Bekannte schmeißt wegen Mobbing Krankenschwesterschule

vom 06.09.2014, 12:33 Uhr

Eine Bekannte von mir wollte Krankenschwester werden. Sie ist ein sehr sensibles und mitfühlendes Mädchen. Ihre Vorstellung war es, Menschen mit viel Liebe helfen zu können. Stattdessen erlebte sie lieblose Massenabfertigung und herabwürdigende Kommentare. Auch merkte sie, dass vielen Krankenschwestern die Patienten total egal waren und diese Krankenschwestern eher bemüht waren, an ihrer Karriere mittels Intrigen zu feilen.

Denkt Ihr, dass eine Krankenschwesterschule eine zu große Belastung für junge Leute ab 14 Jahren ist? Werden viele vom eiligen und oberflächlichen Krankenhausalltag ernüchtert und somit hat der Staat bald nur mehr ausländische Krankenschwestern? Kann es sein, dass Intrigen und Mobbing im Krankenhaus wichtiger sind, als mitfühlende Krankenpflege?

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Grundlegend finde ich es verständlich, wenn Krankenschwestern eher Massenabfertigung betreiben und sich nicht emotional auf die Patienten einlassen. Schließlich ist man ständig mit dem Tod und dem Leid in verschiedenster Form konfrontiert. Daher ist der reine Selbstschutzmechanismus angebracht, wenn nicht sogar notwendig.

Nichtsdestotrotz sollte im Umgang mit den Kollegen schon ein Stück Menschlichkeit gewahrt werden. Niemand kann ernsthaft daran interessiert sein, schwierige Verhältnisse im Arbeitsleben vorzuweisen. Karriere hin oder her, ein friedvolleres Mitarbeitergefüge lässt das Wohlbefinden aller Beteiligten, inklusive der Patienten, wesentlich besser dastehen.

Was ich hier allerdings nicht ganz nachvollziehen kann ist die Tatsache, dass offensichtlich ein 14-jähriges Mädchen mit einer Ausbildung beginnt. Das halte ich ehrlich gesagt für etwas zu früh. Auch im Hinblick auf die anstehende Tätigkeit, die doch ziemlich viel abverlangt. Ist man mit 14 bereits aus der weiterführenden Schule raus? Mir erscheint das nicht ganz klar und vielleicht kannst du uns diesbezüglich aufklären.

Auf die Frage mit den ausländischen Krankenschwestern möchte ich ungern eingehen. Die hat für mich einen faden Beigeschmack.

» GiantOpal » Beiträge: 29 » Talkpoints: 14,36 »


Und wo bitte das nun Mobbing? Deine Bekannte hatte einfach eine zu verklärte Vorstellung von ihrem Beruf und kommt mit der Realität nun einfach nicht klar. Und dass man gegen Schwesternschülerinnen schon Intrigen wegen der eigenen Karriere führt, ergibt überhaupt keinen Sinn. Denn wo steht eine Auszubildende denn einer normalen Krankenschwester beim Aufstieg im Weg? Das würde doch nur gegenüber Kollegen einen Sinn machen, die auf den selben Posten scharf sind.

Wobei ich mich frage welche Rolle die Eltern und auch die Schule da bei der Berufswahl gespielt haben. Denn die Vorstellungen die das Mädchen von der Arbeit als Krankenschwester hat, hat es doch in der Realität noch nie gegeben. Zu keiner Zeit konnte man Kranke nur mit viel Zuwendung und Liebe einfach so heilen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



celles hat geschrieben:Denkt Ihr, dass eine Krankenschwesterschule eine zu große Belastung für junge Leute ab 14 Jahren ist? Werden viele vom eiligen und oberflächlichen Krankenhausalltag ernüchtert und somit hat der Staat bald nur mehr ausländische Krankenschwestern? Kann es sein, dass Intrigen und Mobbing im Krankenhaus wichtiger sind, als mitfühlende Krankenpflege?

Ich habe mich auch für den Beruf der Krankenschwester interessiert und da wurde mir gesagt, dass die Ausbildung frühestens mit dem 18. Lebensjahr beginnen kann. Wo bitte kann man mit 14 schon in die Krankenschwesterschule? Es ist die mittlere Reife Voraussetzung und die hat man allerhöchstens mit 16 und nicht mal da darf man anfangen diese Ausbildung zu machen.

Wer diese Ausbildung dann macht, der sollte sich mal genau erkundigen und wird dann feststellen, dass es eben so ist, dass man wenig Personal hat und dieses dann nicht endlos Zeit hat sich um die kranken Menschen zu kümmern. Genau aus diesem Grunde habe ich mich dann anderes orientiert.

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



@Marple. In Österreich gibt es keine "Mittlere Reife". Hier kann man schon nach 8 Schuljahren mit so einer Schule beginnen. Das arme Mädchen wurde gemobbt, weil sie Zuneigung zeigen wollte und nicht schnell-schnell alles abfertigen wollte. Sie wollte nicht durch "Liebe" allein heilen, sondern mit Herz und gelerntem Fachwissen. Auch die Nachtschichten waren sehr belastend für sie. Dass sich anderen profilieren wollten, kann ich mir auch vorstellen, nachdem ich schon einiges an Pflegepersonal bei meiner Mutter kennengelernt habe und die Tussen waren nur frech und haben sich nur für ihr Handy interessiert und hätten eine Ohrfeige verdient.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ich kann das ganze sehr gut verstehen. Ich mache gerade ein Praktikum im Krankenhaus und es gefällt mir gar nicht. Wie teilweise mit den Patienten umgegangen wird, passt mir gar nicht. Ich mache derzeit nur die Augen zu und versuche mich dort durchzuringen. Ich werde als angehende Altenpflegerin dort wie Dreck behandelt. Ich bin auch sensibel und finde es im Krankenhaus sehr hart was den Umgangston und auch die Behandlung von anderen Menschen angeht. Dort habe ich totale Unmenschlichkeit und Vorurteile vom feinsten kennen gelernt.

Demnach kann ich verstehen, dass eine angehende Krankenschwester in der Ausbildung wegen Mobbing (Ich kann mir da gut vorstellen, was dort so abgeht! Denn das was ich erlebe, könnte man auch als leichtes "Mobbing" empfinden.) dort aufhört, weil es ihr zu viel ist. Pflege ist im Krankenhaus klein geschrieben. Dies wird den Schülern aufgetischt. Es wird dort nur der Patient als Nummer gesehen. Es wird wohl kommuniziert, aber eben nur die Arbeit an sich gesehen.

Wenn man nun jung und frisch dort angefangen hat, hat man deswegen mit sehr viel Vorurteilen und mit den eingesessenen Krankenschwestern zu tun und da kann ich dies wirklich verstehen. Mit dem Alter scheint aber irgendetwas nicht zu stimmen, außer man hat ein paar Klassen übersprungen und wurde verfrüht eingeschult. Es wird nicht am Alter bestimmt, ob man die Ausbildung machen kann. Aber man sollte schon die Mittlere Reife haben oder den Hauptschulabschluss mit einer anderen absolvierten Ausbildung, wobei man dann eben wieder bei den Alter von 16 Jahren wäre.

Mit Liebe allein kann man auch keinen Menschen behandeln, dies ist mir auch klar. Aber schon einmal erlebt, wie die Krankenschwestern untereinander vom Ton sind. Dies ist schon für ein solches Mädchen sehr schwer. Es wird wirklich sehr schnell gearbeitet. Ich kann diesen Umstand wirklich gut verstehen, besonders weil ich gerade selbst im Krankenhaus leide. Aber bei mir hat es ein Ende. Müsste ich mir nun vorstellen, dass ich dort die Ausbildung erst gerade begonnen hätte, würde ich mich wohl auch, wie das Mädchen, für eine Kündigung entscheiden, denn schließlich spielt diese Motivation und das Mobbing für den Abschluss als Krankenschwester sehr viel bei. Vielleicht hat man dadurch dann gar keine Meinung mehr zu lernen und schafft die Ausbildung wohl möglich unter diesen Umständen gar nicht.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich denke nicht, dass es in allen Krankenhäusern so schlecht sein muss. Ich hatte früher auch mal einen medizinischen Beruf gelernt und war da im Krankenhaus. Allerdings war ich keine Krankenschwester, sondern sollte bestimmte Behandlungen durchführen und wurde dann bei Bedarf von den Schwestern angerufen, de mich zum Patienten bestellt haben. Das war immer recht entspannt. Die Schwestern haben auch gerne mit mir geplaudert oder wenn sie in der Küche waren, wurde ich oft dazugeholt, weil es gerade lecker Kuchen gab usw. Ich könnte nicht behaupten, dass da alle unfreundlich gewesen wären. Das Tolle war auch, dass die mir, wenn ich was brauchte, eine Behandlung haben zukommen lassen. Wenn ich Kopfweh hatte, haben die mir Schmerzmittel gegeben und als ich mir mal den Daumen verknackst hatte, hat mir eine eine Kältepackung darum gebunden.

Zudem sind auch Verwandte von mir in einem Krankenhaus als Schwester tätig. Auch da bin ich ab und an, etwa wenn ich sie abhole und ich konnte bisher nicht wahrnehmen, dass dort ein besonders schlimmes Arbeitsklima herrschen würde. Da fällt zwar mal ein derber Spruch, aber das ist alles nicht so ernst gemeint und wenn ein Patient zu viel klingelt, wird dem die Klingel weggenommen, aber das macht in dem Fall dann ja auch Sinn und ist keine bösartige Schikane.

Das Schwesternschülerinnen viel lernen müssen und auch relativ zügig arbeiten sollen, kann ich mir schon vorstellen. Die Schülerinnen wirkten auch manchmal etwas gehetzt. Sie müssen sich eben dem Arbeitstempo der erfahrenen Schwestern anpassen und das fällt schwer, wenn man alles noch nicht so gut kann. Aber dennoch würde nicht nicht sagen, dass die unfreundlich behandelt wurden.

Was meiner Ansicht nach viel eher eine Rolle spielt, sind Zickigkeiten, die unabhängig vom Kontext des Krankenhauses bestehen. Junge Frauen sind ja oft stutenbissig und unfreundlich zueinander, egal, in welchem Beruf sie arbeiten. Mobbing gibt es ja oft in Schulklassen oder Ausbildungklassen - eben da, wo viele junge Menschen zusammenkommen und wenn da einer sensibel ist, dann wird es dem manchmal zu viel. Das hat meiner Ansicht nach nicht unbedingt etwas mit dem Beruf Krankenschwester zu tun.

Auch wenn es in Österreich möglich ist, so finde ich, dass 14Jährige noch nicht reif für den Arbeitsmarkt oder eine Ausbildung sind. Das ist einfach zu jung, da ist man noch ein Kind und dem Berufsalltag nicht gewachsen. Da sollte sie lieber noch die Schule weitermachen, bis sie auch in ihrem Charakter gefestigt ist und sich nicht so leicht mobben lässt.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich denke auch, dass es zu früh ist, wenn ein 14jähriges Mädchen mit der Krankenschwesterschule beginnt und dann auch schon in den Beruf einsteigt. In dem Alter hat man in der Regel nicht das Durchsetzungsvermögen, was man in dem Beruf braucht. Dass deine Bekannte den Beruf für sich idealisiert hat und damit einfach eine falsche Vorstellung davon hatte, kommt noch hinzu. Die Realität holt einen dann leider ganz schnell ein. Ein wenig kann ich das auch in meinem Beruf bemerken, wenn auch zum Glück nicht in so heftiger Form. Auf jeden Fall ist es natürlich schwierig, wenn der Beruf nicht so ist, wie man sich das gedacht hat.

Die Motivation ist dann erst mal weg und sicher reagiert man dann auch empfindsamer auf Kommentare von Kollegen, bzw. in dem Bereich vermutlich eher Kolleginnen. Wenn man besonders sensibel ist, wird man so negative Erfahrungen dann auch nicht so schnell wegstecken können, was ja auch klar ist. Ich denke schon, dass mitfühlende Pflege wichtig wäre, dass dazu aber eben oft die Zeit fehlt, was die ausgebildeten Krankenschwestern eben wissen und den Schwesternschülern auch so vermitteln müssen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich finde es nun wirklich nicht so schön, wenn man alle Krankenhäuser gleich setzt. Es gibt oftmals Personalmangel, die Zeit für den Patienten ist knapp bemessen und man ist im Stress, da kann man auch wenn man es gerne würde nicht immer lieb und nett sein, sondern muss eben auch funktionieren. Dass man sich am Anfang den Beruf vielleicht netter vorstellt mag sein, aber es geht darum, dass Patienten wieder auf die Beine kommen und liebe Worte bringen da gar nichts. Es kommt eben auch auf Fachliches an.

Dass der Patient in unserem System auf der Strecke bleibt ist klar. Keiner hat mehr Zeit, keiner darf sich Zeit nehmen und so muss eben auf Sachlichkeit Wert gelegt werden und weniger auf Emotionen. Eine gute Krankenschwester kann beides und ich finde es schade, dass sie sich da so hat rausdrängen lassen. Immerhin hätte sie es ja besser machen können. Im Krankenhaus muss man aber auch Durchsetzungsvermögen haben, was wirklich auch wichtig ist um effizient zu arbeiten und wenn sie dieses nicht hat und sich abdrängen lässt passt es vielleicht schlichtweg nicht. Es gibt ja auch andere soziale Berufe, sie sollte sich darüber mal informieren.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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