Papsttum: lebenslange Amtszeiten unmodern?
Ich erinnere mich noch gut daran, als der Vorgänger des aktuellen Papstes, Benedigt XVI. im Februar 2013, auf Grund von gesundheitlichen Aspekten seinen Rücktritt ankündigte. Damals war das eine ziemliche Sensation, weil zum damaligen Zeitpunkt nur ein einziger Papst vor ihm es gewagt hatte, die Papstkrone nicht bis zum Lebensende zu tragen, sondern vorher abzugeben. Der erste Papst, der zurücktrat, war Papst Gregor XII. im Jahre 1415.
Nun deutete Papst Franziskus, der 266. Papst in der Geschichte des Papsttums, vor Journalisten einen möglichen Rücktritt an. Ob er dies auch umsetzen wird, wird sich im Laufe der Zeit noch zeigen. Aber sollte es doch der Fall sein, dass er vom Amt zurücktritt, wären es schon zwei Päpste hintereinander, die vorzeitig aus dem Amt scheiden.
Ist es so eine Art "Mode", dass die modernen Päpste ihr Amt vorher niederlegen wollen? Gesundheitliche Probleme wird es bei vielen Vorgängern auch schon gegeben haben, auch bedingt durch das hohe Alter der Päpste. Trotzdem haben die meisten der Päpste ihre Amtszeit bis zum Lebensende durchgezogen, dabei war die frühere medizinische Versorgung bei weitem nicht so gut wie heute. Woran liegt es, dass das in der modernen Zeit nicht mehr der Fall ist und die Päpste scheinbar vermehrt ihr Amt vorzeitig niederlegen wollen?
Unerwarteter Rücktritt von Papst Benedikt dem XVI.
Ich halte ja persönlich nichts von dem Glauben an die katholische Kirche und denke, das muss jeder selbst entscheiden. Was aber das Problem eines solchen Rücktritts sein soll, verstehe ich nicht ganz.
Ein Papst wird zumeist erst dann gewählt, wenn er in einem sehr hohen Alter ist, wo gesundheitliche Probleme eigentlich schon relativ klar sind, in welchem Ausmaß auch immer. Wenn die Regel eigentlich lautet, dass man Papst auf Lebenszeit ist, dann frage ich mich, wie man in der Strenge der katholischen Kirche eigentlich davon zurücktreten kann.
Ich glaube, auf einem Papst liegt ein enormer Druck und mit steigenden gesundheitlichen Problemen kann dieser möglicherweise seine Anforderungen nicht mehr erfüllen. Aus dieser Angst heraus wird möglicherweise, nachdem dieser Bann in der Moderne gebrochen wurde, vielleicht der ein oder andere Papst zurücktreten wenn es ihm zu viel wird.
Wenn er einmal schwer krank ist werden sonst alle Augen und Ohren offen stehen und jeder wird sich interessieren, wann er denn stirbt. Tritt ein Papst vom Amt zurück, ist er wahrscheinlich viel weniger im Fokus und der Nachfolger schon klar.
Ich finde es gut, wenn ein Papst vorzeitig zurücktritt, was natürlich in der heutigen Zeit viel besser zu verwirklichen ist, als vor 500 Jahren. Ich finde es auch gut, da der Papst ja irgendwo eine Vorbildfunktion für die Katholiken hat und niemand etwas davon hat, wenn er sich abquält.
Ich denke auch, dass es nicht einfach ist, so abgeschottet zu leben. Der Papst ist ja im Prinzip dort "eingesperrt". Er kommt nirgends mehr alleine hin und kann nichts mehr alleine machen. Natürlich wusste man das vorher und es sollte für ihn eigentlich eine Ehre sein. Es ist aber bestimmt nicht einfach, Glaube hin oder her.
Ich glaube nicht, dass es Mode ist und daran liegt, dass er sein Amt vorzeitig niederlegen will, was ja nur eine Annahme ist. Dieser Papst hat begonnen, die katholische Kirche zu reformieren. Ferner ist er dabei, die Kurie zu verändern. Ohne eine Menge Kritiker und viel Kritik geht das nicht ab. Viele werden sich gegen den Papst im Vatikan wenden, weil er eben alles Verstaubte ummodelt. Man kann froh sein, dass es endlich jemand wagt, im Vatikan aufzuräumen. Das geht mit vielen inneren Problemen ab, die dem Papst schwer zu schaffen machen. Ich hoffe nur, dass er nicht so schnell kapituliert. Denn es wagt nicht jeder das zu tun, was er angefangen hat.
Auch wenn ich mit der katholischen Kirche nichts anfangen kann, ist es definitiv ein Fortschritt, wenn die Päpste die Möglichkeit des Rücktritts haben. Da hat die katholische Kirche definitiv einen Schritt nach vorne gemacht. Das Zeitalter der Amtsführung bis zum Tod sollte mit der Abschaffung der absoluten Monarchie in Europa schon Geschichte sein. Jetzt ist der letzte Schritt in diese Richtung gegangen worden.
Schließlich bringt es niemandem etwas, wenn ein völlig seniler Papst den heiligen Stuhl besetzt. So ein Papst kann keine Entscheidungen mehr fällen, wenn er körperlich sowie geistig am Ende ist. Natürlich wäre es jetzt sinnvoll, das Mindestalter für Päpste zu senken, damit eben nicht wie in diesem Fall der Papst nur ein Jahr aktiv ist.
Letztendlich finde ich es toll, wenn ein Papst zurücktreten darf, selbst wenn es nur egoistische Gründe für seine Entscheidung gibt. Es ist keinem geholfen, wenn der Papst lustlos seinen Segen spricht oder sich auf formelle Besuche aus Gründen der Motivationslosigkeit nicht richtig vorbereitet.
Ich persönlich bin nicht katholisch und kann auch nicht wahnsinnig viel mit dem Papsttum anfangen. Allerdings weiß ich durchaus, dass es für viele Menschen eine wichtige Sache ist und Ihnen Mut und Hoffnung schenkt.
Ich persönlich halte ein Amt bis zum Tod nicht für sinnvoll, da es im Alter einfach irgendwann eine Zeit kommt in welcher man sein Amt nicht mehr voll ausführen kann. Ich denke, dass dies nun auch 2 Päpste so sehen hat allerdings nicht viel mit Moderne zu tun. Der letzte Papst wollte nie Papst werden, er hat es getan weil er mehr oder weniger musste und nicht weil es sein Wunsch war. Dementsprechend schwerer ist es wahrscheinlich auch durchzuhalten, wenn durch das Alter die Arbeit schwerer wird und man dem Amt nicht mehr gerecht werden kann.
Und der aktuelle Papst ist allgemein einfach anders. Er ist Liberaler und moderner wie die Päpste davor, er ist meines Erachtens wirklich jemand der sieht, dass sich einiges ändern muss in der katholischen Kirche. Dementsprechend sieht er so etwas wie Amtszeit auf Lebenszeit vielleicht auch nicht so eng. Und allgemein muss man ebenfalls sagen, wenn der erste diesen Schritt gemacht hat, wird es für den nächsten leichter.
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