Gehört es zum Stadtbild, Zigarettenreste zu suchen?

vom 22.08.2014, 23:52 Uhr

Was ich heute in der Stadt gesehen habe, hat mich traurig und nachdenklich gemacht. Auf dem Weg zur Bushaltestelle sah ich in der Fußgängerzone einen ziemlich abgeranzten, älteren Mann, der sich an den neben den Abfallkörben angebrachten Vorrichtungen für den Zigarettenabfall zu schaffen machte. Ich sah noch, wie er eine fast bis zum Filterstück gerauchte Rest-Zigarette betrachtete und sich einsteckte.

Als ich dann an der Bushaltestelle saß und wartete, kam er wieder vorbei und suchte. Dann entdeckte er auf der Erde eine restliche Zigarette, die er aufhob und einsteckte. Aber dieses Mal hatte er in der linken Hand eine geöffnete Flasche Bier.

Ich kann zwar verstehen, dass solch ein Mensch versucht, seinen Kummer über sein verkorkstes Leben zu ertränken, aber bei ihm sah es so aus, dass das bereits zum Alkoholismus geführt hatte. Ich mag mich irren, aber das er kein Geld für Zigaretten hat und sich deshalb die Rest-Stückchen aus dem Abfall suchen musste, so weit muss es doch wirklich nicht kommen. Dieser Mensch wird doch auch Unterstützung bekommen, die kann er doch nicht nur zum Trinken verwenden. Was meint ihr, gehört es schon zum täglichen Bild in den Städten, dass nach Zigarettenkippen gesucht wird?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ob es zum Stadtbild gehört, kann ich so nicht sagen. Ich sehe solche Menschen eher selten, aber ich bin auch nicht so häufig in der Innenstadt unterwegs, wo ich solche Aktionen schon mal sehe. Ich weiß es nicht, ob diese Menschen Unterstützung bekommen, oder ob sie auf der Straße leben und diese nicht wahrnehmen. Aber auf jeden Fall finde ich den Anblick ziemlich traurig, wenn nach Zigarettenkippen gesucht wird, die noch nicht ganz bis zum Ende geraucht wurden.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Natürlich bekommen die Menschen einen geringen Teil an finanzieller Unterstützung, die reicht aber sicherlich nicht aus, um auch Ende des Monats noch Zigaretten oder Tabak zu kaufen. Ein Großteil der Menschen auf der Straße ist alkoholabhängig, allein diese Sucht ist mit dem bisschen Beihilfe nicht zu finanzieren.

Ich finde es auch sehr schlimm, wenn ich so etwas zu sehen bekomme und habe solchen Menschen schon oft mal zehn Euro oder mein Päckchen Zigaretten zugesteckt, wenn ich sie getroffen habe. Ob es richtig ist, die Sucht noch zu unterstützen mag man diskutieren können, aber ich rauche selbst und kann verstehen wie erniedrigt man sich fühlen muss, wenn man das raucht, was andere in die Mülltonne werfen. Man weiß auch nie, wer zuletzt seinen Speichel in der Zigarette hinterlassen hat.

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge



@Cid: Viele dieser Menschen stellen gar keine Anträge auf finanzielle Unterstützung. Da gibt es mittlerweile mehrere Dokumentationen dazu, wo sie teilweise sogar mit Stolz argumentieren. Sie betteln lieber, als beim Staat zur Kreuze zu kriechen. Demzufolge bekommen sie kein regelmäßiges Geld um sich Alkohol oder Tabakwaren zu kaufen.

Allerdings muss ich auch sagen, dass ich solche Vorgänge bisher nur sehr selten beobachten konnte. Selbst im größeren Städten sieht man dann eher die Leute nach Pfandflaschen suchen, als dass sie die Reste von anderen Rauchern aufklauben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich habe noch nie in meinem Leben jemanden gesehen, der nach angefangenen Zigaretten sucht, um diese fertig rauchen zu können. Bisher habe ich immer nur Menschen gesehen, die nach Pfandflaschen gesucht haben, wobei ich das mit Zigaretten noch nie erlebt habe. Davon habe ich auch noch nie etwas gehört und ich denke daher, dass man das nicht besonders häufig beobachten kann, auch wenn es natürlich sehr viele Menschen gibt, die rauchen.

Auch wenn es so viele Raucher gibt und deshalb natürlich auch Unmengen von Zigaretten weggeschmissen werden, denke ich, dass man bei der Suche nach noch nutzbaren Stummeln eher erfolglos sein wird. Die meisten Menschen rauchen ihre Zigarette ja bis zum Filter, so dass man diese nicht mehr verwenden kann. Außerdem drücken die meisten Menschen doch ihre Zigaretten auch so aus, dass man sie ohnehin nicht noch einmal verwenden kann. Und falls man doch einmal extremes Glück haben sollte und eine noch brauchbare Zigarette finden sollte, dann bleibt doch sicherlich im Endeffekt auch nur ein Zug davon. Ob sich das Ganze dann lohnt und ob man für nur einen Zug so viel Arbeit auf sich nehmen möchte, ist dann eine andere Frage.

Ich kann es verstehen, warum man Pfandflaschen sammelt. Immerhin liegen diese öfters offen auf der Straße herum, so dass man sich nicht schmutzig machen muss und man bekommt Bargeld dafür. Allerdings kann ich es absolut nicht nachvollziehen, wie man nach Stummeln von Zigaretten sucht. Ich finde das unglaublich ekelhaft und ich denke, dass man im Endeffekt den ganzen Tag sucht, um vielleicht den einen oder anderen Zug gehabt zu haben. Und wenn man die Züge der einzelnen Zigaretten dann alle einzeln nehmen muss, dann hat man wohl auch nicht ausreichend Nikotin, um seinen Körper bei einer Sucht zu befriedigen.

Sicherlich hat man nicht das Geld, um sich Zigaretten zu leisten, wenn man auf der Straße lebt oder grundsätzlich nicht viel Geld hat. In so einem Fall sollte man doch jedoch seine Sucht bekämpfen und nicht nach Resten suchen, die man rauchen kann. Das ist doch wirklich unendlich erniedrigend und auch sehr ekelhaft und wenn man Pech hat, dann fängt man sich auch noch irgendeine Krankheit ein. Das würde ich wirklich niemals riskieren wollen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Mich hat der Anblick dieses Menschen sehr betroffen gemacht. Für ihn muss es eine zusätzliche Erniedrigung gewesen sein, bei so vielen herumstehenden Menschen nach den noch brauchbaren Kippen zu suchen.

Wenn sie aus Stolz auf die finanzielle Unterstützung verzichten, verstehe ich es erst recht nicht, dass sie sich dann so vor den anderen Menschen erniedrigen und die Kippen suchen. Das passt doch nicht zusammen. Menschen, die nach Pfandflaschen suchen, sehe ich öfter. Die ziehen auch manchmal einen Einkaufs-Trolley hinter sich her. Bei dem Flaschen sammeln sehe ich auch nicht diese Erniedrigung, der sich jemand aussetzt, der Zigarettenstummel sucht. Wie hier beschrieben, kann sich der Mensch, der einen Zigarettenstummel raucht, mit allerlei Krankheiten infizieren. Das ist dann schon sehr gefährlich. Ich bin Nichtraucher und hätte somit keine Zigaretten gehabt, um sie dem Mann zu geben. Aber ich weiß auch nicht, ob das richtig wäre. Denn eigentlich möchte ich rauchen nicht unterstützen. Aber ich kann verstehen, warum jemand da nicht so einfach entsagen kann.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Diese Menschen rauchen nicht die Stummel fertig. Sie nehmen nur den unverbrauchten Tabak und drehen sich ihre eigenen Zigaretten damit neu. Diese Variante kenne ich aus Erzählungen von Leuten, die ihren Wehrdienst abgeleistet haben. Wenn man da mehrere Tage irgendwo im Manöver war, hat man auch so Zigaretten gemacht.

Aber ich denke, dass diese Menschen, wie du eben einen beobachtet hast, keine Schamgrenze mehr kennen. Vermutlich sind sie schon so abgestumpft, dass sie ihre Umwelt zum großen Teil ignorieren. Sicher schütteln wir da nur den Kopf, wie man so weit sinken kann. Aber diese Menschen haben sich an das Leben so gewöhnt, dass sie gar nicht mehr anders wollen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



@Punktedieb, wenn das so ist, müssen sie aber eine ganze Menge von den Kippen sammeln, bis sie so viel zusammen haben für nur eine einzige Zigarette. Es sind ja auch mehrere Sorten Tabak. Den werden sie sicher gut vermischen, denn jeder Tabak schmeckt ja anders, nehme ich an. Es mag sein, dass sie die Menschen ignorieren. Denn ich habe nicht bemerkt, dass er auch nur einen Menschen ansah.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich habe das auch schon erlebt und weiß von Einigen, die das machen, dass sie die Tabakreste aus den Kippen rausmachen und die sammeln, trocknen und dann sich mit diesen und Papers neue Zigaretten draus drehen. Manche sind sich für nichts zu schade und blenden vor allem den Hygiene,- und Gesundheitsaspekt hierbei aus. Ich finde es nur traurig das manche Menschen sowas machen (müssen).

Aber immer noch besser, als wenn Diese kriminell werden und dann Zigaretten irgendwo klauen. Manche wollen das ja auch nicht und versuchen über andere Wege über die Runden zu kommen. Nicht umsonst sammeln viele nun mal Flaschen, statt irgendwo klauen zu gehen. Vor den Menschen habe ich auch großen Respekt.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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