Warum halten Bewohner Ebola-Epidemie für einen Schwindel?

vom 17.08.2014, 14:51 Uhr

Von der Ebola-Epidemie werden mittlerweile alle gehört haben. Es sind sehr viele Menschen mit diesem Virus infiziert worden und auch sehr viele Todesopfer sind mittlerweile zu verzeichnen, weil man eben noch nicht weiß wie man dieses Virus besiegen kann. Die Heilmethoden sind noch nicht erprobt und eher experimenteller Natur und um eine weitere Ansteckung zu verhindern, werden Infizierte für gewöhnlich in Quarantäne gesteckt.

Nun sind aber aus der Hauptstadt Liberias, wo die Epidemie allgegenwärtig ist, etwa 17 Ebola-Patienten aus der Quarantäne-Station entflohen. Klick. Zuvor sollen aufgebrachte Anwohner gekommen und in die Klinik eingedrungen sein. Unter den Patienten befinden sich laut Spiegel bestätigte Fälle, aber auch Verdachtsfälle. Das Gebiet, in dem sich der Vorfall ereignete, ist dicht besiedelt mit etwa 75.000 Menschen. Nun fürchten Mediziner und Behörden, dass sich das Virus durch diesen Vorfall weiter ausbreiten und noch mehr Todesopfer fordern könnte.

Laut Spiegel halten viele Bewohner dieses Gebietes die Ebola-Epidemie für einen Schwindel und um ehrlich zu sein kann ich nicht so wirklich nachvollziehen warum. Schließlich ist Liberia am größten von der Epidemie betroffen mit über 400 Todesfällen. Weltweit gibt es über 1000 Todesfälle und 2000 Infizierte. Wie kann man solche Zahlen ignorieren und als Schwindel abstempeln? Könnt ihr die Denkweise der Bewohner nachvollziehen? Würdet ihr möglicherweise auch ähnlich denken an ihrer Stelle?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Was denken sich Patienten dabei, wenn sie aus der Quarantänestation des Krankenhauses ausbrechen? Denken sie gar nicht? Denn es muss ihnen doch klar sein, dass sie andere Menschen anstecken mit ihrer Krankheit, mit dem gefährlichen Ebola-Virus. In Liberia wird nun eine weitere Ausbreitung befürchtet. Das habe ich in den Nachrichten gehört.

Passiert sein soll das aufgrund einer Ankündigung, den Slum in Monrovia unter Quarantäne stellen zu wollen. Daraufhin wurde das Krankenhaus gestürmt. In dem Durcheinander konnten über zwanzig Personen aus der Quarantänestation fliehen.

Kenia hat einen Einreisestopp verfügt für Menschen aus den Ebola-Gebieten. Die Angst vor Ansteckung breitet sich immer mehr aus.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Mit einem rationalen Verhalten muss man in diesem Fall nicht mehr rechnen. Wenn man in einer solchen Quarantänestation sitzt, herrscht pure Angst. Und das beeinflusst das Verhalten. Wenn man glaubt, man sei nicht infiziert aber man mit kranken Menschen in eine Station gesteckt wird, bekommt man natürlich Angst und möchte flüchten. An andere Menschen denkt man da nicht mehr, da setzt der pure Selbsterhaltungstrieb ein. Ich kann das Verhalten von daher nachvollziehen, auch wenn es natürlich für die Gesamtbevölkerung höchst gefährlich ist.

Außerdem ist wohl das Vertrauen der Bevölkerung gegenüber der Regierung und den westlichen Medizinern sehr gering. Selbst bei uns glaubt man ja kaum noch unserer Regierung. Und in den Entwicklungsländern ist das Misstrauen noch sehr viel stärker. Und wenn über tausende Fälle berichtet werden, ist das ja noch kein Beweis aus erster Hand. Man darf nicht vergessen, dass in den Entwicklungsländern das Vorhandensein einer unabhängigen Presse und frei zugänglichen Informationen nicht selbstverständlich ist.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Es gibt öfter mal irgendwelche Skandale oder Krankheiten. Manche davon sind immer da oder kommen eben nur gerade in etwas erhöhter Zahl vor. Gerade dann scheinen sie besonders akut, wenn sie besonders in den Medien sind. Diese versuchen natürlich immer eine gute Story zu finden, wenn eine Themennot ansteht.

Natürlich ist nicht alles nur Medienhype, Es gibt tatsächlich auch Seuchenausbrüche und nicht zu unterschätzende Gefahren, was Krankheiten, Lebensmittel oder Tiere betrifft. Wie schlimm es tatsächlich steht um Ebola, kann ich ganz schwer einschätzen. Möglicherweise kann man das vor Ort im Krisengebiet nicht einmal selbst.

In Afrika sind die Heilungsmethoden noch eher schlecht und auch eine Diagnose von wenig erforschten Krankheiten sowie der Umgang mit einer Seuche scheint schwer. Man weiß auch nicht, ab wann und wie lange jemand unter Krankheitverdacht steht. Wichtig ist, dass man mehr über die Krankheit und ihre Heilungsmethoden herausfindet.

» crazykris1 » Beiträge: 605 » Talkpoints: 37,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Was hier sicherlich auch eine Rolle spielt, ist, dass ein Slum unter Quarantäne gestellt wurde. Slums werden in keiner Stadt von den Obrigen gerne gesehen und so haben sich in den letzten Jahrzehnten einige Geschichten ereignet, die Slumbewohner sensibilisiert haben. Oft wurden Slums einfach innerhalb weniger Stunden geräumt und niedergewalzt, den Bewohnern somit das letzte bisschen Hab und Gut und das Dach überm Kopf genommen. Im südafrikanischen Slum Soweto sind in den 70ern friedlich demonstrierende Slumbewohner mit Maschinengewehren richtiggehend abgeschlachtet worden. Die Geschichte zeigt also, dass die Regierungen jeden Anlass nehmen, um Slums auszulöschen und dass sie dabei auch über Leichen gehen.

Ein weiteres Problem in Afrika ist die Mischung aus dem Respekt vor den Älteren und deren Unwissen. Wer heute über 60 Jahre alt ist, ist noch während der Kolonialzeit geboren worden. Viele haben keine oder nur eine sehr rudimentäre Schulbildung genossen. Viele glauben an eine Mischung aus Christentum und ihren Naturreligionen, was beispielsweise böse Geister miteinbezieht. Eine so abstrakte Krankheit wie eine Virusinfektion wird daher nicht verstanden. Dennoch wird oft das gemacht, was die Alten sagen, weil sie unumstößlich respektiert werden.

Das Leben in einem afrikanischen Dorf ist einfach nicht mit unserem Leben vergleichbar. Selbst wenn die jungen Menschen in die Stadt ziehen und studieren oder sich Jobs suchen. Selbst wenn viele Menschen heute Handys haben und im Internet surfen. Die ältere Generation hat ganz andere Zeiten erlebt und alles ging wahnsinnig schnell. Das ist mit Japan vergleichbar. Dort war die Entwicklung von einer landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft zu der heutigen hochtechnologisierten auch so schnell, dass nicht alle mitkamen.

Ich finde es natürlich auch erschütternd, dass infizierte Menschen dort aus den Kliniken fliehen, sich selbst und andere in höchste Gefahr bringen. Aber ihre Angst vor den westlichen Medizinern in Raumanzügen und ihren eigenen korrupten Regierungen kann ich sehr gut nachvollziehen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich kann es schon nachvollziehen, dass die Menschen die da unter Quarantäne stehen wahnsinnige Angst haben müssen und indessen dieser Angst natürlich nicht besonders darüber nachdenken, ob durch ihr Handeln andere in Gefahr geraten oder nicht. Ich selbst würde in einer solchen Lage vielleicht auch nicht anders agieren.

Ein weiteres Problem in diesen Gebieten ist natürlich auch das Unwissen der Menschen dort. Gerade die Personen, welche aus Slums kommen, haben nicht ausreichend Bildung bekommen und wissen einfach nicht viel über diese schlimme Seuche.

Man kann nur hoffen, dass die Epidemie in Griff zu bekommen ist und bald ein Ende hat. Es ist schrecklich wenn man mit ansehen muss wie hunderte von Menschen sterben und niemand was dagegen machen kann.

» Jessy0205 » Beiträge: 11 » Talkpoints: 1,25 »


Also, die Menschen in den betroffenen Ländern halten die Zahlen ja grundsätzlich nicht für einen Schwindel oder ignorieren diese. Sie glauben lediglich das ihre eigene medizinische Versorgung (Kräuter oder Medizinman), bei den an Ebola erkrankten Menschen helfen kann, und die westlichen Erkenntnisse in diesem Bereich nicht helfen und stempeln diese dann im selben Zug auch als "Humbug" ab.

Sie glauben ja sogar, dass die "Menschen in den Anzügen" die Krankheit weiter geben und diese ursprünglich von diesen stammt. Der Ursprung liegt eigentlich bei den Flughunden, die als Hauptwirt der Krankheit gelten und an dieser nicht verenden. Auch Primaten werden durch die Flughunde angesteckt. An die Menschen gelangt die Krankheit dort, wenn sie die Primaten essen.

Man kann ihnen ja ihre Ansichten auch nicht verübeln, denn es wurde ja bisher auch niemand von den sich dort befindlichen Ärzten geheilt (es wurde auf der ganzen Welt noch niemand geheilt), es wurden schon mehrere Medikamente ausprobiert, doch der Erfolg blieb bisher aus. Es ist sicherlich keine Lösung, die erkrankten Patienten aus der Quarantänestation gewaltsam zu befreien, aber wenn man verzweifelt ist macht man viele Dinge, ohne nachzudenken.

» teatiger » Beiträge: 30 » Talkpoints: 3,01 »



Wenn ich in so einem gering entwickeltem Land wie diesem wohnen würde, in dem Regierung, Polizeiapparat und Militär von Korruption zerfressen sind, würde ich vielleicht auch an eine Verschwörung glauben. Diese Menschen können keinen Obrigkeiten mehr trauen, wenn sie sonst auch ständig unter deren Willkür leiden müssen. Dazu kommt dann noch die mangelnde Bildung und andere Glaubenssysteme. Wahrscheinlich ist dort in der breiten Bevölkerung gar nicht bekannt, wie Ebola übertragen wird. Ich mache den Menschen dort überhaupt keine Vorwürfe.

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» ninjafan » Beiträge: 1455 » Talkpoints: -0,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Man muss bei dieser Sache auch bedenken, in welchen Ländern dies geschieht. Dies sind Entwicklungsländer. Die Menschen dort sind arm und haben kaum Bildung, vieles was an Wissen für uns normal ist, ist es dort nicht. Die Leute werden wie Tiere eingesperrt ohne wirklich zu wissen was los ist. Meines Erachtens müsste stärker Kommuniziert werden und versucht werden die Situation den Menschen näher zu bringen. Die Aufklärung über die Krankheit ist einfach zu schlecht. Und wenn man nicht weiß was dort vor sich geht, in Ländern in denen weder Militär, Polizei noch Politik zu trauen ist, ist es denke ich durchaus verständlich, dass die Leute reagieren wie sie es tuen.

Für uns scheint dieses Verhalten nicht Rational zu sein, doch wir haben ganz anderes Wissen und sind in Sicherheit. Viele Menschen dort wissen nicht viel über diese Krankheit. Sie sehen nur, dass Freunde und Verwandte eingesperrt werden und größtenteils nie wieder oder nur in Leichensäcken wieder gesehen werden. Wie soll ein Mensch dort bitte schön rational handeln. Ich persönlich finde es etwas herablassend, über diese Geschehnisse zu schimpfen.

Natürlich ist mir klar, dass dies alles nur noch schlimmer macht und mir ist durchaus klar das Quarantäne die einzige Möglichkeit ist die Krankheit einzudämmen, aber ich denke mit mehr Kommunikation den Menschen gegenüber könnte man auch mehr Toleranz erreichen. Natürlich ist die Massenkommunikation in solchen Ländern schwer, da die Menschen meist weder über Telefon, Internet noch Fernsehen verfügen, doch zu versuchen den Menschen die Gefahren und die einzige Möglichkeit die Krankheit einzudämmen (Quarantäne) näher zu bringen würde die Situation verbessern und solche Situationen seltener machen.

Mir ist klar es ist falsch was die Leute dort machen, aber dies sage ich mit meinem Wissen und meinem Kenntnisstand, ich kann allerdings auch durchaus das Verhalten der Leute nachvollziehen, denn diese haben einfach ein ganz anderes Wissen und Kenntnisstand und sicher unglaubliche Angst.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wie viele Einwohner können dort überhaupt lesen und schreiben? In Liberia herrschte doch noch bis vor kurzem ein blutiger Bürgerkrieg mit Kindersoldaten. In Mali läuft wieder ein neuer Bürgerkrieg und im Kongo gab es die letzten 50 Jahre wohl kaum echten Frieden.

Es gibt schließlich nicht nur Ebola dort, sondern auch viele andere Krankheiten und die Menschen wurden dort bisher teilweise schwer belogen und glauben nun nichts mehr. Dafür kann man diese Menschen auch nicht verurteilen.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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