Das eigene Kind über den Tisch ziehen

Vor zwei Tagen hatte ich Besuch von meinem Vater, der ein ziemlich erfolgreicher Geschäftsmann mit eigenem Betrieb ist. Ich selbst hingegen stehe finanziell nicht besonders gut da und bin auf einen geringen, monatlichen Unterhalt von ihm aktuell angewiesen. Mein Vater ist trotz seiner durchaus guten, finanziellen Situation ein recht geiziger Mensch, doch nun hat er mich enttäuscht.

Er hat mir einen Vorschlag gemacht der lautete, dass ich für ihn in den Wald gehen solle, um Steinpilze zu suchen. Er liebt Pilze und er sei bereit, mir pro Kilo Steinpilzen einen Betrag von acht Euro zu bezahlen. Zunächst war ich gerührt, dass er mir die Möglichkeit geben wollte, etwas Geld zu verdienen, doch dann habe ich recherchiert. Wie ich heraus gefunden habe, ist ein Kilogramm Steinpilze locker das Dreifache wert und ich bin mir sehr sicher, dass mein Vater dies genau weiß.

Würdet ihr, zur eigenen finanziellen Bereicherung, eure Kinder in dieser Form über den Tisch ziehen? Bin ich vielleicht zu empfindlich und es ist nur zu verständlich, dass mein Vater sparen will und er weiß schließlich, dass ich von Pilzen keine Ahnung habe? Wärt ihr auf ein solches Angebot eingegangen oder hättet ihr abgelehnt?

Das ist jetzt so von der Ferne etwas schwer zu beurteilen finde ich. Wollte dein Vater die Pilze für den eigenen Gebrauch. Also wollte er sie selber essen oder wollte er sie weiter verkaufen. Mein Papa liebt zum Beispiel auch Pilze. Wenn ich in einer Gegend wäre, wo es Pilze gibt, würde ich ihm durchaus welche sammeln und mitnehmen. Ich würde mir dafür gar kein Geld erwarten. Ich würde auch gar kein Geld annehmen. Ich als Tochter würde ihm einfach so den Gefallen und die Freude machen. Das wäre für mich selbstverständlich.

Ich würde es also vom Prinzip her seltsam finden, dass dein Vater dir etwas für die Pilze bezahlt. Wie viele Kilos hätte er denn gerne gehabt? Also komisch finde ich eben vor allem, dass ihr euch einen Kilopreis ausgemacht habt. Wenn er dir als Dankeschön für die Pilze Geld gegeben hätte, pauschal, eben weil er weiß, dass es dir finanziell nicht so gut geht, dann wäre das für mich irgendwie in einem anderen Licht. Wenn er dann zum Beispiel sagt, dass er als Dankeschön für die Fahrtkosten (Benzin,...) aufkommt. Und das dann auch sehr positiv aufrundet.

Ich würde meinem Vater durchaus auch Pilze mitbringen, wenn ich welche finden würde und das ohne Geld dafür zu verlangen. Mein Vater sprach jedoch von großen Mengen, er meinte, dass er mir bis zu 100 Kilo abnehmen würde, die er dann einfrieren oder weiterverkaufen würde.

Bei einem guten Vater-Kind Verhältnis käme so etwas überhaupt nicht zur Sprache, denn ein Vater würde seinem Kind helfen, wenn es finanziell schlecht da steht und ein Kind würde seinem Vater kein Geld abnehmen, wenn es ihm Pilze mitbringt. So wäre es in meiner Idealvorstellung, doch mein Vater ist leider anders gestrickt. Für alles was er investiert, auch wenn es in die eigenen Kinder ist, verlangt er eine Gegenleistung. Ich bin seine erstgeborene Tochter, aber bei meiner Schwester ist es das gleiche Prinzip.

Nun ja, bleibt weiterhin schwierig finde ich. Ach herrje, Geschäftssachen mit einem Elternteil sind immer so eine Sache. Ich habe nun keine Ahnung, was man so bekommen würde, wenn man für wen anderen Pilze sammeln geht und wie viel man dann pro Kilo bekommen würde, also ich meine jetzt eben jemanden, der sie dann auch weiter verkauft.

Mein Ex ist leider so ähnlich wie dein Vater. Ich sage nun einmal vorsichtig ausgedrückt, dass er auch alles andere als finanzielle Probleme hat. Er gönnt sich selber zahlreiche luxuriöse Urlaube und auch sonst lebt er nicht gerade in armen Verhältnissen, wenn ich das nun wie gesagt freundlich und vorsichtig ausdrücken darf. Mein Sohn hingegen bekommt nur sehr wenig Alimente, im Vergleich zu dem, was er verdient. Alles ist aber eine ziemlich komplizierte Sache, weil er selbständig ist, und mehrere Schlupfwinkel hat, wie er sich auch vor Gericht vor Alimenten gut drücken könnte. Wie gesagt, ist eine längere und komplizierte Sache.

Jedenfalls kann ich so gut nachvollziehen wie es dir geht. Bei meinem Sohn ist es ähnlich. Selbst als er dringend medizinische Hilfe benötigt hätte, hat der liebe Herr Papa nichts beigesteuert. Und ja, auch so eine Pilzgeschichte würde ich meinem Ex zutrauen. Ich kenne mich im Pilzgeschäft leider auch so überhaupt nicht aus. Aber kann man da als Hobbypilzsammler irgendwie irgendwo anders seine Pilze verkaufen oder braucht man da irgendeine Art "Lizenz" oder so? Was würde man da pro Kilo bekommen?

Wie gerne würdest du es machen? Würdest du alleine 100kg Pilze sammeln? Wären ja immerhin 800 Euro. Aber wie gesagt, keine Ahnung was für ein Aufwand das ist 100kg Pilze zu sammeln. Kann mir das nur sehr aufwändig vorstellen. Hättest du auch andere Abnehmer? Falls irgendwie möglich, würde ich in dem Fall geschäftliche Sachen nicht mit dem Vater abwickeln.

Da macht doch die Menge das Geld und wenn du für 100 kg 800 Euro bekommst, dann solltest du froh sein. Denn selbst, wenn du es bei einem Großhändler verkaufen würdest, würdest du nicht mehr bekommen. Denn die wollen ja auch verdienen. Ich frage mich aber, wie du 100 kg sammeln willst. Hat man die Zeit, kann man auch arbeiten gehen und "richtig" Geld verdienen und muss nicht auf diese "Almosen" angewiesen sein.

Ich denke nicht, dass dein Vater dich über den Tisch ziehen will. Er ist eben sehr sparsam wie du es in dem anderen Thread ja schon geschrieben hast. Ich denke auch nicht, dass er es böse meint. Er hat sein Geld mit seinen eigenen Händen verdient. Ihr, deine Geschwister und du, werdet das mal erben. Warum sollt ihr also nicht auch was dafür machen? Er will wahrscheinlich nur, dass er dir nichts schenkt und du sehen sollst, dass man für Geld auch was tun muss und nicht nur die Hand aufhalten kann bei Menschen, die dieses hart verdient haben. Auch wenn dein Vater reich ist muss er das Geld ja nicht mit vollen Händen seiner Tochter geben.

Ich nehme an, dass dein Vater dich doch über den Tisch ziehen wollte, leider muss ich das so sagen, warum das so ist, kommt noch. Da du keine Pilze kennst, erübrigt sich das Problem von alleine. Tatsächlich sind Steinpilze sehr teuer. Bei 100 Kilo würde ich sogar sehr vorsichtig sein, In der Bundesartenschutzverordnung steht der Steinpilz als zu schützender Pilz und darf nicht gepflückt werden.

Aber als Ausnahme darf man Steinpilze für den eigenen Bedarf pflücken. Das heißt, zwei Kilo pro Tag und pro Pilzsucher sind erlaubt, mehr nicht. Manche Gemeinden erlauben nur ein Kilo täglich. Suchen darf man nur in nicht abgezäunten Grundstücken, also im Wald, der nicht Privatbesitz ist. Naturschutzgebiete sind tabu.

Wenn dein Vater ein Liebhaber von Steinpilzen ist, dürfte ihm auch die Gesetzeslage bekannt sein. Dann würde ich ihn doch einmal ansprechen und fragen, was er mit dir vorhatte, dich mit Absicht in eine solche Lage zu bringen, falls man dich mit mehreren Kilos der Pilze erwischen würde. In der Zeit der Suche nach Pilzen werden Kontrollen gemacht. Es gibt Pilze, die dürfen nicht gepflückt werden, auch nicht für den Eigenbedarf, das sind zum Beispiel Röhrlinge und Trüffel.

@Cid: Ich wusste nicht, dass Steinpilze so geschützt sind. Dann ist es natürlich in der Beziehung, was die Steinpilze angeht schon kurios, wenn der Vater so etwas verlangt. Aber an der Sache an sich ändert sich nichts, dass der Vater seiner Tochter, die nicht viel Geld hat, eben nichts gibt ohne dass sie was dafür macht. Was die Steinpilze angeht, ist es auch kein "über den Tisch ziehen" direkt, sondern eher eine Anstiftung zu einer Straftat, wenn man es genau sieht.

Das wird ja immer kurioser. Ich hätte auch nicht gewusst, dass diese Pilze so geschützt sind. Würde ich auch interessant finden, ob der Vater das gewusst hat. Gut, als Liebhaber von Pilzen müsste er das wohl wissen, aber das würde ich ja wirklich heftig finden, wenn er das gewusst hat. Alles in allem eine sehr seltsame Situation. Und ich frage mich auch, ob es Ähnlichkeiten mit anderen Pilzen gibt? Also du selber scheinst ja auch nicht gerade so der Pilz-Profi sein. Und immerhin werden die Steinpilze ja auch scheinbar wieder weiter verkauft. Kann da wirklich einfach so jeder "Hobbysammler" seine Pilze für den Weiterverkauf sammeln gehen? Also laut Aussage von Cid ja scheinbar nicht.

Natürlich kann jeder Hobbysammler Pilze sammeln, er muss sich nur danach richten, welche Pilze er sammeln darf. Zu den bekannten Pilzen, die nur für den Eigenbedarf gesammelt werden dürfen, gehört auch noch der Pfifferling.

Wie es in Österreich mit der Bestimmung über Pilzsammeln aussieht ist mir nicht bekannt. Ich selbst bin auch keine Pilzsammlerin. Ich war mal in der Zeit, wo Pilze gesammelt wurden, zu Besuch bei meinem Onkel in der Nähe von Berlin in der ehemaligen DDR. Wir gingen also zu viert Pilze sammeln im nahen Wald. Uns wurden die Pilze beschrieben und ab und zu kam meine Tante und guckte, ob es keine giftigen waren. Seit der Zeit habe ich mich nie wieder getraut, Pilze zu sammeln.

Aber ich habe mich mal sehr damit befasst, als es hier einen Pilz-Thread vor Jahren gab. Damals gab es das Verbot schon und ich habe heute wieder überprüft, ob es noch besteht. Und es gibt sie noch, die Bundesartenschutzverordnung.

Ich habe mich nun mal in meiner Region erkundigt und festgestellt, dass hier pro Tag 2 Kilogramm Steinpilze für den Eigenbedarf gepflückt werden dürfen. Der Weiterverkauf ist aber wohl nicht erlaubt, somit hat sich das Thema für mich eh erübrigt und ich werde keinerlei Pilze sammeln gehen.

Ich habe eigentlich auch keinerlei Lust dazu, da ich einfach keine Ahnung von Pilzen habe. Der Steinpilz soll zwar recht leicht erkennbar sein, aber es gibt wohl auch ähnliche, nicht gesunde Pilze. Mein Vater kennt sich sehr gut aus, er kann Pilze sehr gut einordnen und isst auch nur, was er selbst geprüft hat. Ich gehe daher davon aus, dass er auch vom Verbot weiß. Meine Vermutung geht nun dahin, dass er mit mir einen Intelligenztest veranstalten wollte, solche Spielchen kenne ich von ihm. Vermutlich wollte er herausfinden, ob ich mich kundig mache, bevor ich eine solche Aktion starte.

Zum Thema über den Tisch ziehen denke ich schon, dass er es versuchen wollte, aber es gehören ja immer zwei dazu. Einer der sich über den Tisch ziehen lässt und einer der es tut. 100 Kilogramm wären es eh niemals geworden, denn ich bin nur mit dem Stadtbus mobil und das wäre wohl nicht zu schaffen.