Hat die Arbeitseinstellung auch viel mit Bezahlung zu tun?

vom 05.09.2014, 21:09 Uhr

Ich muss zugeben, dass ich arbeiten gehe, damit ich überleben kann und nicht, weil ich so unheimlich gerne arbeite. Ich verdiene zwar nicht schlecht, aber ich kann nicht sagen, dass ich, wenn ich noch mehr verdienen würde lieber arbeiten gehen würde. Es ist eben etwas, was man machen muss, damit man sich auch was leisten kann.

Wir haben uns neulich mal im Bekanntenkreis und unter Kollegen unterhalten und einige waren der Meinung, dass sie eine bessere Arbeitseinstellung hätten, wenn sie mehr verdienen würden. Wie sieht das bei euch aus? Hat eure Arbeitseinstellung auch viel mit der Bezahlung zu tun?

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» Sherlock-Holmes » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Natürlich hängt die Arbeitsmoral sehr mit der Bezahlung zusammen, aber nicht nur. Ich habe beispielsweise mal in einem Callcenter gearbeitet, in dem die Bezahlung maximal okay war, aber auch nur, weil ich noch bei meiner Mutter gewohnt habe. Dafür war aber das Arbeitsklima so toll, dass ich immer motiviert hingegangen bin. Ich hatte immer Lust zu arbeiten und habe das später bei besser bezahlten Jobs nie wieder gefunden.

Ein anderes Beispiel ist die Zeit in meiner Ausbildung gewesen. Sind wir mal ehrlich: Für 350 € im Monat hat man nicht gerade viel Lust, morgens aufzustehen und sich zur Arbeit zu schleppen, wenn man dann noch pausenlos von seinen Vorgesetzten angemault wird. Dann ist auch die Bereitschaft für Überstunden nicht da und man bindet sich nicht so stark an den Betrieb.

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» ninjafan » Beiträge: 1455 » Talkpoints: -0,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ab einer gewissen Grenze spielt die Bezahlung wahrscheinlich fast keine Rolle mehr. Wenn man sehr wenig verdient, wird man sicherlich nicht besonders motiviert sein, aber sobald es ausreichend ist, kann man kaum noch seine innere Motivation durch eine höhere Bezahlung wesentlich steigern. Da spielen dann andere Faktoren wie zum Beispiel das Arbeitsklima eine viel größere Rolle. Das ist auch ein Grund, wieso viele Bonusmodelle ziemlich sinnlos sind. Die Leute werden dadurch kaum mehr motiviert, allerdings stecken einige dann doch mehr Energie rein, um seinen persönlichen Bonus zu optimieren, anstatt im Sinne des Unternehmens zu handeln. Und auch ein hoher Manager wird wohl kaum noch mehr oder besser arbeiten, wenn er nun zwei anstatt einer Million Euro bekommt.

Ein anderes Beispiel ist die Zeit in meiner Ausbildung gewesen. Sind wir mal ehrlich: Für 350 € im Monat hat man nicht gerade viel Lust, morgens aufzustehen und sich zur Arbeit zu schleppen, wenn man dann noch pausenlos von seinen Vorgesetzten angemault wird.

Eine Ausbildung ist etwas anderes. Man bekommt dort kein Lohn, sondern eigentlich nur eine Aufwandsentschädigung. Eigentlich ist man dort, um etwas zu lernen. In der Schule bekommt man ja gar kein Geld. Es ist eher ein Problem, wenn man in der Ausbildung nichts beigebracht bekommt, sondern nur als billige Arbeitskraft herhalten muss. Das hat aber nichts mit der Ausbildungsvergütung zu tun.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Wenn man wenig bezahlt bekommt, ist sicher die Einstellung schlechter. Vielleicht bemühen sich daher auch viele Ärzte nicht, weil sie nicht viel bezahlt bekommen. Ich sehe hierin eine große Gefahr, denn wenn jemand in verantwortungsvollen Berufen nichts verdient, dann ist seine Motivation gering und dies kann für andere tödlich ausgehen. Ich selber bin mit meiner Bezahlung zufrieden und würde auch nicht mehr machen, wenn ich noch mehr verdienen würde.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich kenne tatsächlich mehrere Leute, die sich irgendwann gegen einen sehr gut bezahlten Job und für einen Job, der ihnen wirklich Spaß macht, entschieden haben. Eine Zeit lang wird viel Geld sicher motivieren können, aber irgendwann wird sich bei vielen die Erkenntnis durchsetzen, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt und, dass man verdammt viel Zeit verschwendet, wenn man 40 Stunden oder mehr pro Woche mit etwas verbringt, an dem man keinen Spaß hat.

Ich habe nun einen Job, der mir sehr viel Spaß macht, aber ich hatte während des Studiums natürlich auch Jobs, die ich einfach nur gemacht habe, weil ich Geld für ein paar Extras haben wollte, die mir meine Eltern nicht bezahlt hätten. Da hat mich ein besser bezahlter Job nicht mehr motivieren können als ein schlechter bezahlter Job.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Für mich ist Geld nicht alles. Es sollte aber dennoch ausreichend sein, sodass man sich selbst finanzieren kann. Ansonsten ist man eher unzufrieden, sodass man sich nichts leisten kann und geht deswegen ungern zur Arbeit. Mit mehr Gehalt sieht das wesentlich anders aus. Man möchte dann ja nicht auf dieses Geld verzichten.

Wegen der Ausbildung sehe ich es auch anders. Ich gehe bei mir gerne auf die Arbeit, weil einfach total viel Spaß vorhanden ist. Das Arbeitsklima stimmt, die Kollegen sind froh mich zu haben und dementsprechend wird man auch so behandelt. Man erhält Verantwortung und dies motiviert ungemein. Deswegen gehe ich auch jeden Tag gerne hin.

Anders sieht es gerade in meinen Fremdpraktikum aus. Dort wird man behandelt, als wäre man Dreck. Würde ich eine solche Arbeitsstätte als mein bezahlender Betrieb haben, würde ich ungern arbeiten gehen. So kann ich mir sagen, dass es ja nur noch ein paar Wochen sind, die ich irgendwie überwinden muss.

Eine Ausbildung sollte man dennoch als hohes Gut ansehen, denn schließlich kann man nachher mit einer guten Ausbildung erst richtig arbeiten gehen. Es ist dabei aber recht miserabel, dass man dann nur eine Vergütung von 350 Euro bekommt.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Die Bezahlung eines Berufes hat auf Dauer nur sehr wenig mit der Motivation zu tun. Es gibt dazu auch viele Studien, die genau das belegen. Selbst Gehaltssteigerung führen im Schnitt nur für wenige Monate zu einer höheren Zufriedenheit und Motivation, die dann schnell wieder nachlässt.

Im Grunde muss man sich doch nur vorstellen, dass man an genau einem Tag im Monat sein Gehalt bekommt und an den anderen 28 oder 29 Tagen trotzdem noch die gleiche Arbeit macht. Daran ändert ja nunmal die Höhe des Gehaltes gar nichts. An den anderen Tagen nervt die Arbeit dann immer noch. Anfangs mag man sich vielleicht ein paar Tage länger über das Gehalt freuen, aber das wird dann ja schnell normal und man konzentriert sich wieder auf die Probleme auf Arbeit.

Ich glaube, wenn einem die Arbeit kein Spaß macht, kann man das auch nicht über finanzielle Anreize lösen. Wichtiger ist da schon eher, dass man überhaupt Freude an dem hat, was man macht, dann kann man auch mit weniger Gehalt motiviert sein.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Natürlich hat die Arbeitseinstellung auch etwas mit der Entlohnung zu tun. Ich glaube die wenigsten würden Arbeiten gehen wenn sie das Geld nicht unbedingt benötigen würden. Ich bin zwar im Moment noch zu Hause in Karenz, aber sobald diese vorbei ist muss ich auch arbeiten gehen weil wir das Geld brauchen. Sonst würde ich auf alle Fälle bei meinen Kindern zu Hause sein, zumindest bis beide in die Schule gehen.

Und wenn ich dann Arbeite, dann arbeite ich auch lieber wenn ich mehr davon habe als wenn ich eine schwierige Arbeit zu einem Hungerlohn habe. Oder wenn ich die gleiche Arbeit für weniger Geld machen muss wie zum Beispiel ein Arbeitskollege. Das hatte ich zum Beispiel in meiner vorigen Arbeit. Also nicht ich sondern mein Arbeitskollege. Wir hatten die gleiche Arbeit nur habe ich einige Hunderter mehr verdient als er. Wenn ich so etwas wüsste dann würde meine Arbeitsmoral auch sinken.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


torka hat geschrieben:Ich glaube die wenigsten würden Arbeiten gehen wenn sie das Geld nicht unbedingt benötigen würden.

Aber das hat ja nun noch nichts damit zu tun, dass man gern arbeitet und ob man motivierter ist. Wie schon gesagt es gibt genug Studien die eben auch belegen, dass Gehaltserhöhungen nach wenigen Monaten verpuffen. Genau das bringst du mit deinem Satz ja auch zum Ausdruck. Wenn man das Geld nicht benötigt, gehen die wenigstens arbeiten. Da bringt es dann auch nichts wenn ich im Monat mehrere zehntausend Euro verdienen würde. Wenn ich das Geld nicht brauche und die Arbeit keinen Spaß macht, bleibe ich halt zu Hause.

Natürlich freut sich jeder von uns, wenn er etwas mehr verdient, aber meine Arbeit selber macht mit dadurch ja nicht mehr Spaß. Wie schon gesagt, da freue ich mich am Lohntag drüber und dann war es das auch schon. Danach muss ich ja doch wieder die gleiche Arbeit machen und geh genauso gerne oder eben gefrustet zur Arbeit wie zuvor.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Geld ist nur ein Teil der Geschichte. Ich verdiene seit Jahren weniger als früher. Ich bekomme zwar für meine Leistung jetzt etwas mehr Geld, aber weil ich selbstständig bin, sind eben auch die Ausgaben höher. Trotzdem ist mir das so lieber, denn ich teile meine Zeit frei ein und kann mir erlauben Aufträge abzulehnen. Für mich ist Geld nicht alles, sofern es zum Leben in etwa nach meinen Vorstellungen reicht.

» cooper75 » Beiträge: 13412 » Talkpoints: 516,00 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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