können die sich auch mit den alltäglichen Sachen im Haus beschäftigen oder spielen sie lieber mit dem gekauften Spielzeug? Bei uns gibt’s natürlich zu gewissen Anlässen noch Spielzeug, aber sie spielt halt gerne auch mit dem was sie im Haus findet.
Ich habe als Kind auch unheimlich gerne mit dem gespielt, was der Haushalt so abwarf. Als meine Eltern mal ein Fest gefeiert haben, habe ich als Kind mit Entzücken die Piccoloflaschen für mich entdeckt, die ich davor noch nicht gesehen hatte. Noch im Grundschulalter habe ich mir daraus Puppen gebastelt, Gesichter angeklebt, passende Kleidung aus Stoff und Papier angefertigt und die Flaschen Theater spielen lassen. Angeregt wurde ich wohl damals dadurch, dass eine der Flaschen in der Bar meiner Eltern so einen herrlich altmodischen Stoffmantel anhatte. Damals war das wohl irgendwann mal modern gewesen. Meine Eltern haben darüber auch recht verständnislos den Kopf geschüttelt, aber mich machen lassen. Und komischerweise ist auch nie eine der Flaschen zu Bruch gegangen. Erstens wohl, weil ich im Wissen um die Zerbrechlichkeit gut aufgepasst habe und zweitens wohl auch, weil Piccoloflaschen stabil sind, um den Druck des Sektes auszuhalten.
Meine Kinder sind jetzt genauso. Ich habe mal eine geschlagene Woche verzweifelt den Silikonauskratzer für meine Schüsseln gesucht. Spurlos verschwunden. Also eben was neues gekauft, weil ich ihn brauchte. Beim gemeinsamen Aufräumen tauchte der dann im Beutel mit den Puppentheatersachen wieder auf. Und, was sagten meine Kinder: Haben wir vergessen, dass die Kelle vom Wachtmeister eigentlich in die Küche gehört. Da hatte sich deren Fantasie so verselbstständigt, dass der Küchengegenstand die eigentliche Bedeutung verloren hatte. Ich konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, weil das alles total komisch ist. Eigentlich haben sie nämlich so eine richtige Kelle zum Polizeispielen. Aber irgend etwas passte daran wohl nicht ins Kaspertheater.
Meine Kinder gehen mittlerweile fast alle schon zur Schule. Trotzdem nehmen sie gerne Dinge des Alltags, um damit zu spielen oder zu basteln. Glasnuggets, Sand, auch die Rollen von Klopapier und Küchenrollen, Alufolie, meine Schuhe. Die Liste könnte ich jetzt ewig so weiter führen. Es gibt nur wenige Spielzeuge, die vorgefertigt waren, die sie gerne benutzt haben. Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, fallen mir da vor allem solche Spielgeräte wie Roller und Skateboard ein. Ich bin irgendwann dazu übergegangen, vieles selbst anzufertigen. Auch weil es Spaß macht. Aber gerade Klamotten für Kuscheltiere, Babypuppen und Barbies gibt es nur selten so schön zu kaufen, wie es sich meine Kinder wünschen, so dass dann letztlich doch wieder Mama ran muss, wenn die Barbie unbedingt eine Ballrobe braucht oder einen Muff.
Mittlerweile sind meine Kinder wie gesagt schon relativ selbstständig und basteln nun auch viel Spielzeug selbst. Ketten für die Puppen, gehäkeltes, Häuser aus Kartons, Schmuck und so weiter. Ich freue mich, dass das ihre Kreativität und ihre Feinmotorik und ihr zusammenhängendes Denken und ihre Problemlösefähigkeit schult. Von daher schenke ich ihnen aus Überzeugung mittlerweile lieber Spielzeug, das Möglichkeiten zum Gestalten gibt.
Ich glaube das ist ein bekanntes Phänomenen. Da schenkst du den Kindern das schönste Spielzeug der Welt und sie spielen lieber mit dem Klammerbeutel und leeren Pappkartons. Unser hatte damals die Rührschüsseln und Kochlöffel für sich entdeckt und ich weiß von früher dass ich gerne mit den Wäscheklammern spielte. Warum aber auch nicht? Es wird ja von einem guten Spielzeug gewünscht dass es die Phantasie anregen soll und wenn es nicht viel kostet beziehungsweise bereits im Haushalt ist, umso besser. Mit der Benutzung von den Küchenutensilien gab es auch noch einen prima Vorteil, da war er immer unter Aufsicht weil meine Frau dann diese Zeit noch nebenbei produktiv nutzen konnte.
Wichtig war für mich als Elternteil eigentlich immer das überhaupt gespielt wurde und nicht nur vor dem Fernseher gesessen wurde. Wenn ich unseren Sohn schon nicht bewegen konnte selbst ein Buch zu lesen was über Mickey-Mouse-Niveau hinausging oder im Kindergartenalter ein paar Freunde zum Spielen einzuladen, dann wünschte ich mir schon dass er schön spielt. Er hatte natürlich auch sein Lieblingsspielzeug, dazu etliche Sachen die gelegentlich hervorgekramt wurden und manche Dinge die wir nach einiger Zeit still und heimlich original verpackt wieder verschwinden ließen. Er hatte ja auch noch alle Großeltern und sogar noch zwei Uromas die sich gerne gegenseitig bei den Geschenken übertrumpfen wollten.
Ich glaube auch nicht dass ihn das gekaufte Spielzeug überforderte, das wurde normalerweise immer altersgerecht geschenkt. Eher dass es ihn unterforderte weil er damit nichts mehr anfangen konnte und es damit schnell langweilig wurde. Ich denke das geht vielen Kindern so. So einen Schienenkreis für die LEGO-Bahn zum Beispiel aufzubauen machte durch die vielen Möglichkeiten durchaus Spaß, aber wenn er dann fertig war und die Lok mit den Anhängern Batterie betrieben ihre Bahnen drehte war dann schon wieder nach ein paar Runden keine Spannung mehr im Spiel.
Vielleicht sind da Jungen und Mädchen in ihrem Spielverhalten letztendlich auch nicht so verschieden. Ich kann immer nur die Jungen vergleichen weil es bei uns in der Familie keine Mädchen gibt, auch früher nicht. Jungen bauen nun einmal gerne, nehmen etwas auseinander und erfinden ständig die tollsten Konstruktionen. Da bieten sich dafür nun einmal Dinge des alltäglichen Gebrauchs einfach nur an. Um beim Klischee mit den Puppen bei den Mädchen zu bleiben, auch hier kann viel aus dem Haushalt genutzt werden, aber nicht so umfangreich. Dafür basteln sie vielleicht lieber, sind kreativ mit Farbe und anderen Dingen.
Ich merke auch immer wieder, wie wertvoll alltägliche Dinge für Kinder sind, gerade heute, in der die Spielzeugwelt voll von technischem Firlefanz ist. Immer, wenn mein Kind etwas wollte, bekam sie es meistens, weil sie nur ganz selten einen Wunsch äußerte, das muss ich dazu sagen. Jedenfalls waren es dann meistens so technische Dinge die auch laute Geräusche gemacht haben- also die Spielsachen, die jeder Mutter ein Dorn im Auge sind.
Mein Glück- oder Pech- ich weiß nicht, wie ich es sehen sollte- war, dass mein Kind sehr schnell den Gefallen an solchem Technik- Spielzeug verloren hatte und sich lieber alltäglichen Dingen wie Basteln, Steine sammeln, Schneckenhäuser beobachten oder Hütte bauen mit alten Decken beschäftigte. Ich selber unterstütze diese Entwicklung und zeige ihr auch viele Dinge, die wir früher aus einfachen Dingen gemacht haben, um uns zu beschäftigen.
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