Schmerzensgeld bei Amtspflichtverletzung des Lehrers

vom 31.08.2014, 17:17 Uhr

Wird vom Lehrer Mobbing eines Schülers durch seine Klassenkameraden stillschweigend geduldet, verletzt er die Amtspflicht. Das Oberlandesgericht in Zweibrücken entschied, dass das Bundesland, das Dienstherr des Lehrers ist, Schmerzensgeld an den Schüler zu zahlen hat.

Sind eure Kinder schon mal gemobbt worden in der Schule? Wenn der Lehrer sich da nicht eingemischt und das unterbunden hat, könntet ihr euch erkundigen, wo ihr dagegen angehen könnt, um Schmerzensgeld zu erhalten.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Jetzt könnte man natürlich darüber spekulieren, wie man ein Einschreiten des Lehrers definiert und welches Verhalten konkret man für angemessen halten würde.

In der Oberstufe in meinem Leistungskurs war ein Mädchen, das aus Ostdeutschland stammte. Da wir überwiegend Jungen im Kurs hatten und nur sehr wenige Mädchen, musste sich dieses Ostdeutsche Mädchen sehr viele gemeine Kommentare von den "coolen" Jungs auch in Gegenwart der Lehrerin anhören. Die Lehrerin hat dann manchmal ein wenig geschockt geguckt und besagte Urheber ein wenig gebremst. Aber so richtige Sanktionen oder Strafen folgten nicht, sodass die Jungen auch nie eine Änderung des Verhaltens zeigten.

Einmal waren die Kommentare so schlimm, dass das Mädchen heulend zur Toilette gelaufen ist. Die Kommentare zielten alle auf ihre Herkunft ab, besonders weil die Jungen, von denen das Mobbing ausging, wohl ein wenig rassistisch angehaucht waren und sich für etwas besseres hielten. Warum ich nie gemobbt wurde, obwohl ich imselben Kurs war und mich immer auf die Seite des Opfers gestellt habe, weiß ich gar nicht. Aber ich finde, die Lehrerin hätte viel härter durchgreifen müssen.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich glaube jeder Schüler hat in irgend einer Weise schon einmal erfahren müssen, dass man sich über ihn lustig macht. Die Frage ist, wo Mobbing anfängt. Manche fühlen sich schon sehr schnell gemobbt, auch wenn man ihnen nur einmal die Wahrheit oder Meinung sagt, andere sind etwas härter im Nehmen.

Für den Lehrer ist es nicht einfach das auseinander zu halten. Außerdem geht es heute auch in den sozialen Netzwerken weiter oder findet noch mehr statt. Wie soll ein Lehrer da groß eingreifen? Ich kenne viele, die auf diesen Plattformen regelmäßig "gemobbt" werden. Vielen Lehrern ist es auch einfach egal, weil sie wissen, es bringt nichts. Sie konzentrieren sich auf den Unterricht.

Zu meiner Schulzeit war Mobbing zum Glück nicht so ein großes Thema. Das fand nur sehr selten statt. Wenn es aber Mobbing gab, haben die Lehrer nur selten etwas unternommen. Hat wirklich ein Lehrer einmal was gesagt, hat man es dann in den meisten Fällen auch gelassen. Heute ist das alles leider ja etwas scherer zu kontrollieren durch die ganzen Medien.

» Youdid » Beiträge: 421 » Talkpoints: 4,87 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde es unmöglich, dass die Lehrer bzw. das Land für Schmerzensgeld aufgrund von Mobbing aufkommen müssen. Der Großteil des Mobbings, das kenne ich aus eigener Erfahrung, spielt sich nicht im Unterricht, sondern auf dem Schulhof, nach der Schule und in sozialen Netzwerken ab. Häufig bekommen die Lehrer das gar nicht mit. Und selbst wenn sie es mitbekommen, können sie selten mehr tun, als die Problematik vor der gesamten Klasse anzusprechen. Da sollte man eher die Eltern von den mobbenden Schülern zur Verantwortung ziehen. Im Strafrecht gibt es ja inzwischen Gottseidank den Straftatbestand des Cybermobbings.

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» ninjafan » Beiträge: 1455 » Talkpoints: -0,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Für die Lehrer ist das ein steter Balanceakt zwischen „Warum haben sie nicht eingegriffen als gemobbt wurde?“ und „Wie?! Mein Engelchen soll etwas böses getan haben?! Ich verklag sie“. Dazu kommt, das auch ein Lehrer schnell Opfer des Mobbings werden kann, besonders wenn der Lehrer im Grunde ein freundliches Wesen hat und gegenüber Gemeinheiten erst einmal komplett hilflos dasteht. Dann bekommt man im Vorfeld zu hören „Ach, ich kann mir das gar nicht vorstellen, so etwas würde doch niemand machen“ und später heißt es denn „Ich kann gar nicht glauben was mir passiert ist“.

In manchen Fällen half gerade eben noch Nachhilfe in Boshaftigkeit für Fortgeschrittene, nicht unbedingt um selbst boshaft zu sein, sondern um diese zu erkennen. Manchmal half nur noch, das die entsprechenden Lehrer sich intern Hilfe holten, um die Klasse wieder auf „normal“ zu bekommen – und in viel zu vielen Fällen musste erst etwas schlimmes passieren, ehe reagiert wurde. Aber da wäre dann oft die Lehrerschaft als ganzes gefordert gewesen, die aber schwächere Kollegen meist aus puren Desinteresse ins Verderben haben rennen lassen.

Auf so freundlich-perfide Ideen wie einige der gewiefteren Lehrerbekannten kommt nicht jeder, weil einfach auch nicht alle den Nerv und Biss dazu haben. Was macht man als junger Lehrer am Anfang der beruflichen Laufbahn, wenn sich vor einem die Eltern eines üblen Mobbers aufblähen, die darauf verweisen, weil sie eine gewichtige Stimme in der Gemeinde haben sei ihr Lendenspross unantastbar? Oder wenn einem Eltern gegenüber sitzen, die sich ganz offensichtlich für nichts interessieren und meinen, man solle sie nicht belästigen? Oder gar nicht erst erscheinen? Schüler, die einen Null ernst nehmen? Die sogar bedrohlich werden?

Ich denke schon, das jeder Lehrer auf seine Art und Weise gegen Mobbing bei seinen Schülern vorgehen sollte, ich sehe aber in der Realität das dies nicht immer einfach ist.

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also ich bin ja auch Lehrerin. Bei den Schülerin bis Klasse 7 erlebe ich jede Woche im Unterricht irgendwelche weinenden Kinder wegen Streit untereinander. Wenn ich von 8 bis 16 Uhr in der Schule bin habe ich nun wirklich keine Zeit mich nun auch noch darum zu kümmern. Zudem mobben sich Schüler doch heute eher über Facebook.

» Hundehalterin85 » Beiträge: 2 » Talkpoints: 0,23 »


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