Lehrerin gibt Diagnose an andere Kinder weiter

vom 21.08.2014, 13:25 Uhr

S. ist zwölf Jahre alt und besucht eine Realschule. Vor längerem ist bei dem Jungen ADHS diagnostiziert worden. Im Englischunterricht gab es immer wieder Probleme, die zum Teil eben auf ADHS zurück zu führen sind. Deshalb sprach die Mutter des Jungen mit der Englischlehrerin. Nicht damit er Vorteile hat, sondern damit man gemeinsam daran arbeiten kann.

S. schämt sich sehr für die Diagnose und deshalb ist die Englischlehrerin darüber informiert worden, dass man es nicht wünscht, dass die Diagnose im Klassenverband publik wird. Die Leistungen von S. haben sich im Englischunterricht auch sehr verbessert.

Nun hat die Englischlehrerin einem anderen Schüler erzählt, dass S. eben auch ADHS hat. Wohl in der Absicht es dem anderen Schüler ein wenig leichter zu machen. Dieser hat allerdings nun überall rum erzählt, dass S. ADHS hat. Seitdem wird S. von seinen Mitschülern deswegen ausgelacht und angegriffen.

Die Eltern von S. sind schockiert, dass die Englischlehrerin sich nicht an die Schweigepflicht gehalten hat. Hat aber die Englischlehrerin überhaupt eine Schweigepflicht? Wie würdet ihr es empfinden, wenn eine Lehrerin einfach anderen Schülern von einer Diagnose erzählt, die man ihr im Vertrauen gesagt hat?

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich wäre wütend und würde zum einen das Gespräch mit der Lehrerin suchen und zum anderen den Direktor informieren. Selbstverständlich hat eine Lehrerin eine Schweigepflicht, wenn ihr Dinge im Vertrauen erzählt werden und nun ist sie dafür verantwortlich, dass S. in der Schule einen schwereren Stand hätte.

Aus Sicht meines Kindes wäre das Vertrauensverhältnis nachhaltig gestört, was sich nicht nur auf die Leistung, sondern auch auf das Wohlbefinden des Kindes in der Schule auswirken kann. Ich würde vermutlich einen Klassenwechsel anstreben, da ich mir nicht vorstellen kann, dass ein solcher Vertrauensbruch wieder zu reparieren ist. Eine Entschuldigung der Lehrerin und ein Gespräch mit dem anderen Schüler, der wohl auch ADHS hat, wäre das Mindeste aus meiner Sicht.

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Vielleicht sollte man erst mal hinterfragen, warum es die Lehrerin erzählt hat. So wie es hier klingt, hat doch der andere Schüler die selbe Diagnose. Da kann es durchaus sein, dass die Lehrerin hier einfach nur unterstützen wollte, damit eben der zweite Schüler mit seinem Problem besser klar kommt und merkt, dass er nicht allein damit ist. Dass die ganze Aktion dann in eine andere Richtung gelaufen ist, konnte man nicht vorher abschätzen.

Aber gerade bei solchen Diagnosen finde ich einen offenen Umgang damit besser. Immerhin können dann auch andere Kinder wesentlich besser damit umgehen, wenn sie wissen, warum eben ein Kind mehr oder weniger ständig ein anderes Verhalten an den Tag legt. Der Weg zu dieser Offenheit hätte anders sein können, aber das zu korrigieren ist ja nun zu spät.

Für die Zukunft sollte man aber das Gespräch mit den Lehrern suchen damit es an der Schule einen einheitlichen Weg gibt, den man nimmt, um das Umfeld entsprechend aufzuklären. Denn meine Erfahrungen in den letzten Jahren haben gezeigt, dass Aufklärung der Schüler wesentlich mehr bringt, als wenn man versucht solche Diagnosen zu verheimlichen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich finde es ehrlich gesagt überhaupt nicht so schlimm, wenn Lehrer die Krankheiten der Mitschüler ansprechen, wenn diese auch im Unterricht auffallen. Immerhin kann dieser Schüler dann ja auch als blöd hingestellt werden oder gehänselt werden und um ihn zu schützen. Ich denke, dass das besser ist als schweigen. Immerhin hat er ja auch die Krankheit und sollte auch offen damit umgehen können. Natürlich hätte man das vorher mit dem Schüler besprechen müssen, aber nun ist es eben so.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Wenn eine Lehrerin zu ihrer Information darüber informiert wird, dass das Kind eine Krankheit hat und sie wird gebeten, das für sich zu behalten und nicht weiter zu erzählen, hat sie diesem Folge zu leisten. Um einem anderen Kind, der ebenfalls diese Krankheit hat zu helfen, darf sie keinen Vertrauensbruch begehen.

Auch wenn einige das nicht schlimm finden, dass die Lehrerin das Vertrauen missbraucht hat, das Kind hat nun darunter zu leiden. Findet ihr das auch nicht schlimm? Einen offenen Umgang mit solchen Krankheiten ist ein Wunschdenken. Dazu gehört eine einfühlsame Lehrerin, die den Kindern auch Erklärungen zu den entsprechenden Krankheiten gibt und in der Lage ist, die Kinder dafür zu sensibilisieren. Geschieht das so, wie in diesem Fall, ist es nicht richtig.

Ich würde als Elternteil mit der Lehrerin sprechen und ganz bestimmt mit der Direktion. Die Lehrerin würde ich ebenfalls bitten, die Kinder über ADHS aufzuklären und um einen verständnisvollen Umgang damit zu bitten. So kann es jedenfalls nicht gehen. Jeder weiß aus der eigenen Schulzeit, wie grausam manche Kinder sein können, auch wenn sie die Tragweite solcher Hänseleien nicht verstehen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich verstehe die Lehrerin auf der einen Seite ja schon, dass sie dem einen Kind mit der Diagnose ADHS mitgeteilt hat, dass S ja auch ADHS hat, um es dem Kind vielleicht ein wenig zu erleichtern. Sie hat sicher nicht damit gerechnet, dass der andere Schüler mit der Information direkt zu den anderen Schülern geht und es darin gipfelt, dass nun alle Schüler S auslachen und ärgern. Da eine Lehrerin aber wissen müsste, wie Schüler untereinander sein können, sollte sie solche Aussagen dringend vorher mit den Eltern besprechen.

So, wie die Lage beschrieben wurde, hat die Lehrerin einen ziemlichen Vertrauensbruch begangen. Ihr wurde die Diagnose von S im Vertrauen von dessen Eltern erzählt, damit sie weiß, warum er sich so verhält und dann darf die Lehrerin es unter keinen Umständen anderen Schülern oder Eltern erzählen. Im Fall von S ist zwar nicht mehr viel zu retten, aber trotzdem würde ich als Elternteil von S ein Gespräch mit der Lehrerin suchen.

Zumindest sollte die Lehrerin einsehen, dass sie einen Fehler gemacht hat und sich bei S entschuldigen, dass sie sein Vertrauen und das seiner Eltern enttäuscht hat. Wenn sie es nicht einsieht, dass sie einen Fehler gemacht hat, als sie die Diagnose weitergegeben hat, würde ich mich auch an den Direktor der Schule wenden.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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