Richard Dawkins rät zur Abtreibung von Trisomie 21 Föten
Ich habe gerade in der Frankfurter Allgemeinen einen Bericht gelesen, der mich schockt. Der renommierte Biologe Richard Dawkins rät tatsächlich zur Abtreibung von Trisomie 21 Föten. Er meint, dass Mütter, wo in der Schwangerschaft schon das Down Syndrom festgestellt wird lieber abtreiben sollen und erneut eine Schwangerschaft "versuchen" sollen.
Erstmal sehe ich eine Schwangerschaft nicht als Versuch an. Zweitens finde ich es schon für einen Biologen eine krasse Aussage, da man ja auch weiß, dass es ein Gendefekt ist und ein weiteres Kind durchaus auch wieder an Trisomie 21 erkrankt sein könnte. Soll man dann wieder abtreiben?
Sicher ist das für die Familien und auch für die Kinder, je nach Schwere der Behinderung, nicht gerade schön. Aber sollte man so rigoros sein und ein krankes Kind abtreiben, weil es nicht dem entspricht, was man gerne hätte? Würdet ihr ein Kind abtreiben, wo festgestellt wird, dass es krank ist? Ich habe keine Kinder und ich weiß auch noch nicht, ob ich welche haben will. Aber irgendwie schockt mich es schon, wenn man ein Kind will, abtreibt, weil es eine Behinderung hat und es neu versucht und eventuell wieder abtreibt, bis das Kind entstanden ist, was man gerne hätte. Was haltet ihr von diesem Artikel und der Aussage des Biologen?
Ich würde so ein Kind nicht abtreiben. Natürlich ist es ein absoluter Mehraufwand und will man ein solches Kind zu Hause haben, muss man auf jeden Fall auch zu Hause bleiben, zumindest einer. Ein Kind mit Behinderung ist ja auch nicht weiter schlimm oder weniger liebenswert. Für mich wäre es schon ein ganz schöner Aufwand, aber das Kind ist ja trotzdem aus Liebe entstanden. Bei manchen Menschen ist es aber auch besser, wenn sie gar keine Kinder oder normale Kinder haben, weil sie damit nicht umgehen können. Als Biologe sieht man das sicherlich auch evolutionsbedingt ein bisschen krasser.
Wie üblich werden auch hier Begriffe wild durcheinander geworfen. In dem Artikel geht es um Föten und hier werden die dann plötzlich zu Kindern. Das ist bei Abtreibungsgegnern üblich, aber trotzdem falsch. Wenn man von "Kind" spricht hat man das Bild eines Menschen im Kopf, Tatsache ist aber, dass man als Laie nicht zwischen menschlichen und tierischen Föten unterscheiden kann, weil in so einem frühen Entwicklungsstadium alle mehr oder weniger gleich aussehen.
Was Abtreibungsgegner auch gerne machen ist, dass sie eine Empfehlung für eine Abtreibung wegen Behinderung mit einer Ablehnung von behinderten Menschen gleich setzen. Das ist natürlich absoluter Quatsch, weil man ein potentielles Leben nicht mit einem tatsächlich existierenden Leben gleich setzen kann.
Da ich keine Kinder haben will ist die Frage für mich rein theoretischer Natur. Aber es gibt auf jeden Fall gewisse Behinderungen, bei denen ich natürlich eine Abtreibung vornehmen lassen würde. Ich sehe zum Beispiel absolut keinen Sinn darin ein Kind auf die Welt zu bringen, dem ein großer Teil des Gehirns fehlt und das deshalb überhaupt nicht lebensfähig ist. Die Frauen, die so etwas machen und damit dann groß an die Öffentlichkeit gehen, gehören eh alle in die radikal christliche Ecke und sehen sich deshalb als die besseren Menschen.
Bei Trisomie 21 liegt der Fall allerdings anders, denn es ist durchaus möglich mit dieser Behinderung ein gutes Leben zu führen. Die Kinder können ganz normal in die Schule gehen und später auch einen Job finden. Sicher, das ist dann eine Sonderschule und später eine einfache Hilfstätigkeit und nicht das Gymnasium für Hochbegabte und die Eliteuni, aber das sind ja nun Erwartungen der Eltern und nicht unbedingt das, was sich ein Kind für sich selber wünscht. In einem Hofladen, in dem ich regelmäßig einkaufe, arbeitet eine Frau mit Down Syndrom und ich habe noch nie erlebt, dass sie schlecht gelaunt war. Ihr macht es offensichtlich Spaß zu Putzen und Regale aufzufüllen und wenn man Eltern hört dann sagen sie doch immer, dass die Kinder später mal das machen sollen, was ihnen Spaß macht.
Aus biologischer Sicht macht es natürlich sehr viel Sinn sich dafür auszusprechen, dass man die begrenzten Ressourcen dafür verwendet um gesunde Exemplare einer Spezies zu zeugen. Wenn das Potential vorhanden ist gesunden Nachwuchs zu haben macht es keinen Sinn sich für kranken oder behinderten Nachwuchs zu entscheiden. Das ist glaube ich auch bei allen anderen Lebewesen auf diesem Planeten akzeptiert und wird nur diskutiert, weil viele Menschen denken, dass sie nicht Teil der Natur sind.
Es muss nun wirklich jeder selbst für sich entscheiden, ob er die Kraft und die Geduld hat, ein behindertes Kind großzuziehen oder eben nicht. Deswegen finde ich es weder richtig, in solchen Fällen zu einer Abtreibung zu raten, noch eine solche zu verurteilen.
Ich weiß auch nicht, was ich tun würde, wenn ich mit einem Kind mit Downsyndrom schwanger wäre. Zwar hat diese Behinderung ihren Schrecken durch die moderne Medizin und gute Therapiemöglichkeiten ein wenig verloren, aber ich kann trotzdem nicht sagen, ob ich mir das zutrauen würde. Was ich aber mit Sicherheit sagen kann, ist, dass ich ein Kind nicht zur Welt bringen würde, wenn es aufgrund irgendeiner anderen Behinderung nur eine kurze Lebenserwartung hätte.
Ich habe allerdings noch nie gehört, dass das Risiko, noch ein zweites Mal mit einen Trisomie-21-Kind schwanger zu werden, besonders groß ist. Immerhin ist das ja keine Erbkrankheit, sondern einfach ein Fehler, der bei der Zellteilung passieren kann. Deswegen finde ich eigentlich nicht, dass etwas gegen das "nochmal versuchen" spricht, wenn man sich gegen das betroffene Kind entschieden hat. Sollte es tatsächlich nochmal passieren, würden die meisten ohnehin aufgeben, es ist ja nicht so, dass man sowas ganz einfach wegsteckt.
Ich finde es nun nicht sinnvoll, in so einem Fall gleich von einem behinderten Kind zu reden, das man abtreiben würde. Immerhin handelt es sich doch nun wirklich nicht um ein Kind, wenn man bereits sehr früh erfährt, dass der Fötus krank ist, sondern eben tatsächlich nur um einen Fötus. Dabei würde ich nun einen einwöchigen Embryo auch nicht gleich als Kind bezeichnen. Ich selbst kann einen Embryo tatsächlich erst dann als Kind ansehen, wenn Gehirn und die wichtigsten Organe und Gliedmaßen vollständig ausgebildet sind. Und das ist sicherlich nicht dann der Fall, wenn der Embryo gerade erst entstanden ist.
Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich es gar nicht so schlimm finde, wenn man Embryonen abtreibt, die an einem schweren Gendefekt erkrankt sind, so wie es ja bei Trisomie 21 der Fall ist. Dabei war ich auf einem biotechnologischen Gymnasium und hatte auch in meinem Abitur das Thema, wobei ich auch sonst sechs Stunden Biologie die Woche hatte. Von daher haben wir uns auch ausgiebig mit dem Thema befasst und ich habe für mich entschieden, dass ich eine Abtreibung unter gewissen Umständen auf jeden Fall in Betracht ziehen würde.
Es gibt immer wieder Menschen, die völlig stur behaupten, sie könnten auf jeden Fall die ganzen Probleme auf sich nehmen, die mit einem behinderten Kind auf sie zukommen würden. Ebenso behaupten sie völlig stur, dass ein behindertes Kind bei ihnen wahnsinnig glücklich werden könnte. Die Realität sieht doch jedoch ganz anders aus. So wird doch zumindest ein Elternteil den Beruf für immer aufgeben müssen, weil ein behindertes Kind einfach immer betreut werden muss. Man muss quasi sein komplettes Leben nach dem Kind ausrichten und das Kind einfach schnell zu einem Babysitter zu geben, geht natürlich auch nicht. So kann man seine Pläne von Karriere, Reisen und auch viele weitere Träume komplett streichen. Dazu wäre ich absolut nicht bereit und ich muss ehrlich sagen, dass mein Leben dann quasi im Eimer wäre.
Natürlich kann ein behindertes Kind auch glücklich aufwachsen. Meistens ist es in der Realität aber doch so, dass behinderte Menschen zum Außenseiter der Gesellschaft werden. Sie finden keinen Anschluss zu anderen Menschen ohne Behinderung und auch einen Beruf zu finden, wird unglaublich schwer sein. Von daher haben es solche Menschen leider meistens unheimlich schwer im Leben und auch als Eltern ist das extrem belastend. Von daher halte ich es tatsächlich für die beste Entscheidung, auch wenn die meisten Menschen wohl tatsächlich behaupten würden, so ein Kind auf jeden Fall bekommen zu wollen, nur um besser da zu stehen.
Jeder Mensch hat ja auch seine eigene Meinung und gerade Biologen sehen das Ganze weniger von der moralischen Seite, sondern denken tatsächlich auch an die Konsequenzen. Das finde ich aber auch völlig in Ordnung und ich denke tatsächlich, dass die meisten Menschen, die völlig stur behaupten, ein Kind bei einer Abtreibung umzubringen und ein behindertes Kind um jeden Preis bekommen zu wollen, viel zu gutgläubig in der heutigen Zeit sind.
Ich würde ein Trisomi21 Kind abtreiben, ich habe auch schon abgetrieben, obwohl keine Krankheit festgestellt wurde. Ich finde die Empfehlung des Biologen auch nicht falsch, anders als die meisten Menschen denkt er wohl an das Wohl der Kinder.
Ich finde es erschreckend, wie oft man solche Antworten hört im Stil von: "Man muss als Eltern erst überlegen ob man das kann". In meinen Augen geht es hier nicht um die Eltern, es geht viel eher darum, ob man einem Kind ewige Ausgrenzung, Benachteiligung und eine Behinderung antun möchte.
Gut fand ich den angesprochenen Ansatz, dass Abtreibung von behinderten Föten nicht bedeutet, dass man behinderte Menschen ablehnt. Ich finde behinderte Menschen genauso wertvoll wie gesunde Menschen, dennoch würde ich nicht wissentlich ein behindertes Kind zur Welt bringen.
Wenn man die Möglichkeit hat zu entscheiden, sehe ich es fast als Pflicht der Eltern an, das Kind abzutreiben, wenn es noch ein Fötus ist und nichts davon spürt. Aus falschen, moralischen Vorstellungen einem Menschen ein Leben mit einer solchen Behinderung zuzumuten, ist für mich reiner Egoismus.
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