Ice Bucket Challenge - eine Farce für Afrika?
Die Ice Bucket Challenge macht ja schon lange von sich reden und der Zweck ist eigentlich auch ein guter. Allerdings wurde die Challenge enorm verändert, denn der ursprüngliche Zweck war, dass Leute die nicht spenden möchten, sich einen Eimer Wasser überkippen. Stattdessen schütten sich die Teilnehmer nun in der Regel den Eimer über und spenden trotzdem.
Etwas geht mir immer wieder durch den Kopf, wenn ich die Videos sehe. Ich halte ALS für eine der schlimmsten Krankheiten weltweit und es ist wichtig, dass die Forschung endlich voran kommt. Doch ist die Ice Bucket Challenge nicht wirklich eine Farce für Afrika und Länder, wo einfach nicht genug Wasser zur Verfügung steht? Wie fühlen sich Menschen, die für einen Eimer Trinkwasser 20 Kilometer laufen müssen wenn sie wüssten, dass man sich hierzulande einfach das Wasser über den Kopf kippt?
Sollte man die Ice Bucket Challenge umwandeln und lieber etwas machen, wobei keine Ressourcen verschwendet werden? Ist es nicht fast schon eine Vorführung der Menschen mit Wasserknappheit, wenn man sich das Gut, wonach sie sich wohl mit am meisten sehen, einfach achtlos übers Haupt gießt?
Eine Farce für Länder in denen Hunger herrscht wäre auch, wenn sie sehen würden, dass Lastwagenweise die Lebensmittel hier weg geschmissen werden. Wenn sie sehen würden, dass hier Freibäder und Schwimmbäder und Swimming Pools mit Trinkwasser befüllt werden und Rasen gesprengt wird.
Wenn man es so nimmt, dürften wir hier überhaupt nicht in ein bisschen Luxus leben. Denn alles wäre in den Augen der Menschen in hungernden Ländern dann eine Farce. Es ist nun mal so, dass man in manchen Ländern anders lebt und wir spülen hier Literweise das Wasser durch die Abflüsse ohne es wirklich gebraucht zu haben. Wie oft lassen die Menschen Wasser laufen, während sie sich mit Duschgel einschmieren? Wie oft lassen sie während des Zähneputzens das Wasser laufen?
Ich finde, dass man alles übertreiben kann mit dem Gedanken an die hungernden und durstenden Menschen. Sie haben nichts davon, wenn wir hier Wasser sparen. Damit kommt es dennoch nicht in Afrika an.
Die Menschen in Afrika hätten vielleicht nicht direkt etwas davon, wenn wir hier Wasser sparen. Aber über kurz oder lang wird sich der Wassermangel weltweit bemerkbar machen, denn es ist keine unerschöpfliche Ressource. Wassersparen hilft also allen Menschen.
Aber ansonsten gebe ich Diamante Recht. Das Ungleichgewicht herrscht nicht erst seit der Ice Bucket Challenge und diese Mengen sind auch vernachlässigbar. Egal, wie viele Menschen da mitmachen, es ist jedes Mal nur ein Eimer Wasser. Die Wasserverschwendung zum Autowaschen, für Swimmingpools und andere rein dem Vergnügen dienende Dinge; für die Herstellung von Plastik und vor allem die Wassermengen, die auf die Felder mit Futtermitteln für die Tiere ausgebracht werden, die wir dann essen. Das sind wirklich hohe Zahlen. Für ein Kilo Fleisch werden 15.000 Liter Wasser benötigt. Das sind die Mengen, die da unten fehlen.
Besonders perfide angesichts des Wassermangels ist übrigens der Verkauf von abgefülltem Wasser. Vor allem Nestlé hat sich da einen zweifelhaften Ruf aufgebaut. Die pumpen das Wasser vor den Augen der Einheimischen ab oder kaufen es Lastwagenweise für zehn Dollar und verkaufen es abgefüllt für letztlich 50.000 Dollar. Und kaufen müssen es die Armen, weil das Brunnenwasser zu gefährlich ist. Dabei übersteigt der Preis einer einzigen Flasche in vielen Ländern den Tageslohn der breiten Bevölkerung.
Also ich denke wir haben im Bereich Wasserversorgung sehr viel gewichtigere Probleme als die Ice Bucket Challenge. Wobei es natürlich stimmt. Es ist Verschwendung von Wasser. Die Frage ist nur, wie unsinnig sie wirklich ist, wenn dadurch auf eine Krankheit aufmerksam gemacht wird, von der viele vorher noch nie gehört haben. Wie viel bringt es, wenn sich ein paar Stars dafür hergeben und ein paar Fans die Videos anklicken?
Es ist ja schön, wenn man sich Gedanken über den Wassermangel in manchen Teilen der Welt macht, aber ein Eimer Wasser, den sich Leute über den Kopf schütten, ist da nun wirklich das geringste Problem.
Warst du diesen Sommer vielleicht in einem Schwimmbad? Wie müssen sich die Menschen in Afrika wohl fühlen, wenn sie erfahren, dass bei uns ganze Becken mit Trinkwasser gefüllt werden, nur damit Menschen darin planschen können? Und nicht mal für einen guten Zweck sondern einfach so, zum Spaß?
Ich könnte so viele weitere Beispiele für Wasserverschwendung in unserer Konsumgesellschaft nennen - von der Fleischproduktion bis hin zu den gepflegten Parkanlagen - aber wenn dich das Thema wirklich interessiert kannst du ja selber Recherchen anstellen und wirst dann wahrscheinlich zu dem Schluss kommen, dass weniger Fleisch essen oder weniger neue Kleidung kaufen viel mehr Wasser spart als in einen Eimer passt.
Ich war diesen Sommer nicht einmal in einem Schwimmbad, ich mag keine Schwimmbäder. Wenn, dann fahre ich an den Baggersee, da ist kein Trinkwasser drin, sondern Wasser was ohnehin vom Himmel fällt. Überdies kaufe ich mir auch nicht ständig neue Kleidung, ich gehe oft auf dem Flohmarkt shoppen und das was in meinem Schrank hängt, hing da auch schon vor vier Jahren drin.
Es mag gut möglich sein, dass die Ice-Bucket-Challenge nicht wirklich ausschlaggebend für den Wassermangel in Afrika ist und dass es auch ganz andere Dinge gibt, bei denen wir Wasser verschwenden, dennoch ließ mich der Gedanke nicht los. Einerseits bin ich so froh, dass für die ALS-Forschung endlich was getan hat, weil ich die Krankheit so schrecklich finde, andererseits hatte ich eben einfach den Gedanken, ob es Eiswasser sein muss oder ob auch ein Eimer Sand, Erde oder sonstiges möglich wären, was eh draußen liegt.
Also erst einmal: Das Wasser in Schwimmbädern ist kein Trinkwasser! Sicher wird auch Trinkwasser zugefügt, aber es wird auch immer wieder aufbereitet. Da ist es wirklich viel schlimmer, dass vielerorts noch Trinkwasser zur Toilettenspülung und zum Wäsche waschen verwendet wird. Bei Hallenbädern würde ich viel eher noch den massiven Energieverbrauch kritisieren. Allerdings ist Deutschland wirklich ein Vorreiter in Sachen Energie sparen, von daher müssen wir an dieser Stelle nun wirklich kein übermäßig schlechtes Gewissen haben.
Wasser ist zwar keine unendliche Ressource, aber es ist eine regenerative Ressource. Von "Verbrauch" kann man eigentlich nur eingeschränkt reden. Viel mehr sollte man über Nachhaltigkeit sprechen. Und in unseren Breiten wird Wasser in aller Regel nachhaltig genutzt und auch nicht übermäßig verschmutzt. In anderen Ländern sieht es anders aus. In den USA und Russland werden vielerorts riesige Grundwasservorkommen leer gepumpt. Wenn mehr Wasser entnommen wird als nach fließt, wird es irgendwann zu einem Versorgungsengpass kommen. Und in den Schwellenländern wird Wasser massiv verschmutzt, was natürlich auch keine nachhaltige Nutzung der wertvollen Ressource ist.
Aber man kann die Probleme in Afrika nicht lösen, indem man Trinkwasser per Schiff anliefert. Das wäre weder zielführend noch effizient. Da sind ganz andere Maßnahmen notwendig. Von daher kann es den Afrikanern ziemlich egal sein, ob sich jetzt ein paar Amerikaner und Europäer einen Eimer Wasser über den Kopf gießen oder ob wir im Wasser baden. Nach dieser Logik müsste man sämtliche Seen zu heiligen Stätten erklären, die niemand mehr betreten darf, weil es eine Beleidigung für die Afrikaner wäre.
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