Brauche dringend Hilfe bei Problem in der Ausbildung

Ich habe da ein Problem in meiner Ausbildung und hoffe, dass ihr mir dabei weiter helfen könnt. Ich bin 18 Jahre alt und befinde mich im zweiten Ausbildungsjahr meiner Ausbildung, besuche natürlich auch die Berufsschule und arbeite in einem Büro. Mit fast allen Arbeitskollegen und auch mit meinem Ausbilder komme ich gut aus. Wie das mit Arbeitskollegen eben so ist. Ich sehe sie nur bei der Arbeit und will in der Freizeit nichts mit ihnen zu tun haben.

Ich habe an meinem PC wie fast jedes Büro ein E-Mail Programm, in dem ich E-Mails empfangen kann. Alle im Betrieb verwenden das gleiche System. Ich habe im März dieses Jahres via E-Mail ein Angebot bekommen (nicht nur ich, sondern auch andere Azubis der Dienststellen), dass ich in Wien ein Seminar besuchen kann und dort noch Plätze frei sind, das sich speziell auf die Berufsgruppe ausrichtet, in die ich involviert bin.

Soweit so gut. Mein Ausbilder hat das Mail an mich weiter geleitet und mir damals gesagt, ich solle mir das überlegen bzw. das mit meinen Eltern besprechen. Ich dachte im ersten Moment (ich bin ein ziemlich schüchterner Mensch) natürlich daran, auf keinen Fall an dem Seminar teilzunehmen, aber wollte das meinem Chef nicht so ins Gesicht sagen und habe ihm gesagt, dass ich das E-Mail mit der Seminarbeschreibung ausdrucke und mit nach Hause nehme.

Wie ich meine Eltern kenne bzw. meine Mutter, waren die natürlich von dem Angebot begeistert (sie müssen ja auch nicht hingehen) und haben mir gesagt, dass ich das Angebot annehmen und mich bei diesem Seminar anmelden soll. Da ich meinen Eltern nicht wiedersprechen kann und es damals noch einige Monate bis zum Seminar waren (ich dachte mir, ist eh noch ein halbes Jahr, da brauche ich mir keine Gedanken zu machen) war ich so dumm und habe die Seminaranmeldung ausgefüllt, anstatt auf den Tisch zu hauen und zu sagen, dass ich da nicht hin will. Am besten hätte ich es meinen Eltern gar nicht gezeigt. Es bringt aber jetzt nichts, wenn ich mich im Nachhinein aufrege.

Ich habe diesen Beitrag hier auf Talkteria erstellt, weil ich mir erhoffe, dass ihr mir bei der Lösung des Problemes helfen könnt. Ich möchte das Seminar auf keinen Fall besuchen. Warum? Dafür gibt es die folgenden 3 Gründe:

Punkt 1: In der Seminarbeschreibung steht, dass man dort praktische Arbeiten und auch eine Gruppenarbeit machen muss. Ich hasse Gruppenarbeit total und bei den praktischen Übungen könnte ich versagen.

Punkt 2: Der Ort, an dem das Seminar abgehalten wird ist 500 Kilometer von meinem Arbeitsplatz entfernt und die Strecke müsste ich mit dem Auto fahren. Einziger Wehrmutstropfen wäre, dass ich bei meinen Großeltern übernachten kann.

Punkt 3: Ich bin der einzige Azubi in meinem Betrieb und muss alleine zu dem Seminar gehen. Das finde ich ziemlich langweiliger und würde sofort hin gehen, wenn da noch ein anderer Azubi wäre. Zu zweit ist es doch viel lustiger. Dann kenne ich dort niemanden, stehe bei der Gruppenarbeit ganz alleine da und blamiere mich. Das hasse ich.

Ich habe mir als Lösung übrigens schon überlegt, dass ich an den Absender, der das E-Mail mit dem Seminar geschrieben hat einfach schreibe und darin behaupte, dass ich aus privaten Gründen nicht am Seminar teilnehmen werde und mich daher abmelde. Aber das wird wohl kaum gehen ohne dass mein Ausbilder das mitbekommt. Lange Rede, kurzer Sinn. Was würdet ihr in meiner Situation tun? Was kann ich tun, um nicht zu diesem Seminar zu müssen? Wie soll ich das meinem Ausbilder sagen, sodass er nicht böse wird?

Da hast du dir ganz schön was eingehandelt. Für dich ist es sicher eine furchtbare Situation, allein schon bei den ganzen Horrorvorstellungen, die du hier aufzählst.

Mein Rat an dich. Zieh das Seminar durch, auch wenn es dir im Moment furchtbar vorkommt und du Angst vor dem eventuellen scheitern hast. Es gibt keine Probleme, sondern nur Herausforderungen. Zudem kannst du dir immer vor Augen halten, dass es irgendwann und das höchst absehbar vorbei ist. Dann kannst du wenigstens jedem berichten wie furchtbar es dort war.

Wer weiß, vielleicht gefällt dir das Seminar sogar. Und glaubst du wirklich du wirst die einzige Person dort sein, die sich solche Gedanken vorher macht? Du wirst sicher ein paar nette Leute kennen lernen, die auf dich zukommen werden und einfach kneifen ist feige und auch ziemlich unfair. Nicht jeder bekommt eine Chance neue Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln. Augen zu und durch. Du schaffst das mit Sicherheit.

Ich kann dich absolut verstehen. Ich bin auch schüchtern und hätte Angst, dass es alles total unangenehm wird, keiner mich mögen wird, ich total versage etc. Aber bei allen Dingen, die ähnlich waren und die ich dann doch machen musste oder zu denen ich mich durchringen konnte, kam es ganz anders. Hast du nicht ähnliche Erfahrungen gemacht?

Sämtliche Teilnehmer kennen sich nicht. Viele kommen von weiter weg, sind alleine und fühlen sich unsicher. Letztlich kommt man sich schnell näher und alles läuft super. Warum solltest du auch total versagen? Das Seminar ist doch genau für dich gemacht. Sie werden nichts verlangen, was du gar nicht wissen kannst.

Du bist jetzt erwachsen, hast eine Karriere angefangen. Da gehört das dazu. Hilfsarbeiter müssen selten Seminare machen, aber du willst doch auch ab und zu was dazulernen und weiterkommen. Beiß dich durch und du wirst sehen, dass es dir weiterhilft. Je öfter du so etwas machen musst, desto leichter wird es auch. Je länger du solchen Sachen aus dem Weg gehst, desto schwieriger werden die, die du nicht umgehen kannst.

Wie wäre es, wenn du dir als Belohnung nach dem Seminar einen Wunsch erfüllst. Spare bis dahin ein bisschen Geld und wenn du aus Wien zurück bist, darfst du dir dann etwas kaufen, was du dir schon lange wünschst. Das motiviert dich vielleicht etwas.

Da du den Schein ausgefüllt hast, solltest du auch dorthin fahren. Glaube mir, es wird dir nicht schaden. Ich wurde auch auf einen Kurs geschickt, der zwar todlangweilig war, aber wir waren viele Azubis aus mehreren Betrieben und es war an sich zumindest nach dem Kurs ganz entspannt. Ich bin auch schüchtern, aber ich bin der Meinung, dass man irgendwann auch mal in das kalte Wasser hüpfen sollte und eine Herausforderung annehmen muss.

Ich habe ja überwiegend die Antwort mit dem Inhalt bekommen, den ich befürchtet habe. Also dass mir gesagt wird, ich soll das durchstehen und zum Seminar gehen, es würde nicht so schlimm werden.

Aber so eine Antwort wundert mich ehrlich gesagt nicht. Als Außenstehender, wenn man sich nicht in der Lage des Fragestellers versetzt/versetzen kann, dann ist es ziemlich einfach hinzuschreiben, dass dieser zum Seminar gehen soll und schon nichts schlimmes passieren wird.

Ist ja grundsätzlich euer gutes Recht, mir diesen Rat zu geben. Aber folgende Frage, die ich eigentlich gestellt habe, wurde nicht beantwortet: Was kann ich tun, um nicht zu diesem Seminar gehen zu müssen? Leider wurde mir die Kernfrage nicht beantwortet. Schade.

Weil ich unter anderem an der Uni arbeite, wollten dich mich auch manchmal zu Seminaren schicken. Bei einigen habe ich mich tatsächlich durchgebissen. Etwa einmal im Jahr muss ich etwa meine Arbeit vorstellen und das vor dem Professorenkollegium. Das liegt mir gar nicht. Da hab ich mir von einer Krankenschwester ein Beruhigungsmittel mitbringen lassen, das nehme ich immer vorher und dann bin ich ganz entspannt und kann meine Rede halten.

Vor anderen Seminaren drücke ich mich. Da habe ich dann eben ein kaputtes Auto oder ich bin krank, es gibt einen wichtigen anderen Termin usw. Man kann da ja kreativ sein. Im Notfall kannst du dir etwa eine Krankschreibung holen. Suchst du dir einen netten Arzt, der wird das schon machen. Da hast du eben ganz plötzlich eine schlimme Magen-Darm-Erkrankung bekommen.

Aber folgende Frage, die ich eigentlich gestellt habe, wurde nicht beantwortet: Was kann ich tun, um nicht zu diesem Seminar gehen zu müssen? Leider wurde mir die Kernfrage nicht beantwortet. Schade.

Weil du da gar keine Möglichkeit hast. Wenn sowohl deine Eltern als auch dein Ausbilder nicht wissen sollen, dass du dich drückst, musst du hingehen. Man kann natürlich immer einen Großvater erfinden, der beerdigt wird. Aber dann müsstest du dich an dem Wochenende vor deinen Eltern verstecken, bei einem Freund schlafen oder ähnliches. Danach musst du ihnen aber erzählen, wie das Seminar war.

Es ist halt die Frage, ob du wirklich so viel lügen willst, nur weil du ein bisschen feige bist. Da ist es doch wirklich einfacher, hinzugehen. Eine weitere Frage, die sich mir stellt, ist die, ob du da eventuell mit deinem angekündigten Erscheinen einen Platz reserviert hältst, über den ein anderer Azubi sich freuen würde.

Also dir bleiben drei Möglichkeiten. Entweder du hast so viel Mut, deinem Ausbilder zu sagen, dass du keinen Bock hast. Oder du lügst deine Eltern an und das nicht zu knapp. Oder du reißt dich zusammen und gehst hin. Am wenigsten negative Folgen hat die letzte Variante, auch wenn du dich vor der am meisten fürchtest.

Naja mein Ausbilder wird wohl oder übel wissen müssen, dass ich nicht zu dem Seminar nicht gehen will und meinen Eltern würde ich einfach erzählen, das Seminar wurde abgesagt, weil zu wenige Teilnehmer waren o.ä. Das wäre auch glaubwürdig, weil ich ihnen gesagt habe, dass ich erst im September via E-Mail Infos darüber bekomme, wie das beim Seminar abläuft und was ich mitbringen muss, was auch so wahr ist.

Ich habe ja wirklich große Angst, dorthin zu gehen, aber gegenüber meinem Ausbilder zu behaupten, dass ein Großvater od. Verwandter verstorben wäre, ist in meinen Augen das Allerletzte. Mit solchen Themen macht man keinen Spaß und ich würde als Chef einen Mitarbeiter, der mich so anlügt fristlos kündigen.

Der Vorschlag, dass ich bei einem Freund schlafen könnte, ist an sich gut. Das Problem ist, dass ich sehr wenige Freunde habe (nur 5 Kollegen) und die wohnen alle viel zu weit von mir weg. Also wären wir am Ende bei folgenden 2 Möglichkeiten, die mir noch übrig bleiben:

1. Ich gehe in einem Monat zu meinem Ausbilder (ich habe die kommenden 2 Wochen Urlaub und er danach 2 Wochen) und sage ihm, dass ich nicht zu diesem Seminar gehen will/kann und überlege mir davor gut, wie ich das begründen kann. So leicht ist der nämlich nicht zu überzeugen.

2. Ich fahre nach Wien, sage kein Wort zu meinem Ausbilder oder den Eltern und tue einfach so, als würde ich zum Seminar fahren. Dann schlafe ich dort bei meinen Großeltern, lasse mich von meinem Großvater zum Seminar am Morgen fahren und gehe dann nicht in das Gebäude, sondern vertreibe mir den Tag in Wien anderweitig und besuche das Seminar nicht. Die 7 Stunden werden zwar ziemlich langweilig, und dann lasse ich mich bei dem Gebäude, in dem das Seminar stattfindet einfach wieder von meinem Großvater abholen und tue so, als wäre ich beim Seminar gewesen und erzähle ihm irgendetwas, was ich dort angeblich gelernt habe. Überprüfen kann er nichts.

Die letzte Option ist nicht wirklich eine Möglichkeit, sondern eine Hoffnung. Ich bin wie gesagt in der ersten September-Woche auf Urlaub und in dieser Zeit werde ich vermutlich das E-Mail mit den Informationen zum Seminar bekommen. Da kann ich nur hoffen, dass das Seminar nicht stattfinden, aus welchem Grund auch immer.

Obwohl das ziemlich unwahrscheinlich ist, da mir die Organisatorin dieser Veranstaltung versichert hat, dass das Seminar auf jeden Fall stattfindet. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Eine andere Frage ist natürlich auch, ob man nach diesem Seminar eine Bestätigung bekommt, dass man daran teilgenommen hat oder sowas in der Art. Die hätte ich dann natürlich nicht, wenn ich nicht teilnehme und mein Ausbilder würde das merken.

Bin mir gar nicht sicher, ob der Ausbilder mich nicht kündigen könnte, wenn ich nach Wien fahre und einfach nicht zu diesem Seminar gehe. Immerhin wäre das glaube ich das Gleiche, wie wenn ich einfach unentschuldigt am Arbeitsplatz fehle. Das würde ich nicht riskieren wollen.

Ich finde es auch schwierig, dir hier etwas anderes zu raten, als dass du zu dem Seminar gehen und dein bestes geben solltest. Ich kenne es von meinen Seminaren schon, dass man am Ende eine Bestätigung bekommt, die man dann für die Unterlagen hat. Aber der Arbeitgeber kann diese Bestätigung in Kopie auch für die eigenen Unterlagen einfordern, wenn er nachweisen muss, wie er die Auszubildenden bei der Ausbildung gefördert hat. Ich kann es schon verstehen, dass du nicht zu diesem Seminar gehen möchtest. Ich finde solche Gruppenarbeiten auch nicht so prickelnd und würde lieber darauf verzichten, wenn es möglich ist.

Aber ich denke auch, dass du das dann deinen Eltern und auch dem Ausbilder direkt hättest sagen sollen. Immerhin war es ja nur ein Angebot von deinem Ausbildungsbetrieb und keine Pflichtveranstaltung. So wäre es doch ganz am Anfang noch möglich gewesen, dass du deinen Eltern sagst, was dich an der Veranstaltung stört und warum du dort nicht hin möchtest. Sie hätten dir dann auch helfen können, die Argumentation für den Ausbilder auszufeilen. Dass es damals noch Monate bis zu der Veranstaltung hin waren, ist für mich auch kein Argument, da es ja klar war, dass es irgendwann so weit sein würde.

Ich finde es eigentlich schön, dass du deinen Eltern nicht widersprechen wolltest oder konntest, wie du es hier schreibst. Aber schlimm finde ich, dass du dir im Gegenzug nun verschiedene Möglichkeiten ausdenkst, wie du dich vor dem Seminar drücken kannst. Diese Möglichkeiten können aber alle nur beinhalten, dass du deine Eltern, deinen Ausbilder und nun vielleicht auch noch deine Großeltern anlügst. Das finde ich viel schlimmer, als wenn du am Anfang offen gesagt hättest, warum du nicht zu diesem Seminar gehen kannst.

Ich kann mich schon ganz gut in deine Situation hineinversetzen, da ich bis vor zwei Jahren nicht nur schüchtern, sondern geradezu sozialphobisch war und irgendwelche Veranstaltungen wie die von dir genannte mir regelmäßig schlaflose Nächte und Angstschweiß beschert haben. Der Unterschied von mir zu dir war nur, dass ich mich gar nicht erst zu dem Seminar angemeldet hätte, weil ich schon beim Gedanken daran vor Panik so gelähmt gewesen wäre, dass ich gar nicht mehr in der Lage gewesen wäre, mich dort anzumelden.

Nun gut, jetzt ist die Anmeldung passiert und du musst entweder einen Weg finden, mit der Situation zurecht zu kommen, oder dich zu drücken. Und glaub mir, ich kann deinen Wunsch nach dem Drücken absolut nachvollziehen - ich weiß jedoch aus Erfahrung auch, dass man sich keinen Gefallen tut, dieser Angst vor der Situation nachzugeben. Sie schränkt einen ein, nimmt einem Chancen und je öfter man dieser Angst nachgibt, desto größer wird sie, desto mehr bestimmt sie das Leben und desto schwieriger wird es, sie wieder loszuwerden - gerade, wenn man erstmal Taktiken entwickelt hat, sich vor diversen Situationen zu drücken.

Aber das nur am Rande. Momentan beschäftigt dich das Thema wohl viel zu sehr, als dass du dich dazu überreden lassen würdest, das Seminar einfach durchzuziehen. Verständlich.

Nun, ich habe die Erfahrung gemacht, dass es völlig falsch ist, sich in solchen Fällen den Eltern oder dem Ausbilder / Lehrer / Chef anzuvertrauen, weil es die meisten Leute eh nicht nachvollziehen können und dann mir so schlauen Sprüchen wie "Stell dich nicht so an" oder "So schlimm ist das doch nicht" um sich werfen - im schlechtesten Fall nimmt der Chef es einem übel und man hat keine guten Chancen mehr an seinem Arbeitsplatz. Vorzugaukeln, dass man das Seminar besucht hätte, mag vielleicht bei den Eltern klappen, nicht aber beim Ausbilder. Ich habe mich in solchen Fällen deshalb immer für den einfachsten Weg entschieden: Magen-Darm.