Als Arbeitgeber seine Angestellten als minderwertig ansehen

Ich kenne jemanden, der bei einem Arbeitgeber ist, der seine Angestellten wie Dreck behandelt und als minderwertig ansieht. Er selber kommt beispielsweise mit einem teuren Auto zur Arbeit und sagt dann, dass sich keiner seiner Angestellten je im Leben so ein Auto leisten werden kann. Er macht ihnen immer wieder klar, dass sie in seinen Augen minderwertig sind und er über ihnen steht und alles von ihnen erwarten kann. Die Leute lassen sich das natürlich nicht ewig gefallen und so wechselt das Personal ständig. Hattet ihr auch schon mal so einen Arbeitgeber?

Einen solchen Arbeitgeber hatte ich noch nicht, aber ich bin mir sicher, dass ich bei so jemandem nicht besonders lange beschäftigt wäre. Ich kann gut verstehen, dass bei dem von dir beschriebenen Arbeitgeber eine hohe Mitarbeiterfluktuation herrscht. Wenn man einen solchen Chef hat, geht man sicher nicht besonders gerne zur Arbeit und wird sich früher oder später nach etwas anderem umschauen.

Natürlich befinden sich die Angestellten eines Unternehmens in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis. Allerdings vergisst der Chef in deinem Beispiel wohl, dass er ebenfalls von seinen Angestellten und deren Arbeit abhängig ist. Wäre er dies nicht, würde er die Arbeit ja alleine erledigen können und müsste überhaupt niemanden einstellen. Das scheint ja nicht der Fall zu sein. Es täte dieser Person also gut, auch seine eigene Abhängigkeit von seinen Mitarbeitern anzuerkennen.

Dass jemand, der ein Unternehmen aufgebaut hat und dafür sorgt, dass neue Aufträge hereinkommen und der Laden insgesamt läuft, ruhig auch gut davon leben sollte, steht außer Frage. Allerdings tut es ihm nicht gut, sich überheblich über die Angestellten zu stellen. Gerade wenn es dabei vor allem um eine finanzielle Überlegenheit handelt, ist das schon sehr armselig. Damit zeigt der Mann ja auch, dass er sich nicht über seinen Unternehmergeist und Intellekt von seinen Mitarbeitern abhebt, sondern nur glaubt, dass Geld und Macht ihn ausmachen. So jemanden finde ich einfach erbärmlich, weil er nicht souverän ist.

Ich wundere mich, dass bei einem solchen Arbeitgeber überhaupt noch jemand arbeitet. Wenn er meint, dass sich niemand von ihnen je einen solchen Wagen leisten kann, dann muss er auch wissen, dass er seine Mitarbeiter unterbezahlt. Dieser Mensch ist so überheblich und arrogant, weil ihm bisher noch niemand seiner Mitarbeiter gesagt hat, wie erbärmlich er in Wirklichkeit ist. Vielleicht wartet er darauf, dass mal endlich jemand Mut zeigt und ihm seine Meinung sagt. Weil das nicht passiert, sieht er die Mitarbeiter als eine graue, kuschende Masse an, mit der er machen kann, was er will, denn es passiert ja nichts, egal was er sagt.

Wenn einer kündigt, hat er schnell Ersatz. Ich weiß nicht, wie groß die Firma ist. Aber es müsste ihm richtig wehtun, wenn der größte Teil der Belegschaft auf einmal krank wäre oder kündigen würde. Bei einem solchen Arbeitgeber würde ich garantiert nicht lange arbeiten. Wenn ich ginge, ganz bestimmt nicht, ohne ihm meine Meinung zu sagen.

Wenn er meint, dass sich niemand von ihnen je einen solchen Wagen leisten kann, dann muss er auch wissen, dass er seine Mitarbeiter unterbezahlt.

Es wäre eigentlich schon schlimm, wenn die Mitarbeiter gleich viel oder mehr verdienen würden als der Unternehmer. Schließlich trägt der ein erhebliches Risiko und muss dadurch am Ende auch mehr verdienen. Und dass man sich davon einen gewissen Luxus leisten darf, steht wohl außer Frage.

Das heißt aber natürlich nicht, dass man sich so überheblich gegenüber seinen Mitarbeitern verhalten muss. Und sicher kommt es besser an, wenn man mit einem gewissen Unterstatement gegenüber seinen Mitarbeitern auftritt. Es gibt durchaus auch Firmenbosse, die mit einem Golf zur Arbeit fahren und den Porsche nur in ihrer Freizeit nutzen. Das kommt sicher viel besser bei der Belegschaft an.

Ein Bekannter von mir hatte mal so einen Chef und das hat ihn psychisch sehr belastet. Dieser Chef hatte genau so eine arrogante und überhebliche Art wie oben beschrieben und behandelte seine Mitarbeiter wie Dreck. Mein Bekannter selbst beispielsweise hatte schon 20 Jahre Berufserfahrung und es hat sich herausgestellt, dass er bei diesem Chef deutlich weniger verdiente als andere Berufsgenossen im Durchschnitt. Er war also deutlich unterbezahlt wie alle seine Arbeitskollegen. Noch dazu kam der Monatslohn sehr unpüntklich, teilweise alle 3-4 Monate, angeblich wegen der Wirtschaftslage. Aber komischerweise stand dann immer ein neues teures Boot in der Einfahrt des Chefs oder ein überteuerter Neuwagen.

Ich persönlich würde es nicht lange bei so einem bescheuerten Chef aushalten, aber wenn derartige Betriebe eher ländlich gelegen sind und mehr oder weniger eine "Monopolstellung" haben und quasi fast die einzigen Arbeitgeber sind, hat man ja wohl keine andere Wahl, wenn man nicht wegziehen will.