Habt ihr schon mal echte Schadenfreude empfunden?

Habt ihr eigentlich schon mal Schadenfreude empfunden? Ich muss sagen, dass ich Schadenfreude schrecklich finde. Denn ich mag es auch nicht, wenn sich jemand über mich lustig macht, wenn ich einen Schaden erleide. Egal, ob ich mich dabei lächerlich mache oder nicht, denke ich, dass man sich darüber nicht lustig machen sollte. Denn ich weiß, wie es ist, wenn jemand Schadenfreude mitbekommt, der den Schaden hatte. Deswegen halte ich mich zurück, wenn andere lachen, wenn sie sehen, dass jemand einen Schaden erleidet.

Kennt ihr Schadenfreude und habt ihr schon mal echte Schadenfreude empfunden? Habt ihr danach ein schlechtes Gewissen gehabt? Findet ihr gar Schadenfreude normal? Oder fühlt ihr eher mit der Person, die den Schaden hat?

Ich habe schon öfters Schadenfreude gefühlt und ich habe mich gelegentlich schon deswegen schlecht gefühlt. Aber manchmal finde ich, dass die Schadenfreude ein Gefühl der Genugtuung ist, irgendwie. Ich glaube, dass jeder Mensch bis zu einem gewissen Grad Schadenfreude empfindet, vor allem wenn diese Person vorher eine negative Erfahrung machen musste. Ich glaube allerdings, dass man Schadenfreude nicht unbedingt publik machen muss, stattdessen kann man das für sich behalten oder auch mit Freunden über das Gefühl sprechen.

Als ich neu in meiner damaligen Klasse in der Mittelstufe war, bot sich ein freier Platz neben einem blonden Mädchen an. Sie sagte mir aber, dass "nur deutsche Kinder" auf diesem Platz sitzen dürfen, also sie wollte mich nicht dort haben. Sie hat mich direkt wegen meinem mediterranen Typ abgestempelt, obwohl ich eben auch Deutsche bin, allerdings habe ich nun einmal ausländische Wurzeln. Diese Aussage hat mich einfach wahnsinnig gekränkt, ich bin nämlich in Deutschland aufgewachsen und habe nicht viel Bezug zum Herkunftsland meines Vaters.

Dieses Mädchen, welches diese fiese Aussage gemacht hat, versagte eigentlich in jedem Deutschtest. Oftmals kamen nur Fünfer oder Vierer heraus und außerdem war ihre Rechtschreibung überhaupt gar nicht gut. Ich habe mich jedoch angestrengt und immer gute Noten bekommen. Am Ende bekam dieses Mädchen großen Ärger Zuhause wegen ihren Noten und ihr wurde sogar mit dem Internat gedroht, da sie sich auch nicht gut benommen hat und zum Beispiel beim Rauchen erwischt wurde. Außerdem wurde sie auf die Hauptschule versetzt und hat dort ihren Abschluss gemacht. Vielleicht ist die Schadenfreude auch falsch, wer weiß?

Schadenfreude empfinde ich nur relativ selten und nur bei Personen, die ich nicht ausstehen kann. Ich habe deswegen auch kein schlechtes Gewissen, weil ich dann der Meinung bin, dass derjenige es verdient hat.

Beispielsweise hat sich die Ex von meinem Mann nach der Trennung einen Typen mit viel Geld gesucht und meinem Mann ständig vorgeworfen, er wäre ein schlechter Vater, weil er nicht so viel Geld hätte. Natürlich war ich schadenfroh, als das Geld bei ihr alle war und sie Probleme bekam.

Schadenfreude gehört sicher zu den weniger attraktiven und noblen Empfindungen des Menschen, aber ich bin mir sicher, dass sich die meisten von uns schon mal heimlich darüber ins Fäustchen gelacht haben, wenn einer ungeliebten Person ein Missgeschick unterlaufen ist und diese dann dumm aus der Wäsche geschaut hat.

Meine Schadenfreude kommt nur selten zum Ausdruck und spielt sich meistens innerhalb enger Grenzen ab. Wenn Fremden etwas Unangenehmes zustößt, amüsiere ich mich natürlich nicht darüber, sondern versuche zu helfen bzw. halte mich aus der Sache heraus, wenn sie mich nichts angeht. Wenn dagegen beispielsweise irgendwelche Prominente, die ich unsympathisch finde, mit ihrem neuen Film gegen die Wand fahren oder eine glasklare Torchance vergeigen, kann es schon passieren, dass ich mir denke: Das gönne ich dem arroganten Pinsel. Das gilt aber nur bei Kleinigkeiten. Bei Krankheiten und Tragödien empfinde ich prinzipiell keine Schadenfreude, aber von einer miesen Filmkritik ist ja glücklicherweise noch niemand gestorben.

Natürlich behalte ich mein Gefühl der Schadenfreude für mich und reibe niemandem unter die Nase, dass mich sein Missgeschick mit einem Gefühl der Befriedigung erfüllt. Aber selbstverständlich kenne ich auch im wirklichen Leben ein paar Leute, bei denen ich mich zumindest vorübergehend ein bisschen freue, wenn ihnen die Umstände mal wieder einen Dämpfer versetzen.

Ja, als uns eine Mitreisende vorwarf, dass wir immer die schöneren Balkonzimmer bekämen, weil mein Schatz damals noch geraucht hatte. Dies ging so weit, dass wir täglich diesen Müll hören mussten und wir nie nach Balkonzimmern bei der Reiseleiterin gefragt haben. Als die dann über eine Betonschwelle stolperte und sich den Arm anschlug, habe ich innerlich große Schadenfreude verspürt.