Prüfungen - wie viel Unterstützung ist noch normal?
Mein Freund und auch andere aus meinem Bekanntenkreis haben in letzter Zeit Examen geschrieben und da sind mir einige Verhaltensweisen aufgefallen, die ich etwas merkwürdig fand. Ich selbst habe in meinem Fach kein Examen, dafür haben wir eine Vielzahl anderer Prüfungen und Praktika, die für uns sehr wichtig sind. Die Prüfungen dauern bei meinem Freund etwa zwei Wochen und da haben sich dann sogar die Eltern einen Tag für frei genommen, damit sie zwischen den Prüfungen kommen und ihm Essen bringen konnten. Tatsächlich haben sich auch viele Partner der Prüflinge frei genommen und gehen an diesen Tagen beispielsweise nicht zur Uni oder haben sich Urlaub genommen, wenn sie arbeiten. Sie bringen die Prüflinge dann eben zum Examen und holen sie dann wieder ab.
An sich finde ich das ja ganz nett und lieb, aber ich finde es gleichzeitig auch sehr übertrieben. Bei uns gibt es auch sehr viele wichtige Prüfungen und da habe ich nie beobachtet, dass jemand von seinem Partner abgeholt worden wäre oder so. Die meisten schaffen das alleine und ich kenne auch viele, die dann etwas distanzierter sind, weil sie sich eben auf die Prüfungen konzentrieren. Viele haben natürlich auch ''Nebenwirkungen'' wie etwa Durchfall und Appetitmangel oder auch Gewichtszunahme und nehmen daneben Beruhigungsmittel wie Baldrian am Abend zuvor zum Schlafen oder Imodium gegen den Durchfall. Jeder muss mit seinen Problemen irgendwie klar kommen und jeder tut das auf seine eigene Art und Weise.
Vom Wichtigkeitsgrad sind unsere Prüfungen nicht weniger wichtig, als das Examen, nur wird bei einem Examen eben viel Rummel drum herum gemacht. Wenn es dann hilft, dass sich Partner und sogar Eltern Urlaub nehmen, dann ist es so, aber ganz nachvollziehen kann ich es nicht. Wenn ich Prüfungen habe, dann beeinträchtige ich in der Regel auch das Leben anderer Leute nicht. Aber natürlich gibt es da unterschiedliche Abstufungen, denn ich habe auch keine Prüfungsangst und mein Freund schon etwas. Er redet vor und nach der Prüfung nur noch davon und ich bin da einfach anders und entspannter. Ich muss sogar sagen, dass es mich teilweise etwas nervt, wie mein Freund sich verhält. Aber das kann man eben nicht beeinflussen und wenn er mich die ganze Zeit um sich herum haben muss, weil er meint, er wäre dann ruhiger, dann ist das vielleicht so.
Frei genommen habe ich mir deswegen aber nicht und könnte ich auch gar nicht, denn ich habe einfach viel zu tun und könnte mir nicht einfach frei nehmen und den ganzen Tag zu Hause sitzen und meinem Freund Mut zusprechen. Mein Freund findet das zwar traurig, weil er dann nicht von seiner Freundin abgeholt wird, aber ich habe eben auch noch ein anderes Leben, welches nicht direkt stehen bleibt, nur weil mein Freund Examen schreibt. Wie ist das bei euch, findet ihr teilweise auch, dass viele Menschen um ein Examen ein bisschen zu viel Rummel machen und ihre Mitmenschen dann auch mehr einbeziehen, als es nötig gewesen wäre? Nervt euch dieses Verhalten oder lasst ihr euch da mit einbeziehen und gehört vielleicht auch zu den Partnern, die sich dann frei nehmen?
Meine Abschlussprüfungen an der Uni habe ich recht gut allein hinbekommen. Natürlich war ich nervös, und hatte vorher auch fleißig gelernt und nicht immer jeden Tag brav selbst gekocht, aber nie hätte ich von jemandem verlangt, sein eigenes Leben und seine Aufgaben hinten an zustellen, weil Frau G. Muffensausen vor einer Prüfung hat.
Es ist ja ganz nett und rührend, wenn Mama und Papa ihrem erwachsenen Sprössling im Haushalt helfen und das Essen hinterher tragen, während der Partner das Händchen hält, aber ich frage mich doch, wie lange diese Fürsorge anhalten soll. Es gibt ja immer wieder kritische Phasen im Job wie auch privat und irgendwann muss man da alleine durch, beispielsweise, weil man weit weg gezogen ist oder Mama und Papa mittlerweile über neunzig und im Pflegeheim sind.
Außerdem hilft es dem Selbstwertgefühl, wenn man sich sagen kann: Das habe ich ganz alleine geschafft! anstatt dass man erst spät im Leben lernt, mit Stresssituationen alleine fertig zu werden, weil sonst niemand mehr da ist, den es interessiert.
Wenn mein Freund eine sehr wichtige Prüfung in irgendeinem Bereich hätte, dann wäre es für mich ganz selbstverständlich, dass ich ihn dorthin begleite und ihn dann auch wieder abhole, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte. Wenn es gut gelaufen wäre, dann würde er es mir sicherlich direkt mitteilen wollen und sich darüber sehr freuen, dass ich gleich bei ihm bin und er mir alles frisch erzählen kann. Und wenn es schlecht gelaufen wäre, dann müsste er wenigstens den Heimweg nicht alleine antreten und hätte jemanden, dem er seinen Missmut klagen könnte.
Ich finde einfach, dass es sich so gehört. Und ich kenne es eben so. Bei wirklich wichtigen Prüfungen und Ereignissen hat mich bislang immer jemand begleitet, der mir nahe stand. Zu so etwas schnödem wie meinen Abiturklausuren bin ich ganz normal wie an jedem anderen Schultag sonst auch mit dem Bus hingefahren, außer sie waren an einem Samstag, dann wurde ich gebracht und auch wieder abgeholt. Als wir dann aber unsere Abiturergebnisse abgeholt haben, hat mich auch jemand dorthin begleitet und ich war sehr froh und glücklich darüber, dass ich jemanden hatte, der mir eben dieses Interesse entgegengebracht hat und dem ich meine Freude über meinen guten Schulabschluss mitteilen konnte. Und zwar persönlich, nicht am Telefon oder so.
Wenn es meinem Partner gut tun würde, dass ich ihn zu einer Prüfung begleite, dann würde ich ihm zu Liebe einen Tag lang alles stehen und liegen lassen und ihn eben begleiten. Für die wirklich wichtigen Dinge wie die Versorgung der Haustiere wäre sicherlich Zeit und wenn nicht, dann würde sich jemand finden lassen, der diese Aufgabe übernimmt. Mir wäre mein Freund in so einem Moment wesentlich wichtiger als mein fortlaufendes Leben und ich zumindest hätte keine Probleme damit, auch wenn ich ebenfalls sehr viel zu tun habe und viele Dinge erledigen muss, einen Tag "Pause" einzulegen.
Schade würde ich es finden, wenn ich meinem Partner so einen kleinen Wunsch nicht erfüllen könnte und er deswegen traurig wäre. Ich möchte doch, das mein Partner glücklich ist und da muss man eben auch manchmal etwas für in Kauf nehmen, das man selber vielleicht nicht einmal nachvollziehen kann.
Bei meinem Partner ist es so, dass er auch schwierige und vor allem entscheidende Prüfungen hat. Momentan ist er mal wieder absolut im Prüfungsstress und ich unterstütze ihn wo es geht. Das heißt momentan mache ich das Essen, räume auf und mache sauber. Ich versuche so gut wie alles von ihm fern zu halten, wobei das ja auch nicht immer geht. Aber ich nehme mir dafür nicht extra frei, meine Arbeitszeiten sind so, dass das gut geht. Zu seinen Prüfungen bringe ich ihn aber nicht, er ist eh schon sehr nervös und da kann ich ihm nicht helfen.
Ich finde es nicht schlimm, wenn man den Prüfling unterstützt, wobei ich es schon sehr übertrieben finde sich frei zu nehmen. Immerhin kann man ja auch nicht die komplette Zeit frei nehmen und nur an dem einen Tag hat man ja schon genug Stress und da muss das nicht sein.
Also das finde ich ehrlich gesagt schon übertrieben. Natürlich ist man nervös vor Prüfungen und hat dann außerhalb der Lernerei nicht viel Zeit, großartig selbst zu kochen. Aber ich finde es maßlos übertrieben, wenn sich dann die Eltern tagelang freinehmen, um das Kind zu bekochen und den Haushalt dort zu schmeißen oder der Partner sich extra freinimmt, um Stunden lang Händchen zu halten und die Daumen zu drücken. Also wenn meine Schwiegereltern und mein Freund sich so benehmen würden wie oben beschrieben und mein Partner das sogar unterstützen und vielleicht sogar voraussetzen würde, wäre er in meinen Augen ein unselbstständiges Muttersöhnchen und damit käme ich überhaupt nicht klar. Dein Freund ist ja soweit ich mich recht entsinne schon über 30 und da finde ich es erst Recht befremdlich, wenn da die Eltern auftauchen und kochen und putzen, besonders wenn man schon lange ausgezogen ist und seinen eigenen Haushalt führt.
Bei Teenagern kann ich das ja noch halbwegs nachvollziehen. Als ich mich damals mit 20 eingeschrieben habe an der Universität, habe ich teilweise auch 19 Jährige gesehen, die in Begleitung von Mutti und Vati zur Einschreibung kamen, weil sie das alleine nicht auf die Reihe gekriegt hätten. Wobei ich persönlich alleine dort war und mich auch alleine um Umzug und Wohnungssuche gekümmert habe. Ich kenne da auch Exemplare, die hängen so dermaßen am Rockzipfel von Mama (sogar Töchter!), dass sie zu jeder Wohnungsbesichtigung Mama mitnehmen und den Mietvertrag auch nur dann unterschreiben, wenn die Mama das Einverständnis gibt. Wenn mein Partner mit 28 genauso an Mamas Rockzipfel seiner Mutter hängen würde wie oben beschrieben, könnte ich ihn nicht mehr als erwachsenen Mann Ernst nehmen.
Natürlich ist man auch mal im Stress und nervös. Ich habe vor kurzem eine Klausurphase hinter mich gebracht mit einigen wirklich wichtigen Prüfungen. Wenn ich diese nicht bestanden hätte, dann hätte sich mein Studium automatisch um ein ganzes Jahr verlängert. Da steht man dann natürlich unter Druck, wenn man sich das erst einmal bewusst macht. Aber trotzdem wollte ich alles alleine schaffen und ich hätte niemals verlangt, dass sich mein Partner extra freinimmt und mich permanent zu bedienen. Ich finde es auch unnötig, dass der Partner einen extra zur Prüfung hinbringt und auch wieder abholt und könnte das nur verstehen, wenn besagter Prüfling weder Führerschein noch Semesterticket hat und die Strecke mit dem Bus, dem Fahrrad oder zu Fuß unzumutbar wäre.
Es stimmt schon, dass man sich direkt mit dem Partner austauschen kann, wenn man sich unmittelbar vor oder nach einer Prüfung sieht Auf diese Weise kann sich der Prüfling den Kummer oder die Erleichterung von der Seele reden. Aber meiner Meinung nach kann man das auch telefonisch machen und braucht dabei nicht zwangsläufig die physische Anwesenheit des Partners.
Wir reden hier doch von erwachsenen Menschen, oder? Irgendwie klingt das für mich so, als würde es um Grundschulkinder gehen, bei denen die Eltern vor einer wichtigen Prüfung sicher gehen wollen, dass sie auf dem Schulweg nicht trödeln und pünktlich in der Klasse sind.
Meine Mutter hat sich nach meiner letzten Abiturprüfung den Mittag frei genommen und hat mich vor der Schule überrascht. Wir sind dann zusammen essen und einkaufen gegangen und haben uns einen schönen Tag gemacht nach dem ganzen Stress. Aber mich hat schon damals niemand mehr am Händchen genommen und in die Klasse geführt. Das hätte ich wohl auch mehr als peinlich gefunden.
Ansonsten hat sich die Unterstützung vor meinen Prüfungen immer auf ein leckeres Lunchpaket und aufmunternde Worte und Notizen beschränkt und das fand ich völlig ausreichend. Wenn jemand am Morgen extra zum Bäcker geht und meine Lieblingsbrötchen holt und mir dann auch noch mein Essen für die Pausen richtet ist das doch wirklich genug.
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